Home » Tests » Kopfhörer/Headsets » In-Ear-Kopfhörer PSB M4U 4 – Eine Offenbarung
10. Januar 2016von Martin Sowa
RedakteurEin überzeugter Fan von In-Ear-Kopfhörern war ich nie, obwohl ich schon diverse Modelle ausprobieren konnte. Aber immer passte irgendwas nicht. Vor ein paar Tagen landeten dann die M4U 4 von PSB auf meinem Schreibtisch. Jetzt sehe ich das Thema Kopfhörer etwas anders… die Dinger sind der Hammer!
Vielseitigkeit ist Trumpf
Gemessen an meinen bisherigen Erfahrungen mit In-Ears entsprechen die grandiosen M4U 4 in etwa der Relation zwischen Schlauchboot und Luxusyacht. Oder Papierflieger und A380. Oder Nagelbrett und Wasserbett. Oder… okay, das Prinzip dürfte klar sein. Klar ist aber auch, dass solche Kopfhörer nicht für einen schmalen Taler zu haben sind. Die unverbindliche Preisempfehlung der M4U 4 liegt bei rund 400 Euro, auf den ersten Blick ein zugegeben ziemlich stolzer Preis. Was man dafür bekommt, relativiert die bloßen Zahlen aber schon wieder. Denn die M4U 4 entsprechen dank diverser Kombinationsmöglichkeiten der eierlegenden Wollmilchsau unter den Kopfhörern. Zuhause, unterwegs, im Büro, beim Sport, im Flugzeug, völlig egal. Mit ein paar Handgriffen sind die M4U 4 sofort an die unterschiedlichen Einsatzgebiete angepasst. Und damit auch immer alles griffbereit ist, hat PSB ein schickes, kleines und robustes Etui beigelegt, das Platz für Adapter, Kabel und Ohrstöpsel bietet und sogar ganz locker auch in die Hosentasche passt. Der optionale Karabinerhaken macht auch die griffbereite Befestigung am Rucksack oder Gürtel möglich.
Das Modell ist wahlweise in Schwarz und Weiß erhältlich und kommt gleich mit zwei verschiedenen (jeweils 1,2 Meter langen) Anschlusskabeln, einmal ganz klassisch und einmal speziell für Apple-Geräte inklusive Fernbedienung und Mikrofon zum Einsatz als Headset. Damit die Kabel nicht wackeln (Erschütterungen sind natürlich auch hier zu hören), hat PSB eine schlichte Klammer beigelegt, mit der die Strippen an T-Shirt, Hemd oder Jacke befestigen lassen. Für unterwegs gibt es einen Flugzeugadapter, für zuhause einen 6,3-Millimeter-Klinkenadapter zum Anschluss an Verstärker, Kopfhörer-Verstärker etc. Am anderen Ende der Kabel werden die Treibereinheiten des M4U 4 angedockt, das funktioniert ganz einfach über eine Steckverbindung. Zum Abnehmen der Kabel empfiehlt es sich, nur sanft zu ziehen und das Kabel dabei etwas zu drehen.
Die Treibereinheit bietet auch noch Anpassungspotenzial, denn diese lässt sich mit einem von insgesamt sechs verschiedenen Ohrpolstern kombinieren. Zur Auswahl stehen zum einen sich ans Ohr anpassende Schaumstoffpolster aus Memory Foam, zum anderen die „klassische“ Silikon-Variante, der man wahrscheinlich schon öfter begegnet ist. Beide Optionen sind in jeweils drei Größen vorhanden, die der Einfachheit halber als S, M und L bezeichnet wurden. Hier darf man ruhig ein wenig experimentieren, bis man das perfekt sitzende Polster gefunden hat. Im Flugzeug oder auf dem Laufband sind die Schaumstoffpolster super, im Straßenverkehr oder beim Joggen an der Uferpromenade dagegen die etwas durchlässigeren Silikonstöpsel (der Sicherheit wegen) empfehlenswert – hier sollte man schließlich auch noch etwas von der Umgebung mitbekommen. Denn auch mit bestem Klang im Ohr will ja niemand vor den Bus laufen, oder?
Beeindruckende Ausstattung
Die Treibereinheit ist natürlich einen besonderen Blick wert, denn hier unterscheiden sich die PSB M4U 4 deutlich von anderen In-Ears. Da sieht man so etwas nämlich meistens gar nicht und im direkten Vergleich wirken da insbesondere die Exemplare aus dem Lieferumfang von Smartphones wie Zeugen längst vergangener Tage. Der futuristisch anmutende Aufbau der M4U 4 hat aber in erster Linie klanglichen Hintergrund. Denn hier versteckt sich ein duales Treibersystem, bestehend aus einem dynamischen und einem Balanced-Armature-Treiber. Auf der Außenseite sitzt zudem noch eine Reflexöffnung, die auch noch das letzte Prozent perfekten Klangs in die Wiedergabe legt. Auf der anderen Seite führt ein Schallschlauch ins Ohr, an dessen Ende die passenden Ohrpolster bzw. Stöpsel aufgesteckt werden können. Das bewirkt – so viel sei jetzt schon verraten – einen dynamischen und vollen Klang, der ohne Umwege direkt ins Ohr gelangt.
Beim Einsetzen der Ohrstöpsel gibt es mit Blick auf die Silikonvariante nicht viel zu beachten. Bei den Schaumstoffpolstern allerdings ist es empfehlenswert, diese vorher zusammenzudrücken und dann ins Ohr zu stecken. Die Polster breiten sich dann nämlich passend im Ohr aus und sitzen dadurch extrem dicht und fest. Der Effekt: Umgebungsgeräusche werden unglaublich gut gedämpft, besser wird es ohne aktives Noise-Cancelling wohl gar nicht gehen. Außerdem strömt die Musik direkt und störungsfrei ins Gehör. Dafür sollten die Kabel am besten hinter und über das Ohr geführt werden sollte, so dass die Strippen quasi auf dem Ohr „hängen“. Die Ohrstöpsel werden dann so ins Ohr gesteckt, dass das kleine Herstellerlogo richtig herum lesbar ist. Die farbliche Markierung in Rot und Weiß stehen für das rechte und linke Ohr.
Klarer Klang, große Bühne
Dort entfalten sich dann kristallklarer Gesang und feinste Detailreproduktion, die bei Musikfans mit Sicherheit für Begeisterung sorgen. Beim Titel „A Mountain At My Gates“ von Foals kommt dieses Talent zur Präzision sehr schön zum Tragen. Der Gesang steht hier stets prominent im Zentrum der Wiedergabe, während sich Gitarren, Bass und Schlagzeug perfekt gestaffelt drumherum ausbreiten. Der Track zeigt auch gleich, dass die M4U 4 echte Vielseitigkeitskünstler sind und vom zurückhaltenden bis rockigen Sound so ziemlich alles aufs höchste Niveau heben können. Das gilt selbstverständlich auch für groovige Elektro-Titel mit kräftigem Bass wie dem (durch Zufall gefundenen) „Alle Farben“-Remix vom „Northern Lite“-Track „Take My Time“ oder auch dem altbekannten „The Race“ von Yello, bei dem sich die M4U 4 auch mit Surroundeffekten sehr beeindruckend hervortun können. Überhaupt ist die Platzierung der einzelnen Instrumente auf der virtuellen Bühne im Kopf durchweg sehr gut zu verorten und die Bühne selbst wirkt unglaublich groß – dadurch und durch den bequemen Sitz der M4U 4 vergisst man schnell, dass man ja „nur“ Kopfhörer trägt und nicht vor ausgewachsenen Standlautsprechern sitzt. Aber das ist ja dann auch gar nicht mehr nötig.
Fazit
Die M4U 4 sind mit Sicherheit kein Kandidat für einen Spontankauf. Als absolute Allroundtalente mit einem Lieferumfang – der keine Wünsche offen lässt – sind sie aber perfekt für alle, die überall bestmöglichen Klang wollen und keine klobigen Over- oder On-Ear-Kopfhörer mögen. Die Umgebungsgeräusche dämpfenden Schaumstoffpolster machen das Musikhören selbst im Flugzeug oder Zug zu einem störungsfreien Genuss und sitzen dank der perfekten Anpassung ans Ohr auch nach längerer Zeit ebenso sicher wie angenehm. Kurz gesagt: Die M4U 4 sind eine ganz heiße Empfehlung um anspruchsvollsten HiFi-Sound auch unterwegs erlebbar zu machen.
Test & Text: Martin Sowa
Fotos: www.lite-magazin.de, Herstellerbilder
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: gut
98 of 100
94 of 100
100 of 100
Technische Daten
Modell: | PSB M4U 4 |
---|---|
Produktkategorie: | In-Ear-Kopfhörer |
Preis: | ca. 400 Euro |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | - Schwarz - Weiß |
Vertrieb: | PSB Lautsprecher, Hofheim/Ts Tel.: 0700 / 77200000 www.psb-lautsprecher.de |
Gewicht: | 25 Gramm (inkl. Kabel) |
Impedanz (nominal): | 16 Ohm |
Frequenzgang (± 1½ dB): | 10 - 20.000 Hz |
Abmessungen Case (HxBxT): | 25 x 110 x 70 mm |
Anschluss: | 3,5-mm-Klinkenstecker |
Zubehör: | - Transport-/Schutzetui - Karabinerhaken - Kabel (1,2 m) - Kabel inkl. Fernbedienung und Mikrofon für Apple-Geräte (1,2 m) - Klinkenadapter 3,5 auf 6,3 mm - Flugzeugadapter - 3 x Schaumstoff-Ohrpolster (S,M,L) - 3 x Silikon-Ohrpolster (S,M,L) |
Besonderes: | - wechselbare Kabel - wechselbare Ohrpolster - anpassungsfähige Schaumstoffpolster aus Memory Foam - ergonomisches Design - 2-Wege-System mit Crossover |