Home » Tests » Goods & Gadgets » Iris-Scanner von Eyelock: Schau mir in die Augen, Myris!
19. Juli 2015von Martin Sowa
RedakteurEs gibt so einige Szenarien, in denen das Auge dem Menschen ungeliebte Arbeit abnehmen kann. Geübte Handwerker beispielsweise messen nicht unbedingt alles erst einmal mühevoll aus, sondern sägen oder schneiden auch mal etwas per Augenmaß zurecht. Und der Kreisliga-Torhüter wirft sich auf dem Hartplatz auch nicht jedem Schuss hinterher, sondern ruft lässig abwinkend „Auge!“, wenn mal wieder ein strammer Schuss knapp am Pfosten vorbeistreicht. Und nun nimmt einem das Auge auch noch das nervige Eintippen von Passwörtern ab, wenn man am PC sitzt. Der Iris-Scanner Myris von Eyelock übernimmt die Passworteingabe – der Nutzer muss dafür nur kurz in einen kleinen Spiegel schauen.
Was ist Myris?
Myris ist ein handlicher Iris-Scanner, der per USB-Kabel an den PC angeschlossen wird. Von der Größe her erinnert er stark an einen Schminkspiegel für unterwegs. Wann immer man sonst ein Passwort eintippen würde, hält man sich nun einfach Myris vors Gesicht und innerhalb weniger Sekunden erfasst das kleine Gerät die Iris des Nutzers. Die ist bekanntlich immer einzigartig und gilt als das sicherste biometrische Merkmal zur Identifizierung einer Person. Ist die Authentifizierung erfolgreich, werden automatisch die benötigten Zugangsdaten gesendet und der Login ohne weiteres Zutun erledigt. Ob es sich dabei um die Anmeldung am PC selbst, den Abruf von Mails oder das Anmelden beim Online-Banking handelt – Myris sucht automatisch die passenden Zugangsdaten aus seiner lokalen Datenbank.
Damit sorgt das kleine Helferlein dafür, dass man sich nicht mehr sämtliche Passwörter für die mittlerweile recht hohe Zahl an Online-Konten merken muss. Schließlich werden diese durch möglichst sichere Kombinationen immer komplizierter – und obendrein sollte man ja für jedes Konto ein eigenes Passwort haben. Wer dann regelmäßig bei Facebook aktiv ist, in diversen Online-Shops einkauft und sich regelmäßig bei Amazon oder eBay umschaut, bevor er per Online-Banking Rechnungen begleicht, kommt mit all den Kennwörtern schon mal durcheinander. Besonders schwer sind dann die Zugangsdaten zu merken, die man nicht täglich nutzt – zum Beispiel für den Kundenbereich des Strom- oder Telefonanbieters. Anstatt nun alle paar Monate aufs Neue ewig lange in Ordnern und Papieren zu blättern, um die Zugangsdaten herauszukramen, genügt nun ein kurzer Blick in Myris und schon ist man eingeloggt.
Futuristische Technologie in passender Optik
Was bislang den meisten Menschen eher aus Science-Fiction-Filmen bekannt sein dürfte, wird mit Myris also alltägliche Realität. Auch optisch wird der futuristische Eindruck unterstützt, der kreisrunde Scanner ist auf der Rückseite mit einer robusten Schale in Türkis versehen. Das rund 380 Gramm schwere und maximal drei Zentimeter dicke Gerät liegt mit seinem Durchmesser von 7,5 Zentimetern gut in der Hand. Die vorwiegend in Schwarz gehaltene Front samt Scanner verfügt über drei schräge Flächen, die den Fingerspitzen beim Festhalten Platz bieten. Das Prinzip ist gut durchdacht, denn diese Flächen sind im Gegensatz zur restlichen Front nicht mit einer Glasscheibe bedeckt, sondern mit mattem Kunststoff versehen. So sind dort nicht sofort Fingerabdrücke zu finden – auf der Glasfläche und dem zentralen Spiegel ist das allerdings anders, hier muss man ab und zu mal drüberwischen.
Der Spiegel wird von einem LED-Ring eingefasst, der je nach Zustand in Weiß, Blau, Grün oder Rot leuchtet. Durch die dunkle Scheibe lässt sich ein schemenhafter Blick ins Innere des Scanners werfen, wo im Aktivzustand zwei rote Lämpchen im schnellen Wechsel blinken – das gibt Myris einen gewissen „Roboter-Look“ und lässt das kleine Helferlein sogar ein wenig lebendig wirken. Das USB-Kabel zum Anschluss an den PC ist fest mit dem Iris-Scanner verbunden und misst fast exakt 1,40 Meter. Somit ist genug Bewegungsfreiheit für den Alltagseinsatz garantiert.
Und wie sicher ist das Ganze?
Natürlich wird sich der Ein oder Andere ob der Berichterstattung über NSA und Co nun reflexartig fragen, ob die Passwörter und Online-Banking-Pin nun sofort samt Scan der Iris an sämtliche Geheimdienste dieser Welt übertragen werden. Wir haben das natürlich nicht überprüfen können und müssen uns daher auf die Aussage des Herstellers verlassen, dass die persönlichen Daten nur in der Myris selbst gespeichert und nicht in eine Cloud oder ähnliches übertragen werden. Somit können die Daten auch nicht über das Internet abgefangen werden. Und wer das System irgendwann einmal nicht mehr nutzen möchte, kann sämtliche Informationen auch per Zurücksetzung auf den Werkszustand löschen. Verwendet wird übrigens die Verschlüsselungstechnik AES-256, die als höchstmögliche und meistgenutzte Variante gilt.
Die nächste Frage wird sein, wie fälschungssicher Myris ist – schließlich könne man ja auch einfach ein Foto des entsprechenden Nutzers vor den Scanner halten. Das funktioniert allerdings nicht, es muss eine lebendige Person vor dem Scanner sitzen. Weder das Scannen eines Fotos noch eines Videos hat im Test funktioniert. Die Chance, dass ein Unbefugter das System austricksen kann, liegt daher laut Hersteller bei 1 zu 2,25 Billionen. Fingerabdruckscanner sind da im Vergleich mit einer Wahrscheinlichkeit von 1 zu 50.000 deutlich anfälliger.
Generell gilt die Iris als eins der individuellsten Merkmale des Menschen. Ein Vorteil für einen Iris-Scanner ist unter anderem auch die Tatsache, dass sich die Iris im Laufe des Lebens nicht verändert. Selbst nach einer Augenoperation bleibt dieses Merkmal gleich. Um diesen Vorteil zu nutzen, werden beim Scan mit Myris bis zu 240 Messpunkten pro Pupille angelegt. Die Messergebnisse werden verschlüsselt und sicher direkt in Myris gespeichert.
Insofern sind Sorgen um die Sicherheit der eigenen Konten hinsichtlich des Prinzips von Myris unbegründet. Allerdings sollte man sich natürlich stets im Klaren darüber sein, dass die manuelle Eingabe von Passwörtern natürlich weiterhin möglich ist (zieht man das USB-Kabel ab, muss man sich ja auch noch irgendwie einloggen können). Wer also sein Passwort anderen Personen mitteilt, ermöglicht diesen natürlich trotzdem den Zugang zu den eigenen Konten.
Leichte Installation auch für Laien
Die Installation von Myris ist auch für Laien einfach durchzuführen. Zunächst einmal muss der Iris-Scanner nur per USB an den PC angeschlossen werden. Da ist das größte Problem, das Kabel richtig herum einzustecken – kleiner Tipp: die weißen Löcher gehören nach unten. Kurz nach dem Anstecken werden auch schon die nötigen Treiber installiert und es öffnet sich ein Fenster mit dem Installationsprogramm für die Eyelock-Software. Die kann per Doppelklick auf „Setup“ installiert werden. Im Zuge dessen können auch gleich die in den installierten Browsern gespeicherten Passwörter auf Myris übertragen werden (das ist allerdings auch nachträglich möglich). Entgegen der in der Anleitung aufgelisteten Browser lässt sich übrigens neben dem Internet Explorer, Google Chrome und Safari zum Beispiel auch der Mozilla Firefox mit Eyelock nutzen.
Ist der Installationsvorgang abgeschlossen, verbindet sich Myris automatisch neu mit dem PC, das USB-Kabel muss nicht abgezogen werden. Nach erneuter Verbindung ist Myris auch nicht mehr als externes Laufwerk aufzurufen. Nun lässt sich der erste der maximal fünf Nutzer registrieren, der auch automatisch als Hauptnutzer gespeichert wird (bei mehreren Nutzern pro PC müssen diese natürlich stets ihr eigenes Myris-Konto auswählen). Mehr als der Name und eine E-Mail-Adresse sind übrigens gar nicht nötig zur Registrierung. Anschließend kommt die Scan-Funktion von Myris zum ersten Mal zum Einsatz. Der Ring in der Mitte des Scanners leuchtet zunächst weiß. Myris sollte in etwa 25 Zentimetern Entfernung in Augenhöhe vor das Gesicht gehalten werden, sodass man sich selbst im kleinen Spiegel innerhalb des LED-Rings sehen kann. Sobald Myris die Iris erkannt hat, wechselt die Farbe des Ringes zu Blau. Nun muss der Iris-Scanner langsam in Richtung des eigenen Gesichts geführt und wieder entfernt wieder – immer mit Blickkontakt zum Spiegel in der Mitte von Myris. Sobald die Iris gescannt und ein persönliches Profil erstellt wurde, leuchtet der Ring in Grün. Insgesamt ist der Vorgang innerhalb weniger Sekunden erledigt, die gesamte Installation nimmt circa zehn Minuten in Anspruch. Ein wichtiger Hinweis für Personen mit Brille: Die sollte beim ersten Scan abgenommen werden. Für die spätere Authentifizierung ist das allerdings nicht nötig.
Ein letztes Mal das Passwort eingeben
Ist die Eyelock-Software startklar, kann sie ab sofort anstelle der manuellen Passworteingabe genutzt werden. Das gilt zum Beispiel für Programme wie den E-Mail-Client Outlook oder sogar für die Anmeldung am Computer selbst – wer also Windows benutzt, wählt in der Eyelock-Software das grüne Feld „OS“ (das steht für Operating System, also das Betriebssystem) und klickt auf das Windows-Symbol. Die Nutzer von iOS oder Linux finden natürlich auch die entsprechenden Schaltflächen für ihre Bedürfnisse. Ist ein Betriebssystem ausgewählt, muss nur das eigene Benutzerkonto ausgewählt und das entsprechende Passwort ausgewählt werden (idealerweise sollte man Kennwörter mit mindestens acht Stellen und eine Kombination aus Groß- und Kleinbuchstaben sowie Symbolen und Zahlen verwenden). Falls man aus Versehen das falsche Konto erwischt und das Passwort demnach nicht korrekt ist, weist das Programm direkt darauf hin. Stimmt alles, werden die Daten gespeichert und beim nächsten Hochfahren des PCs taucht statt der üblichen Eingabemaske direkt das Eyelock-Logo auf. Nun ist nicht mehr zu tun, als Myris zur Hand zu nehmen und wie bei der Einrichtung das Auge zu scannen. Der grün leuchtende Ring signalisiert eine erfolgreiche Anmeldung und schon gewährt der PC Zugang zum Desktop.
Damit die Anmeldung per Myris auch auf Websites funktioniert, benötigen die Browser eine entsprechende Erweiterung. Im Test mit dem Firefox war diese schnell installiert und ab sofort steht Eyelock bei jeder Passwortabfrage zur Verfügung. Selbstverständlich lassen sich die gewünschten Seiten auch per Software aufrufen, deutlich einfacher geht es aber, wenn man dies direkt im Browser tut. Der Hinweis von Eyelock zum Hinzufügen der entsprechenden Website erscheint dann ohnehin automatisch – allerdings natürlich auch auf Websites, auf denen man noch gar kein Konto registriert hat. Das kann dann unter Umständen auch ein wenig nervig sein, da mittlerweile eine ganze Menge Websites ein Login-Formular anbieten.
Wie auch immer: Wer Myris nutzt, wird zumindest bei einigen Seiten ein Konto besitzen. Und damit Myris weiß, welches Passwort wo zum Einsatz kommt, muss der gewohnte Anmeldevorgang auf jeder Website noch ein letztes Mal durchgeführt werden. Wer sich also zum Beispiel zukünftig per Myris in sein Facebook-Konto einloggen möchte, ruft die entsprechende Website auf und meldet sich dort wie gewohnt an. Ab sofort sind die Zugangsdaten in Myris gespeichert und das Einloggen kann in Zukunft per Iris-Scan erfolgen.
Spätestens dann macht sich Myris übrigens tatsächlich als Erleichterung bemerkbar. Der Scanvorgang dauert nicht länger als die manuelle Eingabe des Passworts und insbesondere Nutzer mit niedriger Tippfrequenz werden das zu schätzen wissen. Auch für diejenigen, die über zahlreiche Konten und verschiedene Passwörter verfügen, stellt Myris eine enorme Vereinfachung da – das Erinnern an das jeweils relevante Passwort entfällt, der Blick in Myris reicht. Nur wer seine Passwörter ohnehin direkt im Browser speichert, wird vermutlich auf Myris verzichten können.
Fazit
Die einfache Installation und das reibungslos funktionierende Prinzip von Myris machen den Iris-Scanner zu einem sehr interessanten Helfer im Alltag. Die sehr gute Verarbeitung und das durchdachte Konzept sind zu Recht preisgekrönt. Speziell die Möglichkeit, ein Gerät mit bis zu fünf Personen zu benutzen, ist ein gutes Argument und lässt den auf den ersten Blick leider recht hohen Preis von 299 Euro für Myris schon wesentlich angemessener erscheinen. Fraglich bleibt natürlich, ob der Normalverbraucher ein solches Sicherheitsschloss wie Myris überhaupt benötigt – wer keine Lust auf ständige Passworteingabe hat oder sich wie die Hauptfigur eines Agententhrillers fühlen will, kommt definitiv nicht drum herum!
Test, Text und Fotos: Martin Sowa
Technische Daten
Modell: | Eyelock Myris |
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Produktkategorie: | Iris-Scanner |
Preis: | 299 Euro |
Vertrieb: | VOXX Electronics GmbH, Pulheim Tel.: 02234 / 8070 www.voxxintl.com |
Abmessungen (HBT): | 75 x 75 x 30 mm |
Gewicht: | 381 g |
Verschlüsselungstechnik: | AES-256 |
Anschluss: | USB |
Speicherort: | lokal |
Einsatzbereich: | - Betriebssystem - Software - Websites |
Besonderes: | - simple Installation - für bis zu 5 Benutzer - auch für Brillen- und Kontaktlinsenträger geeignet |