Home » Rezensionen » Männerhort – Wann ist ein Mann ein Mann?
12. März 2015von Martin Sowa
RedakteurWeil die Spießigkeit in der modernen Fertigbausiedlung keineswegs die erhoffte Garantie für ein entspanntes und geregeltes Leben ist, gehen Lars, Eroll und Helmut zum Lachen in den Keller.
Die drei „echten“ Männer Lars (Christoph Maria Herbst), Eroll (Elyas M’Barek) und Helmut (Detlev Buck) führen alle für sich ein sehr ähnliches Leben. Interessante Jobs, ein Eigenheim der gehobenen Klasse und bisweilen anstrengende Beziehungen prägen ihren Alltag. Lars ist Geschäftsmann und verkauft erfolgreich Dixie-Klos, Eroll ist ein gefragter Software-Entwickler und Helmut zeigt sich stolz und selbstbewusst in seiner Pilotenuniform. So richtig glücklich ist aber keiner der drei, da die Hosen in ihren Beziehungen andere anhaben. Um wenigstens ein bisschen durchschnaufen zu können und ab und zu wieder Herr über ihr Leben zu sein, zieht sich das Trio regelmäßig in den „Männerhort“ zurück.
Der befindet sich im zentralen Heizungskeller ihrer Neubausiedlung in einem ungenutzten Raum. Hier haben die drei Pantoffelhelden alles, was ihnen wichtig ist: Bier, Pizza, Fußball. Doch auf einmal wird alles sehr kompliziert, als der neue Facility Manager Aykut (Serkan Çetinkaya) seinen Job antritt und auf das Männerparadies aufmerksam wird. Da er in der Probezeit steckt und seine Stelle nicht riskieren will, fordert er das Trio auf, ihren Rückzugsort zu räumen. Doch Lars, Eroll und Helmut denken gar nicht daran, auch dieses Mal einfach so klein beizugeben. Und so kommen langsam jede Menge unterdrückter Gefühle ans Tageslicht und sorgen für reichlich Veränderungen…
Die Komödie Männerhort lebt von den völlig verworrenen Verbindungen, die die auftretenden Figuren zueinander haben. Hier ins Detail zu gehen, würde dem Film schon viel seines besonderen Charmes nehmen. Denn – soviel seit verraten – obwohl Männerhort wie die typische deutsche Komödie beginnt, entwickelt sich die Geschichte dann doch anders als erwartet. Da gleich drei Handlungsstränge parallel erzählt werden und sich immer wieder überkreuzen (und zeitweise sogar durch einen vierten Nebenstrang ergänzt werden), kommt nie Langeweile auf. Regisseurin Franziska Meyer Price hat die Dynamik der Geschichte stets voll unter Kontrolle und führt Cast und Publikum gekonnt durch die verwinkelte Handlung. Ständig passiert etwas neues und wenn man gerade das Gefühl hat, dass es an einer Stelle gerade nicht mehr so richtig weiter geht, platzt plötzlich wieder eine andere Figur ins Geschehen hinein.
Im Mittelpunkt stehen natürlich die bereits erwähnten Figuren, die Christoph Maria Herbst, Elyas M’Barek und Detlev Buck verkörpern. Für den derben Humor sorgt „Stromberg“-Darsteller Christoph Maria Herbst als arroganter und rücksichtsloser Geschäftsmann, der sich allerdings mit seinen boshaften Scherzen auch regelmäßig selbst auf die Schippe nimmt. Ähnliches gilt für Elyas M’Barek, dessen Rolle mit denselben stereotypen Fragen zu kämpfen hat wie der Schauspieler selbst und der als Jüngster im Männerhort bisweilen doch noch andere Vorstellungen vom Leben hat als die älteren Kumpel Lars und Helmut. Letzterer wird von Detlev Buck betont losgelöst von sämtlichen Klischees, die man in seiner Rolle erwarten dürfte, dargestellt und wirkt vor allem deshalb sehr authentisch.
Auch der auf der Leinwand bislang noch unbekannte Serkan Çetinkaya weiß als türkischer Facility Manager mit Hang zu deutschem Perfektionismus für Humor zu sorgen. Sein gekonnter Wechsel zwischen dem harten Kerl in Arbeitskleidung und dem weichgespülten Privatmann lässt ihn trotz der eher klein angelegten Rolle neben den Hauptfiguren bestehen.
Das gilt ebenfalls für die weiblichen Rollen, die Lisa Maria Potthoff als Anne, die ebenso selbstbewusste wie frustrierte Frau von Lars, und Cosma Shiva Hagen als Conny, die kaufsüchtige, oberflächlich-naive Partnerin von Eroll, besetzen. Jasmin Schwiers geht aufgrund ihrer seltenen Szenen als Marion (Partnerin von Aykut) ein wenig unter, was allerdings eher dem Drehbuch geschuldet ist. Vor allem Cosma Shiva Hagen kann durch die Darstellung der unabhängigen Tussi überzeugen. Lisa Maria Potthoff dürfte dem Großteil des Publikums wahrscheinlich nicht als bekanntester Name auffallen, besteht in ihrer eher ernst angelegten Rolle neben dem routinierten Christoph Maria Herbst allerdings ohne Probleme.
Besonders beeindruckend bei der Blu-ray ist das sehr satte Bild, das lediglich in sehr dunklen Szenen kleine Schwächen aufweist. An den Rändern lässt die Schärfe zwar mitunter etwas nach (in den Rückblicken ist der Effekt bewusst verstärkt), die im Fokus stehenden Details fallen jedoch positiv auf und auch schnelle Schnitte oder die Drohnenkamera zu Beginn des Films schmälern den sehr guten Eindruck nicht. Der Ton ist selten wirklich vor Herausforderungen gestellt, allerdings unabhängig davon sehr gut gelungen und überzeugt dementsprechend ebenfalls makellos. Die sehr gut gewählte Filmmusik verpasst den jeweiligen Szenen einen atmosphärischen Kick.
In Sachen Bonusmaterial ist die Blu-ray sehr gut ausgestattet und liefert rund 50 Minuten zusätzliche Sequenzen mit Blicken hinter die Kulissen und Interviews mit den Darstellern und Mitgliedern der Crew.
Fazit
Aus der Masse der deutschen Komödien kann Männerhort positiv herausstechen, der sehr gut harmonierenden Besetzung und der etwas ungewöhnlichen Handlungsentwicklung sei Dank. Längen gibt es in Männerhort nicht und Qualität und Ausstattung der Blu-ray verdienen sich eine klare Kaufempfehlung. Zudem erscheint das dargestellte Männerparadies als sehr verlockend – die Facility Manager deutscher Wohnsiedlungen werden demnächst wohl etwas genauer kontrollieren, was in ihrem Verantwortungsbereich so vor sich geht…
„Männerhort“ ist als DVD und Blu-ray im Vertrieb von Constantin Film erhältlich.
Genre
Komödie
Laufzeit
ca. 98 Minuten
Altersfreigabe
ab 12 Jahren
Regie
Franziska Meyer Price
Cast
Elyas M’Barek, Christoph Maria Herbst, Cosma Shiva Hagen, Detlev Buck, Jasmin Schwiers, Lisa Maria Potthoff
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