Home » Tests » Mobile Devices » KEF Muo – mobiles Bluetooth-Genie mit HiFi-Ambition
18. November 2015von Roman Maier
Inhaber/GeschäftsführerDie Muo ähnelt dem wohl bekanntesten und vielleicht begehrtesten Lautsprecher der Welt. Anmaßend für einen mobilen Bluetooth-Speaker? Keineswegs, denn neben ihrer optischen Verwandtschaft lässt die erstaunlich ausgestattete KEF auch klanglich so einiges erwarten.
Ich erinnere mich noch gut an die welterste Zurschaustellung der Muon auf der High-End-Messe 2006 in München. Damals präsentierte der britische Lautsprecher-Spezialist KEF einem kleinen Kreis ausgesuchter Pressevertreter das Ergebnis ihres Auftrages an die eigenen Ingenieure. Dieser lautete: den ultimativen Lautsprecher zu kreieren. Einen Schallwandler, der das technisch Mögliche bis ins letzte Detail ausreizt – ohne dabei klangliche Kompromisse eingehen zu müssen. Kurz gesagt: Das Superlativ in Sachen Lautsprechertechnik. Was 2006 unter dem Projektnamen Austin noch als designloses Konzept in ungeschönter Holzausführung frisch aus der KEF-Küche kam, wurde dann nur ein Jahr später an gleicher Stelle in würdigerem Rahmen präsentiert. Futuristisch feingeschliffen, hochglanzpoliert, vollständig ausgereift und nun auch mit einem entsprechenden Namen versehen: Muon. Aufgelegt in limitierter Stückzahl – lediglich 100 Paar wurden für den weltweiten Verkauf gefertigt – und mit einem Preisetikett in sechsstelliger Höhe versehen. Exklusivität und Qualität haben halt ihren Wert. Und der liegt inzwischen bei rund 180.000 Euro für ein Paar. Ein stolzer Preis, der Otto-Normal-Bürger wie mich oder meinen ehemaligen Chef – der ein Pärchen etwa 10 Zentimeter hoher Muon-Miniaturen auf dem Schreibtisch stehen hatte – nur davon träumen lässt, einmal ein (echtes) Pärchen Muon zu besitzen. Wenn es aber schon keine Muon sein kann, wie wäre es dann mit einer Muo? Diese ist preislich deutlich attraktiver und bietet zwei entscheidende Vorteile: Sie hat gleich noch einen Verstärker an Bord und lässt sich überall hin mitnehmen.
Enge Verwandtschaft
Aber Spaß beiseite: Die Muo ist zwar eklatant günstiger, der exklusive Touch ihres Vorbildes wird aber gleich auf den ersten Blick ersichtlich. Kein Wunder, denn genau wie für KEFs Überreferenz zeichnet Design-Legende Ross Lovegrove auch für die Gestaltung der kleinen Muo verantwortlich. Und die hat sich – einmal abgesehen von der beträchtlichen Größendifferenz – nicht weit von der Formgebung der 180.000-Euro-Box entfernt. Neben der Übernahme des soften Dreiecksprofils wird das enge Verwandtschaftsverhältnis allerdings in erster Linie durch die Anordnung des frontseitigen Lochgitters meines Testgastes verdeutlicht. Ein cleverer Schachzug, denn statt auch dem Gehäuse der Muo eine Taille zu verpassen – was ziemlich kostenaufwändig wäre und den Preis der Box in die Höhe schnellen lassen würde – wird diese durch die geschickte Platzierung der kleinen Öffnungen lediglich angedeutet. Eine gute wie effektive Idee. Und wie von einem KEF-Lautsprecher nicht anders zu erwarten, thronen hinter besagter Struktur dann gleich zwei, speziell für den Einsatz in diesem Modell entwickelte Uni-Q-Chassis. In diesem Fall als Vollbereichslautsprecher mit Durchmessern von je 50 Millimetern ausgelegt. Der rechteckige, direkt dazwischen platzierte Bass-Radiator lässt indes erwarten, dass der kleine Bluetooth-Künstler auch in tieferen Frequenzetagen noch souverän und kraftvoll zur Sache geht. Mehr als nur das, denn aufgrund seiner vergleichsweise großen Membranfläche bewegt der dedizierte Passiv-Bassmeister deutlich mehr Luft als es die Tieftonchassis der meisten seiner Mitbewerber, was mir eine aussergewöhnliche Bassleistung verspricht. Ein technischer Aufbau, der allerdings auch gewisse Anforderungen das Gehäuse mit sich bringt. Wo nämlich viel Luft bewegt wird, entsteht auch viel Druck. Diesem setzen die Briten dann kein simples Kunststoffgehäuse, sondern einen stabilen Aluminium-Korpus entgegen. Das macht Sinn, schließlich bietet das beliebte Leichtmetall zwei nahezu unschlagbare Argumente: geringes Eigengewicht bei zugleich hoher Stabilität. Attribute, die einem Produkt ideale Voraussetzungen bieten, das für den mobilen Einsatz kreiert wurde. Apropos Eigengewicht: die in fünf trendigen (und klassischen) Farbvarianten verfügbare Muo bringt gerade einmal 800 Gramm auf die Waage. Damit ist sie zwar kein Federgewicht aber dennoch leicht genug, um bequem im Rucksack bzw. der Damenhandtasche zu ihrem Einsatzort transportiert zu werden.
Reichlich Leistung
Die kritische Beäugung ist abgeschlossen. Nun gilt es die kleine KEF auf den bevorstehenden Praxistest vorzubereiten. Ich gebe zu: das Wörtchen „vorzubereiten“ ist vielleicht etwas übertrieben, denn eigentlich gilt es lediglich den integrierten Akku meines Testgastes vollständig aufzuladen. Zu diesem Zweck wird die Muo via beiliegendem USB-Kabel mit dem Computer, einem USB-Hub oder mittels zum Lieferumfang gehörigen USB-Netzstecker mit Strom versorgt. Der Akku ist dann nach spätestens drei Stunden vollständig geladen. Spätestens jetzt leuchtet das ringförmige Lämpchen in der Gehäuseoberseite grün auf. Ist das der Fall, erwarten den Besitzer nun mehr als 12 Stunden ununterbrochenen Musikgenuss. Eine Herstelleraussage, die bei moderater Audio-Wiedergabe in meinem test sogar noch ein wenig überbooten werden konnte. Besagte Illumination erweist sich übrigens als sehr guter Indikator zur Feststellung des gerade aktuellen Akkufüllstandes. Während das Lämpchen (nach kurzem Druck auf die Powertaste) bei vollständig geladenem Stromspeicher grün leuchtet, wechselt es seine Farbe auf gelb, sobald die Kapazität unter 50 Prozent sinkt. Leuchtet der Ring dann rot auf, sollte der Bluetooth-Speaker langsam mal wieder mit Netzstrom versorgt werden, denn jetzt liegt die Akkuleistung bei unter 20 Prozent.
Bluetooth/NFC
Bevor es endlich in den Praxistest geht, muss letztlich noch die Verbindung zur Quelle – in diesem Fall ein iPhone 6 – hergestellt werden. Ein simpler Vorgang, der sich innerhalb weniger Sekunden als sehr schnell erledigt darstellt und auch von Technik-Einsteigern problemlos durchzuführen ist:
1. „Bluetooth“ im Ausgabegerät (hier iPhone) aktivieren.
2. Bluetooth-Taste am Muo für zwei Sekunden gedrückt halten.
2. „KEF MUO“ aus Liste verfügbarer Bluetooth-Empfänger im Quellgerät auswählen.
Es gibt sogar noch einen einfacheren Weg – und zwar via NFC. Voraussetzung dafür ist allerdings ein NFC-fähiges Quellgerät, wie z.B. das Samsung Galaxy S6 oder das Kyocera Torque nötig, um nur zwei Beispiele zu nennen. Apple-Smartphones stellen diese Funktion dagegen aktuell leider noch nicht zu Verfügung. Sind Sie aber Besitzer eines NFC-fähigen Quellgerätes, geht der Verbindungsaufbau wie folgt vonstatten:
1. NFC im Smartphone bzw. Tablet aktivieren
2. Smartphone kurz auf das NFC-Logo am Muo halten.
Harmonisch und im Fluss
Endlich geht es in den lang ersehnten Hörtest, den ich mit Kari Bremnes „A Lover In Berlin“ starte – also einem eher ruhigerem Song. Ruhig, aber alles andere als langweilig, wie sich schnell herausstellen soll. So scheint dieses Stück der Muo auf den Leib geschneidert, die wiederum gleich zu Testbeginn zu imponieren weiß. Dabei offeriert mir die gerade einmal 20-Zentimeter breite Klangmaschine eine schön aufgezogene Atmosphäre, natürliche Details und eine in höchsten Tonlagen sauber und auffällig ausgewogene Reproduktion. Zugleich stellt sie auch die unteren Register der Instrumentierung stabil und mit erstaunlichem Reichtum an Körper dar, ohne dabei aber den „Crisp“ mittlerer und höherer Frequenzanteile zu überdecken. Eine Klangkulisse, die in erster Linie den fast schon zerbrechlichen Vocals der Norwegerin zu Gute kommt, die nahezu freigestellt aus der der spartanischen Instrumentalisierung herausragen – ohne sich allerdings aus dem musikalischen Fluss zu lösen.
Wow, so harmonisch sich das Äussere der Muo zeigt, so harmonisch tritt sie nun auch in in meinem Soundcheck auf. Die Muo überrascht in diesem trotz kompakter Abmessungen durch einen angenehmen Tiefbass, der sich eher durch Trockenheit und Präzision als durch übertriebenes Volumen auszeichnet, wie ihn so manch mobiler Bluetooth-Mitbewerber an den Tag legt. Apropos Klangeigenschaften: egal, wie die Muo aufgestellt ist – horizontal oder vertikal ihr Klangbild verändert sich kaum. Verantwortlich für diesen aussergewöhnlichen aber sinnvollen Effekt ist ein integrierter Lagesensor. Dieser erkennt die gewählte Aufstellungsvariante automatisch und passt die Wiedergabecharakteristik entsprechend an. Eine Schaltung, die in hohen wie mittleren Frequenzbereichen hervorragend funktioniert. Für meine Begriffe agiert die Box stehend allerdings etwas „bassbefreiter“, während sie sich liegend als etwas voluminöser darstellt. Ein Klangunterschied, der sich durch die räumliche Nähe des bereits erwähnten Bass-Radiators zur Stellfläche (Tisch, Regal etc.) erklärt. Welche Aufstellungsvariante für Sie letztlich die richtige ist, hängt von der gespielten Musik und vom eigenen Hörgeschmack ab. Probieren Sie einfach beide Möglichkeiten aus. Mir jedenfalls gefiel die Bass-Charakteristik der stehenden Muo einen Tick besser. In diesem Zusammenhang: Ist man Besitzer von zwei Muos, lassen sich beide mittels Drücken einer einfachen Tastenkombination (bzw. über die Muo-App) sogar miteinander koppeln und fortan als echtes Stereo-Set einsetzen. Alternativ können zwei Muos aber auch im Dual-Connect-Party-Modus betrieben werden. Bedeutet: Beide Lautsprecher erhalten identische Signale und geben diese absolut zeitgleich aus, um beispielsweise den Partyraum oder zwei angrenzende Zonen harmonisch mit Musik zu versorgen. Da ich allerdings nur ein Modell dieser brandneuen Aktivbox im Praxis-Check hatte, konnte ich diese Variante leider nicht ausprobieren.
Aber genug der Theorie und weiter im Test, denn dieser ist nämlich noch lange nicht abgeschlossen. Nach eher ruhigeren Klängen geht es mit Lenny Kravitz` „Where Are We Runnin`?“ nun auch etwas forscher zur Sache. Agiler vor allem in den mittleren Frequenzbereichen, in denen Gitarren und Drums eine markige, ja fast schon anspringende Spielfreude an den Tag legen, die sich gewaschen hat und die für einen kompakten Bluetooth-Speaker beileibe nicht alltäglich sind. Grob gerissene Gitarrenseiten, ein vergleichsweise breites Klangspektrum und ein straffes Grundtonfundament lassen mich schnell in den Rhythmus einsteigen und verleiten mich unweigerlich zu einer deutlichen Lautstärkeerhöhung. Drei oder vier Klicks auf die Volume-Plus-Taste später ist der gewünschte Pegel dann erreicht. Vermutlich liegt dieser nun irgendwo am oberen Grenzbereich der Zimmerlautstärke. Mein (mir in orangefarbener Ausführung gelieferter) Testproband bleibt allerdings weiterhin unlimitiert in seinen Möglichkeiten und spielt weiterhin locker, flockig und mit ungebremstem Temperament auf. Was sich jetzt schon als ziemlich beeindruckend darstellt, erfährt nach einem weiteren Titelwechsel dann eine nochmalige Steigerung. Bevor ich aber dazu ins Detail gehe, sei noch kurz die jederzeit stabile Bluetooth-Verbindung erwähnt, die sich während des gesamten Tests keinen einzigen Aussetzer erlaubte. Selbst durch eine Trockenbauwand (wie in den meisten deutschen Mietwohnungen üblich) hindurch, ließ sich die aufgebaute Signalverbindung nicht unterbrechen. Nun aber zu besagtem Titelwechsel: Diesmal auf die Rage-Against-The-Machine-Hymne „Wake Up“. Einem Stück, das von seiner Schnelligkeit, knalligen Drums, harten Gitarrenriffs und der markanten Stimme Zack de la Rochas lebt. Letztere übernimmt nun auch ganz klar die Kontrolle, wird dabei aber in keiner Weise zu harsch oder bissig dargestellt, sondern nahezu perfekt integriert, wobei wir wieder beim eingangs erwähnten Merkmal „Harmonie“ wären. Harmonisch aber weder glattgebügelt noch langweilig, denn obwohl nun offenbar alle Klanganteile gleichberechtigt zu Gehör gebracht werden, verliert der Song nie an seiner Dynamik oder Ausdruckskraft. Attribute, die in unseren Tests schon so manch aktivem Kompaktlautsprecher die eigenen Grenzen aufgezeigt haben. Nicht aber der kleinen KEF, die mir zwar ein tendenziell eher schlankes, dafür aber ungeheuer durchzugskräftiges und punchiges Grundtonfundament liefert, das die Abfolge der Drums sofort ins Blut übergehen lässt und einfach nur Spaß an der Musik liefert.
Fazit
Zugegeben, 350 Euro sind für einen kompakten Bluetooth-Lautsprecher ziemlich stolz. Befasst man sich aber ein wenig mit der kleinen KEF Muo, wird schnell deutlich, dass sie den aufgerufenen Gegenwert allemal wert ist. Aus exklusiven Materialien gefertigt, bietet sie neben einer erstklassigen Verarbeitung gleich noch einige exklusive Ausstattungsmerkmale wie Lagesensor, leistungsstarker Akkueinheit oder die Synchronisationsfähigkeit zweier Muos zu einem reinrassigen Stereoset. Dass der kleine Bluetooth-Speaker darüber hinaus auch exzellent klingt, versteht sich fast von selbst. Und zwar so gut, dass wir ihn einfach zum bestklingenden Mikro-HiFi-System seiner Größenklasse küren müssen.
Test & Text: Roman Maier
Fotos: www.lite-magazin.de, Herstellerbilder
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
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Technische Daten
Modell: | KEF Muo |
---|---|
Produktkategorie: | Bluetooth-Lautsprecher |
Preis: | 349,00 Euro |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | - orange - blau - anthrazit - silber - gold |
Vertrieb: | GP Acoustics, Essen Tel.: 0201 / 170390 www.kef.com |
Gewicht: | 800 Gramm |
Akkuleistung: | 12 Stunden (Herstellerangabe) |
Akku-Ladezeit: | 3 Stunden max. |
Chassisbestückung: | 2 x 50mm Uni-Q 1 x Passsiv-Bassradiator |
Anschluss: | - Bluetooth aptX - 3,5mm Analoganschluss |
Bluetooth-Reichweite: | - 10 Meter |
Bluetooth-Gerätespeicher: | - bis zu 8 Geräte |
Kompatibilität: | - iOS - Android - Windows |
Lieferumfang: | - KEF Muo - Micro USB-Kabel - USB-Netzstecker - Bedienungsanleitung |
Besonderes: | - erstklassige Verarbeitung - robustes Alu-Gehäuse - Bluetooth aptX - Lagesensor - flexible Aufstellung - leistungsstarker Akku |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,0 |
Praxis (20%): | 1,0 |
Ausstattung (20%): | 1+ |
Gesamtnote: | 1,0 |
Klasse: | Spitzenklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |
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