Home » Tests » HiFi/Stereo » Canton SUB 850R – der Für-die-Insel-Subwoofer
21. April 2015von Jonas Bednarz
RedakteurWenn man im Heimkino so richtig Spaß haben möchte, kommt man um eines nicht herum: Einen potenten Subwoofer. Wir haben uns daher entschlossen, mal ein besonders schweres Geschütz aufzufahren.
Ich stand also wieder mal vor der Herausforderung, einen unhandlichen Karton, von der Größe eines Backofens in den zweiten Stock zu schleppen. Endlich oben angekommen, gestaltete es sich fast noch schwieriger, den 30 Kilogramm schweren Koloss allein von seiner Verpackung zu befreien, als ihn erst nach oben zu befördern. Steht der SUB 850 R dann erstmal vor einem, wird schnell klar, dass sich die Mühe gelohnt hat. Denn was Canton da abgeliefert hat, kann sich wirklich sehen lassen.
Canton: Aus Niederlauken in alle Welt
Wer schonmal mit dem Thema HiFi in Berührung gekommen ist, dem ist ganz sicher auch die Marke Canton ein Begriff. Das ist nicht überraschend, denn schließlich handelt es sich bei dem Unternehmen aus dem Taunus immerhin um den größten Lautsprecherhersteller Deutschlands, der seit seiner Gründung vor 43 Jahren eine beachtliche Entwicklung durchgemacht hat. Den Anfang machten 1972 vier HiFi-Freunde und enthusiastische Musik-Liebhaber, die sich nicht weniger als „die besten Schallwandler in ihrer Klasse zu entwickeln“ zum Ziel gesetzt hatten. Und da Lautsprecher typischerweise im Wohnzimmer zuhause sind, wurden sie (zumindest in den Anfangstagen des Unternehmens) auch gleich dort entwickelt. Produziert wurde ab dem Jahr 1973 etwa 50 Kilometer nordwestlich von Frankfurt am Main. Genauer gesagt, in der ehemaligen Dorfschule Niederlaukens, einem Ortsteil der Stadt Weilrod. Heute entwickelt und plant das Team um Chefentwickler Frank Göbl zwar nicht mehr den eigenen vier Wänden, dem Firmensitz im 6000-Einwohner-Örtchen Weilrod ist man jedoch treu geblieben. Das heisst: von hier aus tritt ein Großteil des eigenen Portfolios den Weg in alle Welt an, denn auch ausserhalb Europas sind Produkte aus dem Hause Canton heiß begehrt.
Dabei umfasst das hauseigene Programm nicht nur Lautsprecher jeglicher Größe, Form und Farbe, sondern natürlich auch die passenden Subwoofer. Der von mir inzwischen aufgestellte SUB 850 R markiert dabei die Speerspitze der aktuellen Produktlinie. Das ist kaum verwunderlich, denn noch größer, schwerer und stärker geht wohl kaum.
Canton SUB 850R – Der elegante Riese
Schaut man sich den 38x52x51 Zentimeter großen Koloss etwas genauer an, so wirkt er – trotz seiner imposanten Größe – eigentlich recht elegant. Vorder- und Rückseite sind schmaler als das Gehäuse an seiner breitesten Stelle und werden von zwei hübsch geschwungenen Seitenteilen flankiert. Durch diese geschickte Gestaltung wirkt der Sub nicht im Ansatz grob oder zu massiv, sondern fast schon zierlich und anmutig. Ideal also für den Wohnraumeinsatz. Dieses Gestaltungselement der geschwungenen Seiten ist übrigens charakteristisch für die Vento-Serie des hessischen Lautsprecher-Spezialisten, an die der 850R optisch wie technisch angelehnt ist. Das heißt natürlich nicht, dass er nicht auch mit anderen Programmlinien harmonieren würde. Am Besten aber natürlich, mit welchen aus dem Taunus. Verdeckt von einer soliden Gewebeabdeckung, deren massiver Rahmen selbst wohl schon um die zwei Kilogramm auf die Waage bringt, versteckt sich in der Front ein riesiges, langhubiges 12-Zoll-Tieftonchassis, dessen bloßer Anblick Technik-Laien schon einen gewissen Respekt einflößt. Die Membran ist cantontypisch aus dem leichten und stabilen Aluminium und damit eigentlich viel zu edel, um sie hinter Stoff zu verstecken.
Auf der Rückseite befindet sich das Anschlussterminal und der leistungstechnisch nur so strotzende, integrierte Verstärker. Bei letzterem handelt es sich um einen sogenannten Digital-Verstärker, der besonders effizient arbeiten muss, denn für Ausgangsleistung von brachialen 500 Watt (Herstellerangabe) müssen maximal 700 Watt aus dem Netz zugeführt werden. Bei Verstärkern herkömmlicher Bauart wäre mindestens der doppelte Wert aufzuwenden. Dank Einschaltautomatik kann der Sub ausserdem dauernd eingeschaltet bleiben, denn der Verstärker wird erst dann aktiviert, sobald es auch etwas zu verstärken gibt. Im Standby-Modus hingegen braucht der Bolide grüne 0,8 Watt. An Anschlüssen ist alles vorhanden, was das Herz begehrt: Cinchein- und Ausgänge, sowie Hochpegeleingänge und natürlich ein Stromanschluss. Regler und Schalter sucht man (abgesehen vom Netzschalter) allerdings vergebens, denn sämtliche Einstellmöglichkeiten können bequem per Fernbedienung vom Sofa aus verändert werden. Ebenfalls vergeblich sucht man eine Bassreflexöffnung am großen Canton-Sub. Das hat gute Gründe, denn anders als die meisten seiner Kollegen verfügt der 850R statt dessen über eine zweite Membran, eine sogenannte Passivmembran. Die findet auf der Unterseite des mehrfach verstärkten Gehäuses ihren Platz und erklärt die vier schicken Aluminiumfüße, auf denen der Sub über der ebenfalls hochglanzlackierten Basisplatte steht. Diese sind nämlich nicht bloß ein optisches Schmankerl, sondern auch technisch notwendig. So wird für den nötigen Abstand zum Boden gesorgt, den der Passivradiator benötigt, um das aktive Chassis bei der Wiedergabe tieferer Frequenzlagen zu unterstützen.
Nervendem Dröhn-Bass keine Chance
Wie bei allen Lautsprechern, sind auch bei der Aufstellung von Subwoofern ein paar Regeln zu beachten, die den Klang eklatant verbessern können und so lästige Phänomene wie Dröhnen oder Auslöschungen von vornherein verhindern. Darum gilt: den Sub nach Möglichkeit niemals in eine Raumecke, sondern besser weit von allen Wänden entfernt aufstellen. Dazu gilt: auch wenn es heißt „man könne den Bass ohnehin nicht orten“ gehört er trotzdem in die Nähe der Hauptlautsprecher, am besten dazwischen, so dass sich der Klang zu einem harmonischen Ganzen zusammenfügen kann. Wer es ganz genau wissen will, der kann noch die Raummoden berechnen und den Sub an eine unkritische Stelle verfrachten, ansonsten muss es die Elektronik richten, die ist im SUB 850R übrigens recht umfangreich ausgefallen ist. Neben den üblichen Einstellmöglichkeiten wie Übergangsfrequenz und Lautstärke, lässt sich am SUB 850R auch die Phase in drei Stufen verändern, so dass Sub und Satelliten optimal zusammen spielen. Ausserdem wurde ein Digitaler-Signal-Prozessor, (DSP) integriert, über den sich die Wiedergabecharakteristik an verschiedene Gegebenheiten anpassen lässt. Ein Beispiel wäre hier das Bass-Boost-Programm, welches den Pegel im „Kickbassbereich“ leicht anhebt und somit für mehr Spaß (u.a. bei der Wiedergabe von Rockstücken oder elektronischer Musik) sorgt. Ein weiteres Beispiel wäre die Einstellung Narrow, die hingegen eher für kleinere Räume gedacht ist und den Pegel in tieferen Frequenzbereichen etwas zurücknimmt, um nervtötendes Dröhnen zu verhindern.
Nach dem der Sub also aufgestellt und ordnungsgemäß verkabelt ist, sollte im Heimkino-Receiver zunächst die Übergangsfrequenz eingestellt werden. Sollen Standlautsprecher mit dem SUB 850R kombiniert werden, sollte die Trennfrequenz nicht unter 80 Hertz liegen. Bei kleineren und damit bassärmeren Boxen darf sie aber auch höher liegen. Die zum Lieferumfang gehörige Bedienungsanleitung hält hier einige Tipps bereit. Das DSP-Programm wird für den Anfang auf „normal“ belassen, die Phase bleibt zunächst bei 0 Grad eingestellt. Nun kann es auch eigentlich schon los gehen mit dem Filmvergnügen. Doch weil wir es ganz genau wissen wollen, suchen wir uns eine Testsequenz aus, die wir besonders gut kennen und starten einen Probelauf.
Zitternde Wände, bebende Böden
Wie gesagt, hat man eine geeignete Passage parat, sollte zunächst die richtige Phase eingestellt werden. Das ist einfach, denn korrekte Phaseneinstellung ist gefunden,sobald der Bass am lautesten erscheint. Ich nutze für diesen Vorgang übrigens die Eröffnungsszene aus dem Animationsfilm „Bolt“, denn neben einigen ruhigeren Passagen, geht es hier auch richtig zur Sache. Im nächsten Schritt gilt es nun des Pegel einzustellen. Hier ist ein bisschen Fingerspitzengefühl gefragt, denn der Sub sollte sich ins Klangbild einfügen, ohne dass man ihn noch einzeln heraushören kann (die meisten Subwoofer sind viel zu laut eingestellt). So justiert, muss der Canton-Riese sich nun erstmal im Mehrkanal-Musik-Test behaupten. Meine Testscheibe dafür ist Frank Zappas Halloweenkonzert aus dem Jahr 1978. Das erstklassig aufgenommene Album glänzt mit massig Bass und überraschenden Effekten. So befindet man sich im Drumsolo „Zeets“ mitten in einem riesigen Schlagzeug, auf dem Platz des Drummers. Und drumherum bricht ein Gewitter los. Die Paradedisziplin für den Sub ist natürlich die Bassdrum und die kommt über den 850R ultratief, voluminös und staubtrocken. Und zwar so genau auf den Punkt, dass es eine wahre Freude ist. So gehört sich das für einen Subwoofer! Kein undefiniertes Rumgepolter, sondern knackiger und dynamischer Bass. Weiter gehts mit dem Filmtest und dabei weniger um Timing, sondern um brachiale Gewalt. Schließlich kommen Szenen wie das absaufende Haus im ersten Craig-Bond „Casino Royale“ besonders gut, wenn auch die Wände des heimischen Kinos im Angesicht der Gefahr erzittern. Das tun sie auch. Und ich muss, während Bond seine zwiespältige Geliebte zu retten versucht, meine Fernbedienung retten, die es vor Schreck vom Couchtisch zu befördern droht. Ein halbes Kilowatt Bassleistung sind halt nichts für schwache Nerven! Die DSP-Einstellung „Bass Boost“ legt gefühlt übrigens tatsächlich noch eine Schippe drauf und macht richtig viel Spaß. Die Einstellung „Narrow“ hingegen sorgt in meinem doch recht kleinen Raum für etwas mehr Präzision und wird auch für Sie die bevorzugte Einstellung sein, wenn Sie den Sub 850R in einem Wohnzimmer platzieren, das weniger als 30 Quadratmeter misst. Gerade zum Musikhören ist dieses Preset eine tolle Sache.
Fazit
So baut man Subwoofer! Riesengroß, mit mehr Leistung als für ein gutes nachbarschaftliches Verhältnis gut wäre und dennoch präzise und stimmig. Dabei trotz der Größe elegant und anmutig, so dass man ihn sich gern ins Wohnzimmer stellt. Cantons Größter – der SUB 850R – überzeugt auf ganzer Linie und qualifiziert sich damit als Subwoofer für die berühmte einsame Insel.
Test & Text: Roman Maier
Fotos: www.lite-magazin.de
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: angemessen
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Technische Daten
Modell: | Canton SUB 850R |
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Produktkategorie: | Aktiv-Subwoofer |
Preis: | ab 2679,00 Euro |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | - Schwarz (Hochglanz) - Weiß (Hochglanz) - Kirsch (Hochglanz) |
Vertrieb: | Canton, Weilrod Tel.: 06083 2870 www.canton.de |
Abmessungen (HBT): | 518 x 380 x 510 mm (Höhe ohne Spikes) |
Gewicht: | 30 Kg |
Tieftöner: | aktiv: 310 mm Aluminium- Chassis passiv: 310 mm Aluminium- Chassis |
Leistung: | 500 Watt Sinus 750 Watt Musik |
Bauart/Prinzip: | Frontfire/Passivmembran (unten) |
Frequenbereich: | 18 Hz – 200 Hz |
Trennfrequenz: | 45 Hz – 200 Hz |
Phase: | 0°/90°/180° |
Besonderes: | - Funkfernbedienung - 4 Presets - umfangreiche Raumanpassung - enormer Bassdruck - vorbildliche Basskontrolle - exzellente Verarbeitung |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,0 |
Praxis (20%): | 1,1 |
Ausstattung (20%): | 1,0 |
Gesamtnote: | 1,0 |
Klasse: | Referenzklasse |
Preis-/Leistung | angemessen |