Home » Rezensionen » Black Sea – Hohe Wellen unter Wasser
7. Juli 2015von Martin Sowa
RedakteurIm Zweiten Weltkrieg durchquerte ein deutsches U-Boot das Schwarze Meer, vollgeladen mit Gold. Doch es erreichte nie sein Ziel und liegt nun auf dem Meeresgrund. Eine Gruppe arbeitsloser Männer ohne Zukunft, allesamt mit Erfahrung an Bord eines U-Boots, will das Gold bergen – die schwerste Mission ihres Lebens wartet auf sie.
Captain Robinson (Jude Law) arbeitet seit elf Jahren an Bord eines Bergungs-U-Bootes – doch als sein Arbeitgeber ihn nicht mehr braucht, wird er prompt vor die Tür gesetzt. Der Bonus zum Abschied hilft ihm auch nicht großartig weiter – zumal sich seine Frau Chrissy (Jodie Whittaker) von ihm getrennt und ihn samt Sohn verlassen hat. Da das Arbeitsamt ihm einen Job in einem Schnellimbiss vorschlägt, findet sich Robinson schnell mit ehemaligen Arbeitskollegen in der Kneipe wieder. Dort trifft er auf seinen alten Freund Kurston (Daniel Ryan) und einen Russen namens Blackie (Konstantin Khabensky). Kurston weiht die beiden in ein Geheimnis ein: Im Schwarzen Meer liegt ein deutsches U-Boot, dass während des zweiten Weltkriegs Gold transportierte und dabei verunglückte. Nun liegt es samt der wertvollen Ladung auf dem Grund des Schwarzes Meeres und wartet auf seine Bergung – und die soll Robinson durchführen.
Dafür benötigt er jedoch Geld, ein U-Boot und eine Crew. Das alles soll ein gewisser Lewis (Tobias Menzies) finanzieren. Trotz fehlender Garantien sagt er zu und Robinson macht sich mit Blackie an die Arbeit. Schnell steht eine Crew erfahrener, aber ebenso wie Robinson gescheiterter Männer. Die eine Hälfte Briten, die andere Hälfte Russen – letztere werden benötigt, da auch das U-Boot aus Russland stammt. Doch schnell führen Enge, Sorgen und die unterschiedlichen Sprachen zu Spannungen innerhalb der Crew. Auf dem Höhepunkt eines Streits tötet Fraser (Ben Mendelsohn) im Affekt Blackie – der Einzige an Bord, der sowohl Englisch als auch Russisch spricht. Fortan wird die ohnehin schwierige Mission zu einer fast unmöglichen Aufgabe…
Mit jedem Meter, den das U-Boot abtaucht, steigt die Spannung. Und sie fällt nicht wieder ab. Fast eineinhalb Stunden lang fühlt man als Zuschauer die Beklemmung, die auch die Crew an Bord gepackt hat. Die ständigen Spannungen unter den Männern, die ohnehin schwierigen Aufgaben an Bord des schwer mitgenommenen U-Boots und die dadurch auftretenden Probleme machen Black Sea zum an den Nerven zerrenden Thriller.
Die dabei immer wieder zwischen Wut, Verzweiflung, Angst und Wahnsinn pendelnden Crewmitglieder machen es nicht leichter, der Story ganz entspannt zu folgen. Geprägt vom Motiv des Scheiterns erwartet man nach den ersten Rückschlägen in jeder heiklen Situation – und davon gibt es nicht wenige – sofort das Schlimmste.
Im Mittelpunkt der Crew aus grobschlächtigen, vom Leben gezeichneten Männern steht Jude Law als Kommandant. Als Hauptfigur macht seine Figur den wohl größten Wandel des Films durch und tut dies wie gewohnt extrem stark. So gelingt es ihm sogar, das Finale von Black Sea in einem ohnehin packenden Film noch einmal als emotionalen Höhepunkt herauszustellen. Und wem das noch nicht reicht: Allein der Akzent, den Law seiner Figur gibt, ist das Ansehen des Films im Originalton wert. Und falls jemand glaubt, sich mit „Das Boot“ quasi jeden anderen U-Boot-Film schenken zu können – ganz und gar nicht!
Technisch beeindruckt die Blu-ray ebenso wie die Story und die schauspielerische Leistung. Trotz der vielen düsteren Szenen kommen die Details des baufälligen, alten U-Boots gut zur Geltung. Und obwohl die Kamera nur selten extrem nah an den Schauspielern dran ist, fangen die Bilder die Enge an Bord sehr greifbar ein. Der Ton steht dem in nichts nach, die unterschiedlichen Geräusche unter Wasser sind sehr schön positioniert und bei den mitunter desaströsen Zwischenfällen rummst es ordentlich. Das trägt natürlich dazu bei, dass man sich noch mehr als Teil der Crew fühlt als ohnehin schon.
Einziger Kritikpunkt an der Blu-ray ist daher das recht schmal geratene Bonusmaterial, das aus dem Trailer und einem viereinhalbminütigen Featurette sowie dem Kommentar von Regisseur Kevin Macdonald besteht. Hier wären ausführliche Hintergrund-Berichte zur Entstehung des Films, und eine Vorstellung der Schauspieler schön gewesen. Schließlich wirkt die gespielte Zwietracht an Bord sehr glaubwürdig und das funktioniert eigentlich nur, wenn man sich entweder gar nicht oder ziemlich gut leiden kann…
Fazit
Obwohl Black Sea fast vollständig an Bord eines U-Bootes spielt und damit sehr wenig Abwechslung bietet, wird das Publikum sofort in den Bann des Thrillers gezogen. Mit jeder Minute steigt die Spannung und sinkt nicht wieder ab. Es dürfte nur reichlich desinteressierten Zuschauern gelingen, während des Abspanns aus dem Sessel zu hüpfen und in die Runde zu fragen, wer denn noch ein Bierchen möchte. Und wer Probleme mit engen Räumen hat, sollte während Black Sea Fenster und Türen lieber nicht geschlossen halten…
„Black Sea“ ist ab dem 9. Juli 2015 als DVD und Blu-ray im Vertrieb von Sony Pictures erhältlich.
Genre
Abenteuer/Thriller
Laufzeit
ca. 114 Minuten
Altersfreigabe
ab 12 Jahren
Regie
Kevin MacDonald
Cast
Jude Law, Scoot McNairy, Ben Mendelsohn, Michael Smiley, Grigoriy Dobrygin, David Threlfall, Tobias Menzies, Jodie Whittaker
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