Home » Tests » Mobile Devices » Samsung Galaxy S6 – Großer Wurf oder aufgewärmte Technik?
10. April 2015
von Roman Maier
Inhaber/GeschäftsführerWenn Samsung ein neues Mitglied seiner inzwischen legendären Galaxy-S-Reihe ankündigt, steht die Android-Welt für einen Moment still. Heute ist es wieder so ein Tag: Samsung liefert sein brandneues Galaxy S6 aus. Als eines der ersten Online-Magazine unterzogen wir das mit jeder Menge Vorschuss-Lorbeeren versehene Smartphone einem ausführlichen Praxistest. Dabei galt es herauszufinden, ob das S6 tatsächlich eine Innovation ist oder nur „alter Wein in neuen Schläuchen“?
Spätestens seit Einführung seines Galaxy S3 gehört Samsung zu den Marken, die im Smartphone-Zirkus die Richtung vorgeben. Mit den Modellen S4 und S5 legten die Koreaner dann noch einen drauf und stiegen schließlich zum Weltmarktführer im noch immer am stärksten wachsenden Segment der Unterhaltungselektronik auf. Eine logische Folge des steten Dranges, die eigenen Produkte immer umfangreicher und zugleich komfortabler zu gestalten. Und natürlich eine, die dem eigenen Selbstverständnis entspricht. Kein Wunder, denn Samsung-Mobiltelefone gelten als hochwertig verarbeitet, einfach in der Bedienung und unlimitiert in ihren Einsatzmöglichkeiten – ganz vorn weg das Flaggschiffmodell Galaxy S5. Eingefleischte Samsung-Fans, wie auch S5-Besitzer, die ihr Handy lediglich peripher nutzen, werden sich fragen, was man eigentlich noch verbessern kann? Eine berechtigte Frage, die auch wir uns stellten und flux ein Testmodell des ab heute flächendeckend lieferbaren Galaxy S6 orderten. Unser Interesse ist nicht unbegründet, denn unter Insidern wird das neue Samsung-Alleskönner-Telefon bereits vor Auslieferung als das künftig meistverkaufte Smartphone der Welt gehandelt.
Edle Materialien, scharfes Display
Hält man das Galaxy S6 einmal in Händen, fallen sofort die hohe Materialqualität und hervorragende Verarbeitung des rund 14,3 Zentimeter hohen Alleskönners auf. Obwohl damit etwa einen halben Zentimeter länger als beispielsweise Apples iPhone 6 liegt das von einem Alurahmen eingefasste Samsung-Handy sehr gut in der Hand. Vorn und hinten von kratzfestem Gorilla-Glas geschützt, bietet das in vier unterschiedlichen Farbvarianten erhältliche S6 sogleich eine angenehme Haptik. Kurz gesagt, ein Gerät, das man einfach gern berührt. Und obwohl es sich hierbei also eher um die XL-Version eines Smartphones handelt, bietet das S6 höchsten Komfort und lässt sich selbst von kleineren Frauenhändchen leicht bedienen. Dabei sind die von Haus aus im unteren Teil des Displays platzierten Hauptfunktionen wie Telefon- und Kontaktliste, Internet-Browser, Kamera, E-Mail-Verwaltung, Play-Store-Zugang und Menüaufruf mit dem Daumen der Hand erreichbar, die das Gerät gerade festhält. Der beste Beweis dafür, dass „groß“ nicht zwingend „unhandlich“ bedeuten muss. Dazu passt dann auch das Gewicht des S6, das mit seinen 138 Gramm zwar neun Gramm schwerer ist, als sein Pendant aus dem Hause Apple, sich gemessen an seiner Größe aber als ausgesprochenes Leichtgewicht präsentiert. Kein Wunder, schliesslich ist Samsungs jüngster Spross sogar 7 Gramm leichter als sein Vorgänger.
Obwohl das Display seinem Vorgänger in seinen Abmessungen (weiterhin 5,1 Zoll bzw. knapp 13 Zentimeter Diagonale) wie ein Haar dem anderen gleicht, liefert es doch gewaltige Unterschiede zum S5, das in seiner Klasse bislang den Platz an der Sonne inne hatte. Noch einen Tick feiner aufgelöst und kontraststärker, bietet es seinem Besitzer somit noch ein bisschen mehr Spaß beim Betrachten von Bildern und selbstgedrehten Videos. Im Normalbetrieb (Surfen im Internet, Nutzung diverser Apps) hingegen ist selbst bei genauerem Hinsehen kein eklatanter Unterschied zum bisherigen Klassenprimus S5 zu erkennen. Im Vergleich zum iPhone 6 hält sich der Unterschied ebenfalls in Grenzen, wobei die Differenz zu meinem persönlich genutzten iPhone 5s dann schon etwas deutlicher ausfällt. Mit seiner Aussage, das derzeit „schärfste“ Display zu bieten, hat Samsung also keineswegs übertrieben und im Vergleich zum Vorgänger nochmal eine (kleine) Schüppe draufgelegt.
Die Kamera: schneller, heller, frischer
Komfort wird ja bei Samsung schon seit längerem groß geschrieben. Jetzt aber legen die pfiffigen Ingenieure noch einen drauf und implementieren ihrem S6 den sogenannten „Schnellstartmodus“: Drückt man die Home-Taste zweimal kurz hintereinander, öffnet sich die Kamera-App – und das selbst im gesperrtem Zustand. Und das innerhalb von nur 0,7 Sekunden. Ein heutzutage sehr wichtiges Feature, wodurch Besitzer der neuesten Galaxy-Version künftig deutlich schneller am „Abzug“ sind, als Besitzer anderer Handymodelle. Das S6 ist in dieser Disziplin aber nicht nur fix, sondern auch ausgesprochen gut. In unserem Kamera-Check, musste sich das S6 u.a. mit besagtem iPhone 6 messen. Auch wenn die Unterschiede lediglich minimaler Natur sind, lieferte das S6 durchweg schärfere und rauschärmere Bilder als sein Konkurrent aus Cupertino. Lediglich der integrierte, sehr helle Blitz der rückseitigen Hauptkamera gibt hier einen klitzekleinen Grund zur Kritik, neigt er in sehr dunklen Umgebungen (vor allem bei Nahaufnahmen) doch manchmal dazu das eigentliche Motiv zu überstrahlen.
Der Prozessor: schnell, effizient, intuitiv
„Das Samsung Galaxy S6 überzeugt mit einer erhöhten Startgeschwindigkeit für Betriebssystem und Anwendungen sowie verbesserter Energieeffizienz gegenüber Vorgängermodellen. Durch seine 64-bit-Architektur, LPDDR4 und fortschrittliche GPU steht es für Leistung, Multitasking und Multimediafunktionen der neuen Generation“. Worte, mit denen Samsung die gestiegene Geschwindigkeit während der Anwendung beschreibt. Und auch das ist keineswegs übertrieben, denn auch in dieser Disziplin haben die Asiaten aufgerüstet. Dank Achtkern-Prozessor neuester Generation erwies sich das S6 in den wichtigsten Funktionen, wie dem Öffnen diverser Apps, dem Wechsel zwischen selbigen und (ganz wichtig) dem Surfen im Internet als unglaublich fix und durchgehend flüssig. Lediglich die hausinterne Bild- und Videobearbeitung würde ich mir noch einen Ticken schneller wünschen. Einen Kritikpunkt stellt dieses aber nicht dar, sondern ist schlichtweg „Jammern auf hohem Niveau“. Ob Samsung sein Versprechen einhält, nicht nur schneller, sondern auch effizienter zu sein, konnte in diesem Kurztest indes nicht vollständig geklärt werden. Auch wenn das S6 in Sachen intuitiver Bedienführung noch etwas hinter dem aktuellen iPhone hinterherhinkt, erweist es sich doch nahezu durchgängig als selbsterklärend. Wer also bereits ein klein bisschen Erfahrung in der Handhabung mit Smartphones hat, wird mit dem Galaxy S6 problemlos klar kommen und weder die Bedienungsanleitung noch die Service-Hotline bemühen müssen.
Empfang: Ein Genuß
Erfahrene Samsung-Besitzer werden an der nochmals leicht gestiegenen Empfangsqualität wahrscheinlich nichts Besonderes finden. Für langjährige Apple-Nutzer wie mich, stellen Empfangs- und Sprachqualität des S6 allerdings einen Quantensprung im Vergleich zu meinem iPhone 5s oder dem iPhone 5c dar. Ein Unterschied, der vor allem dann zum Tragen kommt, sobald man in massiv gebauten (z.B. Stahlbeton) Mehrfamilienkomplexen, Parkhäusern oder Tiefgaragen zum Telefon greift. Da wo mit mein Gesprächspartner über das (zugegeben inzwischen nicht mehr ganz aktuelle) Apple-Smartphone nur schwer zu verstehen war, beeindruckt das S6 durch eine klare und saubere Dialogwiedergabe und einen nahezu durchgängig störungsfreien Empfang. Oftmals sogar so, als würde man ein Festnetzgespräch führen. In Sachen Internetempfang zeigt sich mein Testproband dann ebenfalls leicht verbessert. Merklich wird dies durch einen nochmals schnelleren Seitenaufbau der gewünschten Internetseiten – und zwar sowohl im LTE-Netz, wie auch bei 3G-Empfang. Den Grund dafür vermute ich im hochgelobten MIMO-Antennensystem. Dank mehrerer, parallel gerichteter, zugleich aber strikt voneinander getrennter Antennen, erzielt Samsung hier nach eigener Aussage höchste Empfangswerte, was sich in meinem hier durchgeführten Kurztest durchaus bestätigt.
Akku & Laden: weniger Leistung, mehr Komfort
Für mich unverständlich: Samsung spendierte seinem S6 eine neue Akkueinheit mit einem „Volumen“ von 2.550 Milliampere. Moment mal, werden erfahrene Samsung-Fans jetzt sagen, das ist ja weniger Kapazität als beim Vorgänger S5! Korrekt. Samsung erklärt diesen „Rückschritt“ durch eine deutlich effizienterer Arbeitsweise, mit der das S6 in Folge diverser Umstrukturierungen nun arbeitet. Für mich in meinem kurzen Test nicht ganz nachvollziehbar, denn statt der einer Vorgänger S5 kolportierten unterbrechungsfreien Internetnutzung (via WLAN) von 12 Stunden, ging meinem brandneuen Galaxy bereits nach etwas mehr als 10 Stunden Dauerbetrieb „die Puste“ aus. Einen Grund zur Klage stellt das jedoch nicht dar, denn während ich mein besagtes iPhone 5s nach normaler Nutzung jeden Abend zwingend ans (Lade-)kabel hängen muss, hatte das S6 noch einiges an Reserven vorrätig. Muss das Handy dann aber doch mal an die Strippe, kommt Samsungs nochmals verbesserte Schnellladefunktion zum Tragen. 10 Minuten am Netzkabel liefern dem schlauen Telefon dann genug Energie für mehrere Stunden Empfangsbereitschaft. In Verbindung mit dem Akku gilt es aber noch zwei weitere, wichtige Aspekte zu nennen. Einen Negativen und einen Positiven. Beginnen wir mit dem Negativen: Statt der bisher gewohnten Möglichkeit, den integrierten Akku im Galaxy-Handy mit wenigen Handgriffen zu wechseln, setzt Samsung ab sofort auf eine fest verbaute (verklebte) Batterieeinheit. Somit gestaltet sich der Wechsel als relativ schwierig und als nur über den Samsung-Service vornehmbar. Selbst Hobbybastlern, die schon ganz andere Probleme gelöst haben, sei vom eigenhändigen Tausch dringend abgeraten, denn mit der Entfernung der integrierten Akkueinheit entfällt zugleich jeglicher Garantieanspruch. Wie gesagt, gibt es aber auch eine gute Nachricht, denn mit Einführung des S6 wird nun auch das kabellose Laden, kurz qi, unterstützt. Eine Bezeichnung sich vom chinesischen Wort “Qi” (gesprochen “Chi”) ableitet, was wiederum soviel wie „Energie“ bedeutet. Im Detail handelt es sich dabei um einen Wireless-Power-Standard, der vom sogenannten „Wireless Power Consortium“ (dem u.a. HTC, LG, Nokia, Panasonic, Philips, Samsung und Sony angehören) entwickelt wurde, um Smartphones und andere mobile Geräte geräteübergreifend kabellos aufzuladen – mittels Induktion. Ist man also Besitzer einer entsprechenden Ladestation (wie beispielsweise der von uns bereits getesteten Headsound qi box) reicht es, das Handy auf den dafür vorgesehenen Bereich der Ladestation zu legen, schon beginnt der Ladevorgang wie von Geisterhand.
Samsung Galaxy S6: Speichervarianten & Preise
Inzwischen hat es sich herstellerübergreifend eingebürgert ein- und dasselbe Smartphone mit unterschiedlichen Speicherkapazitäten anzubieten. Da macht auch Samsung keine Ausnahme (mehr). Im neuen Galaxy-Flaggschiff gleichen die Preise – mit einer Ausnahme – nun denen des iPhone 6. Während Apples kleinstes 6er mit einer Kapazität von 16 Gigabyte daher kommt und für 699,00 Euro angeboten wird, offeriert Samsung im kleinsten Modell 32 Gigabyte zum gleichen Preis. Im Vergleich zum Vorgänger S5 also satte 100,00 Euro teurer. Ist hingegen die 64 bzw. 128-GB-Variante gewünscht, rufen die Koreaner 799,00 bzw. 899,00 Euro auf, was exakt den Preisbereichen vergleichbarer Modelle mit dem angebissenen Apfel entspricht.
Fazit
Auch wenn man es vorher kaum für möglich gehalten hat, ist Samsung mit der Präsentation des Galaxy S6 nicht der ganz große, aber immerhin ein grosser Wurf gelungen. Die hervorragende Verarbeitung, die von Samsung gewohnt flüssige Arbeitsweise und der hohe Bedienkomfort, gepaart mit einem Plus an Ausstattung und der kabellosen Ladefunktion sind Argumente, die eindeutig für das S6 sprechen. Argumente, die den gestiegenen Preis und die leicht reduzierte Akkuleistung im Vergleich zum Vorgänger schnell wieder wett machen und dafür sorgen, dass sich dieses Gerät schnell an die Spitze unserer Testliste setzt. Kurz gesagt: Wer gerade auf der Suche nach einem neuen Smartphone ist, Android-Geräte bevorzugt, sich nicht an eine abgeschlossene Softwarewelt fesseln lassen will und höchste Ansprüche an Ausstattung, Komfort und Gesprächsqualität setzt, wird am Galaxy S6 kaum vorbei kommen.
Test & Text: Roman Maier
Fotos: www.lite-magazin.de, Herstellerbilder
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
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Technische Daten
Modell: | Samsung Galaxy S6 |
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Produktkategorie: | Smartphones |
Preis: | - 699,00 Euro (32 GB) - 799,00 Euro (64 GB) - 899,00 Euro (128 GB) |
Ausführungen: | - Schwarz - White-pearl - Gold-platinum - Blue-topaz |
Vertrieb: | Samsung, Schwalbach Tel.: 0180 667267864 www.samsung.de |
Abmessungen (HBT): | 143,4 x 70,5 x 6,8 mm |
Gewicht: | 138 g |
Speicher: | 32, 64 und 128 GB |
Software: | Android 5.0 |
Display: | - Super AMOLED 2560 x 1440 (Quad HD) - Gorilla Glas (vorn+hinten) - 12,92 cm / 5,1" Bilddiagonale |
Akkuleistung (Herstellerangaben): | - Sprechdauer: bis 17 h - Audiowiederg.: bis 49 h - Videowiederg.: bis 13 h - Standbydauer: keine Angabe |
Kamera: | Hauptkamera - CMOS 16,0 MP - UHD 4K (3840 x 2160 Pixel - Blitz - Autofokus Frontkamera - 5 Megapixel (CMOS) |
Audiowiedergabe: | MP3, M4A, 3GA, AAC, OGG, OGA, WAV, WMA, AMR, AWB, FLAC, MID, MIDI, XMF, MXMF, IMY, RTTTL, RTX, OTA |
Kabellose Übertragung: | - Bluetooth v4.1 - NFC - WLAN (802.11 a/b/g/n/ac) |
Lieferumfang: | - Galaxy S6 - InEar-Headphones - Netzteil - USB-Kabel - Dokumentation |
Besonderes: | - exzellente Empfangsqualität - hohe Materialgüte - hervorragende Verarbeitung - sehr guter Audioplayer - intuitive Bedienung - schneller Prozessor - sehr gute Kamera |
Benotung: | |
Praxis (70%): | 1,1 |
Ausstattung (30%): | 1,0 |
Gesamtnote: | 1,1 |
Klasse: | Spitzenklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |