Home » Rezensionen » Die unüblichen Verdächtigen – Bankraub ist wie Schach spielen
29. Januar 2015von Martin Sowa
RedakteurAls sein Vater plötzlich stirbt, sehen sich Jonathan und seine Mutter nicht nur der Trauer sondern auch großen finanziellen Problemen ausgesetzt. Also schmiedet Jonathan den bisher größten Plan seines noch jungen Lebens.
Der junge Jonathan (Gil Blank) ist äußerst klug, allerdings macht ihn das auch zur Zielscheibe seiner weniger cleveren Mitschüler wie dem ebenso schlichten wie übergewichtigen Ely. Richtige Freunde hat er ebenfalls nicht, abgesehen von seinem Vater Daniel (Zvika Hadar). Der arbeitet als Security-Chef in einer Bank in Jerusalem und Jonathan verbringt viel Zeit bei ihm im Büro. Doch als Jonathan sich mit einem cleveren Plan an seinen Mitschülern rächt und dafür von der Schule suspendiert wird, macht das schwache Herz seines Vaters die Aufregung nicht mehr mit. Er verstirbt im Tresorraum der Bank. Doch weil er nicht alleine dort war, will die Versicherung nicht zahlen – für Jonathan und seine Mutter Dorit (Yaël Abecassis) ist das Geld aus der Witwenrente jedoch überlebenswichtig.
Deddy (Moshe Ivgy), der Chef seines Vaters, nutzt um diese Probleme wissend die Situation aus und macht sich an Jonathans Mutter heran. Das gefällt dem Jungen gar nicht. Zumal er nun eine Menge Zeit mit seinem starrköpfigen Großvater Eliyahu (Sasson Gabai) verbringen muss, mit dem er zunächst nicht besonders gut auskommt. Doch als Eliyahu dem verwöhnten Ely sehr deutlich klar macht, seinen Enkel in Ruhe zu lassen, bessert sich das Verhältnis sofort. Und als Jonathan erfährt, dass sein Großvater und sein Freund Nick (Moni Moshonov) früher einmal als Bankräuber aktiv waren, schmiedet Jonathan einen Plan, um nicht mehr auf das Geld vom neuen Liebhaber seiner Mutter angewiesen zu sein.
Auch wenn die meisten Namen im Abspann dem Publikum hierzulande wohl nur wenigen Zuschauern etwas sagen werden, taucht doch ein sehr bekannter Schauspieler in der Liste auf: Sir Patrick Stewart tritt als englischer Lord Michael Simpson auf und bringt als Fremdkörper in Israel so einiges durcheinander. Doch die Chemie zwischen den unterschiedlichen Charakteren stimmt und obwohl der Lord es nicht schafft, den Namen seines Schwagers Eliyahu korrekt auszusprechen, holt ihn dieser ins vierköpfige Team für den geplanten Banküberfall. Das natürlich nicht alles so läuft wie beabsichtigt und Improvisation gefordert ist, ist allerdings auch klar – schließlich handelt es sich bei Die unüblichen Verdächtigen um eine Krimi-Komödie.
Die vorwiegend einheimischen Schauspieler der israelischen Produktion sind dem deutschen Publikum möglicherweise unbekannt, haben allerdings abgesehen von Gil Blank jeweils eine lange Filmografie aufzuweisen. Allen voran Sasson Gabai wird der ein oder andere Action-Fan aber schon einmal gesehen haben: In „Rambo III“ von 1988 spielte er Mousa – den Mann, der Sylvester Stallone alias Rambo mit Waffen versorgt und die berühmte „Blaue Licht“-Szene prägte. Der wie erwähnt hierzulande wohl bekannteste Darsteller des Film ist Sir Patrick Stewart – immer für ironische Szenen gut, etwa als er in einem Theaterstück den Darth Vader gibt oder auf die vorwurfsvolle Frage, ob er eigentlich wisse, was in Coca Cola so alles enthalten sei, wahrheitsgemäß verneint, da das Rezept schließlich geheim sei. Zwischendurch finden auch andere bekannte Zitate (z.B. „Ich werd‘ zu alt für diese Scheiße!“) aus bekannten Blockbustern eine Erwähnung und sorgen immer wieder für ein Schmunzeln.
Interessant bei der Erzählweise des Films sind die häufigen Zeitsprünge, vor allem bei der Entwicklung des großen Plans und immer wieder eingeschobene Dokumentations-Szenen, in denen unterschiedliche Beteiligte Kommentare zum Geschehen abgeben und die Abläufe im Nachhinein analysieren. Dem Schwung der Handlung tut das jedoch keinen Abbruch, die Geschichte verläuft trotz dieser öfter ruhiger wirkenden Szenen keinesfalls langweilig. Wie bei Kriminalfilmen üblich lebt die Spannung natürlich von der Frage, ob wohl alles glatt läuft – die immer wieder auftretenden kleinen bis großen Wendungen und das überraschende Ende tragen allerdings auch entscheidend dazu bei.
Ebenso makellos wie der Spannungsverlauf sind auch Bild und Ton der Blu-ray. Zwar wird weder das eine noch das andere auf spektakuläre Prüfungen gestellt, doch es gehört schon einiges dazu, während der ausgelösten Alarmanlage in der Bank im allgemeinen Chaos die wesentlichen Dialoge so klar herüberzubringen. Leider gibt es bis auf die Trailer kein Bonusmaterial – ein Einblick hinter die Kulissen wäre durchaus interessant.
Fazit
Die unüblichen Verdächtigen liefern eine großartige Kriminalgeschichte ab, die sowohl zu bewegen als auch zu unterhalten weiß. Dass die hierzulande wohl eher unbekannten Schauspieler in Israel bereits durchaus prominente Gesichter sind, dürfte nach diesem Film nur allzu verständlich sein. Einzig das fehlende Bonusmaterial trübt den ansonsten hervorragenden Eindruck ein wenig.
„Die unüblichen Verdächtigen“ ist auf DVD und Blu-ray im Vertrieb der EuroVideo Medien GmbH erhältlich.
Originaltitel
Hunting Elephants
Genre
Komödie
Laufzeit
ca. 108 Minuten
Altersfreigabe
ab 12 Jahren
Regie
Reshef Levi
Cast
Sir Patrick Stewart, Sasson Gabai, Moni Moshonov, Gil Blank
90 of 100
85 of 100
85 of 100
85 of 100
86 of 100