Home » Tests » HiFi/Stereo » Advance Acoustic X-i120 – Retro-Charme und Zukunftsausstattung
18. März 2015
von Martin Sowa
RedakteurObwohl HiFi immer moderner wird, bleibt das Interesse an klassischer Optik ungebrochen. Advance Acoustic hat den perfekten Mittelweg gefunden und kombiniert die angebotene Fülle moderner Funktionen mit frischem Retro-Design. Das klingt jetzt erstmal widersprüchlich, aber Sie werden sehen, was ich meine.

Mit schickem Retro-Design und modernem Innenleben weiß der X-i120 zu überzeugen.
Erst kürzlich hatte ich mit dem sehr kompakten myAmp bereits einen französischen Verstärker im Regal, jetzt folgt mit dem X-i120 der nächste Testkandidat aus unserem westlichen Nachbarland – diesmal von Advance Acoustic. Bei ihm handelt es sich dabei aber um ein Gerät, das man auch sogleich als Vollverstärker erkennt: Mächtig und kraftvoll kommt der X-i120 daher, so dass sein Äußeres sofort hohe Erwartungen weckt. Besonderer Blickfang beim Auspacken ist die dicke Frontplatte aus Acrylglas, die auch die anderen Komponenten der hauseigenen X-Serie auszeichnet. Diese beinhaltet neben mehreren Verstärkern auch einen CD-Player namens X-CD3 und den Streaming-Client X-Uni, was die zukunftsorientierte Ausrichtung des Herstellers signalisiert. Advance Acoustic gehört übrigens zum Unternehmen Advance Paris mit Sitz im französischen Brie-Comte-Robert, etwa 20 Kilometer südöstlich der Haupstadt Paris. Die Grundidee bei der Gründung im Jahre 1995, damals noch in Toulouse, lautete ebenso schlicht wie ambitioniert, perfekte Musikwiedergabe zu vertretbaren Preisen anzubieten. Zunächst wurde dies in Form von Lautsprechern umgesetzt, die ebenso wie alle anderen Produkte von der französischen HiFi-Gemeinde mit großer Begeisterung angenommen wurden. Im Laufe der Jahre haben sich weitere Komponenten und diverse Serien zum Portfolio gesellt, immer unter der Prämisse, die bestmögliche Technik und vor dem Hintergrund eines hervorragenden Preis-Leistungsverhältnisses zu entwickeln.

Die dicke Frontplatte aus Acrylglas ist auch bei ausgeschaltetem Verstärker ein Hingucker.
Aber zurück zum X-i120 und seiner Frontplatte. Diese ist nämlich nicht nur Hingucker allein, sondern schützt darüber hinaus die Digitalanzeige und die beiden VU-Meter („Volume Units“, zu Deutsch „Lautstärkeeinheiten“), die blau beleuchtet direkt dahinter sitzen. Ganz recht, in futuristisch anmutender Farbkombination wirkt diese eigentlich eher altmodische Anzeige plötzlich äußerst modern und versprüht in Zeiten virtueller Balken ein Extra an Individualität. Auf Wunsch lässt sich die Beleuchtung natürlich auch abschalten – ein nett gemeintes Angebot seitens Advance Acoustic, aber ich kann mir kaum vorstellen, dass jemand auf dieses wunderschöne Detail verzichten mag.
Unter den drei Anzeigen finden sich die jeweils mit LED ausgestatteten Beschriftungen der Quellen. Aus Platzmangel beziehungsweise aus Gründen der Symmetrie müssen sich manche Anschlüsse aber einen LED-Indikator teilen – das gilt für die vier Aux-Eingänge (jeweils als Paar 1/2 und 3/4 gruppiert) und die beiden USB-Ports.
Ganz links neben der LED-Reihe befindet sich der silberne und gut reagierende An/Aus-Knopf. Er ist von einem silbernen Ring umschlossen und von einer LED beleuchtet – rot im Standby-Modus, weiß bei Aktivität. Zentral sitzt ein großer und massiver Drehregler, ebenfalls weiß beleuchtet. Dieser Regler fungiert als Multifunktionsregler. Wird er kurz gedrückt bietet er Zugang zu weiteren Funktionen. Dazu gehört natürlich vor allem die Lautstärkejustage, aber auch Klangregelungen wie Balance, Tiefen (Bass) und Höhen (Treble) können hier vorgenommen werden. Auch das Umschalten der Endstufe zwischen A, B und AB – also die Ausgabe an verschiedene, angeklebte Lautsprecherpaare ist möglich. Rechts unten befindet sich schließlich noch ein ebenfalls von einem silbernen Ring umfasster Kopfhörerausgang.

Die Front wird im Betrieb von den beleuchteten VU-Metern dominiert.
Außen Retro, innen Zukunft
Im Inneren des X-i120 stecken nämlich auch ein Kopfhörerverstärker und ein D/A-Wandler. Dabei handelt es sich um den CS8416 von Cirrus Logic, der Audiodateien mit bis zu 24 Bit/192 kHz verarbeitet. Als USB-Wandler kommen einmal der A165174 für USB-A und der Burr Brown PCM2900 (Texas) für USB-B zum Einsatz. Anschlüsse sind angesichts dieses Innenlebens in reichlicher und fast schon übertriebener Fülle vorhanden. Gleich acht analoge Inputs (und dazu einen Rec-Out) gibt es, allesamt sind natürlich für die altbekannten Cinch-Stecker ausgelegt. Vorgesehen sind sie für einen Plattenspieler, einen CD-Player, einen Tuner, einen PC und für vier weitere beliebige Geräte (Aux 1 bis 4). Hintergrund dieser Zuordnung ist die Beschriftung der LEDs auf der Front – wenn der CD-Player aktiv ist, sollte idealerweise auch diese LED leuchten.
Darüber hinaus können Zuspieler unter anderem auch per USB angeschlossen werden – hier steht einmal der Typ USB-A (das sind die üblichen, flachen Stecker) für USB-Sticks und einmal der Typ USB-B (die „dicke“ Variante, die man zum Beispiel auch an Druckern oder Scannern findet) zum Anschluss an den PC oder Mac zur Verfügung. Dazu gibt es mit einem optischen und zwei koaxialen-Inputs noch drei weitere Digitaleingänge. Da sie alle auf der Rückseite des X-i120 verbaut sind, erweist sich der Einsatz von USB-Sticks dann leider manchmal ein wenig umständlich. Hier wäre ein Eingang in der Front dann doch praktischer gewesen. Wer den Verstärker regelmäßig mit USB-Speichermedien bestücken möchte, sollte vielleicht ein Verlängerungskabel an der Rückseite einstecken, um nicht jedes Mal auf der Rückseite des Gerätes herumstochern zu müssen. Bei allen anderen Anschlüssen stellt sich dieses Problem nicht – einmal anschließen und fertig.
Wer hingegen seine Lieblingsmusik vom Smartphone an den X-i120 streamen möchte, kann dies über das optionale Bluetooth-Modul WTX 500 tun. Dafür gibt es einen 5V-Anschluss auf der Rückseite des Verstärkers (links neben den Digitaleingängen), der ein zusätzliches Netzteil überflüssig macht. Schön durchdacht und ein weiterer Pluspunkt in Sachen Zukunftsorientierung. Wir haben die Möglichkeit der Bluetooth-Nutzung im Rahmen des Tests allerdings nicht ausprobiert und vertrauen darauf, dass diese Option genauso gut funktioniert wie der Rest.

Auf der Rückseite sind jede Menge Anschlüsse vorhanden, sowohl analog als auch digital.
Lautsprecher gerne auch im Doppelpack
Denn in der Praxis beeindruckt der X-i120 mit Einfachheit und zeigt sich sehr unkompliziert. Der Anschluss ist natürlich auch denkbar einfach gestaltet. Kabel rein und fertig, so schlicht lässt sich das zusammenfassen. Für die Lautsprecherkabel (es können übrigens zwei Paar Lautsprecher angeschlossen werden) stehen massive Schraubklemmen bereit, die auch genug Platz lassen, um die Kabel sogar ohne ausgeprägtes Fingerspitzengefühl einzufädeln und festzuschrauben.
Der X-i120 liefert übrigens eine Leistung von zweimal 120 Watt an 8 Ohm – bei einer Impedanz von 4 Ohm sind es hingegen 160 Watt pro Kanal.
Mit dieser Theorie befasse ich mich allerdings nicht allzu lange, während ich die Lautsprecherkabel in die Schraubklemmen einsetze. Das jeweils freie Ende landet umgehend zunächst in den Anschlüssen der ASW Cantius 412, die uns im Test bereits mit ihrer sehr präzisen und unverfälschten Wiedergabe beeindruckten. In dieser Kombination wähle ich zum Auftakt den Titel „Renegade“, eine Kollaboration von Heather Nova und dem deutschen DJ ATB. Die Mischung aus Singer/Songwriter-Pop und Dance funktioniert überraschend gut und der X-i120 sorgt für eine bis ins kleinste Detail reichende Entfaltung des Tracks. Vor allem die Kleinigkeiten werden äußerst nuanciert behandelt, so dass sie trotz des zunehmend dynamischer werdenden Grundgerüsts nicht verloren gehen.

Lüftungsschlitze an den Seiten und oben signalisieren: Der X-i120 hat gerne etwas Platz.
Überhaupt versteht es der französische Verstärker perfekt, sich bei dynamischer Musik voll zu entfalten, dabei aber weder verkrampft noch im geringsten angestrengt zu wirken. In Kombination mit den ASW-Lautsprechern funktioniert das auch beim neuen Album „Tracker“ von Mark Knopfler ganz hervorragend, denn der britische Musiker verzichtet bekanntlich auf allzu harte Töne und setzt lieber auf voluminöse Melodieskulpturen. Vor allem das mit viel Groove ausgestattete „Broken Bones“ gefällt mir persönlich sehr gut und erstrahlt dank des X-i120 in all seinem akustischen Glanz.
Nun steht allerdings auch noch ein Paar der Yamaha Soavo NS-F901 anschlussbereit in Reichweite und ich schließe die beiden mächtigen Standlautsprecher schnell an den Verstärker an. Schließlich sollten die beiden 3-Wege-Bassreflex-Boxen auch im Bereich der härteren Musik noch ein wenig höher schalten können. Um das Potenzial des X-i120 im Bereich Rock/Metal auszuloten, starte ich erst einmal etwas zurückhaltend mit „Black Chandelier“ von Biffy Clyro. Hier zeigt sich, dass der französische Verstärker durchaus begeisterungsfähig für ein bisschen Auslauf ist. Die eher sanften Strophen behandelt er mit viel Sorgfalt und drückt im Refrain dafür umso stärker aufs Gaspedal. Seine Liebe zum Detail behält er allerdings trotzdem bei und lässt sich von verzerrten Gitarren und krachendem Bass nicht aus dem Gleichgewicht bringen. Logischerweise bleibt dann nur noch die Frage, wie er sich denn bei grenzwertiger Musik verhält – der eher dem audiophilen zugeneigte Hörer wird sicherlich seine Probleme damit haben, mit derartigen Schmuckstücken Titel wie „Jump da Fuck up“ von Soulfly zu hören und den „Krach“ verfluchen, der da zu hören ist. Und ich verstehe auch durchaus diejenigen, die sich dabei fühlen wie der Sternekoch, dessen Gericht vom Gast erst einmal mit einer ordentlichen Portion McDonald’s-Ketchup „verfeinert“ wird – aber ein vielseitiger Künstler wie der X-i120 zeigt erst mal, wieviel Musik tatsächlich in Metal stecken kann. Denn wo billige Geräte nur einen undifferenzierten Klangbrei zustande bringen, zaubert der Detailreichtum dieses Verstärkers tatsächlich feine Melodien auf die sonst dominanten und knallharten Rhythmen, die im Klangbild billiger Setups jedes musikalische Pflänzchen scheinbar niedertrampeln. Das soll übrigens nicht heißen, dass man ab sofort bitte mehr aus dem Metal-Genre hören sollte, sondern nur, dass der X-i120 das genauso gut kann wie alles andere. Und da kann selbst der Sternekoch nichts Schlechtes dran finden.

Im Lieferumfang enthalten ist auch eine Fernbedienung.
Fazit
Mit einem so vielseitigen Verstärker wie dem X-i120 macht Musikhören immer Spaß. Unabhängig persönlicher Vorlieben sorgt dieser französische Zauberkasten für Spaß und geht vorurteilsfrei an die Arbeit. Überraschend ist das nicht, ist Advance Acoustic doch genau für diese Kombination aus hervorragender Qualität und beeindruckendem Preis-Leistungsverhältnis bekannt. Die regelmäßige Bestätigung dieses Rufs schadet aber nicht und der X-i120 setzt diese Tradition ohne jeden Zweifel fort.
Test, Text und Fotos: Martin Sowa
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
96 of 100
98 of 100
94 of 100

Technische Daten
Modell: | Advance Acoustic X-i120 |
---|---|
Produktkategorie: | Stereo-Vollverstärker |
Preis: | 1.199 Euro (UVP) |
Ausführungen: | Schwarz |
Vertrieb: | quadral GmbH & Co. KG, Hannover Tel.: 0511 / 7 90 40 www.advance-acoustic.com/de |
Abmessungen (HBT): | 175 x 430 x 350 mm |
Gewicht: | 11,35 Kg |
Eingänge: | - 1x MM Phono - 1x CD-Player - 1x Tuner - 4x Aux - 1x PC Analog - 2x koaxial - 1x optisch-digital - 1 USB B für Mac und PC - 1 USB-A für USB-Stick |
Ausgänge: | - 1x Rec-Out - 2x Lautsprecher - 1x Spannungsversorgung für WTX 500 (5 Volt) |
Ausgangsleistung: | 8 Ω : 2 x 120W 4 Ω : 2 x 160W |
Frequenzgang: | 10 Hz - 35 kHz |
Lieferumfang: | - X-i120 - Fernbedienung - Quick Start Guide |
Besonderes: | - Amp und Preamp können getrennt werden - beleuchtete VU-Meter - High-Bias-Schalter - Endstufe schaltbar |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,0 |
Praxis (20%): | 1+ |
Ausstattung (20%): | 1,0 |
Gesamtnote: | 1,0 |
Klasse: | Oberklasse |
Preis-/Leistung | hervorragend |
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