Home » Rezensionen » The Gunman – Rasante Action mit Charakter
5. September 2015von Martin Sowa
RedakteurFür den ehemaligen Söldner Jim wird eine vor Jahren ausgeführte Aktion zum Bumerang. Ehemalige Verbündete scheinen ihm nach dem Leben zu trachten – Schritt für Schritt muss der geläuterte Kämpfer Licht in sehr dunkle Machenschaften bringen.
Jim Terrier (Sean Penn) arbeitet unter falscher Identität in der Demokratischen Republik Kongo. Hier ist der ehemalige Soldat der Special Forces als Söldner aktiv. Im Zuge der Ausbeutung der Bodenschätze des Landes durch ausländische Unternehmen kündigt der kongolesische Bergbauminister an, sämtliche diesbezüglich bestehenden Verträge aufzuheben und die Exportgeschäfte neu zu verhandeln. Das gefällt den ausländischen Unternehmen natürlich gar nicht, schließlich müssten sie dann mit weitaus höheren Ausgaben für die gewünschten Bodenschätze rechnen. Also wird ein Attentat auf den Minister geplant, an dem auch Jim beteiligt ist. Der Verbindungsmann ist ein gewisser Felix (Javier Bardem), der als einziger Zivilist in die Aktion eingeweiht ist. Zudem soll er den Schützen für den tödlichen Schuss auf den Minister bestimmten – seine Wahl fällt auf Jim. Nicht ohne Hintergedanken, denn Felix ist auf Jims Freundin, die Ärztin Annie (Jasmine Trinca), scharf und laut Plan soll der Todesschütze nach dem erfolgten Attentat Afrika verlassen.
Jim erledigt den Auftrag dennoch, wird wie vorgesehen ausgeflogen und lebt fortan in London. Doch nach acht Jahren kehrt er in die Demokratische Republik Kongo zurück, um für eine Hilfsorganisation Brunnen zu bauen. Dabei wird er von einem Killerkommando überrascht, kann sich jedoch zur Wehr setzen. Schnell erkennt er, dass der Überfall im Zusammenhang zum vor Jahren ausgeführten Attentat stehen muss. Also kehrt er nach London zurück, um herauszufinden, wer die Killer auf ihn angesetzt hat. Eine Spur führt nach Barcelona, wo sich Felix mittlerweile niedergelassen hat. Annie hat sich nach Jims plötzlicher Flucht Felix zugewandt und ist nun sogar mit ihm verheiratet. Für Jim ein weiterer Grund, endlich mit der Vergangenheit abzuschließen und alle Verantwortlichen für das Attentat zur Strecke zu bringen. Allerdings sind seine brutalen Gegner nicht sein einziges Problem: zu allem Überfluss hat er auch noch mit den posttraumatischen Folgen eines Schädelhirntraumas zu kämpfen…
Sean Penn kann’s auch auf die harte Tour
An der Seite von Jim Terrier geht es ziemlich rasant zur Sache, nur wenige Szenen in The Gunman kommen ohne Schusswaffen oder fliegende Fäuste aus. Erstaunlich also, dass mit Sean Penn ein eigentlich ausgewiesener Charakterdarsteller den ehemaligen Soldaten und Söldner verkörpert. Offenbar liegt Penn aber etwas an dieser Rolle, denn dass er während der Dreharbeiten 53 Jahre alt geworden ist, sieht man seinem Körperbau nicht an. So wirken die vielen Kampfszenen nie choreographiert, sondern tatsächlich sehr echt, was ja in Hollywood-Produktionen leider gerne mal vergessen wird. Auch die Darstellung seines Charakters gelingt Penn wie gewohnt sehr gut, konsequent und dementsprechend überzeugend. Problematisch ist eigentlich nur das Thema seiner durch die Folgen eines Schädelhirntraumas hervorgerufenen Krankheit, die vielleicht etwas zu plötzlich und dann zu heftig auftritt. Die Betonung darauf hätte sicherlich auch weniger stark ausfallen können.
Schließlich hat The Gunman Jim auch so genügend Gründe, mit seiner Vergangenheit aufzuräumen, um endlich ein ruhiges Leben als Zivilist führen zu können. Einerseits ist da nämlich seine noch immer vorhandene Zuneigung zu Annie, die erstaunlicherweise relativ wenige Probleme damit zu haben scheint, dass Jim reihenweise Menschen über den Jordan geschickt hat beziehungsweise dies nun auch noch tun muss. Auch ihre Begründung, warum sie Felix geheiratet hat, wird einer Frau, die als Ärztin in Afrika humanitäre Arbeit leistet, eigentlich nicht gerecht. Letztere Einstellung ist allerdings auch ein weiterer Grund für Jim, seine früheren Tätigkeiten wieder gutzumachen, indem auch er der Bevölkerung Afrikas hilft.
Politische Seitenhiebe in ausgewogener Dosierung
Obwohl The Gunman also durchaus gerechtfertigte, kritische Blicke auf den Exporthandel afrikanischer Bodenschätze und damit einhergehende Probleme wie Korruption wirft, wirkt die Story in einigen Details ein wenig zu stark und künstlich um dieses Thema herum gewoben. Das heißt allerdings noch lange nicht, dass es sich dabei auch um einen schlechten Action-Thriller handelt – denn an Action und Spannung mangelt es ganz und gar nicht. Wie erwähnt geht es in den meisten Szenen mit ordentlich Tempo zur Sache und die „FSK 16“-Freigabe dürfte hier und da ziemlich auf der Kippe gestanden haben. Allerdings unterstützt die Kameraführung die rasanten Kampfszenen, so dass besonders brutale Aktionen ohne besonderen Fokus geschickt eingebunden werden.
Da Jim Terrier allerdings fast immer im Mittelpunkt von The Gunman steht und nur wenige Szenen ohne die Hauptfigur auskommen, bleibt die Entwicklung der übrigen Charaktere ziemlich auf der Strecke. Das ist angesichts weiterer großer Namen wie Javier Bardem und Idris Elba natürlich ein wenig schade, sorgt allerdings auch für eine sehr gute Darstellung selbst kleiner Rollen.
Starkes Bild, knackiger Ton
Wenig auszusetzen gibt es am Bild der Blu-ray von The Gunman, das stets zu gefallen weiß. Hier und da sind die Details vielleicht sogar etwas zu präzise, denn an seinen Falten sieht man Hauptdarsteller Sean Penn dann doch an, dass er bereits ein paar Jahrzehnte auf dem Buckel hat. Für Fans schlagkräftiger Kampfszenen ist das angesichts des hohen Tempos sowohl des Geschehens auf der Leinwand als auch der Kameraführung und –schnitte allerdings ein Segen und auch der Ton steht dabei in nichts nach. Knackig und zielorientiert sorgt der Sound dafür, dass der offenbar beabsichtigte Effekt erreicht wird und man sich so fühlt, als stände man direkt an Jim Terriers Seite mitten im Getümmel.
Angesichts dessen ist das Bonusmaterial zu The Gunman fast schon ein wenig enttäuschend knapp gehalten. Zwar geben die Featurettes und Interviews schöne Einblicke in die Dreharbeiten, allerdings fallen diese Kapitel doch arg kurz aus. Dazu gibt es wie gewohnt einige Trailer, unter anderem zum ebenfalls von uns rezensierten „John Wick“ sowie zum im Oktober anlaufenden und sehr vielversprechendem Thriller „Sicario“.
Fazit
Obwohl der Protagonist von The Gunman kein Agent ist, erinnert die Haupthandlung durchaus an „Mission: Impossible“. Allerdings ist das Gesamtbild weitaus komplexer und dementsprechend darf Sean Penn als Hauptdarsteller in The Gunman deutlich vielschichtiger agieren als viele Genrekollegen. Dennoch ist der Thriller äußerst reich an Action und Spannung, wenngleich auch die kritischen Seitenhiebe auf die Ausbeutung afrikanischer Bodenschätze durchaus erwähnenswert sind.
„The Gunman“ ist als DVD und Blu-ray im Vertrieb von Studiocanal erhältlich.
Genre
Action/Thriller
Laufzeit
ca. 115 Minuten
Altersfreigabe
ab 16 Jahren
Regie
Pierre Morel
Cast
Sean Penn, Javier Bardem, Idris Elba, Jasmine Trinca
85 of 100
96 of 100
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