Home » Tests » HiFi/Stereo » Yamaha A-S1100 – Neuer Star der HiFi-Spitzenklasse
26. Mai 2015von Roman Maier
Inhaber/GeschäftsführerTaro Morii, seines Zeichens Entwickler für Stereo-Verstärker bei Yamaha, ist ein Perfektionist. Einer, der nichts unversucht lässt, „seine“ Produkte Einzigartig werden zu lassen. A-S1100 heisst seine neueste Kreation. Ein HiFi-Amp, der dieser Tage den Bestseller A-S1000 beerben wird und dessen letzte Entwicklungsstufe ich hautnah begleiten durfte.
Als Yamaha 2009 ein Stereo-Line-Up im Design der eigenen HiFi-Legenden vorstellte, wie beispielsweise dem legendären CA-1000 aus dem Jahre 1973, ging ich zunächst von einer Sonderserie aus. Mit meiner Einschätzung lag ich damals weit daneben, denn hinter diesem mutigen Schritt stand ein lang ausgelegter Plan, mit dem Yamaha das klassische HiFi-Programm wieder in den Fokus stellen will und der die Einzigartigkeit der eigenen HiFi-Bausteine bereits designtechnisch signalisieren soll. Der Erfolg gibt den Japanern Recht, deren hauseigenes „Retro-Portfolio“ heute gleich fünf Serien umfasst und denen es mit diesem Schritt in imponierender Weise gelang, die klassische HiFi-Anlage wieder hoffähig zu machen. Den wohl erfolgreichsten Part stellt dabei das 1000er-Line-Up. Eine Linie für den ambitionierten Musikfreund, die in Sachen Ausstattung, Leistungsreserven, Klangstärke und ihr hervorragendes Preis-/Leistungsverhältnis weltweit jede Menge Testlorbeeren einheimsen konnte. Nicht genug für Herrn Morii und den deutschen Yamaha-Produktmanager Michael Geise, die sich den A-S1000 einmal zur Brust nahmen, um ihm ein klangliches und optisches Upgrade zu verpassen. Das Ergebnis heisst A-S1100 und kann sich sehen und hören lassen, wovon ich mich in gleich mehreren Schritten überzeugen durfte.
Karneval: Nix für HiFi-Freunde
Ich erinnere mich noch gut an Rosenmontag 2015. Statt Karneval zu feiern, wie es Rheinländer normalerweise tun, nutzte ich die Gelegenheit, Taro Morii und Michael Geise von Yamaha zu treffen, um mich aus erster Hand über das neue Highlight der 1000er-Linie zu informieren und mir erwähnten Prototypen einmal genau anzusehen und anzuhören. Schwer fiel mir der Verzicht auf Karneval übrigens nicht, denn aus Westfalen zugereist, hält sich meine Begeisterung für Fasching generell eher in Grenzen. Doch zurück zum Thema, denn durch die Zusammenarbeit meiner beiden Gäste entstand ein Produkt, dass – soviel sei vorweg genommen – in seiner Preisklasse schlichtweg neue Maßstäbe setzen soll. Während Herr Morii als Mitglied des Entwicklerteams in Japan den technischen Aufbau des neuen Stereo-Verstärkers beaufsichtigt, zeichnet Michael Geise für das europäische Klangdesign verantwortlich. Das heisst, nachdem der A-S1100 geplant und die ersten Prototypen gefertigt sind, geht eines dieser Geräte in die deutsche Yamaha-Zentrale nach Rellingen, wo es von Michael Geise klangtechnisch bis ins kleinste Detail unter die Lupe genommen wird. Erforderliche Änderungen in der Hard- und Software – klanglich unterscheiden sich asiatische und europäische Modelle aufgrund unterschiedlicher Hörgewohnheiten schonmal deutlich voneinander – werden anschliessend in Japan vorgenommen. Anschliessend macht sich ein Mitglied des verantwortlichen Ingenieursteams, in diesem Fall Herr Morii, dann mit einem weiteren Prototypen im Gepäck auf den Weg nach nach Deutschland. Unter der Führung Michael Geises geht es hier nun an die Festlegung des finalen Klangdesigns. Bis hierhin bereits ein enormer Aufwand. Doch es geht weiter, denn kaum beendet, machten sich die beiden Yamaha-Mitarbeiter auf die Reise zu einigen auserwählten Redaktionen um die ersten Meinungen einzuholen. Eine Reise, die die beiden an besagtem Rosenmontag dann zum lite-magazin führte.
Yamaha A-S1100: Profiteur und Überrascher
Kaum seiner schützenden Verpackung entledigt, bietet mir der Nachfolger des A-S1000 die erste Überraschung, denn die bloße Präsenz des 23-Kilo-Boliden lässt bereits so Einiges erwarten. Mit großen und dezent hinterleuchteten VU-Metern ausgestattet, die aktuell über die Aussteuerung der Verstärkers informieren und gerade unter eingefleischten HiFi-Enthusiasten für erhöhten Pulsschlag sorgen, unterstreicht der 1100er sogleich seinen Anspruch als rechtmäßiger Nachfolger der legendären Reihe. Da besagte VU-Meter bislang ausschließlich den beiden größeren Modellen vorbehalten waren, rückt der A-S1100 somit allein schon designtechnisch ganz nah an seinen großen Bruder A-S2100 heran. Auch was die frontseitig platzierten Bedieneinheiten betrifft, zeigt sich der mir in klassischem silber mit hochglänzenden Holzwangen gelieferte Stereo-Amp als durchweg aufgeräumt. Holzwangen? Ja, denn zu einem HiFi-Gerät im Look der 70er gehören natürlich auch Holzwangen. Mit einer einzigen Änderung gelingt den Japanern in dieser Serie dann übrigens der Spagat zwischen Retro und Moderne. Denn während die hölzernen Accessoires vor 40 Jahren lediglich plump auf die Seiten „gepappt“ wurden, sind diese hier perfekt ins Gehäusedesign integriert und nur bei seitlicher Draufsicht zu sehen. Meiner Meinung nach eine optisch perfekt gelungene Lösung, denn so wächst das Gerät weder unverhältnismäßig in die Breite, noch wird vom hübschen „Gesicht“ des A-S1100 abgelenkt. „Betörend“ und „wohlproportioniert“ wären die wohl eher passenden Attribute für die gebürstete und sanft gerundete Alufront, auf die mein Blick nun unweigerlich gelenkt wird. Statt unzähliger Knöpfe und Taster unterschiedlichster Größe, Form und Farbe, offeriert mir der Yamaha hier nämlich lediglich wenige Kippschalter (für Standy/Off und Mute) und Drehregler. Von links gesehen lassen sich über sie die Wahl der Lautsprecherausgänge, die VU-Meter-Anzeige, die Klangregelung (Bass, Höhen, Balance), die Eingangswahl sowie die Lautstärke regulieren. Mehr braucht es auch nicht. Als ebenfalls übersichtlich gestaltet und umfangreich zugleich, präsentiert sich dann die Rückseite des A-S1100. Mit sechs analogen Zugängen, darunter ein Phono-Eingang inkl. Massepunkt und MC/MM-Umschaltung sowie einem analogen Rec-Out und einem Paar Vorverstärkerausgänge, offeriert der optisch schlicht gehaltene Japaner nahezu jeder analogen Quelle Zugang. Ein Trigger-IN, je ein Remote-Ein- und Ausgang und ein System-Connector runden den Ausstattungsumfang ab.
Ein Wort noch zu den erwähnten Remote-Buchsen: Diese fungieren im Prinzip genauso wie der direkt nebenan platzierte Trigger. Allerdings nur in Verbindung mit anderen Yamaha-Modellen. Sind beispielsweise zwei oder drei Geräte über diese Ports miteinander verbunden, reicht ein einziger Knopfdruck, um alle Geräte zeitgleich ein- bzw. auszuschalten. Alternativ lässt sich hier aber auch ein entsprechender Infrarot-Empfänger einstecken, über den sich der Verstärker auch dann befehligen lässt, sollte dieser unsichtbar im Schrank oder gar im Nebenraum platziert sein.
Echte Leistung
Und auch „unter der Haube“ zeigt sich unser Testproband als äusserst imposant. Neben des Einsatzes ausschliesslich selektierter Bauteile ist damit in erster Linie
die mit 160 Watt pro Kanal bezifferte Verstärkereinheit zu nennen. Leistungsdaten, die auf Anhieb vielleicht nicht besonders beeindrucken, schließlich werben sogar die in jedem „Wir-haben-alles-Markt“ angepriesenen All-In-One-Billigheimer mit hohen dreistelligen Watt-Angaben? Stimmt, doch hier lohnt ein Blick aufs Datenblatt, denn bei identischer Messgrundlage würde der A-S1100 diese Werte wahrscheinlich locker übertreffen. Doch wie es sich für einen seriösen Markenhersteller gehört, nennt Yamaha ausschliesslich Leistungsdaten, deren Klirrwerte bei deutlich unter einem Prozent liegen. Ein entscheidender Unterschied zu den erwähnten Billigheimern in deren Spezifikationen auch gern mal zweistellige Klirrwerte zu finden sind. Im Fall unseres Testprobanden (Klirrfaktor bei 0,7 Prozent) bedeutet das, dass selbst unter Maximalanforderung kaum wahrnehmbare Verzerrungen auftreten. Wer dagegen schonmal eine der besagten Billigkisten etwas weiter aufgedreht hat, der hat sicher erlebt, wie schnell der Spaß an den eigenen Lieblingssongs vorbei sein kann. Selbstverständlich soll der A-S1100 hier nicht mit Geräten aus der untersten Einstiegsklasse verglichen werden. Nein, geht es an dieser Stelle nur darum mit den verwirrenden Angaben zur Leistung eines Stereo-Verstärkers aufräumen.
Dynamischer Feingeist
Die ausgiebige Untersuchung hat der auf Retro gestylte Verstärker also ohne jede Beanstandung hinter sich gebracht. Zeit also, ihn auf den Testparcours zu schicken. Obwohl unser Testequipment mehrere Paare Lautsprecher umfasst, bittet mich Michael Geise sofort, die schwarzen Canton Vento 890.2 an den Yamaha zu hängen. Eine Entscheidung, bei der so mancher Leser wahrscheinlich die Augenbrauen nach oben zieht, gelten sowohl Yamaha- als auch Canton-Produkte allgemein doch eher als „hell“ abgestimmt. Ein von beiden Herstellern längst widerlegtes Vorurteil, das bei so manchem HiFi-Fan aber noch immer im Hinterkopf zu sitzen scheint. Allerdings auch eines, das nach nur wenigen Augenblicken des Hörens mit besagter Kombi endgültig ad acta gelegt werden kann. Keine Spur von übermäßig hellem oder gar nervigem Sound. Im Gegenteil, denn selbst in unserem nur mäßig bedämpften Hörraum erweist sich dieses Setup schnell als erstaunlich starkes und rund klingendes Duo und – soviel sein an dieser Stelle vorweg genommen – als echte Empfehlung. In Bob Dylans „Lay, Lady, Lay“ beweist der A-S1100 dann auch schnell diversen Stärken. Ganz weit vorn: die unglaublich ausgewogene Art, mit der Stimmen und die durchgehend eher spärliche Instrumentalisierung gleichberechtigt behandelt und sauber in den Raum gestellt werden. Ein für diesen Song sehr wichtiger Punkt, denn nur wenn alle Klanganteile die gleiche Aufmerksamkeit genießen, lässt sich sich der langsam steigende Stimmungsverlauf exakt nachverfolgen. Und genau das funktioniert hier, denn was eher poetisch-sentimental beginnt, steigert sich im weiteren Verlauf zu einem fast schon effektvollen Porträt. Der Yamaha spielt die ihm (vom Arcam UDP411) übermittelten Schallanteile nämlich nicht einfach weg, sondern nimmt sie behutsam unter seine Fittiche, um sie anschliessend in jedem einzelnen Detail wiederzugeben. Und das absolut neutral und gleichberechtigt. So verarbeitet, lässt sich dann schnell jene gestalterische Kompromisslosigkeit heraushören, die diesem 1969 veröffentlichten Song Kraft und Ausdruck verleihen. Eben so, wie vom Künstler und Toningenieur gewollt. Sehr gut.
Ein weiteres, von mir zu Testzwecken nur allzu gern herangezogenes Stück ist James Blakes „Unluck“, das auch jetzt wieder heraus gekramt wird. Zu finden auf dem Album mit dem wenig einfallsreichen Titel „James Blake“ und aufgrund seiner fast schon bizarren Art ganz sicher keiner meiner Lieblingssongs. Dennoch hervorragend geeignetes Futter, um Verstärkern und Lautsprechern in Sachen Impulskraft, Grundtondynamik und Tiefbass einmal ganz genau auf den Zahn zu fühlen. Offenbar ist dies aber keine große Herausforderung für „meinen“ A-S1100, der die immer wieder scheinbar urplötzlich auftretenden und brachialen Synthie-Bässe mit einer Dynamik in den Raum peitscht, die man sich kaum intensiver wünschen könnte. Trotz aller Tiefbass-Intensivität, die hier in mitreissendem Umfang geliefert wird, werden auch die mittleren Frequenzregionen mit einem feinen Gespür für Instrumente und Stimmen wiedergegeben. Letztere bewahren dabei ihren gewohnten Klangcharakter, denn hier wird weder wegretuschiert, geschönt oder hinzugedichtet. Beeindruckend! Genau wie die Souveränität und Gelassenheit, mit der der Yamaha alle ihm gestellten Aufgaben – und zwar selbst nach einem kräftigen Rechtsdreh am Lautstärkesteller – zu meiner vollsten Zufriedenheit erledigt. Nicht nur zu meiner, denn offensichtlich scheint auch Michael Geise von der Leistung seines Schützlings begeistert. Nicht anders ist zu erklären, dass der Yamaha-Produktmanager nach Ende dieses Stückes sein Smartphone zückt, um besagte CD gleich mal zu bestellen.
Fazit
Sein Design ist bewährt, die Verarbeitung erstklassig und die Ausstattung üppig. Während über viele andere Verstärker nun alles gesagt wäre, legt der A-S1100 aber noch einen drauf und begeistert als klangliches Allroundtalent mit feiner Auflösung, hohem Impulsvermögen, sattem Fundament und reichlich Leistungsreserven. Kurzum: der brandneue A-S1100 ist eine echte Empfehlung für anspruchsvolle HiFi-Fans, die mit Oberklassen-Budget in die klangliche Spitzenklasse wollen.
Test & Text: Roman Maier
Fotos: www.lite-magazin.de, Herstellerbilder
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
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Technische Daten
Modell: | Yamaha A-S1100 |
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Produktkategorie: | Stereo-Verstärker |
Preis: | 1.699,00 Euro |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | - schwarz - silber |
Vertrieb: | Yamaha, Rellingen Telefon: 04101 / 30 30 www.yamaha.de |
Gewicht | |
Abmessungen (B x H x T) | |
Anzahl Endstufen (Leistung) | 2 (a 160 Watt/4 Ohm) |
Eingänge | 5 x Analog |
Ausgänge | - 1 x Analog - Lautsprecher A/B |
Lieferumfang: | - A-S1100 - Fernbedienung - Batterien - Netzkabel - Bedienungsanleitung |
Besonderes: | - enorme Impulskraft - feine Mitten- und Hochtonauflösung - Retro-Design - hervorragende Verarbeitung - Holzseitenteile (hochglänzend) - praktische Fernbedienung |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1+ |
Praxis (20%): | 1,0 |
Ausstattung (20%): | 1,0 |
Gesamtnote: | 1,0 |
Klasse: | Spitzenklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |