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Geschäftsmann Julian Michaels hat mit Vice sein eigenes Reich geschaffen – lebensechte Cyborgs sind die Bewohner einer Welt, in der rechte Menschen der Realität... Vice – Menschliche Abgründe in virtuellen Realitäten

Geschäftsmann Julian Michaels hat mit Vice sein eigenes Reich geschaffen – lebensechte Cyborgs sind die Bewohner einer Welt, in der echte Menschen der Realität entfliehen und völlig ohne Konsequenzen ihre Fantasien ausleben können. Bis ein technischer Fehler die Grenzen zwischen virtueller und realer Welt verwischt…

Geschäftsmann Julian Michaels (Bruce Willis) hat eine Welt geschaffen, in der Cyborgs leben - an denen Normalbürger ihre Gewaltfantasien ausleben können. (© Universum Film)

Geschäftsmann Julian Michaels (Bruce Willis) hat eine Welt geschaffen, in der Cyborgs leben – an denen Normalbürger ihre Gewaltfantasien ausleben können. (© Universum Film)

Fragwürdiger Einsatz künstlicher Intelligenz

Julian Michaels (Bruce Willis) ist ein erfolgreicher Geschäftsmann, der im Bereich der künstlichen Intelligenz spektakuläres geleistet hat: In einem sogenannten „Resort“ namens Vice leben Cyborgs, die aussehen, denken und sogar fühlen wie Menschen. Der einzige Unterschied: Sie haben keine Erinnerungen, denn diese werden tagtäglich gelöscht – so dass die Cyborgs denselben Tag in einer Dauerschleife immer wieder erleben. Der Grund dafür ist, dass Vice auch menschlichen Gästen offensteht, die vor allem eins in diese Parallelwelt zieht: Das Ausleben ihrer wildesten Fantasien, die sich vor allem um Gewalt drehen. Die Cyborgs fallen deshalb immer wieder Schlägen, Vergewaltigungen und Morden zum Opfer, woraufhin sie im Labor repariert und „auf Werkszustand“ zurückgesetzt werden. Während diverse Bewohner der Stadt, in der Vice liegt, den Resort gutheißen, zeigt der Cop Roy Todesky (Thomas Jane) keinerlei Verständnis für die Einrichtung. Denn seiner Meinung nach bewirkt die völlige Narrenfreiheit in Vice, dass die Menschen nach einigen Besuchen den Unterschied zwischen der „virtuellen“ und der realen Welt nicht mehr erkennen und auch in letzterer Verbrechen an Menschen begehen. Doch sogar sein Vorgesetzter gehört zu den Befürwortern von Vice und befiehlt Roy, sich vom Resort fernzuhalten.

Konsequenzen brauchen sie nicht zu fürchten, denn die Erinnerungen der Cyborgs werden jeden Tag per Reset zurückgesetzt - wo kein Opfer, da kein Verbrechen. (© Universum Film)

Konsequenzen brauchen sie nicht zu fürchten, denn die Erinnerungen der Cyborgs werden jeden Tag per Reset zurückgesetzt – wo kein Opfer, da kein Verbrechen. (© Universum Film)

Doch kurz darauf sorgt ein technischer Fehler dafür, dass ein Cyborg namens Kelly (Ambyr Childers) ihre Erinnerungen behält und völlig überfordert von diesen neuen und brutalen Eindrücken aus dem Resort flüchtet. Zunächst kann Michaels die Probleme in Vice vertuschen, doch Roy findet schon bald heraus, was passiert ist. Zudem passiert kurz darauf ein weiterer Mord in der echten Welt, als die Söldner von Michaels auf der Jagd nach Kelly einen Kleinkriminellen töten. Roy erkennt sofort die Zusammenhänge und kommt zudem einem gewissen Evan (Bryan Greenberg) auf die Spur – einem Biomechanik-Techniker, der einst Michaels‘ Geschäftspartner war und die Cyborgs entwickelte, selbstredend mit anderen Absichten. Besagter Evan hat mittlerweile auch Kelly ausfindig gemacht und erklärt ihr, was sie ist. Allerdings sind Michaels‘ Leute schon auf dem Weg, um genau das zu verhindern…

Polizist Roy (Thomas Jane) findet das allerdings nicht so gut, da sich auch in der realen Welt Verbrechen häufen. (© Universum Film)

Polizist Roy (Thomas Jane) findet das allerdings nicht so gut, da sich auch in der realen Welt Verbrechen häufen. (© Universum Film)

Ballerspiele auf neuem Level

Vorab sei gesagt, dass Vice einer der Filme ist, die man entweder total genial oder gnadenlos schlecht findet. In meinem Fall gilt ersteres, denn ich finde schon den Ansatz der Story extrem interessant. Grob gesagt geht es einerseits darum, dass Menschen sich so stark in virtuellen Welten bewegen, dass sie den Bezug zur Realität verlieren und andererseits um die Frage, wie menschlich künstliche Intelligenz eigentlich sein kann. Der erste Punkt (der auch schon 1973 im Film „Westworld“ thematisiert wurde, der in einem dem Resort Vice ähnlichen Vergnügungspark spielt) betrifft natürlich die immer wieder aufflammende Diskussion um die Auswirkung sogenannter „Killerspiele“, in denen man virtuelle Charaktere in die ewigen Jagdgründe schicken kann. Die Macher von Vice stellen in dem Zusammenhang sogar selbst den Bezug zur Videospiel-Serie „Grand Theft Auto“ (die übrigens einen Teil namens „Vice City“ beinhaltet) her, das wie Vice eine virtuelle Welt bietet, in der man tun und lassen kann, was man möchte. Das ist prinzipiell auch korrekt, allerdings gibt es zwei relevante Unterschiede: Einerseits kann der verkörperte Charakter in der Welt von GTA nicht ohne Konsequenzen sein Unwesen treiben, sondern wird je nach Schwere seines Vergehens von Polizei, Spezialeinheiten oder sogar Militär gejagt – vom Online-Modus ganz zu schweigen, in dem auch weitere menschliche Spieler ihre Avatare auf die eigene Spielfigur loslassen können und dies meist mit Raketenwerfern und Haftbomben bewaffnet tun… Zudem besteht eine sehr wesentliche Diskrepanz zwischen dem Steuern einer virtuellen Figur und dem realen Betreten einer fiktiven Welt. Die Menschen in Vice sind nicht nur sicher vor körperlichen Schäden (Waffen lassen sich beispielsweise nur gegen die Cyborgs einsetzen), sondern sie sind vor allem sie selbst und führen ihre Taten selbst aus – nur eben an künstlichen Wesen. Damit ist Vice also bereits über die Stufe der aktuellen Diskussion hinaus und übertrifft sogar schon das wahrscheinlich demnächst folgende Level der „Virtual Reality“ – spätestens jetzt wird wahrscheinlich viele die Vorstellungskraft verlassen, was sicherlich auch einer der Gründe dafür ist, warum Teile des Publikums den Film eben nicht so gut finden werden.

Diese Meinung teilt er Julian auch gerne persönlich mit und droht ihm,

Diese Meinung teilt er Julian auch gerne persönlich mit und droht ihm, „Vice“ ein Ende zu bereiten. (© Universum Film)

Die zweite Frage in Vice dreht sich wie erwähnt um die Menschlichkeit künstlicher Intelligenz (ein Thema, das unter anderem auch schon in „Blade Runner“ und „I, Robot“ behandelt wurde). Während häufig Emotionen oder die Möglichkeit zur Selbstreflexion als Quintessenz des Menschseins aufgeführt werden, setzt Vice hier an anderer Stelle an und macht die persönlichen Erinnerungen und Erfahrungen zur Grundlage der Menschlichkeit. Diese machen Cyborgs zwar auch, um entsprechend ihrer Programmierung möglichst realistisch auf die ihnen zustoßenden Dinge reagieren zu können, allerdings werden die Erinnerungen immer wieder gelöscht. Somit können sie sich nicht weiterentwickeln und ihr Dasein nicht begreifen. Über die Umsetzung dieses Ansatzes lässt sich natürlich streiten, schließlich kollabiert der Cyborg Kelly nach den plötzlichen, unbekannten Eindrücken ihrer Erinnerungen zunächst fast, um die eigentlich sehr schockierende Wahrheit über ihre Existenz anschließend relativ maschinenhaft zu verarbeiten – andererseits könnte man dies natürlich auch mit ihrer persönlichen Weiterentwicklung erklären. Weitaus realitätsferner erscheinen in Vice in erster Linie die wilden Schießereien, in denen Michaels Söldner trotz modernster Waffen offenbar nicht in der Lage sind, ihr Ziel zu treffen.

Seine Chance kommt, als Cyborg Kelly (Ambyr Childers) aufgrund eines technischen Fehlers ihre Erinnerung behält und aus

Seine Chance kommt, als Cyborg Kelly (Ambyr Childers) aufgrund eines technischen Fehlers ihre Erinnerung behält und aus „Vice“ entkommt. (© Universum Film)

Derlei „Logikfehler“ werden aber vom für einen Direct-to-Video-Film erstaunlich hochkarätigen Cast gekonnt überspielt. Das bekannteste Gesicht gehört fraglos Bruce Willis, der sich in Vice als ziemlich skrupelloser Geschäftsmann in Sachen Emotionalität allerdings etwas zurückhält. Es ist schwer vorstellbar, dass seiner Figur Julian Michaels ein Satz à la „Yippie-ya-yay, Schweinebacke!“ über die Lippen kommt – das Finale erklärt diese Eigenschaft, wirft aber auch neue Fragen auf.

Ihm gegenüber steht der leicht abtrünnige Cop Roy, den der ebenfalls sehr erfahrene Thomas Jane in bester „Punisher“-Manier verkörpert und auch die ein oder andere Referenz an die Comic-Verfilmung fallen lässt – man erinnere sich an die Szene, in der er ein Messer zu einer Schießerei mitbringt… Die Protagonistin wird von Ambyr Childers verkörpert, die damit ihre erste „echte“ Hauptrolle übernimmt. Ab und zu merkt man ihrer Darstellung die noch relativ geringe Erfahrung an, wenngleich sich ein Kunstwesen wahrscheinlich auch etwas schwieriger spielen lässt als eine menschliche Figur.

Mit der Hilfe ihres Schöpfers, dem Ingenieur Evan (Bryan Greenberg) erkennt sie ihr wahres Ich und beschließt, dem Cop Roy zu helfen... (© Universum Film)

Mit der Hilfe ihres Schöpfers, dem Ingenieur Evan (Bryan Greenberg) erkennt sie ihr wahres Ich und beschließt, dem Cop Roy zu helfen… (© Universum Film)

Erstaunlich gut und alle Erwartungen übertreffend präsentiert sich die Blu-ray von Vice in technischer Hinsicht. Das Bild ist gestochen scharf und immer sehr detailliert, was besonders in den vielen im Halbdunkeln spielenden Szenen sehr positiv auffällt. Mitunter erinnern die eingesetzten Filter und der starke Kontrast sicherlich nicht zufällig sehr an die Zwischensequenzen in Videospielen.
Sogar noch einen Tick besser ist der Ton der Blu-ray, der zwar in der deutschen Übersetzung ein wenig schwächelt, sich bei der Geräuschkulisse aber herausragend präsentiert. Insbesondere die Actionsequenzen lassen Schüsse sehr aggressiv durchs Zimmer peitschen, ohne dass Dialoge im Chaos untergehen.
Das Bonusmaterial gibt einen guten Einblick in die Entstehung des Films, die Umsetzung der Idee und die Dreharbeiten. Dazu kommen Regisseur Brian A. Miller und die Darsteller zu Wort und dürfen auf diverse Aspekte zum Film und den Kollegen Bezug nehmen. Das ist schon sehr aufschlussreich, obwohl man das Gefühl nicht los wird, dass die Beteiligten auch noch deutlich mehr zu erzählen gehabt hätten…

Fazit

Ähnlich wie diese Rezension hätte auch Vice selbst sicherlich deutlich länger ausfallen dürfen, um das komplexe Thema auch wirklich bis ins Detail zu beleuchten. Aber dem einen wie dem anderen sind branchenbedingt Grenzen gesetzt. So beschränken wir uns an dieser Stelle auf folgendes Ergebnis: Vice ist in jedem Fall ein actionreicher und sehenswerter Science-Fiction-Film, zu dem man sich letztendlich ohnehin sein eigenes Urteil bilden sollte.

„Vice“ ist als DVD und Blu-ray im Vertrieb von Universum Film erhältlich.

Genre
Action/Science-Fiction

Laufzeit
ca. 96 Minuten

Altersfreigabe
ab 16 Jahren

Regie
Brian A. Miller

Cast
Bruce Willis, Thomas Jane, Ambyr Childers, Johnathon Schaech, Bryan Greenberg, Charlotte Kirk

Label
Universum Film

92 of 100

95 of 100

96 of 100

85 of 100

70 of 100

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