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Als in Hamburg ein Flüchtling auftaucht, sind Anti-Terroreinheiten, Geheimdienste und Verfassungsschutz gleichermaßen alarmiert – allerdings alle aus unterschiedlichen Gründen. A Most Wanted Man – Die Suche nach dem Puppenspieler

Als in Hamburg ein Flüchtling auftaucht, sind Anti-Terroreinheiten, Geheimdienste und Verfassungsschutz gleichermaßen alarmiert – allerdings alle aus unterschiedlichen Gründen.

Wer ist Issa Karpov (Grigoriy Dobrygin) und was verschlägt ihn nach Hamburg? (© Senator Film)

Wer ist Issa Karpov (Grigoriy Dobrygin) und was verschlägt ihn nach Hamburg? (© Senator Film)

 

 

Zunächst einmal stehen sie jedoch alle vor derselben Frage: Wer ist dieser Issa Karpov (Grigoriy Dobrygin) und aus welchem Grund hält er sich nun ausgerechnet in Hamburg auf? Günther Bachmannn (Philip Seymour Hoffman) und sein geheimes Spionageteam zur Abwehr von terroristischen Angriffen sind die ersten, die unbemerkt Kenntnis von Karpovs Vergangenheit erlangen. Offenbar ist er halb Russe, halb Tschetschene und in Russland Opfer von Folter und anderen Menschenrechtsverletzungen geworden. Sein Vater ist verstorben und hat in einer Bank in Hamburg eine allem Anschein nach ebenso große wie illegal erworbene Geldsumme hinterlassen. Weil Karpov einer türkischen Frau beim Tragen der Einkäufe hilft, kommt er in Kontakt zur islamischen Gemeinde und zur Menschenrechtsanwältin Annabel Richter (Rachel McAdams), die ihn in seinem Bestreben nach Asyl bzw. Bleiberecht unterstützt.

Die Suche nach Karpovs Erbe führt Richter zum Banker Thomas Brue (Willem Dafoe), der daraufhin wie Richter selbst ins Visier von Bachmann gerät. Denn dieser verdächtigt seit geraumer Zeit den islamischen Gelehrten Dr. Faisal Abdullah (Homayoun Ershadi), in die Finanzierung des islamistischen Terrors verwickelt zu sein. Nun will er Karpov als Köder einsetzen, um an Abdullah und dessen Hintermänner heranzukommen. Doch sowohl CIA als auch Verfassungsschutz setzen Bachmann unter Druck, weshalb er bei der Umsetzung seines Plans und den dafür notwendigen Ermittlungen immer skrupelloser vorgeht. So stellt sich immer wieder die Frage, wer eigentlich auf welcher Seite steht und wem man überhaupt noch trauen kann.

Günther Bachmannn (Philip Seymour Hoffman, l., mit Daniel Brühl und Vicky Krieps) und sein Team sind die ersten, die unbemerkt Kenntnis von Karpovs Vergangenheit erlangen.  (© Senator Film)

Günther Bachmannn (Philip Seymour Hoffman, l., mit Daniel Brühl und Vicky Krieps) und sein Team sind die ersten, die unbemerkt Kenntnis von Karpovs Vergangenheit erlangen. (© Senator Film)

 

In fast zwei Stunden Spielzeit setzt der niederländische Regisseur Anton Corbijn die Buchvorlage „Marionetten“ des Engländers John le Carré um und geht dabei tief ins Detail der verworrenen Handlung voller Intrigen. In einigen Details weicht der Film zwar von der Vorlage ab, verliert dadurch aber keineswegs an Aussage oder Intensität. Die äußerst hochkarätige Besetzung ist natürlich ebenfalls ein Garant für eine gelungene Umsetzung der Geschichte – schon der mittlerweile verstorbene Philip Seymour Hoffman allein ist als Leiter der geheimen Spionageeinheit enorm beeindruckend in der vielfältigen Darstellung seiner Rolle und stellvertretendes Qualitätsmerkmal für den gesamten Film.
An seiner Seite ist Nina Hoss als Erna Frey die einzige Vertreterin der beteiligten deutschsprachigen Schauspielerriege, die eine wirklich nennenswerte Gewichtung erfährt. Denn obwohl zum Beispiel Daniel Brühl und Kostja Ullmann durchaus zu den in Deutschland bekannteren Darstellern gehören, stehen sie in A Most Wanted Man sehr deutlich im Schatten der internationalen Stars. Das ist zwar angesichts des Schauplatzes Hamburg schade, vor dem Hintergrund der britischen Produktion und englischer Originalsprache allerdings auch nachvollziehbar.

Der mittlerweile bereits verstorbene Philip Seymour Hoffman liefert in seiner letzten Hauptrolle eine grandiose Leistung ab. (© Senator Film)

Der mittlerweile bereits verstorbene Philip Seymour Hoffman liefert in seiner letzten Hauptrolle eine grandiose Leistung ab. (© Senator Film)

 

 

Wiederrum beeindruckend ist, wie die Besetzung von Diversität geprägt ist. Neben den US-amerikanischen Hauptdarstellern Hoffman und Willem Dafoe (sowie der aus „House of Cards“ bekannten Nebendarstellerin Robin Wright) und der Kanadierin Rachel McAdams werden die übrigen wesentlichen Figuren vom Iraner Ershadi sowie dem Russen Grigori Eduardowitsch Dobrygin und dem Belgier Mehdi Dehbi (als Jamal, Bachmanns Informant) verkörpert. Insbesondere die beiden jungen Letztgenannten können trotz ihrer relativ geringen Erfahrung bereits sehr gut mit den routinierten Stars mithalten und ihre Rollen extrem glaubhaft rüberbringen. Ganz im Gegensatz zu Herbert Grönemeyer übrigens, der in einer Nebenrolle auftritt und als Komponist des Soundtracks deutlich mehr überzeugt als im schauspielerischen Bereich.

Der

Der „Most Wanted Man“ Issa Karpov (Grigoriy Dobrygin) erhält Unterstützung von Anwältin Annabel Richter (Rachel McAdams). (© Senator Film)

 

 

Wie erwähnt führt Corbijn extrem linear Regie und verzettelt sich trotz der komplexen Handlung nicht. Das Ende löst die wesentlichen Fragen tatsächlich auf (so viel sei an dieser Stelle verraten), lässt dem Zuschauer allerdings auch noch genug kreativen Freiraum, um die Zukunft der Beteiligten selbst weiterzuspinnen. Beeindruckend ist die Spannung, die alle Beteiligten aufzubauen und zu erhalten verstehen. Dass Corbijn dabei mit einem Minimum an physischer Gewaltdarstellung auskommt, ist für diese Art von Film und Thema ja eher ungewöhnlich – diese wird aber durch ein überdurchschnittliches hohes Maß an psychologischer Brutalität auf weitaus höherem Niveau ersetzt. Wer also eher auf psychologische Thriller denn stumpfe Action steht, dürfte an A Most Wanted Man auch mit hohen Erwartungen Gefallen finden.

Nina Hoss spielt als Erna Frey die nennenswerteste Rolle der deutschsprachigen Darsteller. Herbert Grönemeyer (l.) hingegen wirkt in seiner Rolle recht hölzern. (© Senator Film)

Nina Hoss spielt als Erna Frey die nennenswerteste Rolle der deutschsprachigen Darsteller. Herbert Grönemeyer (l.) hingegen wirkt in seiner Rolle recht hölzern. (© Senator Film)

 

Technisch ist an der Blu-ray nicht das Geringste auszusetzen. Die Bildqualität ist schlicht überragend. Bereits die erste Szene, ein kurzer Prolog über den Hintergrund zu Bachmanns Geheim-Einheit, beeindruckt durch die hohe Detailtreue, mit der die feucht-glitzernde Hafenmauer, über die Issa Karpov auf Hamburger Stadtgebiet klettert, dargestellt wird. Auch beim ersten Auftritt von Hoffman schafft Kameramann Benoît Delhomme eine imposante perspektivische Tiefe, indem er Vordergrund und Hintergrund leicht verschwimmen lässt und im Fokusbereich jedes Detail kristallklar hervorhebt. In Kombination mit dem atmosphärischen Geschick des vor allem für Musikvideos bekannten Regisseurs Corbijn erschafft allein die Szenerie – besonders während nächtlicher Autofahrten – regelmäßig eine mitreißende Stimmung.
Auch der Ton weiß in allen Belangen zu überzeugen, Originalton wie Synchronisation sind hervorragend umgesetzt. Vielleicht passt Hoffmans eigene Stimme noch etwas besser zur Rolle des Günther Bachmann als die seines Synchronsprechers Oliver Stritzel – aber das ist wirklich Jammern auf ganz hohem Niveau.
Vielleicht ein wenig mager fällt das Bonusmaterial mit nur rund 25 Minuten Making-Of und „Behind the Scenes“ sowie einigen Trailern aus, der Film selbst und die technische Qualität machen aber auch das absolut wett.

Technisch beeindruckt vor allem die Bildqualität der Blu-ray mit hoher Detailtreue und grandioser Atmosphäre insbesondere während nächtlicher Autofahrten. (© Senator Film)

Technisch beeindruckt vor allem die Bildqualität der Blu-ray mit hoher Detailtreue und grandioser Atmosphäre insbesondere während nächtlicher Autofahrten. (© Senator Film)

 

Fazit

Die zunächst sehr undurchsichtige Geschichte um den Flüchtling Issa Karpov und diverse Geheimdienste und Behörden wird im Laufe von A Most Wanted Man auf konstant hohem Spannungsniveau langsam geordnet. Dennoch bleibt die Ausgangsfrage, wer eigentlich auf welcher Seite steht, tatsächlich bis zur letzten Szene unbeantwortet und nimmt somit nichts vorweg. Die Leistung von Schauspielern, Regisseur und Crew ist extrem gut gelungen und erfüllt jede noch so hohe Erwartung. A Most Wanted Man gehört in jedem Fall zu der Sorte Film, die man sich auch gerne mehrfach anschauen kann.

„A Most Wanted Man“ ist ab dem 27. Februar 2015 als DVD und Blu-ray im Vertrieb von Universum Film erhältlich.

Genre
Thriller

Laufzeit
ca. 115 Minuten

Altersfreigabe
ab 12 Jahren

Regie
Anton Corbijn

Cast
Philip Seymour Hoffman, Grigori Dobrigin, Rachel McAdams, Willem Dafoe, Robin Wright, Nina Hoss, Kostja Ullman, Daniel Brühl

90 of 100

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