Home » Tests » HiFi/Stereo » Q Acoustics Concept 20 – Laufsteg-Modell und HiFi-Genie
26. September 2014von Roman Maier
Inhaber/GeschäftsführerKompakte Lautsprecher, die hübsch ausschauen, gibt es viele. Wenn die Box darüber hinaus aber noch sehr gut klingen soll, wird die Auswahl schon deutlich kleiner. Die britische Klangschmiede Q Acoustics hat mit seiner Concept 20 ein solch seltenes Exemplar im Portfolio, das in meinem Praxistest zudem durch innere Werte und ein mehr als faires Preis-/Leistungsverhältnis auf sich aufmerksam machte …
Sie sind praktisch, nehmen kaum Platz in Anspruch und klingen nicht selten überdurchschnittlich gut. Nachvollziehbare Gründe, warum Regallautsprecher seit einigen Jahren einen wahren Boom erleben, dessen Höhepunkt noch lange nicht abzusehen ist. Es gibt sie in den verschiedensten Gehäuseformen, Farben und mit unterschiedlichsten Ausstattungspaketen. Weitere Argumente, die dafür sorgen, dass die kompakten Schallwandler nicht mehr ausschliesslich in Jugendzimmern und Büros, sondern immer häufiger auch in modern gestalteten Wohnzimmern eingesetzt werden, in denen die Technik in der Regel im Hintergrund verschwinden soll. Doch was wäre, wenn es eine Regalbox gäbe, die hervorragend klingt und obendrein einen optischen Leckerbissen darstellt, der viel zu hübsch ist, um ihn zu verstecken? Laut eigenen Angaben hat die britische Klangschmiede Q Acoustics mit seinem Concept 20 einen Lautsprecher im hauseigenen Portfolio, der all dies verspricht. Das hat mich neugierig gemacht, weshalb ich die zeitlos-elegant gestaltete Regalbox einmal ganz genau unter die Lupe genommen habe.
Blutjung und Besonders
Wer sich für den Kaufes eines Q Acoustics-Produktes entscheidet, der stellt zu Recht höchste Ansprüche. An die Material- und Verarbeitungsgüte, wie nicht zuletzt an die Klangqualität. Ein Ruf, den sich die im englischen Hertfordshire ansässigen HiFi-Spezialisten durch akribische Forschung, Knowhow und Fleiß hart erarbeitet haben. Nichts Besonderes, sollte man meinen. Falsch gedacht, denn wenn man bedenkt, dass Q Acoustics erst vor acht Jahren gegründet wurde, ist das Ansehen, das das noch blutjunge Unternehmen bereits heute geniesst, nicht hoch genug einzuschätzen. Das hat Gründe, denn Kompetenz und der unablässige Drang Gutes stets verbessern zu wollen, sind die Antriebsfeder, die die britische Lautsprecherschmiede zu einer inzwischen heissbegehrten Marke macht. Einer Marke, die sich immerzu neuen Herausforderungen stellt und stets auf der Suche nach neuen Wegen der Klangoptimierung ist.
Hohe Vorgaben, die es in jedem Modell unter Beweis zu stellen gilt. So auch in der uns zum HiFi-Test überlassenen Concept 20, die mit einem, in ihrer Klasse wohl einzigartigen Feature aufwartet: Im Gegensatz zu den allermeisten Regallautsprechern basiert dieses Modell nämlich nicht auf einer klassischen Gehäusekonstruktion, sondern besitzt noch einen zweiten, innenliegenden Korpus. Kurz gesagt: eine Raum-in-Raum-Konstruktion. Wer sich ein wenig mit Lautsprechern auskennt, der ahnt schnell, dass dieser Aufbau deutlich aufwändiger und natürlich kostenintensiver ist. Das ist nicht verwunderlich, denn neben dem fast doppelten Materialaufwand bedeutet dies auch ein geringeres Volumen, was die Entwickler wiederum vor völlig neue Herausforderungen in Sachen einzusetzender Technik stellte. Das Besondere kommt aber noch, denn Q Acoustics füllt dem Raum zwischen beiden Gehäusen mit einem (nicht aushärtenden) Gel. Ein Feature, das man „Gelcor“ nennt und ähnlich wie ein Schutzwall funktioniert. Der Einsatz dieser trägen Masse hat schliesslich zur Folge, dass das Innengehäuse quasi schwimmend gelagert ist und dass unweigerlich auftretende und klangschädigende Gehäuseresonanzen (wie sie bei „herkömmlichen“ Boxen fast alltäglich sind) in der Concept 20 erst gar nicht zur Entfaltung kommen können.
Optischer Leckerbissen und anspruchsvoll ausgestattet
Wer nun einen riesigen, grobklötzigen Lautsprecher erwartet, der irrt. Im Gegenteil, denn trotz aufwändiger Gehäusekonstruktion ist es den Ingenieuren gelungen einen gerade einmal 26 Zentimeter hohen und 17 Zentimeter breiten Zwei-Wege-Schallwandler zu kreieren. Ein Lautsprecher, der dank sanft gerundeter Kanten und hochwertig anmutendem Hochglanzkleid – erhältlich wahlweise in glänzend-schwarzer bzw. -weisser Ausführung – gerade in modern gestalteten Wohnräumen eine gute Figur macht. Entnimmt man die schwarze Stoffbespannung, die bis auf den unteren Teil (der das schicke Hersteller-Logo trägt) die gesamte Front bedeckt, wird der Blick auf die Chassis-Technik frei. Bündig in eine silbrig schimmernde Aluplatte eingelassen, umfasst selbige einen leistungsfähigen 25 Millimeter Hochtöner mit Seidenkalotte und den darunter platzierten Tiefmitteltöner. Trotz kompakter Gehäuseabmessungen weisst letzterer einen Durchmesser von stattlichen 125 Millimetern auf, was schon hier eine satte Bassperformance erwarten lässt.
Nicht minder imponierend geht es dann auf der Gehäuserückseite weiter: Zunächst ist dabei die mit einem strömungsoptimierten Austrittsport versehene Bassreflexöffnung zu nennen. Perfekt definiert, unterstützt diese unseren Testprobanden bei seinem Bestreben noch eine Etage tiefer hinab in den Basskeller zu steigen, was unsere Erwartungen an die eben beschriebene Bassperformance nochmals untermauert. Als nicht minder wichtig erweist sich das direkt darunter befindliche Bi-Wire-Anschlussmodul. Grosszügig dimensioniert, nimmt dieses sowohl unkonfektionierte Kabel grösseren Querschnitts wie natürlich auch massivere Bananas und Kabelschuhe auf.
Das Beste rauskitzeln
Es ist nicht immer, wie es im ersten Moment scheint: Obwohl kompakt und bildhübsch, hat die Concept 20 im ersten Teil meines Test eindeutig bewiesen, dass es sich hier keineswegs um einen rein designoriertierten Schallwandler handelt. Im Gegenteil, denn aufgrund ihres ungewöhnlichen, zugleich aber sinnvollen Gehäuseaufbaus und ihres erstklassigen Ausstattungspaketes wird schnell klar, dass es sich hier um ein Produkt handelt, das entwickelt wurde, um höchste Ansprüche in der Audiowiedergabe zu erfüllen. Um der Concept 20 dann auch die bestmögliche Klangqualität zu entlocken, sollte man sich an kleinere Vorgaben halten. Vorgaben, die weder Geld kosten, noch aufwändig sind und mit ein wenig Akribie dazu führen, dass die Box ihr volles Klangpotential entfaltet:
Erstens: Einspielzeit
Bevor wir einen Lautsprecher in den Praxistest schicken, erhält dieser eine 48-stündige Einspielzeit. Ein zwingend nötiger Vorgang, um einen Schallwandler objektiv beurteilen können. Hintergrund: erst nach einer adäquaten Einspielzeit, die bei manchen Lautsprechern auch schonmal 60, 80 oder gar 100 Stunden betragen kann, sind die Voraussetzungen für die bestmögliche Klangperformance gegeben. Gründe dafür sind u.a. in der anfangs hohen Steifigkeit vieler mechanischer Bauteile der Treiberkonstruktion zu finden. Man muss sich diesen Vorgang wie das „warm machen“ vor dem Sport vorstellen. Denn erst wenn alle Sehnen und Gelenke sorgfältig gedehnt und warm sind, sind sie voll einsatzfähig und lassen Höchstleistungen erwarten.
Zweitens: Wandabstand
Achten Sie darauf, dass Ihre neuen Boxen auf keinen Fall zu tief in der Zimmerecke stehen. Ein Punkt, der in besonderem Maße bei Lautsprechern mit rückwärtiger Bassreflexöffnung Berücksichtigung finden sollte. Das hat Gründe, denn die rückwärtige Wand sorgt für eine prägnante Anhebung im Tiefbassbereich. Das kann zwar vorteilhaft sein, kann im Extremfall aber auch zu nervigen Verzerrungen und zu Einbussen der Präzision im Bassbereich führen. Idealerweise gehen Sie wie folgt vor: Stellen Sie die Concept 20 auf den gewünschten Platz und vergrössern die Distanz Ihrer Boxen zur Rückwand in kleinen Schritten. Sie haben den idealen Abstand gefunden, sobald der Bass am lautesten (und unverzerrt) erscheint, ohne sich dabei in den Vordergrund zu schieben. In unserem Test habe ich mit einer Entfernung von 30 Zentimetern zur Rückwand die für meinen Geschmack ideale Position gefunden. Eine Patentlösung gibt es dazu allerdings nicht. Je nach Lautsprechergrösse, Räumlichkeit und eigenem Hörgeschmack können völlig andere Abstände ein besseres Ergebnis bringen. Somit gilt hier: „Probieren geht über studieren“!
Kleiner Tipp: sollte eine deutlich wandnähere Platzierung unumgänglich sein, verschliessen Sie einfach die rückseitigen Bassreflexports. Dieser Vorgang geht zwar mit kleinen Einbussen im Tiefbassbereich einher, sorgt andererseits aber für ein deutlich aufgeräumteres und „freieres“ Klangbild.
Drittens: Aufstellung/Ausrichtung
Ist die ideale Entfernung zur Rückwand gefunden, ist die Justage auch schon fast abgeschlossen. Im letzten Schritt geht es nun nur noch darum, den Lautsprecher bestmöglich aufzustellen und auszurichten. Idealerweise platzieren sie ihre Boxen so, dass sich der Hochtöner in etwa auf Ohrhöhe befindet. Zu diesem Zweck bietet Q Acoustics im Übrigen passende, ebenfalls mit Gelcor-Technologie ausgestattete Lautsprecherständer, die die Modellbezeichnung „Standfuß Concept 20“ tragen. Doch egal, ob auf passenden Ständern, im Regal oder auf dem Rack: achten Sie unbedingt darauf, dass die Box einen jederzeit festen Stand hat und nicht wackelt. Ist auch dieser Punkt erfüllt, geht es an die finale Ausrichtung Ihrer Schmuckstücke. Richten Sie diese zunächst direkt auf Ihren Hörplatz aus. Anschliessend drehen Sie die Lautsprecher parallel in kleinen Zentimeterschritten nach Aussen. Sie haben die ideale Positionierung gefunden, sobald sämtliche Klanganteile nicht mehr direkt aus den Lautsprechern zu kommen, sondern fest im Raum zu stehen scheinen.
Viertens: Zubehör
Für jeden Lautsprecher und jeden anderen HiFi-Baustein gilt: Er kann nur so gut klingen, wie die vorhandene Kette es zulässt. Aus diesem Grund lohnt es sich, ein paar Euro in passendes Zubehör zu stecken. Beispielsweise dienen die vielen HiFi-Geräten beiliegenden Lautsprecherstrippen maximal der Funktionsüberprüfung und sollten schnellstmöglich gegen hochwertigere Kabel ausgetauscht werden. Und keine Angst: ordentliche Verbindungen sind nicht zwingend teuer, können aber für eine deutliche Klangsteigerung sorgen. In unserem HiFi-Test haben wir im Zusammenspiel mit der Concept 20 sehr gute Erfahrungen mit dem Oehlbach Silverline 40 gemacht (uvP.: 9,99 Euro/Meter), welches sich darüber hinaus auch noch flexibel verlegen lässt.
Präzise, spritzig und frei von Aufstellungszwängen
Auch wenn mein Artikel dadurch vielleicht an Spannung verliert, muss ich mit meinem Kurzfazit beginnen. Dieses lautet: Diese Box ist grandios! Und das ist keineswegs übertrieben, denn die Concept 20 versteht es einfach Präzision, Agilität und Auflösung in perfekter Symbiose miteinander zu vereinen. Eine Performance, die weiss Gott nicht viele Regallautsprecher – und schon gar nicht in dieser Preisklasse – zu bieten haben. Und eine Darstellung, die sich bereits in während der ersten Testsequenz andeutet. Ansatzlos und ohne Umschweife werden Bässe und Grundtonanteile in Sarah Moules „That Old Black Magic“ durchweg dynamisch und mit höchster Spielfreude wiedergegeben, während sich Sängerin und Begleitorchester einer punktgenauen Darstellung erfreuen, die mich fast im Aufnahmestudio wähnen lässt. Letzteres ist der hervorragenden Raumdarstellung zu verdanken, mit der die hübschen Zwei-Wegler zu imponieren wissen und die die breit vor mir präsentierte Klangbühne bis in den letzten Winkel auszuleuchten scheint. Eine Tatsache, die mich dazu veranlasst noch ein wenig mit der Ausrichtung der Boxen zu experimentieren, was sogleich überraschende Allroundqualitäten meiner Testkandidaten zutage fördert: Positioniert man sie nämlich absolut parallel zueinander (also nicht auf den Hörer ausgerichtet), liefern sie besagte, tiefe Bühne. Und zwar in einer Breite, die deutlich über ihren Standort hinauszugehen scheint. Richtet man sie dagegen direkt auf den Hörplatz aus, reduziert sich der akustische Raum an den Flanken zwar ein klein wenig, dafür zeigen sich die Boxen im Mitten- und Hochtonbereich dagegen noch eine Spur präsenter und spritziger. Je nach Raumgrösse, Raumgeometrie und Hörgeschmack haben beide Aufstellungsvarianten ihre Vorteile. Mir persönlich gefällt die letztgenannte Lösung allerdings etwas besser. Diese Entscheidung scheint sich, zumindest meinen Geschmack betreffend, auch schnell als richtig zu erweisen, nachdem ich auf den Black-Sabbath-Titel „Paranoid“ wechsle. Ein Song, der das 20er-Pärchen offensichtlich dazu veranlasset seine Antrittsstärke unter Beweis zu stellen und mit höchster Agilität und voller Spielfreude loszulegen, während es – quasi nebenbei – für eine durchweg authentische Stimmabbildung sorgt. Ein für Regalboxen keineswegs übliches Verhalten, denn speziell Ozzy Osbournes Stimme wird über weniger gute Lautsprecher nur noch nervig und nochmal quäkiger als ohnehin dargestellt, was einem die Freude an diesem Meisterwerk der 70er-Jahre schnell verdirbt. Wer diesen Titel gut kennt und bereits über verschiedene Audiosysteme gehört hat, der weiss sicher wovon ich rede. Wie auch immer, letzteres ist hier zum Glück nicht der Fall und so erlebe ich eine Performance, die einfach anmacht und mich schnell dazu veranlasst meine Testphase noch um ein paar weitere Stücke des gleichnamigen Albums zu erweitern.
Die Concept 20 kann aber nicht nur schnell, präzise und agil, sondern auch sanft und feinfühlig. Attribute, die mir schnell auffallen, nachdem Dillons „Thirteen Thirtyfive“, im Player rotiert. Fast ist es nun so, als lausche man einem anderen Lautsprecher. Statt anspringender Dynamik herrscht nun eine warme, nahezu greifbare Atmosphäre, die die fast schon als fragil zu bezeichnende Stimme der in Berlin lebenden Künstlerin durch den Hörraum trägt. Und zwar mit jedem Ton, mag er auch noch so leise sein. Zugleich scheint es, als fasse das Q-Acoustics-Duo die ihm übergebenen Signalanteile mit Samthandschuhen an, um das zerbrechliche Stimmchen wohlbehütet zu Gehör zu tragen. Eine Performance, die eindeutig dem hier eingesetzten Hochtöner zu verdanken ist, der einfach nur präzise und offen aufspielt, ohne dabei scharf oder überzogen zu agieren. So muss es auch sein, denn nur, wenn der Schallwandler neutral reproduziert und somit den ganzen Facettenreichtum eines Live- oder Studiostückes rüberbringt, wird er rein hörtechnisch nicht mehr als Wiedergabegerät wahrgenommen. Zugleich sorgt er dafür, dass sich jeder Winkel des Raumes mit akustischen Details füllt. Das wiederum führt zu einem echten „Live-Erlebnis“ in den eigenen vier Wänden. Und genau das macht die obendrein bildhübsche Concept 20. Sie fügt nichts hinzu, unterschlägt nichts – und noch wichtiger: sie verfälscht nicht, sondern stellt nichts als die reine Musik in den Vordergrund. Eine Qualität, die zwar einige Standboxen besitzen, die jedoch nur unter den wenigsten Regallautsprechern – die dann allerdings zumeist deutlich teurer sind – zu finden ist.
Fazit
Mit seiner Concept 20 hat Q Acoustics zweifellos ein absolutes Highlight geschaffen. In unserem Praxistest überrascht sie nicht nur durch ihre hohe Materialqualität und exzellente Verarbeitung, sondern in mindestens gleichem Maße durch Neutralität und ihre enorme Agilität. Kurz gesagt, ein wahrer Tausendsassa, der den Spagat zwischen Design und höchstem Klanganspruch mit Auszeichnung meistert. Ein weiteres Argument, sich diese Box beim Fachhändler seines Vertrauens unbedingt einmal anzuhören, findet sich im Preis. Denn für die Concept 20 ruft der deutsche Vertrieb IDC Klaassen gerade einmal 498,00 Euro auf – für das Paar wohlgemerkt!
Test & Text: Roman Maier
Fotos: www.lite-magazin.de