Home » Tests » HiFi/Stereo » ASW Opus L14 – Design und Klang in Perfektion
19. Januar 2014von Martin Sowa
RedakteurNormalerweise gibt es vor einem Test ein paar grundlegende Infos vom Chefredakteur. So weiß man, worauf man sich einstellen muss. Dieses Mal lautete die Info lediglich: „Ich hab‘ da einen großen Karton für Dich!“
Aber Überraschungen sind ja immer nett und als ich mir besagten Karton abhole, verstehe ich die knappe Instruktion. Es handelt sich hier um ein Paar Opus L14 von ASW – das Modell ist so neu, dass es quasi noch gar keine Infos oder gar Erfahrungen geben kann. Bereits die kleine Schwester M14 (Test hier) durften wir als erstes Magazin überhaupt begutachten und auch die Standbox der Serie bekommen wir zum Premierentest. Gespannt öffne ich den Karton und werfe einen Blick in die „Wundertüte“…
Wie die Regalbox, ist auch der Standlautsprecher sehr kompakt entworfen. Ganze 108 Zentimeter ist er hoch, die Grundfläche beträgt inklusive Standfuß 24 mal 26,5 Zentimeter. Der Korpus selbst ist mit knapp 13 mal 15 Zentimeter sehr schlank. Optisch ist unser Testpaar in hochglänzendem Weiß gehalten, der Standfuß sowie die Abdeckung sind schwarz.
Designtechnisch hat sich ASW hier der schlichten Eleganz verschrieben. Und das ist hervorragend gelungen. Mir persönlich gefallen die beiden Säulen auf Anhieb. Übrigens lohnt sich hier der Blick auf die Details, denn die hochwertige Verarbeitung verdient besondere Aufmerksamkeit. Zwischen Seitenteilen, Oberseite und Rückwand lässt sich überhaupt kein Übergang ausmachen. Die Frontplatte hingegen hebt sich durch eine minimale Fuge vom Rest des Korpus ab. Sie ist allerdings so perfekt bearbeitet, dass sie das Gesamtbild um ein Vielfaches aufwertet. Diese kleinen Feinheiten zeichnen die L14 aus und finden sich mehrfach wieder, wie wir bei genauerer Betrachtung feststellen.
Der Standfuß beispielsweise wird von unten mit drei Schrauben angebracht, aus diesem Grund sind keinerlei Befestigungen sichtbar. In der Mitte der Bodenplatte befindet sich eine leichte Erhöhung, daher wirkt es so, als würde der weiße Korpus über dem schwarzen Bodenteller schweben. Ein toller Effekt, der durch diese simple Idee mit wenig Aufwand erreicht wird. Knapp über dem Standfuß befindet sich übrigens das Herstellerlogo, das ebenso wie die Abdeckung ohne Schrauben befestigt ist. Letztere wird magnetisch an ihrem Platz gehalten.
Kontrastreich bis ins Detail
Sehr schön ist hier auch der optische Kontrast der abgerundeten Ecken der Abdeckung zu dem klassisch rechteckigen Korpus. Erstaunlich, welch große Wirkung diese kleinen Details entfalten. Trotzdem schauen wir mal hinter die „Maske“ und entfernen die Gewebeabdeckung. Das geht problemlos mit einem Handgriff. Der Vorteil der magnetischen Befestigung ist natürlich, dass nach dem Abnehmen keine Löcher oder Stifte sichtbar werden. Stattdessen tauchen nun doch einige Schrauben auf – so ganz ohne geht’s halt nicht, schließlich müssen Hoch- und Tiefmitteltöner ja auch irgendwie befestigt werden.
Der Vorteil hier: die Schrauben sind ebenso schwarz wie die Membranen und fallen kaum auf. Ganz im Gegensatz zu dem feinen – und ebenfalls schwarzen – Metallgitter, das den Hochtöner schützt. Das ist uns bereits bei der M14 (Test hier) positiv aufgefallen und wird von ASW konsequent beim größeren Modell fortgeführt.
Der Hochtöner sitzt zwischen zwei Tiefmitteltönern und unter dem Trio findet eine Bassreflexöffnung ihren Platz. Dem Designanspruch folgend, ist die Öffnung exakt so groß wie der Hochtöner, so dass die Symmetrie in der Front erhalten bleibt. Leicht abgerundet ist das Bassreflexrohr zudem, was nicht nur für eine weichere Optik sorgt, sondern auch Ventilationsgeräusche unterbindet. Üblicherweise strahlt der Bassreflexport ja nach hinten ab, was bei zu großer Nähe zu Wand schnell negative Auswirkung auf den Klang hat. Die Ausrichtung nach vorn hat den Vorteil, dass die L14 auch bedenkenlos direkt an der Wand platziert werden kann.
Sicherer Anschluss durch massive Schraubklemmen
Apropos Geräusche. Wir reden hier ja schließlich von Lautsprechern und da spielt der Klang auch eine nicht unwichtige Rolle. In Sachen Design weiß die L14 zu überzeugen, wie sieht es nun mit ihrer Hauptaufgabe aus? Das werden wir gleich feststellen, erst einmal schließen wir die beiden Boxen an. Das geht wunderbar einfach über Schraubklemmen im unteren Bereich der Rückseite. Die Klemmen sind sehr massiv und stabil, auch Kabel mit größerem Durchmesser sind hier problemlos einsetzbar. Und dann kann’s auch endlich losgehen.
Wir gehen gleich mal ans Eingemachte und lassen die schottische Band „Biffy Clyro“ mit ihrem Album „Only Revolutions“ den Hörtest eröffnen. Nun muss dazu gesagt werden, dass der erste Titel „The Captain“ nach kurzer Pause mit schweren, sich nähernden Schritten beginnt. Leider war mir das nicht mehr so bewusst. Erst nach einem kurzen Adrenalinstoß habe ich gemerkt, dass sich doch niemand unbefugt Zutritt zum Gebäude verschafft hat und es tatsächlich die L14 ist, die hier einfach nur ihren Job erledigt. Und das tut sie unglaublich gut.
Ist da wer?
Als es dann mit den ersten Takten losgeht, gewinnt man nämlich doch noch den Eindruck, dass die erwähnten Schritte zu den Bandmitgliedern gehörten, die ihre Instrumente im Hörraum aufgebaut haben und nun wenige Meter von mir entfernt aufspielen. Das ist natürlich nicht der Fall, der Gedanke weckt allerdings meine Neugier und ich frage mich, wie denn wohl ein Live-Album mit dem Opus–Paar klingt.
Also krame ich mal wieder das „MTV Unplugged“-Album von „Die Ärzte“ hervor. Da habe ich mich nämlich schon oft darüber geärgert, dass bei weniger leistungsfähigen Lautsprechern die Musik von der Geräuschkulisse des jungen, zu Kreischanfällen neigenden Publikums überlagert wurde. Die L14 schafft es allerdings, dass hier tatsächlich die Musik im Vordergrund steht. Die diversen Instrumente sind allesamt wunderbar herauszuhören und kein Detail geht verloren.
Bleibt noch eine weitere Herausforderung. Schließlich ist kein reiner Tieftöner in der L14 verbaut, doch ab und zu möchte man ja schon ein wenig druckvollere Musik hören. Also dürfen „Godsmack“ mit dem schon etwas älteren Album „Awake“ mal ordentlich auf die Pauke hauen. Insbesondere beim Titeltrack sowie „Greed“ geht es schließlich ohne Umschweife zur Sache und die markanten Riffs sollten die Opus-Boxen bestimmt an die Grenzen ihrer Leistungsfähigkeit bringen können. Schon nach wenigen Takten ist klar: Nein, ganz im Gegenteil. Was die schlanken Lautsprecher hier abliefern, ist gelinde gesagt der Wahnsinn. Mit Unterstützung des Bassreflexports schieben die beiden Tiefmitteltöner eine unglaublich mächtige Kulisse in den Raum, die angesichts der schlanken Erscheinung der Lautsprecher eigentlich völlig unrealistisch erscheint. Selbst während der schnellen Soli in höheren Oktaven gehen weder Tiefdruck noch Präzision verloren. Egal, was man auch versucht, man kriegt sie einfach nicht klein. Und das nennt man dann wohl perfekt.
Fazit
Was ASW mit der L14 auf die Beine gestellt haben, verdient großes Lob. Es gibt keinen Grund zur Kritik, derart gut durchdachte Lautsprecher trifft man selten. Angefangen beim konsequent designten Äußeren bis hin zum bis ins Detail abgestimmten Innenleben erfüllen die Standboxen sämtliche Anforderungen und Wünsche, die man haben kann – oder übertreffen sie einfach noch mal…
Test, Text und Fotos: Martin Sowa