Home » Tests » Surround/Heimkino » Soundbars » Canton DM 90.3 – TV-Lautsprecher mit weiteren Kompetenzen
4. Oktober 2015von Martin Sowa
RedakteurGenerell sind TV-Lautsprecher bzw. Sounddecks dafür ausgelegt, direkt unter einem Fernseher platziert zu werden. Mit dem DM 90.3 hat Canton nun ein Modell entwickelt, das sich gar nicht unter einem TV-Gerät verstecken muss und optisch wie klanglich eine ganze Menge zu bieten hat.
Schlichtes Design ist Cantons Spezialität
Optisch bleibt Canton seinem Stil treu und setzt weiterhin auf sein gewohnt schlichtes Design mit cleveren Details. So bieten die hauseigenen TV-Lautsprecher auch ein optisches Highlight, ohne sich im Wohnraum unnötig aufzudrängen. Im Falle des DM 90.3 ist das eine durchaus beachtliche Leistung, schließlich ist das Sounddeck mit seinen Abmessungen von 90 x 30 Zentimetern Grundfläche und einer Höhe von 14,5 Zentimetern wahrlich kein kleines Kästchen, sondern schon ein ganz schöner „Apparat“, der allerdings so gar nicht klobig wirken will. Gerade die relativ geringe Tiefe sorgt allerdings dafür, dass Besitzer größerer TV-Geräte lieber den Standfuß ihres Fernsehers abmessen sollten, falls sie diesen auf dem DM 90.3 platzieren wollen. Diese könnten in Einzelfällen über den Canton hinausragen. Bei den X-förmigen Standfüßen, etwa bei einigen Samsung-Fernsehern, könnte das dann ganz schön wackelig werden. Und das trotz der vier massiven Standfüße des Canton, die den TV-Lautsprecher auch wirkungsvoll entkoppeln. In Sachen Gewicht gibt es da bei einer Tragkraft von bis zu 40 Kilogramm wohl keine Probleme.
Gerade bei der hochglänzenden Variante ist das schwarze Gehäuse (nur in der matten Ausführung gibt es neben Schwarz auch Weiß als Alternative) nicht unbedingt die beste Wahl, wenn man einen Fernseher direkt darauf stellen möchte. Zum einen liegt das natürlich daran, dass die edle Oberfläche dann kaum noch zu sehen ist und quasi „verschenkt“ wirkt, andererseits könnte der edle Lack auch beschädigt werden. Allerdings gibt es aber tatsächlich auch einen praktischbedingten Grund, denn der einzige (kleine) Nachteil dieser Ausführung ist seine hohe Anfälligkeit für Staub. Wie ein Magnet zieht das Sounddeck dann kleine Flusen und Staubkörnchen an, für deren Beseitigung Canton allerdings mit dem mitgelieferten antistatischen Mikrofasertuch „Cantoclean“ vorgesorgt hat. Bei freier Oberfläche erstrahlt der DM 90.3 dann schnell wieder im gewohnten Glanz – mit aufgesetztem TV-Gerät wird das natürlich etwas umständlicher.
Über die Verarbeitung braucht man bei Cantons Lautsprechern kaum Worte verlieren, hier werden alle Erwartungen mindestens erfüllt und in schöner Regelmäßigkeit übertroffen. Sämtliche Kanten und Übergänge sind absolut makellos gearbeitet und das Frontgitter passt sich perfekt ins Gehäuse ein. Einziger Kritikpunkt ist die Platzierung des Displays hinter dem Frontgitter, denn dadurch sind die Einblendungen für manche Nutzer vielleicht etwas zu schwer zu erkennen. Positiv hingegen fällt auf, dass sich die LED nach wenigen Sekunden Inaktivität selbstständig abschalten und beim Filmgucken keine nervige Lichtquelle stört. Darüber hinaus ist die Lackierung ziemlich robust und wird nicht bei jedem kleinen Stoß beschädigt. Selbstverständlich sollte man den Aufbau aber dennoch ruhig und mit der gebotenen Sorgfalt angehen. Angesichts der Preisempfehlung von 1.199 Euro dürfte das aber ohnehin eine Selbstverständlichkeit sein. Selbiges gilt auch für einen Mindestabstand von fünf Zentimetern an allen Seiten, die der DM 90.3 benötigt – vor allem auf der Rückseite ist es wichtig, damit die dort platzierte Bassreflexöffnung den Tiefton nicht ins unkontrollierte Dröhnen abdriften lässt.
Zum Anschließen bitte wenden
Auf der Rückseite befinden sich übrigens auch sämtliche Anschlüsse des DM 90.3, daher macht es durchaus Sinn, die Kabel einzustecken, bevor der TV-Lautsprecher in seine finale Position geschoben wird. Insbesondere, wenn man einen Fernseher direkt darauf platzieren möchte. Vor allem interessant ist der linke der vier HDMI-Slots, denn hier handelt es sich um den Ausgang zum TV-Gerät. Dieser Slot ist ARC-fähig und überträgt sowohl die Signale von weiteren Komponenten zum Fernseher, als auch den vom Fernseher empfangenen TV-Sound (bei integriertem Tuner im TV) zurück zum DM 90.3. Direkt daneben sind drei HDMI-Eingänge platziert, die sich zum Beispiel für den Anschluss von Blu-ray-Player oder Spielkonsole eignen und sogar 3D und 4K unterstützen. Wie es sich für einen Klangspezialisten gehört, sind aber auch reine Audio-Inputs vorhanden. Jeweils einer davon nimmt ein optisches Digitalkabel, ein Koaxialkabel oder ein analoges Cinch-Kabel auf. Dazu gibt es auf analoger Seite auch noch einen Ausgang für den Anschluss eines zusätzlichen Subwoofers – da hat Canton ja auch einige sehr hübsche und leistungsstarke Modelle im Angebot. Ohne sichtbare Schnittstelle kommt übrigens der Bluetooth-Anschluss aus, über den man den DM 90.3 ganz bequem mit Musik in CD-Qualität vom Smartphone beliefern kann. Wie immer legt Canton neben einer „Erstausstattung“ an Kabeln (bestehend aus je einem Kabel pro Anschlussvariante) auch eine sehr gut verständliche Bedienungsanleitung mit, anhand derer sämtliche Funktionen auch für Technik-Laien gut nachvollziehbar erklärt werden.
Aufgeräumte Fernbedienung
Ebenfalls im Lieferumfang befindet sich auch die obligatorische Fernbedienung, die vergleichsweise schwer ist und deshalb sehr gut in der Hand liegt. Die Vertiefung im Boden des Signalgebers wird bei kleineren Händen sicherlich ergonomische Vorteile bieten, hilft uns allerdings nicht so richtig weiter. Das macht aber nichts, denn auch so ist der übersichtliche Infrarotgeber sofort gut und intuitiv einzusetzen. Der An/Aus-Schalter ist durch einen roten Button hervorgehoben und wie die übrigen Tasten gut ablesbar beschriftet. Direkte Steuerung gibt es für die Lautstärke und Stummschaltung sowie das Bluetooth-Pairing. Die Tasten für die Quellenwahl, den Sound-Modus und die Sound-Anpassung hingegen springen mit jedem Drücken weiter durch das Menü – auch hier sorgt ein Blick in die Bedienungsanleitung im Zweifel sofort für Aufklärung. Wer übrigens einen Versatz zwischen Ton und Bild bemerkt, kann dies über das LipSync korrigieren. Sehr gut. Und auch das ist denkbar einfach. So muss die „Sound“-Taste lediglich für drei Sekunden gedrückt und anschließend der Versatz über die Lautstärke-Tasten angepasst werden.
Wer hingegen während des Fernsehens oder beim Filmgucken nur die Lautstärke ändern möchte, kann dies übrigens dank CEC-Standard auch über die TV-Fernbedienung regeln. Selbiges gilt für einen Blu-ray-Player – hier wechselt der DM 90.3 sogar automatisch zum entsprechenden Eingang, wenn die Wiedergabe des Players gestartet wird. Ebenso schaltet der Standby-Befehl für den Fernseher auch den TV-Lautsprecher automatisch in den Ruhezustand.
Virtual Surround mit Durchschlagskraft
Sind die Vorbereitungen abgeschlossen, ist der DM 90.3 im Prinzip schon startklar, dennoch empfiehlt Canton erst einmal eine Einspielzeit zwischen 15 und 20 Stunden. Natürlich kann man den TV-Lautsprecher auch in dieser Phase bereits nutzen, nur auf extreme Pegel und allzu eintöniges Zuspielmaterial sollte man verzichten. Wir geben dem DM 90.3 daher die benötigte Zeit und testen anschließend erst einmal die musikalische Stereo-Wiedergabe via Bluetooth-Funktion. Der melodische Groove der „Red Hot Chili Peppers“ bekommt sofort eine großzügige und dennoch präzise Bühne geboten, die sich deutlich über die tatsächlichen Ausmaße des Lautsprechers hinaus erstreckt. Das funktioniert so gut, dass man sofort den Eindruck gewinnt, statt des einzelnen Lautsprechers wirklich ein vollwertiges Stereo-Setup vor sich zu haben. Das alleine wäre ja schon mehr als beeindruckend, in Kombination mit der gleichzeitig vorhandenen Detailbrillanz ist das allerdings schon fast sensationell.
Angesichts dieser Vorstellung sind wir sehr neugierig auf die Filmton-Qualitäten, schließlich ist das ja auch die Kernkompetenz eines TV-Lautsprechers. Dazu legen wir die Blu-ray zum Science-Fiction-Film „Vice“ ein. Angesichts der beiden Darsteller Bruce Willis und Thomas Jane versprechen wir uns natürlich die ein oder andere Actionszene und werden nicht enttäuscht. Recht schnell geht es mit einigen Prügeleien ordentlich zur Sache und spätestens bei der ersten Schießerei zeigt der DM 90.3, dass er durchaus etwas davon versteht, den virtuellen Sound im Raum auszubreiten. Eine gewisse Grundkulisse spannt sich sehr großflächig und noch weiter als bei der Musikwiedergabe auf, während pointierte Effekte wie etwa einzelne Schüsse oder auf den Boden fallende Patronenhülsen sehr genau platziert werden können. Auch das druckvolle Tieftonfundament sorgt für eine sehr dynamische Basis, die der treibenden Filmmusik exzellent assistiert und generell mit ordentlicher Wucht zu Werke geht. Und das ohne den Dialogen und kleinen Details ihrer Klarheit zu berauben. Selbstverständlich fallen in Hinblick auf die Surround-Effekte die zu erwartenden Unterschiede zum „echten“ Surround-Sound eines 5.1-Systems auf. Dennoch liefert der Canton ein beeindruckendes Filtonerlebnis, das einen sofort packt und ins Filmgeschehen zieht. Eine Performance, wie sie nur ganz wenige Front-Surround-Sets zu leisten imstande sind. Somit ist der – zugegeben nicht gerade als Schnäppchen einzustufende – DM 90.3 in der Hinsicht deutlich mehr, als nur ein vernünftiger Kompromiss.
Fazit
Canton liefert mit dem DM 90.3 eine konsequente Weiterentwicklung seiner beliebten Vorgängermodelle. Ein Frontsurround-Setup, das auch den Anforderungen mittelgroßer Wohnräume gerecht wird. Neben der mitreißenden Filmtonwiedergabe besitzt der TV-Lautsprecher auch ernstzunehmende musikalische Qualitäten, die jeder Party die richtige Stimmung verpassen. Dank der unkomplizierten Installation und dem ebenso schlichten wie hochwertigen Äußeren muss sich der DM 90.3 auch gar nicht mehr unter einem Fernseher verstecken, sondern passt auch „solo“ ganz hervorragend aufs Lowboard.
Test & Text: Martin Sowa
Fotos: www.lite-magazin.de
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
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95 of 100
Technische Daten
Modell: | Canton DM 90.3 |
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Produktkategorie: | 2.1-Virtual-Surround-System |
Preis: | 1199,00 Euro / Stück |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | - schwarz hochglänzend - schwarz matt - weiß matt |
Vertrieb: | Canton, Weilrod Tel.: 06083 2870 www.canton.de |
Abmessungen (HBT): | 145 x 900 x 300 mm |
Gewicht: | 16,7 Kg |
Hochtöner: | 2 x 25 mm (Aluminium) |
Mittelöner: | 2 x 110 mm (Aluminium) |
Tieftöner: | 4 x 110 mm (Aluminium, Wave-Sicke) |
Prinzip: | Bassreflex |
Ein-/Ausgänge: | - 1 x HDMI Output (mit ARC) - 3 x HDMI Input (mit 3D, 4K) - 1 x Digital (optisch) - 1 x Digital (Coax) - 1 x Analog (Cinch) - 1 x Sub Out - Bluetooth 3.0 (apt-X Decodierung für Übertragung in CD-Qualität) |
Besonderes: | - Dolby® Digital decoder - DTS Digital Surround™ decoder - DTS TruSurround™ decoder - Stereo & Surround Sound - Bass und Höhenregelung - integrierter Subwoofer - LED-Display in Gehäusefront - kompakte Infrarot-Fernbedienung - hochwertiges MDF-Gehäuse - steuerbar mit TV-Fernbedienung - 3 Presets für optimale Anpassung an den Aufstellungsort - LipSync Funktion für exakte Sprachsynchronisation - einfache Installation |
Lieferumfang: | - Canton DM 90.3 - Fernbedienung - Netzkabel - HDMI Kabel (3,0 m) - Optisches digitales Audiokabel - Koaxiales digitales Audiokabel - Analoges Stereo Audiokabel - Bedienungsanleitung |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,0 |
Praxis (20%): | 1,0 |
Ausstattung (20%): | 1,0 |
Gesamtnote: | 1,0 |
Klasse: | Spitzenklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |