Home » Tests » HiFi/Stereo » Heco Aleva GT 1002 – Schlanke Schönheit mit Kraft und Leidenschaft
24. Januar 2014von Roman Maier
Inhaber/GeschäftsführerHecos Aleva-Serie ist unter Musik- und Filmfreunden gleichermassen beliebt. Die Gründe dafür liegen klar auf der Hand, denn wohl kaum einer anderen Lautsprecher-Linie gelingt es Leistungsstärke und Eleganz in dieser Art harmonisch miteinander zu vereinen sowie Auge und Ohr gleichermassen zu begeistern. Gute Argumente für ein Lifestyle– und Technikmagazin, sich das Flaggschiff der allerneuesten Aleva-Serie einmal ganz genau anzusehen. … Und ausserdem hatte ich auch meine persönlichen Gründe …
Mit Hecos Aleva-Serie verbindet mich eine ganz besondere Geschichte: Nämlich die, dass ich vor etwa drei bis vier Jahren eher zufällig Bekanntschaft mit der Standbox Aleva 500 machte, deren hübsche Gestalt sofort meine vollständige Aufmerksamkeit auf sich zog. Ich kann gar nicht genau sagen, was es eigentlich war, was mich dermassen anzog. War es die erstklassige Hochglanzlackierung, die hochgradig wertig anmutende Technik oder waren es die perfekten Proportionen? Wahrscheinlich war es der Mix aus allem, der mich unweigerlich dazu verführte, ein Aleva-Set für einen ausführlichen Test zu ordern. Und da Heco dafür bekannt ist, Lautsprecher zu allererst nach klanglichen Gesichtspunkten zu entwickeln, und erst nach Erreichen der bestmöglichen Audioqualität an das kosmetische Upgrade seiner Produkte denkt, waren meine Erwartungen entsprechend hoch. Letztlich wurden diese in meinem damaligen Praxistest dann sogar noch bei Weitem übertroffen, was die Aleva schliesslich in die Spitzengruppe meiner absoluten Lieblingslautsprecher katapultierte. Und glauben Sie mir, diese Liste der von mir auf Herz und Nieren geprüften Boxen ist sehr lang, denn in den letzten zehn Jahren hatte ich das Privileg weit mehr als 300 Lautsprecher-Sets testen zu dürfen. Jetzt wird es Sie sicher nicht überraschen, dass es für nur die logische Konsequenz war, gleich ein Paar Standboxen zum Test zu bestellen, als ich hörte, dass Heco eine Nachfolge-Linie „meiner“ Aleva präsentiert.
Nur das Beste …
„Wenn schon, denn schon!“ dachte ich mir, als mich die Heco-Marketing-Abteilung erkundigte, welches Modell ich denn gern testen würde. So sollte es natürlich das Flaggschiff der neuen Serie, die Aleva GT 1002 sein, die trotz ihrer vielversprechenden Ausstattung und ihrer stattlichen Erscheinung von 1,20 Metern zu einem erstaunlich geringen Preis zu haben ist. Gerade einmal den Gegenwert von 699,00 Euro pro Stück ruft der Hersteller für das Oberhaupt seiner neuen Aleva-Familie auf. Sie haben Recht, knapp 700 Euro pro Stück, bzw. 1.400 Euro für ein Paar Lautsprecher sind nicht gerade wenig Geld. Wenn man allerdings berücksichtigt, was Heco dafür bietet, muss man fast von einem „Schnäppchen“ sprechen, denn diese Boxen sind in jeder Hinsicht allererste Sahne! Aber beginnen wir von vorn: Das auffälligste Merkmal der neuen Linie ist offensichtlich das – wahlweise in weisser oder schwarzer Ausführung angebotene – edle Hochglanzkleid, in welches die deutschen Ingenieure ihren schlanken Drei-Wege-Tower steckten. OK, inzwischen werden selbst die günstigsten Schallwandler in Hochglanz-Optik angeboten, doch es gibt sehr gute und weniger gute Lackierungen. In diesem Fall handelt es sich allerdings eindeutig um eine sehr gute, denn das in einem aufwändigen Mehrschichtverfahren entstandene Piano-Finish, erweist sich selbst bei kritischer Prüfung als sehr anspruchsvoll und verleiht der 1002er Eleganz und Attraktivität. Dem will die Technik natürlich in keiner Weise nachstehen. Und da besondere Vorhaben besondere Maßnahmen erfordern, haben die Pulheimer bei der Entwicklung ihrer neuen Aleva-Familie weder Kosten noch Mühen gescheut, was Heco selbst wie folgt beschreibt: „Alle zum Einsatz kommenden Chassis wurden für die Aleva-GT-Serie komplett neu entwickelt, wobei dem nach neuesten Erkenntnissen entworfenen Tief-Mitteltöner mit 130 Millimetern Durchmesser eine zentrale und besonders wichtige Aufgabe zukommt. … Strömungsgünstig geformte Aluminiumdruckguss-Körbe mit Diamantschliff, langlebige Gummisicken und Membranen aus dem bewährten HECO-Kraftpapier sind auch für die neue Aleva GT selbstverständlich. Im Flaggschiff Aleva GT 1002 sorgt zusätzlich ein hochbelastbarer 250-Millimeter-Tieftöner in der Seitenwand für beeindruckende Bassperformance. Auch die Hochtonkalotte wurde nach modernsten Erkenntnissen neu designet. Der kurze Hornansatz der diamantgeschliffenen Aluminium-Frontplatte, der kräftige Doppelmagnet-Antrieb und die besonders breite Sicke sichern hohe Belastbarkeit, exzellente Dynamik bei allen Lautstärken und harmonische Schallabstrahlung. Die Gehäuse der Aleva GTs bieten dank hoher Wandstärken im Verbund mit Innenverstrebungen absolute Resonanzarmut, die Schallwände aller Modelle sind ein klangentscheidendes Konstruktionselement und mit 25 Millimetern Stärke besonders dick ausgeführt. … Zusätzlich optimieren die großzügig abgeschrägten Seiten der Schallwand die Akustik, indem sie Kantenreflexionen vermindern. Auf der Rückseite der Gehäuse sorgen verschraubte, strömungsoptimierte Bassreflexrohre für druckvolle und verzerrungsfreie Tieftonwiedergabe. Zum Anschluss stehen Bi-Wiring- und Bi-Amping fähige Anschlussterminals mit vergoldeten und schutzisolierten Schraubklemmen bereit. Phasen- und amplitudenkorrigierte Frequenzweichen – bei den Standlautsprechern mit der Option zur Anhebung des Hochtonpegels – garantieren überdurchschnittliche akustische Performance“.
In der Praxis
In erster Linie weiss die 1002er durch ihre nahezu perfekte Raumdarstellung zu imponieren, wobei der Ausrichtung der beiden Boxen in unserem Hörraum eine übergeordnete Rolle zukommt. Nach einigem Hin- und Herrücken stellt sich nämlich heraus, dass sie die leicht auf den Referenzplatz ausgerichtete Positionierung durch eine – sowohl in der Breite wie Tiefe – effektgeladene und zugleich glaubwürdige Klangbühne belohnt, die man kaum besser sein könnte. Bestätigung findet diese Erfahrung dann schnell in Mozarts „Fluete Concerto“, gespielt vom schottischen Kammerorchester. Quasi aus dem Nichts scheint sich das hier musizierende Kollektiv mit all seinen Bläsern und Geigern vor mir aufzubauen. Nahezu jedes Orchester-Mitglied bekommt dabei seinen festen Platz auf der imaginären Bühne zugeteilt, auf der selbst in komplexesten Passagen kein Detail unterzugehen scheint. Im Gegenteil, denn hier werden sämtliche Klanganteile förmlich in den Raum gesprüht, was dafür sorgt, dass sich unser Redaktions-Domizil innerhalb weniger Sekunden akustisch in einen Konzertsaal verwandelt. Das ist wirklich durchweg beeindruckend und war so ganz sicher nicht zu erwarten. Nochmal zur Erinnerung, hier haben wir es mit einem Lautsprecher-Setup für gerade einmal 1.400 Euro zu tun – für das Paar wohlgemerkt! Die Fülle an Feininformationen, die dem Hörer hier ohne die geringste Anstrengung zugänglich gemacht wird, ist in der Tat Aufsehen erregend! Doch die schlanken Rheinländerinnen können auch anders. Sobald gefordert, krempeln sie nämlich auch gern ihre Ärmel hoch und imponieren durch eine Grundtonwiedergabe, die sich gewaschen hat. Dabei bauen sie das Klangbild von unten heraus auf, ohne auch nur im Geringsten fett oder behäbig zu wirken. Im Gegenteil, denn mit jeder Menge Biss und zugleich alles andere als aufdringlich, stellt sie ihre Agilität beispielsweise in Sarah Moules „That Old Black Magic„ unter Beweis. Hier wissen dann auch die in jeder Box eingesetzten Mittelton-Duos optisch zu beeindrucken, die jedem Impuls punktgenau folgen, um nur Sekundenbruchteile später wieder absolut still zu stehen. Ein technischer Vorteil, von dem aber nicht nur der Grundton, sondern auch die Basswiedergabe profitiert, und der der Aleva GT 1002 erlaubt selbst komplexeste musikalische Aufgaben absolut souverän zu meistern. Dass unser Test-Pärchen auch selbst unter grösseren Lautstärkepegeln gelassen bleibt, findet seinen Beweis dann in James Blakes „Unluck“. Ein Titel, der schon so manches Testmodell schnell an seine Grenzen geführt hat. Nicht aber „meine“ beiden Alevas. Vorbildlich trocken, mit einem erstaunlichen Druck und zugleich alles andere als aufdringlich stellen die schlanken Schallwandler die markante Stimme des Künstlers, wie die immer wieder urplötzlich auftauchenden Bassattacken in stoischer Gelassenheit in unseren Hörraum. Und als wäre das noch nicht genug, wird diese ohnehin imponierende Bassperformance noch durch einen beachtlichen Körperschallanteil erweitert, der immer wieder zu flatternden Hosenbeinen führt. Ein Effekt, der vor allem Freunde der härteren musikalischen Gangart begeistern wird.
Tipps & Tricks zur Klangoptimierung
Einspielen lassen: Wie jedem unserer Testmodelle gönnen wir natürlich auch der Aleva GT 1002 die obligatorische Warmspielzeit von 48 Stunden. Das macht Sinn, denn erst nach einer adäquaten Einspielzeit, die bei manchen Lautsprechern auch weit über 100 Stunden betragen kann, sind die Voraussetzungen für die beste Klangqualität gegeben. Der Grund dafür sind u.a. die anfangs hohe Steifigkeit der mechanischen Bauteile (z.B. Sicke, Zentrierspinne), die sich erst nach längerem Gebrauch „lockern“ und ihren Dienst in gewollter Manier ausführen. Ein Punkt, den auch Sie unbedingt berücksichtigen sollten, bevor Sie sich an die weiteren Tuningmaßnahmen Ihrer neuen Lautsprecher machen.
Positionierung: Ist die Einspielzeit beendet, gilt es sich der Aufstellung und Ausrichtung der Lautsprecher zu widmen: Achten Sie zunächst unbedingt darauf, dass jede Box einen festen Stand hat und nicht wackelt. Eventuelle Boden-Unebenheiten können z.B. mittels zum Lieferumfang gehöriger Spikes ausgeglichen werden (Zum Lieferumfang der Aleva GT 1002 gehören sogar Spikes für den Einsatz auf Teppichböden sowie spitz zulaufende Kunststoffkegel für den Einsatz auf Fliesen- oder Holzböden). Hat der Lautsprecher dann seinen endgültigen Platz gefunden, gilt es ihn noch auszurichten. Probieren Sie zuerst die direkte Ausrichtung auf Ihren Referenzplatz. Drehen Sie die Lautsprecher anschließend in kleinen Zentimeterschritten nach Aussen. Der beste Ausrichtung ist gefunden, sobald Stimmen und Instrumente „einrasten“ und der Klang nicht mehr von den Lautsprechern zu kommen scheint, sondern im Raum steht. Bei vielen Titeln scheint die Stimme nun aus der Mitte, statt von rechts und links zu kommen.
Klanganpassung: Im Gegensatz zu den meisten Mitbewerbern wartet das Bi-Wire-Anschlussterminal der Aleva GT 1002 mit fünf statt vier Schraubklemmen auf. Dahinter verbirgt sich ein höchst hilfreiches Feature zur Anpassung der Hochtoncharakteristik an den betreibenden Verstärker, an die räumlichen Gegebenheiten oder den eigenen Hörgeschmack. Ist die Buchse „linear“ belegt, geht die Box eher ausgewogen zur Sache. Wählen Sie hingegen „+2dB“ wird die Hochtonwiedergabe im Pegel leicht angehoben. Welches die „richtige“ Einstellung ist, ist von der Raumgeometrie und -einrichtung sowie nicht zuletzt vom eigenen Hörgeschmack abhängig. Probieren Sie einfach beide Möglichkeiten aus.
Fazit
Klang- und Designanspruch müssen keine Gegensätze sein. Diesen Beweis tritt Heco mit seiner Aleva GT 1002 an, deren optische Erscheinung Eleganz und Charme versprühen und die zugleich hervorragende Klangeigenschaften an den Tag legt. Ausgewählte Materialien, eine sehr gute Verarbeitung und hervorragende Klangeigenschaften werden in diesem Lautsprecher zu einer perfekten Symbiose vereint. Kurz gesagt: Die Aleva GT 1002 ist eine leistungs- und klangstarke Empfehlung für den Wohnraumeinsatz, die obendrein zu einem fairen Preis angeboten wird.
Test & Test: Roman Maier
Fotos: lite-magazin