Home » Tests » Kopfhörer/Headsets » Ultrasone Edition M – mobiler Luxus für die Ohren
30. September 2015
von Roman Maier
Inhaber/GeschäftsführerDer Ultrasone Edition M präsentiert sich in einem fantastischen Outfit und bis ins kleinste Detail meisterhaft ge- und verarbeitet. Preislich spielt er in der Liga einiger weltbekannter Kopfhörer-Legenden. Stellt sich die Frage, ob er auch deren Klangniveau erreichen oder vielleicht sogar übertreffen kann.
Obwohl die deutsche Kopfhörer-Manufaktur Ultrasone im Weltmarkt eine bislang eher kleinere Rolle spielt, genießen Produkte aus dem bayerischen Tutzing den Ruf, zum klanglich und verarbeitungstechnisch Besten zu gehören, was es für Geld zu kaufen gibt. Nicht ohne Grund, denn Kopfhörer die das Ultrasone-Logo tragen, werden nicht einfach in Massen produziert, sondern in jedem Detail für ihren künftigen Einsatzzweck konzipiert und optimiert. Gefertigt aus erlesenen Materialien, in akribischer Feinarbeit und per Hand. Darunter einige Kopfhörer-Modelle, die zumindest hierzulande unter eingefleischten HiFi-Enthusiasten bereits Legendenstatus erreicht haben.
Dabei wurden die hauseigenen Modelle mit dem Namenszusatz „Edition“ bislang bevorzugt für den stationären Einsatz am heimischen Audio-System konzipiert. Dieses ungeschriebene Gesetz ändert sich mit dem dieser Tage in den Handel gekommenem „Edition M„. Dem ersten Editionsmodell, dass in erster Linie für die mobile Musikwiedergabe kreiert wurde und sich an anspruchsvolle Musikfreunde richtet, die auch auf Reisen nicht auf den bestmöglichen Klang verzichten wollen.
Exklusivität und Widerstandfähigkeit
Als Ultrasone die Markteinführung des Edition M ankündigte, war schnell klar, dass wir ein solches Modell zum Test ordern müssen. Erst Recht, nach dem beeindruckenden Auftritt, den der Ultrasone Edition 5 unlimited vor einiger Zeit auf unserem Testparcours bot. Kaum geliefert und seiner schützenden Verpackung entledigt, fällt dann schnell auf, dass den bayerischen Audio-Spezialisten das Beste auch in diesem Modell gerade gut genug ist. Besonders auffällig: das geringe Gewicht. Mit seinen gerade einmal 146 Gramm zeigt sich der „M“ nämlich überraschend leicht. Und das, obwohl in Sachen Materialauswahl und Verarbeitung nicht im Ansatz gespart wurde. So ist das tatsächlich vollständig in Deutschland gefertigte On-Ear-Modell beispielsweise mit mattbeschichteten Kapseln aus Ruthenium verkleidet. Ein eher seltener und in der Verarbeitung und Produktion somit sehr kostenintensiver Rohstoff. Zugleich aber auch einer, der gegenüber Kunststoff oder vielen anderen Materialien zwei unschlagbare Vorteile bietet: Das zur Gruppe der Platinmetalle gehörige Ruthenium ist nämlich ausserordentlich leicht und obendrein in höchstem Maße robust. Aus diesem Grund drängt es sich für den mobilen Einsatz einfach auf und verspricht laut Herstelleraussage „Widerstandfähigkeit und Exklusivität“. Exklusivität ist ein gutes Stichwort, denn diese ist in diesem Modell auf nahezu jedem Quadratmillimeter geboten. Angefangen beim beidseitig achtstufig justierbaren Federstahlbügel über das samtweiche Langhaar-Schafsleder, mit dem sowohl besagter Bügel, wie natürlich auch die ultrabequemen Ohrpolster überzogen wurden, bis hin zum ultraflexiblen Audiokabel bietet sich hier eine Material- und Verarbeitungsqualität, wie sie nur ganz ganz wenige Kopfhörer zu bieten haben. Der 1,20 Meter lange Signalleiter ist übrigens mit nur einem Griff abnehmbar und obendrein mit einer Ein-Knopf-Fernbedienung inklusive Mikrofon bestückt. So lassen sich auch während der Musikwiedergabe schnell Telefonate annehmen und beenden, ohne dass das Smartphone aus der Tasche gezogen werden muss. Der Lieferumfang umfasst zudem noch eine schicke und sauber gearbeitete Transporttasche aus Filz sowie ein Reinigungstuch.
Technisch fit für den mobilen Einsatz
Dass Ultrasone, einem Hersteller mit nachgewiesen audiophilem Anspruch, die eingesetzte Technik besonders am Herzen liegt, wird schnell nach einem Blick „unter die Haube“ bzw. in die technischen Daten klar. So ist natürlich auch der Edition M mit Ultrasones patentierter S-Logic-Plus-Technologie ausgestattet, die die bayerischen Klangprofis wie folgt beschreiben: „Die Weiterentwicklung der S-Logic Technologie basiert auf einem dezentral angeordneten Schallwandler und erzeugt ein deutlich natürlicheres, räumlicheres Klangbild. Darüber hinaus bilden bei S-Logic Plus der Schallwandler und das Bufferboard mittels einer zusätzlichen Bedämpfung eine neuartige Klangeinheit, welche die Vorteile von S-Logic verfeinert und verstärkt … Resultierend aus der Verwendung von S-Logic (Plus) Technologie ist die Edition M in der Lage, mit einem um drei bis vier Dezibel geringerem Schalldruck zu arbeiten – bei als gleichwertig empfundener Lautstärke. Dies führt zu einer direkten Entlastung der Ohren um bis zu 40 Prozent und garantiert ein angenehmes, gesundheitsverträgliches Hörerlebnis über Stunden hinweg“. Besagte Wiedergabeeinheit ist mit einer Impedanz von 40 Ohm ausserdem speziell darauf ausgelegt an Smartphones, Tablets und anderen Quellen mit niedriger Ausgangsspannung betrieben zu werden.
Tipps & Tricks: welcher Kopfhörer zu welcher Quelle?
Theoretisch kann natürlich nahezu jeder Kopfhörer für den mobilen Einsatz genutzt werden. Das die allermeisten Hersteller allerdings dedizierte Modelle für unterwegs oder den stationären Betrieb anbieten, hat schwerwiegende, die Klanggüte betreffende Gründe: Wer sich nämlich wahllos für einen Kopfhörer entscheidet, ohne sich Gedanken über die bevorzugt genutzte Quelle zu machen, wird oftmals schnell von der gebotenen Klangcharakteristik seines Neuerwerbs enttäuscht sein. Berücksichtigen Sie deshalb unbedingt an welchem Wiedergabegerät der mobile Schallwandler betrieben werden soll. Führen Sie Ihrem Kopfhörer beispielsweise hauptsächlich Signale von einem Smartphone oder einem anderen Zuspieler mit niedriger Ausgangsspannung (z.B. Tablet, tragbare Spielkonsole, MP3-Player) zu, empfiehlt sich der Erwerb eines Gerätes mit niedriger Impedanz (bis etwa 100 Ohm). Ist ein Modell für den Einsatz an der stationären HiFi-Anlage bzw. an einem Kopfhörerverstärker gesucht, sollte man sich eher nach einem Headphone mit höherer Impedanz umsehen.
Den Ton angeben …
Verarbeitung und Materialqualität des brandneuen Ultrasone-Modells beweisen sich also als hervorragend, die Ausstattung als umfangreich und sinnvoll. Dem steht der Tragekomfort dann in nichts nach, wie mein dreitägiger Praxistest eindrücklich beweist. In diesem – unter teilweise mehrstündigem Dauerbetrieb – bietet mein Testproband dann ein durchgehend angenehmes Trageerlebnis. Eines, das eindeutig auf die offensichtlich perfekte Kombination aus geringem Gewicht, mehrstufiger Größenverstellung und des Einsatzes exklusiver Materialien zurückzuführen ist, die im Edition M zum Tragen kommen. Ebenfalls beeindruckend: die gebotene Isolierung. Diese stellt sich übrigens als so wirkungsvoll dar, wie ich sie bislang bei noch keinem On-Ear-Modell erleben durfte. Störende Umgebungsgeräusche, beispielsweise Gespräche am Nebentisch im Cafe, werden hier nahezu vollständig eliminiert. Dem ungestörten Musikgenuss steht also nichts mehr im Wege.
Für den ausgiebigen Klangtest muss sich der Ultrasone nun an zwei verschiedenen Zuspielern beweisen. Zunächst am iPhone, befeuert mit „Don`t Gimme That“ von The BossHoss in MP3-Auflösung. Ein Song, dessen Agilität mit erstaunlichem Nachdruck direkt aufs Ohr übertragen wird und umgehend jede Menge Fun bereitet. Pfeilschnelle Drums, rhythmische Cowboy-Beats und mächtige Stimmen, die schlicht und ergreifend den Ton angeben und sofort Redneck-Atmosphäre aufbauen. Das alles auf den Punkt gebracht, durchzugsstark und voller Temperament und Spielfreude. Wow, so geht’s gleich zu Beginn meines Tests richtig steil nach vorn. Glauben Sie mir, so macht die Arbeit doppelt Spaß. Und zwar soviel Spaß, dass ich mir gleich das ganze Album der Berliner Cowboys gönne und den Tag schliesslich bei mitreissender Gute-Laune-Musik ausklingen lasse. In Erwartung einer weiteren Gänsehaut-Performance geht es dann am nächsten Tag mit einigen Stücken der französischen Elektro-Kombo Daft Punk weiter. Im Speziellen interessiert mich dabei der Titel „Something About Us“, den ich inzwischen in- und auswendig kenne. Ein Track mit Essenz, die vorzugsweise im Tiefton-Keller stattfindet. Zwar folgt der Edition M den ultratiefen Basslinien hier nicht ganz bis ans letzte Ende, verzichtet dafür aber vollständig auf überzogenes Bassgewummer oder aufdringliche Oberbässe, wie ich sie in früheren Tests anderer Modelle geliefert bekam. Davon ist hier allerdings keine Spur, stattdessen imponiert mein On-Ear-Proband durch einen seinen erstaunlichen Energieumfang, Feuer und eine Grundtonagilität, die ich mir kaum besser wünschen könnte. Dass die schnellen Elektrosounds dabei in jeder Sekunde prägnant und ohne jeden Tadel interpretiert werden, versteht sich fast schon von selbst.
Temperamentvoll und feinauflösend
Den ersten Testabschnitt meistert der Edition M also schonmal mit Bravour. Trotz aller Klangqualität gibt es hier aber dennoch einen kleinen Punkt zur Kritik, der mir bereits in meinem Test des Edition 5 unlimited aufgefallen ist: Wie bei seinem großen Bruder sind die exklusiven Ohrkapseln auch in diesem Modell sehr empfindlich gegen Berührungen. Fingerabdrücke sind sofort sichtbar, lassen sich glücklicherweise aber ebenso schnell mittels mitgeliefertem Mikrofasertuch wieder entfernen. Im zweiten Praxischeck – diesmal mit hochaufgelösten Audiodateien über den Acoustic-Research-Mobilplayer AR-M2 gefüttert – will ich nun etwas über Auflösungsvermögen und Räumlichkeit des Edition M erfahren. Dazu dient mir zunächst Mark Knopflers „Don`t Forget Your Hat“. Ein Stück, das dem integrierten DAC des AR-M2 mit einer Samplingrate von 96 Kilohertz geliefert wird. Zugleich ein mit schier unzähligen kleinen Einzelheiten angereicherter Track, dessen Detailfülle – egal ob Klavier, Gitarre oder Knopflers ausgeprägte Reibeisenstimme – umgehend, piekfein aufgelöst und mit einer fast schon anspringenden Euphorie in den akustischen Mittelpunkt gestellt wird. Eine Performance, die abermals sofort riesigen Spaß bereitet und sich anhand der haarfeinen Zeichnung der hier eingesetzten Instrumentalisierung, der prägnanten Stimmdarstellung und des warm timbrierten Klangbildes erklärt, das mir nun kredenzt wird. Was dabei auffällt: der Ultrasone klingt vielleicht einen kleinen Tick wärmer als einige seiner Mitbewerber, neigt dabei aber niemals dazu zu voluminös oder zu fett rüberzukommen. Und zwar nichtmal im Ansatz, denn für die Wiedergabe dieses Stücks und andere, ähnlich aufgebaute Rocksongs beweist sich der Edition M fast schon als perfekt abgestimmt. Mit Diana Kralls „There Ain`t No Sweet Man Thats Worth The Salt Of My Tears“ geht es dann in die nächste Testsequenz. Einem Titel voller Gefühl, der ebenfalls jede Menge Details zu bieten hat. Und auch hier weiß der schicke Exklusiv-Bügler mit durchschlagendem Erfolg zu überzeugen. Diesmal durch seine nun gelieferte, glockenklare Transparenz, die Hochtonanteile in der Stimme, im Klavier und in der Gitarrenwiedergabe – und zwar ohne den geringsten Anflug von Schärfe – angenehm, sauber und punktgenau zu Ohr bringt. Eine Darstellung, in der sämtliche akustischen Puzzleteile offenbar einzeln in die Obhut des Edition M genommen werden, bevor sie sich zu einem harmonischen und lückenlosem Ganzen vereinen. Dabei scheint es für den Ultrasone übrigens selbstverständlich auch eine entsprechende Bühne aufzubauen, auf der die kanadische Jazzpianistin vor der breit wie tief gestaffelten Instrumentalisierung platziert scheint. Ein Hörerlebnis, das sich kurz und bündig als „grandios“ beschreiben lässt und den schicken Bayern ab sofort zu einem meiner Lieblingskopfhörer macht.
Fazit
Mit seiner Preisempfehlung von 899 Euro ist der Edition M zwar nicht gerade ein Schnäppchen, beweist in diesem Test aber schnell, dass der aufgerufene Preis in jedem Detail zu argumentieren ist. Neben der meisterhaften Verarbeitung exklusiver und streng selektierter Bauteile imponiert der Ultrasone im Besonderen durch eine erstklassige Detailreproduktion, Temperament und die gebotene Grundtonagilität. Kurz: Der Edition M gehört klanglich zu den ganz Großen! Sein geringes Gewicht und der kaum zu überbietende Tragekomfort sind weitere Argumente, die dieses Modell zum Geheimtipp für anspruchsvolle Musik-Enthusiasten machen.
Test & Text: Roman Maier
Fotos: www.lite-magazin.de
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: gut - sehr gut
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Technische Daten
Modell: | Ultrasone Edition M |
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Produktkategorie: | Kopfhörer, On-Ear |
Preis: | 899,00 Euro |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | silber/taupe |
Vertrieb: | Ultrasone, Tutzing Tel.: 0881 / 9011500 www.ultrasone.com |
Gewicht: | 0,146 Kg (ohne Kabel) |
Treiber: | 2 x 30 mm |
Impedanz: | 40 Ohm |
Anschluss: | - Kabel (abnehmbar und beidseitig geführt) |
Besonderes: | - leichtes Gewicht - perfekter Tragekomfort - hohe Klangqualität - erstaunliche Grundtonagilität - meisterhafte Verarbeitung - hohe Materialqualität - flexibler Federstahlbügel |
Lieferumfang: | - 1 Edition M Kopfhörer - 1 Kabel (1,20m) mit - Fernbedienung - Transport-Etui (Filz) - Anleitung (mehrsprachig) - Mikrofasertuch |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,1 |
Praxis (20%): | 1,0 |
Ausstattung (20%): | 1,1 |
Gesamtnote: | 1,1 |
Klasse: | Referenzklasse |
Preis-/Leistung | gut - sehr gut |