Home » Serie » Macho Man – Männertraining für ein Weichei
31. März 2016von Martin Sowa
RedakteurDer Werbetexter Daniel ist eher zurückhaltend und wird von bösen Zungen als „Weichei“ betitelt. Eigentlich kein Problem für ihn, bis er Aylin kennenlernt, deren Familie als Freund einen ganzen Kerl erwartet…
Daniel Hagenberger (Christian Ulmen) ist in einem 68-Haushalt groß und zum Frauenversteher und zurückhaltenden Warmduscher geworden. Trotzdem bekommt er wie schon in seiner Jugend keine Frau ab – seine Kollegin Lysa (Inez Bjørg David) in der Werbeagentur stuft ihn in Sachen Männlichkeit sogar noch hinter Modezar Harald Glööckler ein. Doch auf einmal landet Daniel einen Volltreffer, als im Türkeiurlaub die vom ganzen Club begehrte Aylin (Aylin Tezel) auf ihn aufmerksam wird. Trotz Daniels tollpatschiger Art und eher zögerlichem Näherkommen entwickelt sich eine ernsthafte Beziehung zwischen den beiden.
Zurück in Deutschland muss Daniel aber feststellen, dass es in Aylins Umfeld eine ganze Menge obercooler Typen gibt, die ihm in Sachen Männlichkeit einiges voraus haben – während er selbst den Erwartungen von Aylins Familie nicht einmal ansatzweise nahekommt. Also muss schnellstens ein Crashkurs her, um Daniel wenigstens ein bisschen Macho-Gehabe einzuflößen. Als Coach kommt nur einer in Frage, Aylins Bruder Cem (Dar Salim), selbstbewusst, muskulös und so ziemlich das komplette Gegenteil von Daniel. Mit neuen Klamotten, Ausflügen in türkische Clubs und Witzen über Griechen kann Daniels kümmerlicher Testosteronspiegel tatsächlich angehoben werden – allerdings scheint der jetzige Macho Man zu vergessen, was Aylin so an ihm mochte…
Oh, noch eine dieser Culture-Clash-Komödien mit den Unterschieden zwischen Türken und Deutschen? Nein, in Macho Man handelt es sich dabei eigentlich nur um einen Rahmen für die ungleiche Männerfreundschaft zwischen Daniel und Cem – wobei es nur nebenbei um deren Nationalität und vielmehr um ihre unterschiedlichen Lebensstile geht. Natürlich werden die in diesem Setting greifbaren Klischees liebend gern instrumentalisiert, ohne die wäre es nun mal keine Culture-Clash-Komödie. Das kann den Spaß an Macho Man aber nicht vermiesen, denn die Schauspieler lassen gerne über einige mittlerweile bekannte Gags hinwegsehen. Christian Ulmen („Becks letzter Sommer“, „Maria, ihm schmeckt’s nicht!“) wird ja ohnehin gerne als naiv-liebenswerter Tollpatsch besetzt, hat aber schon zum Beispiel in der TV-Show „Mein neuer Freund“ bewiesen, dass er auch ganz andere Figuren glaubhaft verkörpern kann. Das zeigt er nun erneut in Macho Man, wenn er in kürzester Zeit vom Weichei zum knallharten Macker mutiert. Natürlich schießt er dabei auch mal über das Ziel hinaus, unterhaltsam ist sein neues Ich aber trotzdem.
An der Verwandlung hat natürlich auch die Figur des Cem einen großen Anteil, allerdings wird Daniels türkischer Schwager in spe gar nicht von einem Türken verkörpert – der Däne Dar Salim ist gebürtiger Iraker, allerdings bereits als Kleinkind mit seinen Eltern geflohen und bekam nach Stationen unter anderem in Syrien als Siebenjähriger in Dänemark Asyl. Dort macht er Abitur, ging zum Militär und wurde nach diversen Jobs zur Finanzierung seiner Ausbildung schließlich Pilot und wechselte dann zum Schauspiel, wo er unter anderem auch in diverse Hollywood- deutsche Produktionen schaffte. Genau der Richtige also, um aus einem Weichei einen „echten“ Mann zu machen.
Das einzige Problem dieser perfekten Harmonie zwischen Salim und Ulmen: Die dem Film zugrunde liegende Beziehung zwischen Daniel und Aylin geht ein bisschen unter, obwohl auch Aylin Tezel eine klasse Performance hinlegt und nach einigen ernsteren TV-Auftritten (unter anderem als fester Bestandteil des Dortmunder „Tatort“) wieder ihr komödiantisches Talent beweist und der hübschen Aylin eine gesunde Portion Selbstbewusstsein und Temperament verleiht.
Als wären die Hauptrollen nicht schon genug, versammelt Regisseur Christof Wahl auch in den Nebenrollen bekannte Namen wie etwa Axel Stein („Nicht mein Tag“), Samuel Finzi („Fünf Freunde 4“, „Seitensprung mit Freunden“), Vladimir Burlakov, die Dänin Inez Bjørg David und natürlich – wie immer an Ulmens Seite – Nora Tschirner sowie als Eltern von Daniel und Aylin Gitta Schweighöfer („“), Peter Prager („Da muss Mann durch“), Lilay Huser („300 Worte Deutsch“, „Einmal Hans mit scharfer Soße“) und Vedat Erincin („300 Worte Deutsch“, „Almanya – Willkommen in Deutschland“). Hochkarätiger geht es kaum (sieht man mal von einigen nicht so gut gelungenen Gastauftritten ab) und so erfährt die Buchvorlage von Moritz Netenjakob eine gelungene Umsetzung.
Das gilt auch für die technischen Aspekte der Blu-ray, Bild und Ton gehen über das für Komödien übliche Niveau hinaus und werden mit gut eingesetzten Effekten (insbesondere was Kamerapositionen und Schnitte angeht) sehr schön in Szene gesetzt. Dynamischen Klang gibt es vor allem bei Szenen mit musikalischer Untermalung, ab und zu wirken die Dialoge allerdings akustisch ein bisschen stumpf. Das Bild ist farbenfroh und mit sehr guter Schärfe ausgestattet, manchmal sind die Kontraste vielleicht etwas zu stark. Das ist allerdings nur in Ausnahmefällen festzustellen.
Fazit
Unterhaltsam und stark besetzt präsentiert sich Macho Man als gelungene Komödie, die auch trotz des Labels „Culture Clash“ viel mehr zu bieten hat. Insbesondere das Duo Ulmen/Salim funktioniert sehr gut und die dynamische Erzählweise mit coolen Sprüchen sorgt für eine Extraportion Spaß.
„Macho Man“ ist als DVD und Blu-ray im Vertrieb von Universum Film erhältlich.
Genre
Komödie
Altersfreigabe
ab 6 Jahren
Laufzeit
ca. 99 Minuten
Regie
Christof Wahl
Cast
Christian Ulmen, Aylin Tezel, Axel Stein, Samuel Finzi, Dar Salim, Nora Tschirner, Gitta Schweighöfer, Peter Prager
80 of 100
85 of 100
85 of 100
90 of 100
65 of 100
83 of 100