Home » Tests » Surround/Heimkino » Soundbars » Canton DM 55 – Klare Strukturen auf kleinem Raum
31. Januar 2016von Martin Sowa
RedakteurBei der Suche nach einem TV-Lautsprecher stolpert so ziemlich jeder Film- und TV-Fan eher früher als später über die DM-Serie von Canton. Mit diversen Soundsystemen in sämtlichen Größenordnungen gibt es da ja auch jede Menge zu entdecken. Sogar einen sehr kompakten Vertreter, der auf den Namen DM 55 hört. Apropos Name: Da müssen wir gleich mal einem möglichen Missverständnis vorbeugen!
Die Bezeichnung DM 55 hat nämlich im Gegensatz zu Fernseher-Modellen nichts mit der Bildschirmdiagonalen zu tun, sondern ist auf die Breite des TV-Lautsprechers zurückzuführen. Wer also plant seinen Fernseher direkt auf den Lautsprecher zu stellen, sollte vorher die Maße des Standfußes ermitteln. Grundsätzlich wird es bei Geräten mit ausgefallenen Konstruktionen daher etwas schwierig und Fernseher über 32 Zoll können schonmal problematisch werden (insbesondere etwa Geräte mit x-förmigen Standfuß). Falls dieser aber draufpasst, können dank einer Belastbarkeit von bis zu 40 Kilogramm aber natürlich auch größere und schwerere Fernseher auf das Canton-Sounddeck gestellt werden. Allerdings ist die DM 55 ohnehin eher in kleineren Räumen zuhause und dort werden im Normalfall keine überdimensionalen TV-Geräte zu finden sein. Und wenn doch, sollte man vielleicht über eine Wandmontage des Fernsehers oder eins der größeren Modelle wie die DM 100 von Canton nachdenken.
Design ganz ohne Schnörkel
Dass Canton bei seinen TV-Lautsprechern auf klares, schlichtes Design setzt, ist kein Geheimnis. Auch die DM 55 ist ohne große Schnörkel elegant und geradlinig gestaltet. Die Grundform des lackierten MDF-Gehäuses besteht aus einem Quader mit sanft gerundeten Ecken. Hier sind keinerlei Kanten oder Spitzen zu sehen, alles ist wie aus einem Guss verarbeitet. Das Frontgitter ist zudem elegant in die Vorderseite eingelassen und steht dort minimal hervor – keine unsaubere Nachlässigkeit, sondern sorgfältig und bewusst so eingesetzt. Schließlich muss das zurückhaltende Gehäuse ja einen Hingucker bieten. Als solcher taugt auch das Herstellerlogo, das im Zentrum des Frontgitters am unteren Rand platziert wurde. Direkt darüber sitzt – wie bei der DM-Serie üblich – hinter dem Schutzgitter das blau illuminierte Display, nebst einer LED zur Zustandsanzeige (rot für Standby, grün für Ein). Wie bei den Kollegen macht die Position des Displays das Entziffern selbiger nicht immer komfortabel und dürfte gern einen Tick größer sein. Das ist aber Meckern auf hohem Niveau, denn hier gibt es hier sowieso nicht viel abzulesen, zumal das Display stets nur einige Sekunden aktiv ist, um nicht vom Filmgenuss abzulenken. Und als Designelement funktioniert diese Variante durchaus.
Die Oberseite der DM 55 ist mit einer Glasplatte ausgestattet. Das ist sehr elegant und macht sie relativ unempfindlich und leicht zu reinigen – wie bei allen Geräten mit schwarzer Lackierung ist das Stichwort „Staubfänger“ natürlich auch hier präsent. Alternativ stehen allerdings auch noch eine silberne und eine weiße Ausführung zur Wahl, die ebenfalls eher schlicht und dennoch elegant wirken.
Unten sorgen vier massive Standfüße dafür, dass die DM 55 nicht verrutscht und zugleich von ihrer Standfläche (also etwa einem TV-Tisch oder Lowboard) entkoppelt wird.
Kein HDMI, sonst ist alles da
Ebenfalls in die Unterseite der DM 55 integriert, finden die beiden im Durchmesser 10 Zentimeter großen Subwoofer ihren Platz, die im Downfire-Prinzip für ein stattliches Tieftonfundament sorgen sollen. Das Pärchen wird durch zwei Bassreflexports auf der Rückseite des TV-Lautsprechers ergänzt. Dadurch benötigt die DM 55 rückseitig ein paar Zentimeter Abstand zur Wand oder anderen Flächen. Für die mittleren und hohen Frequenzen sind jeweils zwei 50-Millimeter-Mittel- bzw. 19-Millimeter-Hochtöner zuständig. Diese sind hinter bereits erwähntem Frontgitter installiert. Die Anordnung erfolgt dabei paarweise möglichst weit außen, um u.a. eine breitere Stereobühne erzielen zu können.
Die DM 55 hat allerdings noch weitere Finessen an Bord, um das Maximum an Sound herauszukitzeln. Das beginnt mit der simplen manuellen Anpassungsmöglichkeit für Bass und Höhen und führt über Funktionen wie „LipSync“ oder „Voice“ für verbesserte Sprachwiedergabe bis hin zum virtuellen Surroundsound. Tools, die den Heimkinobetrieb noch aufregender und realistischer gestalten lassen. Dabei werden Tonsignale so gesteuert, dass tatsächlich raumgreifenden Klang aus dem Flach-Lautsprecher strömt. Bevor zu hohe Erwartungen geweckt werden: natürlich ist das nicht dasselbe wie echter Surroundsound, insbesondere ein so kompaktes System wie die DM 55 kann das nicht leisten. Allerdings bietet unser Testproband ein packendes Surround-Erlebnis mit einer erstaunlichen Räumlichkeit. Dazu gleich mehr …
Ruckzuck startklar
Bevor es nun in den Hörcheck geht, müssen wir die DM 55 noch anschließen, wofür uns jeweils ein analoger Cinch-Eingang sowie ein koaxialer und ein optischer Digitaleingang zur Verfügung stehen. Musik kann zudem kabellos via Bluetooth 3.0 zugespielt werden. Dank apt-X-Decodierung gelingt dies sogar in CD-Qualität – immer vorausgesetzt, das Ausgangsmaterial wird in dieser Auflösung geliefert. Der Vollständigkeit halber sei auch der Subwoofer-Ausgang erwähnt, über den die DM 55 durch einen externen Aktiv-Bassisten unterstützt werden kann. Wir haben darauf aber bewusst verzichtet, schließlich wollen wir ja wissen, was das Sounddeck alleine so zu bieten hat. Im Gegensatz zu größeren Systemen hat Canton bei seiner DM 55 auf einen HDMI-Anschluss verzichtet. Canton spricht mit dieser Entscheidung ganz klar den Heimkinofan an, der eine einfache und kinderleichte Installation bevorzugt. Die sonst beliebte ARC-Verbindung zum Fernseher über ein einzelnes HDMI-Kabel ist also hier keine Option. Dem Klangerlebnis tut dies aber keinen Abbruch, denn stattdessen nutzen wir das optische Digitalkabel aus dem Lieferumfang und verbinden TV und DM 55 auf diesem Wege. Keine Sorge übrigens, falls Sie auch den Sound von Blu-ray-Player oder Spielkonsole über den TV-Lautsprecher wiedergeben möchten: Verbinden Sie die Zuspieler einfach direkt mit dem Canton-Sounddeck oder alternativ per HDMI-Kabel mit dem Fernseher. Das Tonsignal wird dann von dort über das optische Digitalkabel weitergereicht. Natürlich können auch mehrere Geräte mit dem DM 55 verbunden werden, dafür gibt es schließlich die direkte Quellenwahl.
Apropos Quellenwahl: die lässt sich auch über die mitgelieferte Fernbedienung steuern. Hier stehen auch Tasten zur Lautstärkeregelung, Klangmodus (Stereo oder Virtual Surround) und das Bluetooth-Pairing zur Verfügung. Das heisst, die DM 55 kann ganz bequem vom Sofa aus befehligt und kontrolliert werden. Der Signalgeber ist das von Canton gewohnte Modell, liegt gut in der Hand und ist übersichtlich beschriftet. Wer mag, kann die DM 55 nach kurzer „Lernphase“ aber auch mit der TV- oder einer anderen, häufig genutzten Fernbedienung steuern.
Killer-Klang
Wir bleiben für den Praxistest aber beim mitgelieferten Modell und schalten die DM 55 ein. Abschalten ist übrigens nicht nötig, das tut das Gerät von allein, sobald länger kein Signal mehr angeliefert wird. Aber das ist noch kein Thema, wir wollen ja schließlich erstmal etwas hören. Und das tun wir mit der Blu-ray von „John Wick“, wobei wir direkt zur Szene im Nachtclub springen, in der Wick dem Sohn seines früheren Bosses auf die Pelle rückt. Hier hat die DM 55 – die wir übrigens auf den „Virtual Surround“-Modus gestellt haben – nämlich gleich Einiges zu tun. Zunächst stimmt ruhigere Musik das drohende Unheil an, während Wick sich Zutritt zum Club verschafft. Schon hier zeigt sich, dass die DM 55 es durchaus versteht, Hintergrundmusik und handlungsrelevanten, zentralen Sound sehr gut zu positionieren. Während wir Wick quasi über die Schulter schauen, sind die mit seinen Bewegungen verknüpften Soundelemente (Schritte, Attacken, etc.) sehr präzise und deutlich zu orten. Für ein One-Box-Heimkinoset exzellent! Die Hintergrundmusik hingegen bildet quasi den Raum, in dem Wick sich bewegt und vereinzelte Geräusche anderer Anwesenden geben der akustischen Kulisse die entsprechende Tiefe. Als kurz darauf die erste handfeste Auseinandersetzung beginnt, dreht die DM 55 auch gleich mit auf. Der Pegel steigt und jetzt dürfen die integrierten Subwoofer sich auch durch auf die Tanzfläche pumpende Bässe der Hintergrundmusik austoben. Das gilt vor allem für die diversen zielgerichteten Schüsse, die Wick seinen Gegnern verabreicht – Cantons Sounddeck bildet in Hinblick auf die Präzision quasi das klangliche Gegenstück zum blutigen Handwerk des Protagonisten. Und auch wenn man hier im direkten Vergleich natürlich Unterschiede zu einem ausgewachsenen 5.1-Surround-Set ausmacht, sind die Räumlichkeit und der mehr als anständige Pegel der kompakten DM 55 mehr als beeindruckend. Für Wohnraumkinos bis 20 Quadratmetern Grundfläche reicht das absolut aus, um auch den letzten Winkel zu beschallen – aber bitte aufpassen, dass die Nachbarn nicht aufgrund des sehr authentischen Sounds plötzlich panikartig die Polizei rufen.
Das kann allerdings auch passieren, wenn man keine „Ballerfilme“ schaut, sondern einfach nur aus Versehen die Lautstärke beim Musikhören etwas zu hoch einstellt. Dank an Bord befindlicher Bluetooth-Option ist die DM 55 geradezu prädestiniert, um bei Partys mit vom Smartphone zugespielter Musik für Stimmung zu sorgen. Auch hier macht sich der voluminöse Sound der Canton-Flunder sehr positiv bemerkbar. Und auch die räumliche Staffelung von Instrumenten und Gesang ist aller Ehren wert. Selbst basslastige Tracks und schnelle Genrewechsel wie im Titel „A Deathless Song“ von „Parkway Drive“ meistert die DM 55 leicht und locker. Echte HiFi-Enthusiasten werden das sicherlich skeptisch zur Kenntnis nehmen und an ein Pärchen Standlautsprecher wie beispielsweise der Vento 890 aus gleichem Hause kommt die kompakte DM 55 selbstverständlich auch nicht ran. Das tun die üblichen Bluetooth-Lautsprecher aber auch nicht und insofern ist dem Sounddeck hier absolut kein Vorwurf zu machen. Ganz im Gegenteil, schließlich ist die Musikwiedergabe ja streng genommen nur eine „Zusatzqualifikation“ und dafür macht die DM 55 das fast schon wieder zu gut.
Fazit
Auch mit dem kompakten TV-Lautsprecher DM 55 stellt Canton seine gewohnt hohe Qualität unter Beweis. Das gilt für Verarbeitung und Design genauso wie für das wichtigste Kriterium, den Klang. In kleinen bis maximal mittelgroßen Räumen gibt es hier nichts zu beanstanden, von dem fehlenden HDMI-Port mal abgesehen. Die Musikwiedergabe via Bluetooth ist absolut partytauglich und hält mit dedizierten Bluetooth-Lautsprechern ganz locker mit. Und als wäre das noch nicht genug, ist der Preis von gerade einmal 450 Euro gemessen an der Leistung fast schon zu niedrig kalkuliert.
Klasse: Mittelklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
92 of 100
89 of 100
85 of 100
Technische Daten
Modell: | Canton DM 55 |
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Produktkategorie: | 2.1-Virtual-Surround-System |
Preis: | 449 Euro / Stück |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | - Schwarz (seidenmatt) - Silber (seidenmatt) - Weiß (seidenmatt) |
Vertrieb: | Canton, Weilrod Tel.: 06083 2870 www.canton.de |
Abmessungen (HBT): | 6,8 x 54,5 x 30 cm |
Gewicht: | 5,3 kg |
Hochtöner: | 2 x 19 mm (Gewebe) |
Mittelöner: | 2 x 50 mm |
Tieftöner: | 2 x 100 mm |
Prinzip: | Bassreflex |
Ein-/Ausgänge: | - 1 Analogeingang (Cinch) - 1 Bluetooth® 3.0 (apt-X®-Decodierung für Übertragung in CD-Qualität) - 1 Digitaleingang (Koaxial) - 1 Digitaleingang (Optisch) - 1 Subwoofer-Ausgang |
Besonderes: | - Bass und Höhenregelung - Dolby Digital Decoder - DTS TruSurround™ - LipSync Funktion für exakte Sprachsynchronisation - IR-Lernfunktion - steuerbar mit TV- / Systemfernbedienung - Voice Funktion - für bessere Sprachwiedergabe in Stereo & Surround - Ein- und Ausschaltautomatik - Virtual-Surround & Stereo Sound |
Lieferumfang: | - Canton DM 55 - Fernbedienung - Netzkabel - optisches digitales Audiokabel - koaxiales digitales Audiokabel - analoges Stereo Audiokabel - Bedienungsanleitung |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,1 |
Praxis (20%): | 1,1 |
Ausstattung (20%): | 1,2 |
Gesamtnote: | 1,1 |
Klasse: | Mittelklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |