Home » Rezensionen » The Transporter Refueled – Mit Vollgas zurück nach Frankreich
30. Dezember 2015von Martin Sowa
RedakteurFrank Martin alias Der Transporter ist wieder da – und schon wieder muss er sich mit Menschenhändlern herumschlagen, im wahrsten Sinne des Wortes…
Früher war der Brite Frank Martin (Ed Skrein) Soldat, mittlerweile lebt er aber in Frankreich. Dort verdient er sein Geld als Lieferfahrer für die Kriminellen aus der Unterwelt. Das Geschäft läuft gut, Frank gilt als zuverlässig und ist der wohl beste Fahrer, den man anheuern kann. Neben einem großzügigen Honorar legt Frank bei den Aufträgen auf drei Regeln Wert: keine Namen, keine Fragen und keine Nachverhandlungen. Das gilt auch für die ebenso hübsche wie mysteriöse Anna (Loan Chabanol), die ihn kurzfristig als Fahrer für sich selbst und zwei Pakete engagiert. Frank nimmt den Auftrag an, obwohl er gerade Besuch von seinem Vater (Ray Stevenson) hat. Und prompt haben beide Herren Probleme: Während sich Annas Pakete als zwei weitere Frauen entpuppen, wird Franks Vater von einer weiteren Dame in eine Falle gelockt.
Kurz darauf treffen sich Vater und Sohn allerdings wieder, als Frank seine Passagiere nach einer wilden Verfolgungsjagd mit der monegassischen Polizei am gewünschten Zielort abliefert. Dabei handelt es sich um eine verlassene Fabrikhalle, in der Frank senior festgehalten wird. Mit ihm als Druckmittel „überreden“ die vier Frauen seinen Sohn, sie weiterhin als Fahrer zu unterstützen. Zähneknirschend willigt er aus Mangel an Alternativen ein – was er nicht weiß: Das Quartett wurde vom Menschenhändler Karasov (Radivoje Bukvic) und seinen „Geschäftspartnern“ in die Prostitution gezwungen und sinnt auf Rache. Da können sie einen Mann wie Frank gut als Unterstützung gebrauchen – zumal auch er bereits eine Vergangenheit mit Karasov hat…
Kein simpler Neustart
Wer von The Transporter Refueled ein simples Remake der Trilogie erwartet, liegt daneben. Zwar sind sehr viele Parallelen zu den bereits veröffentlichten Filmen zu erkennen, allerdings erzählt das vierte Kapitel eine davon losgelöste Geschichte. So ist beispielsweise das frühe Auftreten von Franks Vater neu, dafür fällt die Rolle des ihn verfolgenden und später mit ihm kooperierenden Inspektors fast komplett weg. Überhaupt dienen die Polizisten im Prinzip nur als Prügelknaben und Opfer vieler spektakulärer Crashs.
Auch die Regeln des Transporters sind in einem Punkt geändert worden – ursprünglich war darin neben „keine Namen, keine Nachverhandlungen“ festgelegt, dass das Paket nie geöffnet wird. Die Anpassung mag auch daran liegen, dass Frank es dieses Mal nur mit menschlicher Fracht zu tun hat.
Geblieben ist allerdings der „Stil“ des Transporters, sowohl in Hinblick auf seine Fahrkünste als auch in Sachen Nahkampf. Das konzentrierte, „stakkato“-hafte Prügeln hat sich der vergleichsweise schlanke Skrein offenbar bei seinem deutlich muskulöseren Vorgänger Jason Statham abgeschaut. Das stört aber überhaupt nicht, sondern hilft sogar, ihn auch als Fan der Franchise als „neuen“ Transporter zu akzeptieren. Allerdings könnte Skrein aufgrund der optischen Nähe zum BVB-Trainer Thomas Tuchel unter in Richtung anderer Vereine orientierten Fußballfans unterbewusst Ablehnung auslösen… Falls aber jemand die ursprüngliche Transporter-Trilogie nicht kennt, dürfte Skrein aufgrund seiner coolen Sprüche und dem schlagfertigen Auftreten problemlos überzeugen.
Fokus auf Skrein und Action
Weit weniger Rampenlicht bleibt da für seine Gegenspieler und die vier Damen an seiner Seite übrig. Radivoje Bukvic wirkt als Gangsterboss Karasov wie ein recht beliebiger Bösewicht, seine beiden Komplizen Imasov (Lenn Kudrjawizki) und Turgin (Anatole Taubman) weisen auch keine tiefergehende Charakterisierung auf.
Aus dem weiblichen Quartett sticht trotz vorgegaukelter Gleichberechtigung Loan Chabanol hervor, nicht zuletzt weil ihre Figur Anna den Transporter engagiert. Nachdem es zunächst etwas schwierig ist, die vier Femmes fatales auseinander zu halten, bekommen Tatiana Pajkovic als Maria und Gabriella Wright als Gina im weiteren Verlauf noch etwas mehr Aufmerksamkeit. Einzig Wenxia Yu als Qiao läuft relativ teilnahmslos mit – für sie etwas schade, für die Story aber trotzdem relevant.
Schauspielerische Glanzleistungen sollte man übrigens in The Transporter Refueled natürlich nicht erwarten, dafür sind einige Darsteller schlicht zu unerfahren und so mancher Dialog – dem Klischee des Action-Genres entsprechend – viel zu platt geraten (insbesondere die Gangster kommen dadurch mitunter ziemlich dümmlich rüber). So manches Mal liegt das auch einfach an einer etwas missglückten Synchronisation, das Original ist aber auch nicht in allen Fällen besser. Allerdings zeigt das auch gleich, dass Regisseur Camille Delamarre kein Interesse an irgendwelchen Filmpreisen hat, sondern es einfach mal richtig krachen lassen möchte. Und das gelingt sehr gut, sowohl die Kampfszenen als auch die Verfolgungsjagden können locker mit den drei Vorgängern mithalten. Delamarre schafft es sogar, einige der besten Szenen aus den ersten Teilen sozusagen als Tribut wieder aufzugreifen und zusätzlich interessante neue Ideen umzusetzen – insbesondere die Szenen am Flughafen sind ziemlich spektakulär anzuschauen und machen Actionfans sicher Spaß.
Zusätzlichen Spaß bietet das 40-minütige Bonusmaterial, hier werden zum Beispiel die Kampf-Choreografien und die Autostunts beleuchtet. Auch ein Behind-the-Scenes darf natürlich nicht fehlen, dazu gibt es kurze Interviews mit fast allen Schauspielern. Auch die Trailer sind an Bord, allerdings nicht nur die für The Transporter Refueled sondern auch für weitere Titel aus dem Universum-Verleih.
Die Qualität der Blu-ray ist übrigens genau so, wie man sich das wünscht. Die Bilder kräftig und scharf, Details bleiben auch in dunklen Szenen präzise. Der Sound passt ebenfalls und tobt sich in den Actionszenen richtig aus. Dialoge bleiben selbst bei Höchsttempo glasklar, so dass man als Zuschauer ohne Anstrengung mitfiebern kann. Einen Pluspunkt verdient sich wie bei den Transporter-Filmen offenbar üblich die sehr gute und dynamische Filmmusik, die der Action nochmal einen kleinen Schub zusätzlicher Power verpasst.
Fazit
Remakes beziehungsweise Reboots sind immer ein heißes Pflaster, irgendwer hat dabei immer was zu meckern. Bei The Transporter Refueled dürften das vor allem die Statham-Fans sein. Wer aber nicht an der Person hängt, sondern schlicht von Story und Action begeistert war, wird auch mit dem vierten Teil zufrieden sein. An Action mangelt es hier nämlich nicht und Hauptdarsteller Ed Skrein erweist sich als würdiger Nachfolger für die Rolle des Transporters. Das Regisseur Delamarre nicht zwanghaft an sämtlichen Details der Trilogie festhält, darf ihm durchaus als Pluspunkt angerechnet werden, denn das eröffnet neue Wege, die The Transporter Refueled auf spannende Art und Weise beschreitet. Die immer wieder eingestreuten Reminiszenzen an die Vorgängerfilme sind sehr gut gelungen und sorgen für genau die richtige Balance zwischen „Alt“ und „Neu“.
„The Transporter Refueled“ ist ab dem 4. Januar 2016 als DVD und Blu-ray im Vertrieb von Universum Film erhältlich.
Genre
Action
Laufzeit
ca. 96 Minuten
Altersfreigabe
ab 12 Jahren
Regie
Camille Delamarre
Cast
Ed Skrein, Ray Stevenson, Loan Chabanol, Radivoje Bukvic, Gabriella Wright, Anatole Taubman, Lenn Kudrjawizki
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