Home » Rezensionen » Am Sonntag bist du tot – Wie stark ist dein Glaube?
24. März 2015von Sascha Rettenberger
RedakteurJames Lavelle, der anständige und herzensgute Priester einer kleinen irischen Kleinstadt, wird eines Tages bei der Beichte mit dem Tod bedroht. Er soll für ein Verbrechen büßen, welches man seinem Gegenüber vor Jahren angetan hat. Eine Woche gibt der Beichtende dem Priester noch. James Lavelle geht seinen Pflichten in den nächsten Tagen wie gewohnt nach. Dabei begegnet er den unterschiedlichsten Menschen und mit jedem verstrichenen Tag wird sein Glaube erneut auf die Probe gestellt. Bis zum Sonntag!
Sonntags vor der anstehenden Messe nimmt James Lavelle (Brendan Gleeson) die Beichte eines seiner Gemeindemitglieder ab. „Mit 7 Jahren habe ich das erste Mal Samen geschluckt“, mit diesen Worten beginnt die Beichte und auch die erste Szene des Films. In den nächsten Minuten wird klar, dass es sich hier um eine ernsthafte Drohung handelt. Lavelle soll innerhalb einer Woche für ein Verbrechen mit dem Tod büßen. Ein Verbrechen, das er nicht begangen hat. Sein Gegenüber wurde fünf Jahre lang als Kind von einem Geistlichen misshandelt und sexuell missbraucht. James Lavelle soll nun anstelle des inzwischen verstorbenen Geistlichen dafür getötet werden. Mehr noch, an ihm soll ein Exempel statuiert werden.
Die Zeit läuft ab, doch obwohl der Priester weiß, wer ihn bedroht, unternimmt er nichts und geht ganz normal seinen pastoralen Pflichten nach. In Sligo, so der Name des kleinen irischen Küstendorfs, begegnet er in dieser Woche verschiedenen, unter anderem skurrilen und unchristlichen Einwohnern. Im Gespräch mit diesen Gemeindemitgliedern werden deren Lebensschicksale beleuchtet und Lavelle muss die dunklen Kräfte um ihn herum bekämpfen. Dabei wird er Tag für Tag mit den düsteren Fehlern der katholischen Kirche konfrontiert. Zugleich beginnt ein harter Glaubenskampf, während der Sonntag immer näher und näher rückt. Was wird er tun? Wie endet dieser Sonntag?
Am Sonntag bist du tot von Regisseur John Michael McDonagh („The Guard“) ist eine Reise durch die menschlichen Abgründe unserer Kultur. Subtil aber schlagkräftig wird der Zuschauer mit Themen wie Selbstmord, Rassismus, sexuellem Missbrauch und häuslicher Gewalt konfrontiert. Am Sonntag bist Du tot stellt den Zuschauer regelrecht vor die Glaubensfrage. Auf der einen Seite dieser gutmütige und herzliche Priester, der versucht, die Fehler der Kirche auszubügeln und seinen Gemeindemitgliedern zu helfen. Auf der anderen Seite werden menschliche Abgründe durch die unterschiedlichen Lebensschicksale erzählt. Was ist richtig? Was ist falsch? Kann ein tiefer Glaube uns schützen und retten? John Michael McDonagh schafft es, die Einsamkeit des Priesters auf seinem Weg zu seinem persönlichen Golgatha (engl. Filmtitel: Calvary) mit wunderschönen Bildern, mit tollen Landschaftsaufnahmen, mit schöner Filmmusik untermalt, einzufangen. So wird der Spannungsbogen mit jedem verstrichenen Tag weiter gespannt.
Schauspieler: Großartig! Jeder Einzelne!
An vorderster Front steht natürlich Brendan Gleeson. Bekannt aus „The Guard“ oder der Harry-Potter-Reihe. Gleeson spielt James Lavelle mit Körper und Geist. Die Rolle als gutherziger Priester setzt er glaubwürdig um, und den schwarzen Humor bringt er realistisch rüber. So hat man Brandon Gleeson vorher noch nicht gesehen – zumindest ich nicht. Zu ihm gesellen sich einige weitere gute Schauspieler, die die einzelnen Lebensschicksale der Figuren regelrecht zum Leben erwecken. Zum Beispiel Kelly Reilly („Flight“, „Sherlock Holmes“, „Black Box“), die die Tochter Lavelles spielt. Ihre traurige und mitleiderregende Mimik und Gestik eignen nahezu perfekt für die Rolle als suizidgefährdete Tochter. Auch Aidan Gillen („The Dark Knight Rises“, „ Game Of Thrones“) spielt seine Rolle als kaltherziger und skrupelloser Arzt mit Bravour. Jeder Auftritt lässt den Zuschauer schaudern und sorgt immer wieder für Wut im Bauch. Den weiteren Schauspielern gelingt es ebenso gut die Lebensschicksale der Einwohner glaubwürdig umzusetzen – jeder auf seine eigene Art und Weise.
Das Bild der Blu-ray (1080p/ 24p; 2,35:1) ist einfach Spitze. Die Landschaftsaufnahmen und das wunderschöne Set der Kleinstadt Sligo sind klar, scharf und ohne Filter aufgenommen. Das Bild bietet eine erstaunliche Schärfe, satte Farben und eine unglaubliche Weitsicht – speziell aus der Vogelperspektive. Der Ton liegt im deutschen und englischen DTS-HD 5.1 MA-Format vor. Getestet wurde der deutsche Ton. Dieser ist kristallklar und bietet eine direktionale Wiedergabe. In den Dialogen kommt eine sehr gute Räumlichkeit auf, die mich mitten ins Geschehen versetzt. Die Filmmusik sorgt für Gänsehaut und unterstreicht die Stimmung des Films. An Extras hat der Film neben dem Originaltrailer, einer Trailershow und dem Featurette „Glaubensfrage“ auch Blu-ray-exklusive Extras zu bieten (Behind the Scenes; Interviews und B-Roll].
Fazit
Das Siegel „Prädikat: Bsonders wertvoll“ hat sich dieser Film meiner Meinung nach zu 100% verdient. Die Geschichte von John Michael McDonagh ist Arthaus der feinsten Sorte. Dieses Drama, verfeinert mit schwarzem Humor, zog mich in den Bann – und das nicht nur aufgrund der guten Handlung. Vor allem durch die hervorragenden schauspielerischen Leistungen wird dieser Film zu einem Meisterwerk. Die Spannung steigert sich bis zur letzten Minute und je mehr Tage vergehen, desto spannender wird es.
„Am Sonntag bist du tot“ ist als DVD und Blu-ray im Vertrieb von Ascot Elite erhältlich.
Originaltitel
Calvary
Genre
Drama
Laufzeit
ca. 101 Minuten
Regie
John Michael McDonagh
Cast
Brendan Gleeson, Chris O’Dowd, Kelly Reilly, Aidan Gillen
85 of 100
90 of 100
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