Home » Rezensionen » Big Business – Lustige Chaoten spielen „Geschäftsreise“
10. Dezember 2015von Martin Sowa
RedakteurFamilienvater Dan ist ein echter Sturkopf – eine eigentlich kleine, impulsive Auseinandersetzung mit seiner Chefin führt somit dazu, dass er seinen Job schmeißt und ein eigenes Business aufzieht. Was natürlich nicht so einfach ist…
Dan Trunkman (Vince Vaughn) ist Familienvater und ein angesehener Mitarbeiter bei Dynamic Systems. Doch ohne ersichtlichen Grund kürzt ihm seine Chefin Chuck Portnoy (Sienna Miller) die Provision für den letzten Vertragsabschluss. Das gefällt Dan überhaupt nicht und aus der ersten Enttäuschung heraus zettelt er eine Grundsatzdiskussion vor dem versammelten Team an. Obwohl er dabei schnell übers Ziel hinausschießt, zieht er seine Drohung durch und kündigt – um sofort ein eigenes Unternehmen zu gründen. Sein Versuch, die Kollegen dazu zu überreden, sich ihm anzuschließen, schlägt allerdings ziemlich fehl – lediglich der ohnehin aus Altersgründen gefeuerte Tim McWinters (Tom Wilkinson) und der junge Mike Pancake (Dave Franco), der eigentlich nur auf sein Vorstellungsgespräch wartete, folgen ihm.
Der Start für das neue Unternehmen Apex Select gestaltet sich allerdings schwieriger als erwartet, die drei Männer verbringen die meiste Zeit daher in einem Donut-Laden, den sie als Büro nutzen. Erst nach rund einem Jahr bietet sich die Chance auf den ersten großen Deal. Also macht sich das Trio auf den Weg nach Portland, um den Investoren Jim Spinch (James Marsden) and Bill Whilmsley (Nick Frost) ein Konzept zu präsentieren. Doch diese Geschäftsreise, eigentlich nur als Tages-Trip geplant, verlängert sich, als Dan und seine Mitstreiter anschließend nach Berlin geschickt werden, um dort den dritten Investor Maarten Daaervk (Uwe Ochsenknecht) zu überzeugen. Völlig unvorbereitet machen sie sich auf den Weg nach Europa, wo sie von einem Fettnäpfchen ins nächste stolpern – und dann taucht auch noch Chuck auf, um ihnen den erhofften Vertragsabschluss vor der Nase wegzuschnappen…
Wenn es in einem Film um einen Road-Trip geht, ist klar: die beteiligten Personen müssen möglichst unterschiedlich sein und idealerweise total chaotisch agieren. Da macht auch Big Business keine Ausnahme, das Trio von Apex Select nimmt so ziemlich jede Möglichkeit zur Selbstsabotage mit, die sich ihnen bietet. Ob das nun „Boss“ Dan Trunkman ist, der auch in der unangenehmsten Situation einfach weiterredet und alles noch schlimmer macht, oder seine beiden Mitstreiter, die immer wieder vom Gedanken an Frauen vom geschäftlichen Grund ihrer Reise abgelenkt werden – eigentlich ist es ein Wunder, dass die drei „Geschäftsleute“ es überhaupt schaffen, den Donut-Laden zu verlassen.
Und so manches Mal sind die Situationen, in die sie während ihres Trips geraten, auch schon etwas zu absurd, um noch für unbekümmerte Lacher ohne gleichzeitiges Kopfschütteln zu sorgen – offenbar folgte Drehbuchautor Steven Conrad neben dem konsequenten Ignorieren des Business-Hintergrunds (Details zur eigentlichen Arbeit von Apex Select gibt es nicht) hier streng dem Motto „Kein Witz ist zu platt!“. Das führt dann zu jeder Menge klischeegetränkter Szenen, in denen die vielen überzeichneten Figuren auch gar nicht fehlplatziert wirken. Das gilt vor allem für die Widersacher von Dan, nämlich seiner Ex-Chefin Chuck und dem ihr verbundenen Investor Jim, die offenbar auch privaten Kontakt haben.
Öfter mal was Neues
Das heißt natürlich nicht, dass Sienna Miller („Foxcatcher“, „American Sniper“) und James Marsden („The Loft“, „Accidental Love“) ihre Rollen schlecht umsetzen, im Prinzip ist ihre Darstellung sogar ziemlich gut – wenn man halt berücksichtigt, dass das Drehbuch dieses Overacting vorgibt. Schließlich haben beide bereits bewiesen, dass sie auch in ernsten Rollen überzeugen können und eigentlich gar nichts mit den hier von ihnen verkörperten Figuren gemeinsam haben. Auch Vince Vaughn hat mit „True Detective“ gezeigt, dass er mehr kann als „nur“ in lustigen bis albernen Komödien aufzutreten, was auch für Dave Franco gilt. Dennoch ist ihr Engagement natürlich wesentlich nachvollziehbarer als das von Tom Wilkinson, der nun wirklich nicht als herumblödelnder Schauspieler bekannt ist, sondern bislang vor allem in komplexeren Rollen zu gefallen wusste (z.B. „Felony“, „The Kennedys“, „Selma“). Ausgerechnet Uwe Ochsenknecht ist in seiner Rolle als nüchterner Investor dann derjenige im Cast, der am ernsthaftesten auftritt.
Ebenso wie die Schauspieler werden auch Bild und Ton eher selten richtig gefordert. Der Großteil des Films hält sich daher mühelos auf gehobenem Niveau und kann sich steigern, wenn es in sehr dunklen oder actionreichen Szenen doch mal darauf ankommt. Die Dialoge sind stets im Fokus gehalten, so dass sich der Film mühelos verfolgen lässt – auch hier folgt Big Business also klar dem Ziel, entspannende Unterhaltung zu liefern. Das Bonusmaterial umfasst mit entfallenen Szenen, einem Making-Of und Trailern quasi das Standard-Paket – durchaus ebenfalls einen Blick wert, wenn man noch ein paar zusätzliche Lacher abstauben möchte.
Fazit
Eine so dermaßen unvorbereitete Geschäftsreise kann ja nur schief gehen und als Zuschauer ist man wohl in erster Linie froh, nicht selbst in diese Situation zu geraten. So liefert Big Business genug Gelegenheit zum Amüsieren und für Freunde übertriebener Albernheit und Fremdschäm-Potenzial ist die Komödie nahezu perfekt.
„Big Business“ ist als DVD und Blu-ray im Vertrieb von 20th Century Fox erhältlich.
Genre
Komödie
Altersfreigabe
ab 12 Jahren
Laufzeit
ca. 95 Minuten
Regie
Ken Scott
Cast
Vince Vaughn, Sienna Miller, Tom Wilkinson, Dave Franco, James Marsden, Nick Frost, Uwe Ochsenknecht
65 of 100
85 of 100
90 of 100
80 of 100
75 of 100
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