Home » Rezensionen » Becks letzter Sommer – Ein Ex-Punker als Musiklehrer
3. Februar 2016von Thomas Schumann
Der gelangweilte Musiklehrer Herr Beck fristet sein Dasein im Klassenraum. Doch völlig unverhofft entdeckt er das musikalische Naturtalent Rauli. Beck sieht seine Chance gekommen…
Der Enddreißiger Robert Beck (Christian Ulmen) ist alleinstehender Musiklehrer und unterrichtet an der Schule, auf die er selber seit der fünften Klasse gegangen ist. Musik! Vor Jahren träumt er von einer Musikkarriere mit seiner Punkband. Doch es klappte nicht so wie erhofft. Also wurde Beck Lehrer. Eines Tages bittet er seinen Schüler Rauli Kantas (Nahuel Perez Biscayart) zu einem persönlichen Gespräch ins Zimmer nebenan. Dort, wo die Instrumente gelagert sind. Interessiert sieht der Schüler sich die dort stehende E-Gitarre an und fragt, ober er kurz spielen dürfe. Zuerst verneint Beck dies, lässt Rauli dann aber doch kurz spielen. Dieser spielt eine ganz eigene Version von “Seven Nation Army”.
Beck traut Augen und Ohren kaum, denn der Junge ist ein Riesentalent. Da sieht der Lehrer und ehemalige Punk-Musiker seine zweite Chance, doch noch in der Musikbranche Fuß zu fassen, gekommen. Er unterbreitet seinem Schützling das Angebot, Songs für ihn zu schreiben und zu versuchen, ihn bei einer Plattenfirma unterzubringen. Sogar ein kleines Konzert für einige Typen der Musik-Szene stellen sie auf die Beine, bei dem Rauli alle begeistern kann. Alles läuft wie am Schnürchen, bis ein Angebot einer Plattenfirma für Rauli allein das Aus für Beck und sein neu entflammtes Feuer bedeuten würde. Beck verschweigt das Angebot und versucht stattdessen, ein anderes Label aufzutreiben, dass die beiden im Paket unter Vertrag nimmt. Und als wäre das nicht schon stressig genug, möchte Becks Freundin Lara (Friederike Becht) auch noch nach Rom, wo sie an einer Modeschule angenommen wurde. Und zu allem Überfluss möchte Roberts bester aber leider drogensüchtiger Kumpel und Ex-Bandkollege Charly (Eugene Boateng), dass er ihn zu seiner Mutter in die Türkei begleitet. Also machen sich Beck, Charly und auch Rauli auf die Reise…
Becks letzter Sommer von Regisseur Frieder Wittich nach dem Roman von Benedict Wells ist eine Art Tragik-Komödie über verpasste Chancen und Lebensträume. Christian Ulmen als wieder aufblühender Lehrer, Musiker und Mentor und Rauli, der schüchterne junge Mann aus Litauen, harmonieren im ersten Teil sehr gut miteinander. Da geht es noch darum, wie Beck wieder Feuer fängt und eifrigst daran arbeitet, es mit Rauli zu schaffen. Oder macht er es doch mehr für sich…? Rauli hingegen legt nach und nach seine Schüchternheit ab und wird Stück für Stück selbstbewusster. Der zweite Teil des Films ist dann eher eine Art Road Movie, dem es aber leider an der nötigen Würze fehlt. Die Reise nach Istanbul passt irgendwie so gar nicht mit in die Geschichte und wirkt etwas unausgereift.
Die schauspielerischen Leistungen der Protagonisten ist durchweg positiv zu sehen. Ich war anfangs doch eher skeptisch, das legte sich aber recht schnell. Christian Ulmen spielt den Leher mit Punkband-Vergangenheit ebenso überzeugend wie Nahuel Perez Biscayart den schüchternen Schüler Rauli. Gelegentliche Spannungslöcher waren aber leider nicht ganz zu übersehen.
Das Bild der mir vorliegenden Blu-ray ist durchaus kontrastreich und scharf. Der Ton, hier in DTSHD-Master ist recht gut abgestimmt. Während die Dialoge verständlich im Mittelpunkt stehen, kommen die Szenen, in denen es Musik auf die Ohren gibt, keinesfalls zu kurz. Gerade hier gibt es klanglich nichts zu meckern. Das Bonusmaterial ist mit Interviews, Deleted Scenes, Outtakes und sogar Musikvideos sehr umfangreich und sehenswert.
Fazit
Becks letzter Sommer ist eine Tragikkomödie mit Road-Movie-Zügen. Eine Mischung, die irgendwie leider nicht so ganz zusammenpasst, obwohl der Film zweifellos zu unterhalten weiß. Punkten kann Becks letzter Sommer in jedem Fall mit einem guten Christian Ulmen und vor allem guter Musik.
„Becks letzter Sommer“ ist als DVD und Blu-ray im Vertrieb von Universum Film erhältlich.
Genre
Komödie
Laufzeit
ca. 98 Minuten
Altersfreigabe
ab 12 Jahren
Regie
Frieder Wittich
Cast
Christian Ulmen, Nahuel Pérez Biscayart, Friederike Becht, Fabian Hinrichs, Eugene Joel Boateng
75 of 100
86 of 100
86 of 100
80 of 100
85 of 100
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