Home » Tests » Kopfhörer/Headsets » JBL Synchros 500 – Kopf-Rocker mit Gefühl und Ordnung
3. Januar 2014von Roman Maier
Inhaber/GeschäftsführerAuch wenn es manchmal nicht so ausschaut, sind Kopfhörer viel mehr als hippe Mode-Accessoires. Den Beweis dafür tritt JBLs Over-Ear-Modell Synchros 500 an, das eine überraschende Ausstattungsvielfalt bietet und sich klanglich als „sauberer“ „Rocker“ erweist. Aber Lesen Sie selbst …
In Zeiten leistungsfähiger Smart- und Mobile-Devices, sind Kopfhörer angesagter denn je. Kein Wunder, schliesslich entscheiden sich immer mehr Musikfreunde ihre Lieblingssongs auf ihrem Smartphone oder Tablet stets mit sich zu führen. Um diese dann in bestmöglicher Klangqualität zu geniessen, bedarf es eines Kopfhörers, der mit den ihm übergebenen Musikstücken umzugehen und in besten Hörschall umzuwandeln weiss. Auf der letzten IFA in Berlin durfte ich bei JBL ein solches Modell bestaunen, das ich kurz probehören durfte und dessen erster Klangeindruck mich bereits damals neugierig machte. Jetzt ist das „Synchros 500“ genannte Modell endlich lieferbar …
Wer ist JBL?
Getreu dem Firmenmotto „Pro Sound Comes Home“ nutzt JBL seit Firmengründung im Jahre 1946 seine Errungenschaften der professionellen Sparte, um diese mit den aktuellen Entwicklungen im Heimbereich zu kombinieren. So entstanden erfolgreiche Produktlinien wie beispielsweise die weltbekannte Control-Serie, die seit vielen Jahren zu den erfolgreichsten und meistverkauften Lautsprechern der Welt zählt. Doch JBL wäre nicht seit Jahrzehnten so erfolgreich, wäre man nicht stets bemüht, in allen Bereichen des täglichen Lebens besten Klang zu liefern. Angefangen bei der professionellen Bühnen- und Theaterbeschallung und der Herstellung anspruchsvoller Stereo- und Mehrkanalsysteme für den Privateinsatz, über die Entwicklung hochwertiger Soundsysteme im Automotive-Bereich, bis hin zu einem reichhaltigen Angebot mobil einsetzbarer, ultrakompakter Soundsysteme bietet JBL heute somit für nahezu jeden Sektor die passenden Schallwandler an. Dazu gehören seit einigen Jahren auch Kopfhörer, deren Entwicklung natürlich der gleichen Philosophie und identischen Vorgaben unterliegt und aus deren Mitte wir den S500 für einen ausführlichen Test orderten.
Unser Favorit der neuen Kopfhörer-Serie
Wie bereits kurz beschrieben, präsentierte JBL der Pressewelt seine neue Kopfhörer-Linie auf der IFA im letzen September. Insgesamt umfasst das neue Portfolio fünf Typen: die beiden In-Ear-Modelle S200 und S100, die On-Ear-Version S300 sowie die Over-Ears S700 und S500, wobei der Buchstabe „S“ jeweils kenntlich macht, dass es sich um Produkte der neuen „Synchros-Serie“ handelt. Unser besonderes Interesse erregte dabei bereits damals das Modell S500, welches (wie das Top-Modell S700) erstmals mit der zum Patent angemeldeten Signalverarbeitungstechnologie JBL „LiveStage“ auftrumpft. Diese soll eine realitätsnahe, warme Klangcharakteristik simulieren, die dem Hörer suggeriert, er wäre mit dem Musiker im selben Raum. Im Detail soll dabei eine anspruchsvolle räumliche Präsenz und Staffelung erreicht werden. Für eine verbesserte Bassperformance ist der mattschwarze Amerikaner zudem mit JBLs „PureBass“-Technologie ausgestattet. Dieses Feature ist besonders spannend, handelt es sich doch um eine Art aktiver Echtzeitkorrektur tieferer Frequenzanteile, die den Einsatz zweier AAA-Batterien erfordert und im Ergebnis eine präzisere und deutlich sattere Basswiedergabe verspricht.
Und auch die Integration haben die JBL-Ingenieure clever gelöst: Leicht zugänglich und zugleich optisch unsichtbar, wurde das Batteriefach kurzerhand in die rechte Ohrmuschel eingelassen. Eingeschaltet wird „PureBass“ dann übrigens über einen kleinen Schalter an der Unterseite der linken Ohrmuschel. Eine grüne LED bestätigt die Aktivierung. Und es wird noch besser, denn neben seiner vielversprechenden inneren Werte, besticht unser Testproband auch durch sein markantes Äusseres. Am auffälligsten erweist sich dabei der 3,2 Zentimeter breite Alubügel, der sich in 24 Stufen perfekt auf jede Kopfform anpassen lässt und auf dessen Oberseite das Herstellerlogo prangt. Weniger auffällig erweisen sich hingegen die superweichen ohrumschliessenden Lederpolster, die für eine sehr gute Geräuschisolierung sorgen und den Tragekomfort weiter erhöhen. Und die nächste Überraschung folgt auf dem Fusse, denn trotz seiner, optisch vielleicht etwas „schwer“ wirkenden mattschwarzen Farbgebung (der S500 ist aber auch in weisser Ausführung verfügbar), bringt unser Testgerät gerade einmal 200 Gramm auf die Waage. Berücksichtigt man jetzt noch sein intelligentes Gelenksystem, das die Ausrichtung beider Ohrpolster um je 180 Grad erlaubt, sowie seine Faltfunktion, verspricht sich der S500 bereits jetzt als perfekter Reisebegleiter.
Praktisch & bequem
Nachdem die optische Revision, die der S500 mit Bravour bestanden hat, abgeschlossen ist, geht es endlich in den schönsten Teil unserer Eignungsprüfung, den Praxistest. Und dieser beginnt gleich mit positiven Eindrücken, denn mit nur wenigen Handgriffen lässt sich unser mattschwarzer Testproband rutschfest an das Haupt schmiegen, so dass es eigentlich sofort losgehen könnte. Doch zuvor fallen mir erneut die weichen Lederpolster an Bügel und Ohrmuschel auf, die von Beginn an für ein sehr angenehmes Tragegefühl sorgen – ein Fakt, der unbedingt Erwähnung finden sollte. Mitgedacht haben die JBL-Ingenieure übrigens auch in Sachen Zubehör: So legen die Amerikaner jedem S500 gleich zwei etwa 1,20 Meter lange Kabel mit integrierter Fernbedienung bei. Warum zwei? Ganz einfach, damit die uneingeschränkte Kontrolle der Grundfunktionen wie Lautstärke, Skip, Play, Pause und On/Off in Verbindung mit Apple-Geräten wie auch Smartphones und Tablets anderer Hersteller vollumfänglich gewährleistet ist. Das nenne ich mal „kompromisslos“!
Im Hörtest
Der Fury-In-The-Slaughterhouse-Titel „3000 Kisses“ soll als erstes Auskunft über die klanglichen Eigenschaften des JBL-Büglers geben. Dabei lassen die ersten positiven Eindrücke nicht lange auf sich warten, denn bereits während der ersten Sekunden dieses Songs, beweist unser Testmodell, dass er zu den Besseren seiner Zunft gehört. Das macht sich zunächst in der blitzsauberen Darstellung Kai Wingenfelders Stimme bemerkbar, aus der der S500 den markanten Unterton sauber herausschält, ohne allerdings die kurz darauf einsteigenden Instrumente zu Statisten zu degradieren. Im Gegenteil, denn als der Gesang um Gitarren und Schlagzeug erweitert wird, wird erst so richtig deutlich, was dieser Kopfhörer in mittleren und oberen Frequenzlagen zu bieten hat. So brilliert er hier durch eine frische, jederzeit homogene und gleichberechtigte Staffelung sämtlicher, in diesem Bereich anfallender Klanganteile. Kein Spur von ohrenbetäubenden Höhen oder nervigen Zischlauten. Nein, eher würde ich die Performance, die ich hier erlebe, als „entspannt, ausgeglichen und dennoch intensiv“ beschreiben. Beeindruckende Bestätigung für das soeben Erlebte, erfahre ich dann, als ich wenige Minuten später auf Joe Bonamassas „The Last Matador Of Bayonne“ wechsle. Ein Song, der die Stärken des JBL ebenfalls perfekt widerspiegelt. Imponierend ist dabei die Detailreproduktion der leicht herausstechenden E-Gitarrenriffs, die trotzt ihrer (gewollt) unterschwelligen Aggressivität weder nervig, noch dominant erscheinen. So wünscht man sich die Musik-Wiedergabe via Kopfhörer, denn so macht der mobile Musikgenuss einfach Spass. Doch hier ist der Test noch lange nicht zu Ende, denn natürlich will ich noch wissen, was es mit besagter „PureBass-Funktion“ auf sich hat. Dabei stellt sich allerdings zunächst die Frage, welche Verbesserung diese Funktion überhaupt bringen soll, denn bereits im Passiv-Mode geht der S500 dynamisch und mit einem Bassvolumen zu Werke, von dem sich viele andere On-Ears eine grosse Scheibe abschneiden können. Ist der kleine Schalter an der linken Ohrmuschel dann aber umgelegt, wechselt der JBL nach einer kurzen Unterbrechung in den Aktiv-Modus. Und das was nun passiert ist überraschend, denn statt der erwarteten voluminöseren Bassdarstellung hat es eher den Anschein, als würde sich der S500 im tieffrequenten Bereich eher etwas zurücknehmen. Doch der Anschein trügt, denn statt auf Bass zu verzichten, scheint der S500 die ihm übertragenen Klanganteile nun aktiv zu ordnen, was zu einer deutlich klareren und strafferen Grundton- und Tiefbasswiedergabe führt. Das wird vor allem Fans dynamischer Rockstücke und elektronischer Musik freuen und hat ganz nebenbei auch noch die Eigenschaft, dass die Wiedergabe – selbst unter höchsten Lautstärkepegeln – deutlich entspannter erscheint und somit auch auf längeren Reisen uneingeschränkten Hörspass bereitet. Letzteres kann ich mit Fug und Recht behaupten, denn auch nach mehr als 30 Stunden, die mich der S500 inzwischen „aktiv“ begleitet, kann ich nur Gutes über ihn berichten. Und zwar aus klanglicher Sicht, wie in Sachen Tragekomfort …
Fazit
Mit dem Synchros 500 hat JBL einmal mehr einen absoluten Volltreffer gelandet. Die Gründe dafür sind vielfältig, denn neben seines schicken und zeitlosen Designs erweist sich der sehr gut verarbeitete Over-Ear auch als sinnvoll ausgestattet und klanglich auf höchstem Niveau. Besondere Erwähnung muss hier die Aktiv-Funktion finden, die den Unterschied zu den meisten Mitbewerbern der gleichen Preisklasse macht und dank derer das Musikhören auch nach mehreren Stunden nichts von seinem Spass einbüsst. Musikfreunde, die nach einem anspruchsvollen Kopfhörer für Rock, Pop und Elektrosounds suchen, sollten sich den S500 unbedingt einmal anhören.
Test & Text: Roman Maier
Fotos: Bernd Heuer
Model: Jenni Werner