Home » Rezensionen » Der Marsianer – Heute gibt’s Kartoffeln!
18. Februar 2016von Andreas Hohn
RedakteurWährend einer Marsmission wird der Astronaut Mark Watney nach einem Unfall von seinen Kollegen totgeglaubt zurückgelassen. 60 Millionen Kilometer von der Erde entfernt beginnt für ihn nun der Kampf ums Überleben und er stellt sich die Frage, ob er seinen Heimatplaneten jemals wieder sehen wird.
Der genreerfahrene Regisseur Ridley Scott liefert mit Der Marsianer – Rettet Mark Watney eine gelungene Buchverfilmung des gleichnamigen Romans von Andy Weir. Der Filmtitel ist allerdings etwas irreführend, da Mark Watney (Matt Damon) kein Marsbewohner ist, sondern nur zeitweise als ungewollter Gast auf dem roten Planeten überleben muss. „Robinson Crusoe“ oder „Cast Away auf dem Mars“ wären da vielleicht treffendere Titel gewesen. Aber nun zum Inhalt:
Damon spielt den Space-Botaniker Mark Watney, der auf einer Mars-Mission von seiner Crew (u.a. Jessica Chastain, Michael Pena und Kate Mara) nach einem schweren Sturm totgeglaubt zurückgelassen wird. Doch er überlebt und rettet sich zur Basisstation. Dort kann Watney sich notdürftig medizinisch versorgen (Scott bringt seit der komplett computeranimierten Abtreibung von Noomi Rapace in „Prometheus“ sehr gerne schmerzhafte „eigenchirurgische Eingriffe“ in seinen Filmen unter). Nun nimmt er sich seinen Leitsatz „Ich muss mich mithilfe der Wissenschaft aus der Scheiße ziehen“ zu Herzen und mischt sich aus Geröll und den Exkrementen aus der Toilette einen Nährboden zusammen, um auf ihm Kartoffeln anzubauen. Watney verwandelt nach chemischen Reaktionen Wasserstoff in Wasser und baut die Station in ein Treibhaus um. Nach seinen Berechnungen kann er mit den ganzen Vorräten etwa 900 Tage überleben.
Inzwischen ist das NASA-Zentrum im texanischen Pasadena auf ihn aufmerksam geworden und sie setzt alles daran, Watney zu retten. Parallel erfährt auch seine Crew von Watneys Überleben und Commander Lewis (Jessica Chastain) möchte den Verschollenen in einer selbstlosen Aktion mit Hilfe einer vom Rivalen China angebotenen Versorgungsrakete wieder in Sicherheit bringen. Per Live-Übertragung bangt nun die ganze Weltöffentlichkeit mit und verfolgt die dramatischen Szenen aus dem All.
Science-Fiction mit Humor
Der mittlerweile 78-jährige Kultregisseur Ridley Scott versuchte nach seinen Science-Fiction-Meilensteinen wie „Alien“, „Blade Runner“ und „Prometheus“, die etwas langatmige Buchvorlage „The Martian“ von Andy Weir für das Filmpublikum umzusetzen. Mit einer guten Besetzung und beeindruckenden Aufnahmen hat er es auch geschafft, das Publikum gute 2:20 Stunden an die Sitze zu fesseln. Matt Damon wirkt mit seiner Rolle etwas unterfordert, bringt die Figur Mark Watney aber selbstironisch und glaubwürdig auf die Leinwand. Sein Raumanzug erinnert zwar eher an Buzz Lightyear als an einen modernen Raumanzug, der detailreiche, leichte Retro-Look macht Der Marsianer aber auf humorvolle Art altmodisch.
Am beeindruckensten sind aber die rot-glühenden Landschaftsbilder (gedreht wurde in der Wüste Jordaniens) und die imposanten Aufnahmen aus dem All. Unterstützt von Popmusik und klassischen Filmklängen fühlt man sich beim Dolby DTS 5.1 Ton der Blu-ray fast wie live dabei und bei den schier endlosen Weiten auf dem Planeten oder im All lässt der Raumklang den Zuschauer die Einsamkeit von Mark mitfühlen.
Das tolle Set-Design (vor allem das Raumschiff „Hermes“) in Der Marsianer wird auf der Disk sehr detailgetreu und kontrastreich dargestellt und mit dem starken Einsatz des Rotfilters kommt das Ambiente vom Mars passend im Heimkino an. Logiklöcher wie zum Beispiel die außer Kraft gesetzte Zeitverzögerung bei der Funkverbindung zwischen Mars, Erde und Raumschiff während der Liveübertragung auf den Times Square nehmen dem Film den etwas nerdigen Touch und machen aus Der Marsianer einen unterhaltsamen Science-Fiction-Streifen.
Die Extras auf der Blu-ray von Der Marsianer sind zahlreich, aber jeweils recht kurz geraten. In einzelnen Blöcken erhält man eine Vorstellung der Crew und der Mission, man bekommt einen sehr kurzen Einblick ins Astronautentraining und Eindrücke vom Mitgefühl der Welt beim Rettungsversuch von Mark Watney. Etwas ausführlicher wird die Entstehung vom Buch zum Film erzählt. Außerdem gibt es noch ein paar allseits beliebte Outtakes, eine Bildergalerie und den Kinotrailer. Wünschenswert wäre auch noch ein Making-Of vom Set-Design gewesen.
Fazit
Ridley Scott hat sein Können wieder unter Beweis gestellt und aus einer eher langatmigen und nerdigen Romanvorlage einen spaßigen Streifen mit einem Mix aus Science-Fiction und Survivaldrama geschaffen. Auch wenn er mitunter wie ein Werbefilm der NASA wirkt, empfindet der Zuschauer die Einsamkeit von Mark Watney jederzeit mit und die selbstironische Darstellung durch die gute Besetzung von Matt Damon bringt dem Film lustige Szenen ein. Der Marsianer ist visuell beindruckend und auch ohne große Action-Szenen spannend.
„Der Marsianer – Rettet Mark Watney“ ist als DVD und Blu-ray im Vertrieb von 20th Century Fox erhältlich.
Genre
Science-Fiction
Laufzeit
ca. 142 Minuten
Altersfreigabe
ab 12 Jahren
Regie
Ridley Scott
Cast
Matt Damon, Jessica Chastain, Jeff Daniels, Chiwetel Ejiofor, Sean Bean, Kristen Wiig
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