Home » Rezensionen » Wild Card – Kartentricks mit Durchschlagskraft
23. Juli 2015von Martin Sowa
RedakteurDer ehemalige Söldner Nick ist in Las Vegas gestrandet. Das Zockerparadies hat sich mittlerweile für ihn zur Hölle entwickelt. Aber es kommt noch schlimmer…
Für Nick Wild (Jason Statham) sollte Las Vegas nur eine Zwischenstation sein – mittlerweile scheint es zur finalen Etappe in seinem Leben zu werden. Sein Traum vom Leben auf Korsika scheitert vor allem daran, dass ihm die finanziellen Mittel zum Auswandern fehlen. Als Sicherheitsexperte verdient Nick das bisschen Geld, das er anschließend direkt im Casino „reinvestiert“. In Las Vegas kommt er dabei in Kontakt mit jeder Menge ziemlich schräger Figuren – mit der Mafia hat er allerdings eine Art Abkommen und beide Parteien gehen sich gegenseitig aus dem Weg. Doch eines Tages meldet sich Nicks Ex-Freundin Holly (Dominik García-Lorido) wieder bei ihm. Sie wurde von einem Gangster überfallen und übel zugerichtet. Nun soll Nick ihr dabei helfen, den Kerl zu finden. Und obwohl Nick eigentlich streng nach seinen Prinzipien handelt, lässt er sich natürlich doch darauf ein.
Dummerweise legt er sich damit doch noch mit der Mafia an und der frauenverachtende Gangster namens Danny DeMarco (Milo Ventimiglia) ist davon natürlich nicht begeistert. Holly verlässt sicherheitshalber direkt die Stadt, doch Nick will zuerst noch das nötige Startkapital für sein Leben nach Vegas gewinnen. Das läuft aber nicht so erfolgreich wie geplant und mittlerweile hat DeMarco sich auf Nick Fährte gesetzt. Der muss sich nun also neben seinem geplatzten Traum auch noch mit Schlägern und Mafia-Boss „Baby“ (Stanley Tucci) herumärgern. Das alles zusammen sorgt dafür, dass Nick gar nicht gut drauf ist und nun das tut, was er eigentlich immer vermeiden wollte: Vegas ordentlich aufmischen.
Die grundlegende Geschichte von Wild Card kommt einem bekannt vor: Statham macht seinen Job, hält sich dabei nicht an die selbst aufgestellten Regeln und bekommt prompt mächtig Ärger. Das klingt zunächst stark nach „The Transporter“, ist darüber hinaus allerdings noch mit ein paar weiteren Handlungsdetails angereichert. Dabei handelt es sich allerdings nicht um eine völlig neue Geschichte – der Film basiert auf dem Roman „Heat“, der bereits 1986 als Film adaptiert wurde. Damals wurde die Hauptrolle von Burt Reynolds übernommen. Drehbruch und Roman stammen für beide Verfilmungen William Goldman, der die Story für Wild Card allerdings noch einmal anpasste – damit dürfen auch diejenigen, die „Heat“ gesehen haben, auch Wild Card durchaus genießen, ohne gleich den kompletten Film zu kennen.
Unabhängig von der Kenntnis der Story weiß der geneigte Statham-Kenner natürlich, was ihn erwartet: Jede Menge schwerer Jungs, die ordentlich Prügel beziehen. Auch Wild Card macht da keine Ausnahme, wenngleich die Action insgesamt ein wenig heruntergefahren wird und Statham nur sporadisch so richtig losprügeln darf. Diese Actionszenen sind allerdings für Fans des Genres durch ihre perfekte Choreografie und eine extrem interessante Kameraführung ein wahrer Leckerbissen. Man sollte allerdings ein bisschen Blut sehen können…
Noch wichtiger ist allerdings, dass die Spannung des an den Hollywood-Typ angepassten Films gar nicht mal daher rührt, dass Nick sich ständig mit irgendwelchen Widersachern auseinandersetzen muss. Unterschwellig bestimmt sein Kampf gegen sich selbst und seine Probleme den Spannungsbogen, wodurch der Film eher Richtung Drama tendiert und Stathams Figur noch deutlicher als für die meisten Protagonisten üblich in den Vordergrund gerückt wird.
Dementsprechend ist Statham auch mit Abstand derjenige Schauspieler, der hier am meisten Eindruck hinterlässt. Als sein Widersacher tritt der vorwiegend im Fernsehen auftretende Milo Ventimiglia in Erscheinung, bleibt aber ob seiner ziemlich lachhaften Figur ziemlich blass. Ganz im Gegensatz zu Stanley Tucci, der als Mafia-Boss „Baby“ zwar nur kurz in Erscheinung tritt, das Publikum aber sofort in seinen Bann zieht und als einer der wenigen Akteure seinem Charakter sofort Glaubwürdigkeit verleihen kann. Daran mangelt es bei vielen anderen Figuren zwar, was allerdings in einem Actionfilm ohnehin nicht schlimm ist und zum anderen daran liegt, dass die meisten Charaktere nur kurz oder vereinzelt auftauchen. So ist es fast schon egal, dass sie von durchaus bekannten Namen wie Michael Angarano, Anne Heche, Jason Alexander, Max Casella und Sofía Vergara verkörpert werden. Während ersterer als Cyrus Kinnick – einer von Nick Wilds Klienten – noch eine mitentscheidende Rolle spielt, wird bei letzterer schon in den ersten Sekunden ihrer wenigen Szenen klar, warum sie die kurz in Erscheinung tretende Figur spielen durfte… Ein wenig mehr Aufmerksamkeit bekommt Dominik García-Lorido (Tochter von Andy García) als Nicks Ex-Freundin, die damit trotz einiger Erfahrung im Filmbusiness durchaus als Entdeckung des Films gelten darf.
Bild und Ton von Wild Card hat Regisseur Simon West ziemlich dem Setting in Las Vegas angepasst: Überall strahlende Lichter und ein ständiges Grundrauschen sorgen dafür, dass mitunter der Fokus etwas nachlässt und man quasi im Lichtermeer untergeht. In den schicksalshafteren Szenen wird die Trostlosigkeit der Situation auch gerne mal durch entsättigte Bilder unterstrichen. Auch soundtechnisch macht sich das unruhige Leben in Las Vegas bemerkbar – das Herzstück sind allerdings die detaillierten Actionszenen, in denen in allen Belangen präzise gearbeitet wurde und man die volle Ladung Action abbekommt. Und darum geht es schließlich in einem Statham-Film.
In Sachen Bonusmaterial gibt es insgesamt etwa 24 Minuten lange Featurettes, die die Hintergründe des Films beleuchten. Dieser Blick hinter die Kulissen wird durch acht Interviews mit Darstellern, Regisseur und Produzent ergänzt, dazu gibt es wie immer noch die Trailer und weitere Programmhinweise.
Fazit
Mit Wild Card zeigt Jason Statham wieder einmal, dass er auch mehr beherrscht als nur den simplen Haudrauf zu spielen. Obwohl als Remake des bereits 1986 erschienenen „Heat“ erkennbar, geht Wild Card durchaus eigene und interessante Wege. Fans von Hauptdarsteller Statham kommen ohnehin auf ihre Kosten, für alle anderen dürfte vor allem Stanley Tucci als charismatischer Mafia-Boss ein Highlight des Films darstellen.
„Wild Card“ ist ab dem 31. Juli 2015 als DVD und Blu-ray im Vertrieb von Universum Film erhältlich.
Erscheinungsdatum
31. Juli 2015
Genre
Action/Thriller
Laufzeit
ca. 92 Minuten
Altersfreigabe
ab 16 Jahren
Regie
Simon West
Cast
Jason Statham, Sofia Vergara, Stanley Tucci, Milo Ventimiglia, Anne Heche
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