Home » Tests » HiFi/Stereo » Nubert nuVero 140 – Es kommt doch auf die Größe an
2. Dezember 2015von Jonas Bednarz
Redakteur„High-End erschwinglich machen“. Das ist das erklärte Ziel hinter der Entwicklung der nuVero-Serie von Nubert. Zum ersten Mal seit ihrer Markteinführung im Jahr 2008 hat die Linie 2015 eine Überarbeitung erfahren und will besagtem Ziel noch ein Stückchen näher kommen.
„Ehrliche Lautsprecher“ – solche baut die Firma Nubert seit ihrer Gründung 1975. Und wer schon mal mit Audio-Produkten aus Schwäbisch Gmünd in Berührung gekommen ist, der bestätigt das mehrheitlich wohl auch sofort. Das hat mannigfaltige Gründe, denn das Boxensortiment des Direktversenders glänzt durch Messwerte nahe der Perfektion, hochwertige Verarbeitungsgüte und tatsächlich unverfälschten Klang. Als wäre das noch nicht genug, gibt es das alles obendrein zu einem fairen Preis. Außerdem können alle Nubert-Lautsprecher grundsätzlich zuhause probegehört und bei eventuellem Nichtgefallen innerhalb von 30 Tagen zurückgeschickt werden. So ist es Günter Nubert und seinem Team in den vergangenen vierzig Jahren gelungen, eine eingeschworene Fangemeinde hinter sich zu bringen: Eine Community, für die die Maxime gilt: Einmal Nubert, immer Nubert. Die nuVero-Serie bildet seit ihrer Erstveröffentlichung im Jahr 2008 die Speerspitze des Produktprogramms. High-End-Lautsprecher, die dennoch bezahlbar sind. Bei welchem anderen Lautsprecherhersteller gibt es das Topmodell schon zum Paarpreis von 4.500 Euro? Das ist natürlich auch immer noch eine Stange Geld, aber für ein Paar massive, erstklassig verarbeitete und üppig ausgestattete Standboxen, die nach Herstelleraussage das technisch Machbare markieren, handelt es sich dann doch um einen vergleichsweise erstaunlich niedrigen Preis. Anders ausgedrückt: Klanglich geht in dieser Preisliga einfach nicht mehr. Steigern ließe sich die Qualität und damit auch der Preis der Lautsprecher nur noch durch eine noch exklusivere Auswahl der Materialien.
Äußerlichkeiten der nuVero 140
Folgt man dieser Argumentation, ist es kaum verwunderlich, dass sich die neue nuVero 140 optisch kaum von ihrer Vorgängerin, der nuVero 14, unterscheidet. Auf den ersten Blick scheint sich nur die Farbauswahl geändert zu haben, denn neben klassischem Weiß und Schwarz ist das aktuelle Serien-Flaggschiff – wie natürlich auch die kleineren nuVero-Familienmitglieder – nun auch in Goldbraun lieferbar. Schaut man genauer hin, findet sich dann doch ein markanter Unterschied, an dem man die beiden auseinander halten kann. Im aktuellen Top-End-Modell ist nämlich eine der beiden riesigen Bass-Reflex-Öffnungen an das obere Ende der Rückwand gewandert. Damit sind die optischen Änderungen auch schon fast erschöpft. Verspielte Designs entsprechen aber halt auch nicht der Nubert-Philosophie, da deren Schwerpunkt traditionell auf den inneren Werten liegt. Dieser Linie ist auch der mit gut 142 Zentimetern Höhe wirklich imposante Lautsprecher treu geblieben. Das geradlinige Gehäuse besteht nach wie vor aus matt lackiertem MDF und ist, einmal abgesehen vom Übergang zur Rückwand, schlicht eckig gehalten. Für die glänzende Front gilt dies jedoch nicht. Denn hier sind insgesamt sieben (!) Chassis in eine separate Frontplatte eingelassen, die sich etwas breiter darstellt als der eigentliche Gehäusekorpus und somit auf allen Seiten leicht übersteht. Nubert nennt diese besondere Art der Schallwand „Klangsegel“. Durch die leicht geschwungene Form und die sanft gerundeten Seiten verleiht sie dem Lautsprecher ein Plus an Eleganz, die besonders vis-à-vis, also direkt vom Hörplatz aus gesehen, entsprechend zur Geltung kommt. In der Frontalansicht verdeckt die Front dabei einen Großteil des dahinter aufragenden Gehäuses und kaschiert somit die enorme Größe des Lautsprechers ein wenig. Sehr gut – vor allem in der Argumentation gegenüber der Dame des Hauses. Für einen sicheren Stand der 1,42 Meter hohen Audiosäule sorgen übrigens zwei massive Alu-Traversen pro Lautsprecher. Die daran befestigten und höhenverstellbaren Füße sind auf der Unterseite mit Filz beklebt, so dass die immerhin achtundvierzig Kilogramm schweren Kolosse rutschend und somit auch allein bewegt werden können – einen glatten Bodenbelag natürlich vorausgesetzt.
Die inneren Werte
Ein Blick auf die inneren Werte der nuVero 140 beweist dann eher Evolution als Revolution. Das ist alles andere als negativ gemeint und ganz einfach auf den Umstand zurückzuführen, dass schon das Vorgängermodell nuVero 14 erstaunlich weit ausgereift und somit nahezu ausgereizt war. Ansatzpunkte für Weiterentwicklungen mussten also erst mal gefunden werden. Durch weitere Modifikationen des Gehäuses haben es die schwäbischen Ingenieure dann allerdings doch geschafft, den Frequenzbereich des Lautsprechers zu optimieren und nochmals um ein paar Hertz nach unten zu erweitern. Das klingt vielleicht erstmal relativ unspektakulär. Führt man sich jedoch vor Augen, dass schon die nuVero 14 im Bassbereich kein Kind von Traurigkeit war, ist dieser Zugewinn zumindest bemerkenswert. Die drei Treiber für die Wiedergabe des Mittel- und Hochtonbereichs hingegen sind komplett neu. Durch sie konnte u.a. das Rundstrahlverhalten verbessert werden. Das bedeutet: der sogenannte Sweet-Spot, also der ideale Hörbereich, wird schlichtweg vergrößert. In der Praxis ist es also weniger wichtig, von wo genau man zuhört oder wie die Boxen ausgerichtet sind. Die Lautsprecher sind folglich unkritischer hinsichtlich ihrer Aufstellung geworden. Ein Punkt, der bei den Vorgängern keineswegs zu bemängeln war, der sich nun aber nochmals verbessert darstellt. Sehr gut, vor allem dann, wenn die Boxen in einem Wohnraum unterkommen sollen, in dem perfekte Aufstellbedingungen nicht gegeben sind! Durch die neuen Chassis ist folglich auch eine neue Frequenzweiche nötig geworden, auf deren Prinzip man bei Nubert besonders stolz ist. Diese zeigt sich so umfangreich, dass sie sich über gleich vier Platinen erstreckt und selbst im großen Gehäuse der nuVero 140 nur schwer unterzubringen war. Rein technisch gesehen verspricht sich der Weichenaufbau als Meisterleistung, schließlich ist sie dafür verantwortlich, dass die sieben in der Schallwand platzierten Chassis wie aus einem Guss spielen. Und das mit jeder Art der Zustellung und unter jedem Lautstärkepegel. Nahezu jedes veränderte Parameter beeinflusst dabei mindestens ein weiteres, was ein Gros an Entwicklungsarbeit erforderte. Neben einer Schutzschaltung sind natürlich auch die nuberttypischen Möglichkeiten zur Klanganpassung an den Hörraum in die Weiche implementiert. Die gab es zwar im Vorgängermodell auch schon, konnte in der 140er aber nochmals erweitert werden. Statt wie zuvor zwischen ordentlich Bass (normale Einstellung) und noch mehr Bass zu wählen, was in kleineren Räumen und bei wandnaher Aufstellung vereinzelt zu Kontrollverlust im Tieftonbereich führen konnte, lässt sich die Bassintensität nun absenken statt anheben. Ist das noch nicht ausreichend, können die rückseitigen Bass-Reflex-Öffnungen mittels zum Lieferumfang gehöriger Schaumstoffzylinder verschlossen werden. Mit Unterstützung dieser beiden Werkzeuge ist es dann möglich, die Boxen dichter zur Rückwand beziehungsweise auch in kleineren Räumen zu betreiben. Überdies implementierte Nubert seinem Serien-Flaggschiff gleich noch ein zweistufiges Klangwerkzeug für den Mitteltonbereich, sowie drei abrufbare Hochtonpresets, über die sich die weitere Anpassung an den eigenen Hörgeschmack bzw. die räumlichen Gegebenheiten realisieren lässt. Über die drei kleinen, im Anschlussterminal platzierten Schalter lassen sich somit insgesamt 36 Klangoptionen abrufen.
In der Praxis
Geliefert werden die beiden Lautsprecher einzeln in riesigen Kartons, deren Gewicht und Größe es nahezu unmöglich machen, sie alleine an den Aufstellungsort zu transportieren oder gar auszupacken. Daher ist es ratsam, sich Verstärkung für diese Aufgabe zu holen. Zu zweit ist es dann (fast) ein Kinderspiel die Lautsprecher sicher aus ihrer Verpackung zu befreien und in den Hörraum zu verfrachten. Dieser sollte jedoch angemessen groß sein. In einem Raum mit einer Größe von unter 20 Quadratmetern wird man beispielsweise mit der nächstkleineren nuVero 110 wahrscheinlich besser fahren. Die beiden Traversenfüße müssen nach dem Auspacken übrigens noch angeschraubt werden. Das sollte aber niemanden, der weiß wie man einen Schraubenzieher hält, vor unlösbare Probleme stellen. Zur Aufstellung der nuVero 140 gilt das Gleiche wie im Allgemeinen für Lautsprecher: Möglichst weit weg von allen Wänden, möglichst symmetrisch zum Hörplatz und leicht auf selbigen eingewinkelt. Ergibt sich nun noch ein gleichseitiges Dreieck zwischen den beiden Schallwandlern und dem Hörer, kann fast nichts mehr schief gehen. Vorausgesetzt natürlich, man hat die Lautsprecher auch richtig herum aufgestellt, denn die nuVeros sind speziell für den Einsatz als rechte und linke Box gedacht. Zu erkennen sind sie an den leicht dezentrierten Chassis für Mittel- und Hochton, durch die der Einfluss der Gehäusekanten minimiert werden soll. Merke: Die Chassis müssen innenseitig stehen.
Richtig aufgestellt „schielen“ sie nun Richtung Referenzplatz, um die bestmögliche räumliche Wiedergabe zu ermöglichen. Fehlt nur noch der richtige Antrieb für die Nubert-Flaggschiffe. Hier entscheide ich mich für etwas ähnlich Schwergewichtiges (im übertragenen Sinne), nämlich die neue Vor-/Endstufen-Kombination aus gleichem Hause. Eine beeindruckende HiFi-Kombi, die wir schon für Sie getestet haben und die mit massig Leistung und umfangreichen Anpassungsoptionen genau richtig erscheint die edlen nuVero-Boliden anzutreiben. Ob die Boxen klassisch mit dem Verstärker verkabelt werden, über Bi-Wiring oder gar Bi-Amping, das bleibt dem Kunden überlassen, die Anschlussterminals bieten einfach mal sämtliche Möglichkeiten.
Wie von Nubert gewohnt, finden sich dann gleich noch zehn Meter einfachen Lautsprecherkabels im Karton, so dass man gleich loslegen und sich über die endgültige Verkabelung in aller Ruhe seine Gedanken machen kann.
Konzertpegel? Kein Problem!
Nach dem obligatorischen Einspielen der Lautsprecher ist es dann endlich an der Zeit, die klanglichen Fähigkeiten auszuloten. Ich will gar nicht lange um den heißen Brei herumreden: Die nuVero 140 machen einfach nur Spaß! Und zwar richtig viel und am besten bei ohrenbetäubenden Lautstärken. Paradedisziplin der Ungetüme sind definitiv Rockmusik-Live-Aufnahmen in Originallautstärke. Beispiel: die Konserve des 2013er „Crossroads Guitar Festivals“, für das Eric Clapton allerhand namhafte Künstler zu einem Benefiz-Konzert zusammenbringen konnte und bei dem jeder eingefleischte Rockfan gern dabei gewesen wäre. Mich eingeschlossen. Dass ich nicht dabei sein konnte ist heute allerdings zu verkraften, denn die großen Nuberts bringen das Live-Spektakel jetzt direkt in mein Wohnzimmer. Voller Leben, voller Temperament und voller Körper! Einfach atemberaubend, einfach genial! Letzteres kann übrigens noch so groß sein (der Hörraum ist in meinem Fall gut 40 Quadratmeter groß und geht über großzügige Durchbrüche in weitere Räume über), die Pegelreserven der nuVero 140 – an der bärenstarken nuControl- und nuPower-D-Kombination – reichen aber locker, um meine Hosenbeine trotzdem zum Flattern zu bringen. Das Erstaunliche daran ist jedoch nicht die schiere Lautstärke, sondern die Tatsache, dass die Lautsprecher auch unter Extrembedingungen überraschend neutral und verzerrungsarm bleiben. Das wiederum macht sich daran bemerkbar, dass ich den inzwischen weit oberhalb der vielzitierten Zimmerlautstärke liegenden Pegel gar nicht als so laut empfinde. Erst ein Blick auf das Display des Vorverstärkers lässt mich dann erahnen, wie laut es tatsächlich ist und dass vermutlich (spätestens) jetzt die halbe Straße meinen bevorzugten Musikgeschmack kennt. Den Boxen macht das offensichtlich aber rein gar nichts aus, sie bleiben selbst in irrwitzigen Lautstärkeregionen souverän und der sprichwörtliche „Fels in der Brandung“.
Laut hören ist zwar ein Garant, um mit dem Topmodell der Nubert-Flotte Spaß zu haben, ein Muss ist es jedoch nicht. Auch unter gemäßigten Pegeln und mit handgemachter Musik – wie dem aktuellen Kitty, Daisy & Lewis Album „The Third“ – gibt sich das Quartett keine Blöße und verzaubert den Hörer mit unglaublicher Neutralität, einer sehr schönen und niemals überzogenen Auflösung und einer erstaunlichen Räumlichkeit. Das alles übrigens ohne die Musik zu sezieren oder ihrer Seele zu berauben. Letzteres gilt auch für die Stimmwiedergabe der großen nuVero, die es vermag selbst charakteristischere Organe, wie das des immer wieder beeindruckenden Tom Waits, direkt vor dem Zuhörer zu positionieren und in all seiner Komplexität abzubilden. Eben so, als stünde er leibhaftig im Hörraum. Besser geht’s kaum.
Fazit
Wer sich mit nicht weniger als dem Besten zufrieden geben möchte, ohne dafür gleich ein Vermögen ausgeben zu müssen, dem sei die Nubert nuVero 140 dringend ans Herz gelegt. Sowohl Rockkonzerte unter Originalpegel, wie handgemachte, akustische Musik in Zimmerlautstärke meistert die riesige 140er mit Bravour. Wie von Nubert-Produkten gewohnt, sind Verarbeitung und Ausstattung natürlich auch hier erstklassig und vorbildlich. Die eingehende Beratung vor dem Kauf, diverse Werkzeuge zur Klangoptimierung sowie das großzügige Umtauschrecht machen die nuVero letztlich zur sicheren Bank für anspruchsvolle Musikfreunde. Zum aufgerufenen Paarpreis von 4.470 Euro etwas Besseres zu finden, halte ich jedenfalls für fast ausgeschlossen.
Test & Text: Jonas Bednarz
Fotos: www.lite-magazin.de, Herstellerbilder
Klasse: Referenzklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
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Technische Daten
Modell: | Nubert nuVero 140 |
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Produktkategorie: | Standlautsprecher |
Preis: | 2.235,00 Euro / Stück |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | - Diamantschwarz - Kristallweiß - Goldbraun |
Vertrieb: | Nubert, Schwäbisch Gmünd Tel.: 07171 – 8712 -0 www.nubert.de |
Abmessungen (HBT): | 1425 x 234 x 425 mm (mit Füssen, ohne Gitter) |
Gewicht: | 48 Kg/Stück |
Hochtöner: | 26 mm Seidengewebekalotte |
Mitteltöner: | 1 x 52 mm 1 x 112 mm |
Tieftöner: | 4 x 180 mm (Glasfaser-Sandwich-Membran) |
Lieferumfang: | - nuVero 140 - lackierte Metallabdeckung - höhenverstellbare Traversenfüße - Aufbauanleitung - Lautsprecherkabel |
Besonderes: | - mehrstufige Hoch-, Mittel- und Tieftonanpassung - neutrale, ausgewogene Klangcharakteristik - enorme Leistungsreserven - hervorragende Verarbeitung - hochwertige Bestückung - ansprechendes Design - Kauf ohne Risiko: 1 Monat Widerrufsrecht |
Empfohlene Raumgröße: | 40 - 70 Quadratmeter |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,0 |
Praxis (20%): | 1,0 |
Ausstattung (20%): | 1+ |
Gesamtnote: | 1,0 |
Klasse: | Referenzklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |