Home » Apple » iPhone » iPhone 5c – Für alle, die es anders mögen
3. November 2013von Roman Maier
Inhaber/GeschäftsführerEs ist besser ausgestattet als das iPhone 5, liegt geschmeidiger in der Hand als jedes Apple-Handy zuvor und präsentiert sich in knallbuntem Gewand. Die Sprache ist vom neuen iPhone 5c, welches in unserem Test imponierte und zugleich viele Fragen beantwortete.
Von der Vision zum Mythos
Es ist nicht einmal sieben Jahre her, dass Steve Jobs auf der Macworld Conference in San Francisco mit dem Satz „Heute wird Apple das Telefon neu erfinden, wir nennen es iPhone“ die Mobilfunkwelt revolutionierte. Der Siegeszug, den Apple dann wenige Monate später mit der Markteinführung des ersten eigenen Smartphones antrat, war enorm und ganz sicher auch für den erfolgsverwöhnten Vorstandsvorsitzenden des Mega-Unternehmens mit dem angebissenen Apfel überraschend. So wurden in den ersten sechs Monaten mehrere Millionen iPhones verkauft und bis Dato nicht für möglich gehaltene Rekordumsätz im iTunes-Store erzielt. Doch da man sich bei Apple bekanntlich nicht auf seinen Lorbeeren auszuruhen pflegt, versorgt das in Cupertino ansässige Unternehmen seine Jünger seitdem, Jahr für Jahr mit einer neuen, noch besseren Version seines iPhones. Jahr für Jahr spielen sich so im Vorfeld dann auch die gleichen Szenen ab: Medien spekulieren, angeblich durchgesickerte – aber zumeist wenig aussagekräftige Fotos und Videos machen die Runde und die Gerüchteküche brodelt. Ein Zustand, der sich auch in 2013 wieder einstellte – allerdings mit einem entscheidenden Unterschied: Diesmal nämlich waren sich Medien und Gemeinde relativ früh einig darüber, dass Apple mit der Einführung gleich zweier neuer iPhone-Modelle den nächsten Clou starten würde, um eine größere Zielgruppe zu erreichen und seine inzwischen an Samsung verlorene Marktführerschaft im Smartphone-Bereich zurückzuerobern.
Und während man in den letzten Jahren zumeist im Dunkeln tappte und sich die allermeisten Gerüchte in aller Regelmäßigkeit als falsch heraus stellten, präsentierte Apple am 10. September diesen Jahres mit dem iPhone 5s und 5c tatsächlich zwei neue Mobilfunkgeräte, die ganz unterschiedliche Reaktionen hervorriefen. Das oft spöttisch als „Billig-iPhone“ bezeichnete 5c scheint dabei besonders zu polarisieren und wurde bereits vor seiner Markteinführung von selbsternannten „Experten“ totgesagt. Gute Gründe also, dieses Gerät einmal auf Herz und Nieren zu untersuchen.
Was bietet das iPhone 5c?
„Apple hat heute iPhone 5c angekündigt, mit einem komplett neuen Design, vollgepackt mit unglaublichen Funktionen in fünf wunderschönen Farben – Blau, Grün, Pink, Gelb und Weiß. iPhone 5c baut auf einem Fundament an Funktionen auf, welche die Leute kennen und lieben, wie beispielsweise das wunderschöne 4-Zoll Retina Display, die rasend schnelle Performance des A6 Chips und die 8-Megapixel iSight Kamera – und das alles bei einer großartigen Batterielaufzeit. iPhone 5c kommt mit mehr LTE-Bändern als jedes andere Smartphone der Welt, einer neuen FaceTime HD Kamera und iOS 7, dem bedeutendsten iOS Update seit dem Original-iPhone. iPhone 5c ist alles was das iPhone 5 war und mehr, in einem komplett neuen Design vollgepackt mit großartigen Funktionen“. Mit diesen Worten leitet Apple Vorstellung des kleineren, der beiden brandneuen Handys ein.
Polycarbonat-Gehäuse
Das iPhone 5c ist nichtmal sechs Wochen auf dem Markt und musste bereits die ersten Beleidigungen über sich ergehen lassen. So wurde es als „Billig-iPhone“, „Plastikbomber“ oder „Kids-Phone“ beschrieben. Bezeichnungen, die einzig und allein auf der Tatsache beruhen, dass Apple in diesem Modell auf ein edles Alu-Kleid verzichtete und seine angeblich veraltete Technik stattdessen in ein Polycarbonat-Gehäuse steckte. Doch wer sich ein wenig mit diesem Material beschäftigt, der erkennst schnell, dass es sich dabei keineswegs um einen billigen Rohstoff handelt. Vielmehr handelt es sich um einen Kunststoff, der leicht, zugleich extrem robust, unempfindlich gegen Witterung, Hitze und Feuchtigkeit ist, und darüber hinaus als sehr guter Isolator fungiert. Eigenschaften, die beispielsweise in der Herstellung von Schutzhelmen, CDs, DVDs und Blu-rays sowie hochwertigster Koffer (z.B. Rimowa, Victorinox etc.) höchste Wertschätzung genießen. Aus diesen Gründen macht der Einsatz dieses Materials enormen Sinn. Die erste Berührung des sanft gerundeten Gehäuses offenbart dann ein weiteres Pro-Argument, denn das 5c offeriert eine samtig-geschmeidig Haptik, die geradezu danach verlangt ertastet zu werden. Es klingt vielleicht übertrieben, aber das 5c fühlt sich tatsächlich besser an und liegt besser in der Hand, als jedes anderes Apple-Handy – dass 5s übrigens eingeschlossen! Ob das 5c aber zwingenderweise in fünf unterschiedlichen Farben angeboten werden muss, oder ob es nicht auch farbige Schutzhüllen getan hätten, darüber kann man streiten. Ich jedenfalls hätte es begrüßt, wenn Apple seiner Linie folgend, wieder eine weiße und eine schwarze Ausführung vorgestellt hätte – aber das ist Geschmackssache. Für Apple jedenfalls scheint die Einführung einer bunten Serie aus strategischer Sicht – vor allem mit Blick auf den asiatischen Markt, sinnvoll.
Technische Neuerungen
Es ist relativ deutlich, dass das iPhone 5c weitestgehend technisch auf dem iPhone 5 (Test hier) basiert. Wie bereits erwähnt, verfügt somit auch die bunte Version über einen A6-Chip (Dual-Core), eine 8-Megapixel-Kamera, ein IPS-LCD-Display (Auflösung 640 x 1136 Pixel), Siri und FaceTime, um nur die wichtigsten Punkte zu nennen. Doch Apple hat seinem 5c auch noch ein paar Neuerungen spendiert. In erster Linie ist hier das brandneue LTE-Modul zu nennen: Statt bisher drei, ist das iPhone 5c in der Lage jetzt sieben LTE-Frequenzbänder zu nutzen. Laut Apple nutzt das iPhone 5c somit mehr Bänder als jedes andere Smartphone der Welt. Ein Vorteil, der speziell bei Nutzern, die viel auf Reisen und dort auf einen mobilen Highspeed-Internetzugang angewiesen sind, großen Anklang finden wird. Ein weiteres Highlight ist die neue Frontkamera. Obwohl die technischen Daten des 1,2-Megapixel-Frontknipsers denen des iPhone 5 aufs Haar gleichen, verfügt das Polycarbonat-5er über einen überarbeitet Chipsatz, der das Grundrauschen vermindern und zugleich unter schwierigeren Lichtverhältnissen bessere Bilder erzeugen soll.
Bedienung/Effektivität
Auch wenn einige „Experten“ bereits vor Auslieferung des 5c über den „alten“ Prozessor maulten, gehört dieser ganz sicher zu den Effektivsten seiner Zunft. Es beherbergt zwar „nur“ den A6-Chip, dieser steht dem im 5s verbauten 7er in der Alltagsnutzung aber kaum nach. So werden sämtliche Apps in Sekundenschnelle geöffnet, was einen unterbrechungsfreien Ablauf jeglicher Anwendung gewährleistet. Etwas gewöhnungsbedürftig ist hingegen das neue Betriebssystem iOS7, mit welchem jedes 5c serienmäßig ausgeliefert wird. Kein Wunder, denn noch nie waren die Unterschiede zwischen zwei Software-Versionen so eklatant wie zwischen iOS6 und iOS7. Doch auch wenn gerade die eingefleischten Apple-Fans (wenig überraschend) über das neue Betriebssystem meckern, sind sich die Amerikaner auch hier ihrer Linie treu geblieben und haben erneut eine Benutzeroberfläche geschaffen, die kaum Wünsche offen lässt. Apple-Neueinsteiger hingegen werden direkt von der intuitiven und durchweg selbsterklärenden Betriebssoftware begeistert sein, die einen schnell dazu einlädt sein neues Smartphone spielerisch zu erkunden – und zwar ohne eine Bedienungsanleitung zur Hand nehmen zu müssen!
Akku/Zubehör
Ein Blick auf die Ausstattungstabelle genügt, um zu erkennen, dass Apple die Akku-Leistung von 1440 auf 1510 mAh (Milliampere) – also um knapp fünf Prozent gegenüber dem iPhone 5, gesteigert hat. Auch wenn dies nur einen kleinen Sprung bedeutet, entspricht Apple damit zumindest pronzipiell dem Wunsch seiner Kunden nach einer längeren Akkuleistung. Wie lange der Akku dann tatsächlich durchhält ohne schlapp zu machen, hängt weiterhin ganz vom Nutzer ab. Entscheidend ist hier in erster Linie, die Art der Nutzung. Hält man sich beispielsweise hauptsächlich in WLAN-Bereichen auf, kann dies die Betriebsdauer deutlich verlängern. Bei „normaler“ Nutzung tut das iPhone 5c locker einen Tag lang seinen Dienst, ohne aufgeladen werden zu müssen. Herstellerseitig wird sogar von einer Standby-Dauer von bis zu 250 Stunden und einer Sprechdauer von 10 Stunden gesprochen. Betankt wird unser Testmodell, wie alle Apple-Mobilprodukte seit Einführung des iPhone 5 über den an der Gehäuseunterseite befindlichen Lightning-Connector. Standesgemäß liefern die Amerikaner zu diesem Zweck natürlich das passende (typisch weiße) Kabel inklusive USB-Netzstecker mit. Bei dieser Gelegenheit muss auch der zum Lieferumfang gehörige Kopfhörer Erwähnung finden. Hier setzt Apple weiterhin auf seine bereits aus dem iPhone 5 bekannten und im Vergleich zu sämtlichen Vorgängern deutlich verbesserten InEar-Headphones in ausschliesslich weißer Ausführung.
Empfang/Sprachqualität
Eines vornweg: Ich bin seit vielen Jahren iPhone-Nutzer und mit dem Gesamtpaket sehr zufrieden. Dennoch muss ich zugeben, dass die ersten Versionen des iPhones ganz sicher nicht die ideale Wahl für Vieltelefonierer waren, die großen Wert auf exzellente Sprachqualität legen. Mit der Markteinführung des iPhone 5 im letzten Jahr gelang Apple dann aber auch in dieser Beziehung eine deutliche Steigerung, die jetzt im 5c jetzt nochmals getoppt werden konnte. Dies jedenfalls stellte sich in meinem Test heraus, in dem das uns zu Verfügung gestellte gelbe 5c durch eine Sprachqualität zu überzeugen wusste, die der meines bisher genutzten iPhone 4 um Welten voraus ist. Mehr noch, denn auch in Sachen Empfang spielt das 5C gegenüber meinem privaten Apple-Handy in einer völlig anderen Liga und offeriert selbst in dem von mir bewohnten Stahlbeton-Mehrfamilienhaus, beste Empfangsbedingungen und eine sehr gute Dialogverständlichkeit.
Fazit
Man nehme ein iPhone 5 (Test hier), spendiere ihm ein paar Extras, eine neue Software und stecke es in ein buntes Polycarbonat-Gehäuse. Voilà … das iPhone 5c! Und das ist alles andere als „billig“, wie im Vorfeld oft kolportiert. Im Gegenteil, denn dieses Smartphone besticht durch seine geschmeidige Haptik, eine deutlich verbesserte Empfangs- und Sprachqualität, längere Akkulaufzeiten und ein ungewöhnliches Äusseres. Alles in allem ist das iPhone 5c somit ein durchweg gelungenes Smartphone, das perfekt auf die Wünsche design- und praxisorientierter User zugeschnitten wurde. Nur der Preis von 599 Euro (16GB-Version) bzw. 699 (32GB) dürfte gern etwas niedriger ausfallen.
Test, Text und Fotos: Roman Maier