Home » Tests » HiFi/Stereo » Jamo C103 – Designikone & High-End Kompaktlautsprecher
14. November 2014von Jonas Bednarz
RedakteurSie wollten sich schon immer mal ein hochwertiges Paar Lautsprecher gönnen, um ihre Lieblingsmusik in bestmöglicher Qualität genießen zu können? Einen Lautsprecher, der guten Klang, ein ansprechendes Äußeres und kompakte Abmessungen vereint. Wir hätten da was für sie: Die C103, den neuesten Spross aus dem Hause Jamo.
Den Namen Jamo haben sie sicher schon mal gehört, denn die dänischen Lautsprecherspezialisten gibt es nicht erst seit gestern, sondern bereits seit 1968. Dem Jahr, in dem Preben Jacobsen damit begann Schallwandler zu bauen. Das tat er nicht etwa in einem schicken Firmengebäude, sondern in seinem Hühnerstall im dänischen Fischerdörfchen Glyngore. Seit dem hat sich aber zweifellos einiges getan, denn bereits zehn Jahre später lief der einmillionste Jamo Lautsprecher vom Band und bescherte den Skandinaviern die europäische Marktführerschaft im Lautsprecherbau. Dabei haben die Entwickler immer besonderes Augenmerk auf ein gutes Preis/Leistungsverhältnis gelegt und darauf, maximalen Klang für das vorhandene Budget zu bieten.
Seit 2006 gehört die Firma nun zur Klipsch Group und damit zu einem der größten und erfolgreichsten Herstellern von Audioprodukten der Welt. Im Mai 2014 wurden mit der „Concert-Series“ dann die neuen Flaggschiffe aus dem Hause Jamo präsentiert, die sogleich neugierig machten. Seit einigen Wochen sind diese nun endlich lieferbar und natürlich sofort vom lite-magazin für einen Test geordert worden.
Jamo Concert-Series
Bei der Entwicklung der Concert-Serie hat sich ein ganzes Team – rund um den Designchef Kieron Dunk – versammelt, um ganz besondere Lautsprecher zu bauen. Lautsprecher, die einerseits der Jamo Tradition treu bleiben und andererseits die Messlatte ein Stück nach oben heben, um so zum neuen Aushängeschild des Unternehmens zu werden. Herausgekommen sind dabei wunderschöne Lautsprecher, die von „form follows function“ weit entfernt sind, denn schließlich hört das Auge mit. So steckte der Designer seinen Mitarbeitern ein besonders engagiertes Ziel, als er das Lastenheft für die Neuentwicklung formulierte. Dieses bestand aus nicht weniger als neun Kriterien, die für die Entwicklung unverzichtbar sein sollten. Die neuen Boxen sollten nämlich „unverfälscht, minimalistisch, natürlich, elegant, anspruchsvoll, klug aber vergnüglich, verspielt und natürlich ein bisschen dänisch“ sein. Dabei herausgekommen ist eine frische Palette von Lautsprechern, die bereits optisch hervorsticht. Im Gegensatz zu den meisten Konkurrenten sind die Jamos nämlich nicht eckig, sondern erfreuen sich einer runden Gehäuseform. Zwar nicht kugelrund aber doch merklich geschwungen und elegant, so dass sie nicht wie ein schnödes Stück Technik daher kommen, sondern einen gewissen ästhetischen Anspruch vertreten. Unterstrichen wird das Design von der hochwertigen Materialauswahl auf die das Entwicklerteam hier setzt: Während die Front des Lautsprechers immer in mattem schwarz gehalten ist, kann man bei der Gehäusefarbe wählen. Neben dem glänzenden Weiß unserer Testexemplare gibt es die Lautsprecher auch in hochglänzendem schwarz oder in rotbraunem Wallnussfurnier. Besonders angetan bin ich von der Kombination aus dem Echtholzfurnier an den Seiten und dem matten Schwarz auf der Front. Das tolle Design setzt sich übrigens vorn fort, denn die zwei bündig eingelassenen Chassis sind mit einem silbernen Verzierungsring eingefasst und werden so besonders betont. Ebenfalls große Aufmerksamkeit hat man dem Firmenemblem gewidmet. Selbiges ist aus dünnem Stahl gefräst und wurde hochglänzend poliert, bevor es am Fuße des Lautsprechers Platz nehmen durfte.
Die C103 im Detail
Wie für einen Lautsprecher dieser Größe üblich, arbeitet auch die C103 im bewährten Zwei-Wege-Prinzip. Das bedeutet, dass die vom verbundenen Verstärker gelieferten Frequenzen auf zwei Chassis aufgeteilt werden, ein großes für die tiefen Töne und das andere, kleinere für die hohen. Diese beiden Chassistypen werden in der gesamten Concert-Serie eingesetzt und können mit Fug und Rech als Neuentwicklung bezeichnet werden. Einer, bei der die Ingenieure allerhand technischer Kniffe angewendet haben, um den Klang so gut wie möglich zu machen. Die Membran des 17 Zentimeter großen Tieftöners wird daher in Sandwich-Bauweise erstellt. Das heißt, sie besteht aus mehreren Lagen verschiedenster Materialien mit unterschiedlichen Eigenschaften. Somit konnte sie trotz ihres geringen Gewichtes erstaunlich verwindungssteif und resonanzarm gehalten werden. Damit es dem Tieftonwandler nicht zu warm wird, verfügt dieser über einen massiven, sogenannten Phaseplug aus Aluminium, der die Wärme aus der Schwingspule nach aussen leitet. Das verringert gleichzeitig die Masse, die von der Schwingspule bewegt werden muss und sorgt so für bessere Impulstreue. Der ebenfalls neu entwickelte Hochtöner wurde hinsichtlich der Abstrahlcharakteristik besonders optimiert, um ein aussergewöhnlich räumliches und detailliertes Klangbild zu erzeugen. Damit er dieser Aufgabe ungestört nachkommen kann, wurde er vom Gehäuse entkoppelt und schwimmend gelagert, so dass eventuelle Gehäuseresonanzen nicht bis zu dem empfindlichen Hochtöner vordringen können. Wer die Chassis lieber nicht sehen möchte oder sie vor Kindern und Haustieren in Sicherheit bringen muss, für den liefern die Dänen natürlich auch die passenden Abdeckungen mit. Im Gegensatz zu vielen andern Boxen setzt Jamo hier nicht auf vollflächige Stoffgitter, sondern auf kleine runde Gewebeabdeckungen, die von einer fast unsichtbaren Nut gehalten werden und mittels derer sich jedes Chassis einzeln abdecken lässt. Hört sich kompliziert an, sieht in der Praxis aber wirklich super aus und ist dank der hervorragenden Passgenauigkeit kinderleicht zu montieren.
Rückseitig bieten die Jamos am eingelassenen und besonders solide ausgeführten Anschlussterminal die Möglichkeit zwei Kabel aufzunehmen, so dass die Lautsprecher in Bi-Wiring- oder Bi-Amping-Konfiguration betrieben werden können.
Mit ihren knapp 12 Kilo Gewicht (pro Stück) sind die C103 gemessen an ihrer Größe von 42 x 23 x 30 Zentimetern, als andere als Leichtgewichte, wobei bereits der Klopftest bestätigt, dass bei der Herstellung nicht mit Material gegeizt wurde. Ideale Voraussetzungen für besten Klang sind also gegeben.
Im Klangtest
Neben den optischen und haptischen Qualitäten interessiert uns natürlich insbesondere das klangliche Können der neuen Concert 103. Und so mussten die dänischen Schönheiten zunächst das übliche Einspielprogramm durchlaufen, um die mechanischen Teile des Lautsprechers einzuarbeiten, bevor sie ausgiebig probegehört wurden.
Und zum Probehören in unserem HiFi-Test wurden dann auch gleich große Geschütze aufgefahren: Pink Floyds „Dark Side Of The Moon“ nämlich, das auch fast 40 Jahre nach seiner Veröffentlichung immer noch gut ist und regelmäßig als Referenz herhalten muss. Besonders das vielseitige dritte Stück „Time“ höre ich dabei gern, denn wenn die diversen Wecker und Glocken die Ohren zu Beginn so richtig zum klingeln bringen, dann weiß man erstens, dass die Lautsprecher einen anständigen Hochton produzieren und zweitens, dass die Lautstärke passt. Über die Concert C103 wiedergegeben passt beides hervorragend. Mehr noch, denn selbst unter höheren Pegel gehen diese hier zwar zackig aber niemals aufdringlich oder nervend zur Sache. Weiter geht es dann mit dem ausgedehnten Intro, aus Percussion und Synthesizer, dass sich über zwei Minuten langsam aufbaut und dabei unwiderstehlich an Lautstärke und Bassintensität zunimmt. Wenn Lautsprecher das mitmachen, ohne dass der Bass schwammig und aufgedunsen klingt, dann machen sie auch alles andere klaglos mit. Kein Problem für mein Testpärchen. Im Gegenteil, denn die kompakten Jamos legen sogar noch einen drauf und stechen durch einen erstaunlich präzisen und voluminösen Bass hervor. Straff, kontrolliert, trocken – ideale Vorraussetzungen für Fans von Rock- und Elektromusik. Zugleich eine Performance, die mich durchweg überrascht, denn ehrlich gesagt kenne ich kaum einen Lautsprecher dieser Größe, der so viel sauberen Bass produziert, ohne ins Schlingern zu geraten oder unkontrolliert „herumzuwummern“! Einfach beeindruckend. Letztendlich restlos überzeugt haben die kleine 103er mich jedoch mit etwas anderem: Mit der hervorragenden Abbildung. Die Erklärung folgt auf dem Fusse, denn die zierlichen Lautsprecher glänzen zugleich mit ihrer imponierend plastischen Bühnendarstellung. Dabei ist die Tiefenstaffelung, anders als bei den meisten anderen Lautsprechern, deutlich ausgeprägter als die Staffelung in der Breite. In der Kombination aus üppiger Tiefen- und Breitenstaffelung entsteht so ein dreidimensionales Klangbild, das so echt wirkt, als könnte man es anfassen. Das ist wirklich großes Kino für die Ohren!
Fazit
Einmal mehr haben die Ingenieure von Jamo einen beeindruckenden Lautsprecher geschaffen. Die C103 aus der neuen Concert-Series überzeugt bereits auf den ersten Blick mit ihrem eigenständigem Design in makelloser Fertigungsqualität. Im Hörtest überrascht sie mit üppigem Bass und grandioser Tiefenstaffelung. Der Paarpreis von 1.500 Euro für die lackierte Variante (Wallnuss: 1.800 Euro) sind also gut angelegtes Geld für anspruchsvolle HiFi-Fans, die maximalen Klang aus kompakten Lautsprechern suchen.
Test & Text: Jonas Bednarz