Home » Rezensionen » Fantastic Four – Actiongeladene Comicverfilmung
8. Dezember 2015von Andreas Hohn
RedakteurIm aktuellen Reboot des Marvel Comics gibt es eine neue Generation der Superhelden: Eine Gruppe Wissenschaftler ist nach einem Unfall auf einmal mit angsteinflößenden Superkräften ausgestattet.
Der junge Reed Richards (Miles Teller) bastelt schon in seiner Kindheit an hochwissenschaftlichen Projekten und möchte einen Weg finden, Materie und Mensch zu teleportieren. In der Schule erntet er mit seinen Versuchen nur Gelächter, selbst sein Lehrer setzt keine große Hoffnung in sein Vorhaben. Gemeinsam mit seinem besten Freund Ben Grimm (Jamie Bell) arbeitet er jahrelang verbissen weiter an seinem Apparat und stellt sein Ergebnis schließlich bei einem Wettbewerb an der High-School vor. Dort werden Professor Franklin Storm (Reg E. Cathy) und seine Adoptivtochter Sue (Kate Mara) auf Reeds Talent aufmerksam und sie bieten ihm ein Stipendium an. Damit wird Reeds Traum endlich wahr und er soll Teil eines Entwicklerteams von jungen Genies werden, deren Ziel es ist, die Reise in andere Dimensionen zu ermöglichen.
Gemeinsam mit dem hochbegabten Jungforscher Victor Von Doom (Toby Kebbell) und Franklins Sohn Johnny Storm (Michael B. Jordan), der sehr impulsiv, aber zugleich handwerklich sehr begabt ist, tüfteln sie monatelang an einem Patentrezept für das Verfahren. Als nach zahlreichen Versuchen mit materiellen Testobjekten nun endlich auch der Versuch mit einem Primaten gelang, wittert Dr. Allen (Tim Blake Nelson), der das ganze Projekt überwacht, seine Chance und will die Erstmission an sich reißen und der NASA verkaufen. Um dies zu verhindern, wagen die jungen Talente den Selbstversuch. Ihre Reise ins Paralleluniversum geht allerdings schrecklich schief und nach ihrer Rettung verfügen sie über spezielle Superkräfte: Storm wird zur menschlichen Fackel, Sue kann sich unsichtbar machen, Reed seine Gliedmaßen gummiartig verlängern und Grimm verwandelt sich in den klobigen Steinkoloss „Das Ding“. Es dauert nicht lange, bis das Militär auf sie aufmerksam wird und ihre Superkräfte als Waffen einsetzen will. Mit ihren übermenschlichen Fähigkeiten wird nun das ganze Leben der jungen Wissenschaftler auf den Kopf gestellt und sie müssen lernen, mit ihnen umzugehen und gemeinsam als Team zu kämpfen, um die Welt vor einem neuen Feind zu retten.
Direkt vorweg: Die Fantastic Four waren und sind die Sorgenkinder bei den Marvel-Comicverfilmungen. In den Comics gehören sie neben Spider-Man und den X-Men zu den beliebtesten Marvel-Figuren, bei den Verfilmungen haben sie ihren Durchbruch nie geschafft. Nach zwei schwachen ersten Filmen von Tim Story übernahm jetzt Josh Trank die Regie. Die Hoffnung der treuen F4-Fans war sehr groß, dass ihre Superhelden nun endlich auch auf den Marvel-Filmolymp kommen, da Trank bei seinem Regie-Debüt „Chronicle – Wozu bist du fähig“ bewies, dass er solchen unfreiwilligen Superhelden eine gewisse Tiefe verleihen kann.
Bei den Fantastic Four gelang es ihm aber leider nicht, die vier Helden im neuen Glanz erstrahlen zu lassen. Die Folge: durch schlechte Einspielergebnisse und zerreißender Kritik hat die Produktionsfirma FOX sogar den für 2017 geplanten zweiten Teil gleich gnadenlos gestrichen. Dabei war es von vorneherein klar, dass man es den eingefleischten Fans mit einer vollständigen Neubesetzung der Hauptrollen nicht einfach macht, sich mit der Neuerzählung anzufreunden.
Zwar versucht man durch eine ziemlich langatmige und mitunter zähe Einführung die Charaktere vorzustellen, eine wirkliche Beziehung baut der Zuschauer aber nicht auf – was sich in der zweiten Hälfte dann bemerkbar macht, wenn man bei den vielen actionreichen Szenen mit keinem Helden wirklich mitfiebert. Zudem ist Fantastic Four mit seinen 100 Minuten Laufzeit für Marvel-Comicverfilmungen auch noch untypisch kurz geraten. Somit wird die Action schnell und manchmal sinnfrei heruntergerasselt. Gerade für den Showdown hätte man locker noch mehr Filmminuten einbringen können.
Friede, Freude, Eierkuchen
Ein wie ich finde sehr wichtiges Element bei den Marvel-Comicverfilmungen ist der Humor und die Sticheleien zwischen den Protagonisten. Wenn man den ersten beiden Fantastic Four-Verfilmungen von Tim Story etwas zu Gute halten kann, dann ist es die perfekte Umsetzung der ständigen Kabbeleien zwischen Johnny und Ben. Dieser Marvel-Stil, wo ein Kalauer den nächsten jagt, um dann zur nächsten Actionsequenz überzuleiten, fehlt hier beinahe völlig. Auch andere Aspekte kommen etwas zu kurz. Wenn der Zuschauer zum Beispiel die sehr lange Charkterentfaltung der Figuren überstanden hat und sich nun endlich auf Action freut, wird er wohl von den CGI-Effekten enttäuscht sein. Dem Planeten „Zero“ sieht man die Studiokulisse an und Dr. Doom wirkt auch eher albern als furchteinflößend.
Viele Probleme hinter den Kulissen zwischen Trank und den Filmstudios haben das Chaos dann perfekt gemacht. Ständige Änderungen am Drehbuch und umfangreiche Nachdrehs haben auch noch das geplante Budget von 120 Millionen gesprengt und man musste die geplante 3D-Konvertierung opfern, um Fantastic Four überhaupt fertig stellen zu können. Gut nachverfolgen kann man das Ausmaß der Umgestaltung des Films an Kate Mara (Sue). Den ursprünglichen Dreh absolvierte sie mit ihrer natürlichen Haarpracht, bei den Nachdrehs bekam sie eine als solche erkennbare Perücke verpasst – beide Varianten sind sogar in einer Szene abwechselnd zu sehen.
Und dem ganz eingefleischten Fan fehlen am Ende auch noch zwei typische Marvel-Elemente, denn es gibt keine zusätzliche Szene während oder nach dem Abspann und der Autor der Comics, Stan Lee, hat keinen Kurzauftritt im Hintergrund wie bei anderen Marvel-Verfilmungen. Alles in allem hat man sich von der Neuverfilmung von Fantastic Four mit dem jungen Schauspielerensemble sicher mehr erhofft, aber es hat sich mal wieder gezeigt, dass man von manchen Storys einfach die Finger lassen sollte. Leider merkt man dem Film an, dass er hauptsächlich entstanden ist, um die Rechte beim Studio Twentieth Century Fox zu halten und sie nicht an die Marvel Studios zu verlieren (in den Rechteverträgen ist unter anderem festgehalten dass in einem gewissen Zeitrahmen ein neuer Film gedreht werden muss, damit man nicht die Lizenz verliert).
Technische Ausstattung schlägt Story
Weitaus positiver ist die Qualität der Blu-ray von Fantastic Four, diese ist nämlich sehr ordentlich gelungen. Das Bild weist durchgehend saubere, kräftige Farben auf und die Schärfe besticht in der Totalen wie auch im Detail. Der gute Kontrast macht sich gerade in den dunklen Szenen bemerkbar, da man dort auch noch gut die Kleinigkeiten erkennen kann.
Zum Ton gibt es ebenfalls nur Gutes zu sagen. Die Orginaltonspur in englischer Sprache sowie auch die deutsche Tonspur sind im DTS-HD 5.1-Format vorhanden und lassen den Zuschauer den Film mit kräftigen Effektsounds auf der Heimkinoanlage genießen. Die Dialoge werden klar und deutlich verständlich wiedergegeben und die Geräusche und Effekte werden entsprechend an die passenden Surroundboxen geleitet.
Das Bonusmaterial auf der Disk ist zudem sehr umfangreich. Man bekommt ein interessantes Making-Of und Interviews mit den Machern und Darstellern geboten. Zusätzlich gibt es noch vier Featurettes, in denen man Näheres zu den einzelnen Superkräften erfährt, die Quanten-Portale erläutert bekommt, den Planeten Zero im Detail sieht und zu guter Letzt noch die Entstehung der Filmmusik zu hören bekommt. Den Abschluss bildet dann noch je ein Trailer in englischer und deutscher Sprache.
Fazit
Der Reboot der Fantastic Four ist leider nicht der erwünschte Aufstieg in den Marvel-Olymp geworden. Das Potenzial der guten Jungschauspieler wird nicht wirklich genutzt und die Charaktere bleiben recht blass. Der Film nimmt zwar erst recht spät Fahrt auf, rast dann aber umso schneller dem Ende entgegen. Für einen unterhaltsamen Filmabend reicht es aber natürlich trotzdem, auch wenn die eigentlich für Marvel typischen Gags hier zu kurz kommen.
„Fantastic Four“ ist ab dem 10. Dezember 2015 als DVD und Blu-ray im Vertrieb von Constantin Film erhältlich.
Genre
Action/Comic
Laufzeit
ca. 100 Minuten
Altersfreigabe
ab 12 Jahren
Regie
Josh Trank
Cast
Miles Teller, Kate Mara, Michael B. Jordan, Jamie Bell, Toby Kebbell, Reg E. Cathey, Tim Blake Nelson
75 of 100
85 of 100
90 of 100
90 of 100
95 of 100
86 of 100