Home » Rezensionen » Plötzlich wieder jung – Zurück in die 80er
4. November 2015von Roman Maier
Inhaber/GeschäftsführerNoch einmal zurück in die Vergangenheit – mit dem heutigen Wissen. Klingt verlockend, kann aber zu einem echten Problem werden. Vor allem dann, wenn die künftige Frau sich in den besten Freund zu verlieben droht …
Plötzlich wieder jung
Seit ihrer Schulzeit sind Patrice (Kad Merad) und Eric (Franck Dubosc) beste Freunde. Patrice ist verheiratet, hat eine Tochter, ist ein erfolgreicher Gynäkologe und Buchautor, aber mit seinem Leben trotzdem ganz und gar nicht zufrieden. Eric hingegen besitzt ein Sushi-Restaurant, ist geschieden und hat jede Menge Steuerschulden. Der einzige Ausweg: Flucht ins Ausland! Bevor es jedoch soweit ist, will sich Eric noch von seinem besten Freund verabschieden. Aus dem Abschiedsessen wird ein langer Abend. Einer Flasche Rotwein folgt die nächste, bis der Vorrat erschöpft ist. Auf dem Weg in den Weinkeller erinnern sich die beiden Freunde an ihre Schulzeit, blödeln herum und stürzen schließlich die Treppe hinunter.
Am nächsten Morgen finden sich die beiden nackt auf dem torfigen Kellerboden wieder und müssen kurz darauf feststellen, dass sie sich im Jahr 1986 befinden. Und zwar für alle anderen Mitmenschen in ihren jungen Körpern, während sie sich gegenseitig als Mittvierziger sehen. Das alles nur wenige Tage vor der Abschlussparty, auf der Patrice seine heutige Frau Caroline (Alexandra Lamy) zum ersten Mal küssen wird. Nachdem die beiden zunächst einige Schwierigkeiten haben, sich in der eigenen Vergangenheit zurecht zu finden, beschließen die Freunde schließlich, die Chance zu nutzen, um ihre Zukunft in andere Bahnen zu lenken. Während Eric plötzlich Arzt werden will, zunächst aber noch die Abi-Nachprüfung bestehen muss, entscheidet sich Patrice dazu, eben nicht Medizin zu studieren. Als Caroline sich dann aber in Eric zu verlieben droht, wird es komplizierter als zunächst gedacht …
Von Musik-Kassetten, Wahlscheiben-Telefonen und Zauberwürfeln
Zeitreise-Filme gibt es viele. Diesmal allerdings mit einem ganz eigenen, sehr charmanten Ansatz. So finden sich die beiden Protagonisten zwar in der Vergangenheit wieder, was nicht gerade neu ist, verfügen dort aber über ihr ihren vollen Erfahrungs- und Wissensschatz. Urkomisch erweisen sich die Versuche, dieses Wissen in bare Münze zu verwandeln, als sich Patrice und Erik als Filmautoren bewerben, indem sie die Storys künftiger Blockbuster wie „Willkommen bei den Sch’tis“ oder „Ziemlich beste Freunde“ als die ihrigen verkaufen wollen. Oder als sie sich als Sänger und Songwriter künftiger Chart-Titel ausgeben – natürlich ohne Erfolg. Zwar ist die Gagdichte in Plötzlich wieder jung nicht so eng wie vielleicht erwartet, dafür erzählt der Film eine durchweg humorvolle Geschichte, die so einige Schmunzler zu bieten hat. Eine Geschichte zweier Mittvierziger, die sich erst einmal wieder an Kassetten, schnurgebundene Telefone, Filterkaffee-Maschinen, klassische Schmuddelheftchen und Rollschuh-Bahnen gewöhnen müssen, um schließlich ihr altes Leben wieder schätzen zu lernen.
Handwerklich sehr gut
Wenn ein Film mit nur zwei Hauptfiguren auskommt, handelt es sich in der Regel um ein Drama, eine Liebesgeschichte oder ein langweiliges Epos. Nichts davon trifft hier (zum Glück) zu. Im Gegenteil, denn Plötzlich wieder jung ist eine durchweg kurzweilige Komödie, die fast vollständig von ihren beiden Protagonisten Kad Merad („Willkommen bei den Sch’tis“) und Franck Dubosc („Asterix bei den Olympischen Spielen“) lebt, die sprichwörtlich in ihren Rollen aufgehen. Und zwar so glaubwürdig, dass es dem Zuschauer durchweg Spaß bereitet, das Duo auf seiner Reise in die Vergangenheit zu begleiten. Diese wurde übrigens mit so viel Liebe zum Detail rekonstruiert, dass Kinder der 80er (wie der Autor dieser Zeilen) mitunter glänzende Augen bekommen, wenn die „guten alten Zeiten“ plötzlich wieder zum Leben erweckt werden. Herrlich, als Patrice, im Glauben, ein schnurloses Gerät in Händen zu halten, gleich zweimal das Telefon vom Tisch reißt und nur kurze Zeit später mit den damaligen Tücken einer Telefonzelle zu kämpfen hat. Oder als die beiden Mittvierziger mit hochgekrempelten Jackenärmeln zusammengekauert auf dem kleinen Mofa hocken und durch Paris düsen.
Bild, Ton, Extras
Tja, so unaufgeregt aber dennoch straff der Film verläuft, so unaufgeregt und straff gestaltet sich auch die deutsche Tonspur des französischen Kassenschlagers (immerhin lockte der Film mehr als 1,5 Millionen Besucher in unserem Nachbarland in die Kinos). Während sich die Handlung klanglich fast ausschließlich auf den beiden Hauptkanälen abspielt, sich dort aber als sehr gut abgemischt präsentiert, bekommen die Surroundkanäle kaum bis gar nichts zu tun. Eine Ausnahme stellen allerdings die gut gewählten Soundtracks dar, die über alle Lautsprecher wiedergegeben schnell 80er-Feeling aufkommen lassen. Bildtechnisch zeigt sich die Blu-ray darüber hinaus als erstaunlich gut und sauber in ihrer Darstellung. Eine Schärfe, die gerade die 80er-Jahre anfangs vielleicht doch eher ungewohnt erscheinen lässt, an die man sich aber gerne schnell gewöhnt. In Sachen Extras präsentiert sich Plötzlich wieder jung zudem als überdurchschnittlich ausgestattet. Zu diversen Trailern in deutscher und französischer Sprache gesellen sich Interviews, ein Making-Of, einige Featurettes und eine Trailershow.
Fazit
Plötzlich wieder jung erreicht zwar nicht ganz das Niveau französischer Kassenschlager à la „Ziemlich beste Freunde“ oder „Monsieur Claude und seine Töchter“, macht aber dennoch jede Menge Spaß. Liebevoll erzählt der Film die etwas andere Zeitreise-Geschichte zurück in die 80er, die Zeit seltsamster Frisuren und unglaublicher Modesünden. Kurz gesagt: die ideale Auswahl für eine kurzweilige Komödie mit einigen (meist zwar vorhersehbaren) Wendungen und hohem Sympathiefaktor.
„Plötzlich wieder jung“ ist als DVD und Blu-ray im Vertrieb von Ascot Elite erhältlich.
Genre
Komödie
FSK
ab 6 Jahren
Laufzeit
ca. 98 Minuten
Regie
Dominique Farrugia
Cast
Franck Dubosc, Eric Drigeard, Kad Merad, Alexandra Lamy, Gérard Darmon, Julien Boisselier, Anne Girouard
85 of 100
90 of 100
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