Home » Serie » Zipper – Geld. Macht. Sex. Verrat. – „Sauber“ an die Spitze
12. März 2016von Roman Maier
Inhaber/GeschäftsführerStaatsanwalt Sam Ellis will ganz nach oben. In der Öffentlichkeit Moralapostel, droht ein dunkles Geheimnis den vorgezeichneten Erfolgsweg des Familienvaters zu zerstören. Das erfordert kompromissloses Handeln…
Eigentlich könnte das Leben von Sam Ellis (Patrick Wilson) gar nicht besser verlaufen. Verheiratet mit der hübschen, intelligenten Jeannie (Lena Headey), Vater eines Sohnes und erfolgreicher Staatsanwalt mit sehr guten Aussichten auf den Posten des Bundesstaatsanwalts. Soweit, so gut. Als Sam auf einer Party den Verführungskünsten der bildhübschen Praktikantin seines Büros gerade noch widersteht, steigt in ihm das sexuelle Verlangen nach anderen Frauen. Die ermittlungstechnische Anhörung einer Escort-Dame genügt schließlich, um sein Interesse an ihrer „Branche“ zu wecken. Als Frau und Sohn übers Wochenende verreisen, kontaktiert Ellis die illegale Escort-Agentur „Executive Services“ und trifft sich schließlich mit dem Luxus-Callgirl Christy (Alexandra Breckenridge). Eine Nacht, die Sams Gier nur noch verstärkt und ihn um den Verstand zu bringen droht. So wird aus einer geplant einmaligen Sache eine gefährliche Obsession. Eine, die niemals auffliegen darf, denn aktuell wird Ellis nicht nur als Bundesstaatsanwalt gehandelt, sondern ihm wird von George Hiller (Richard Dreyfuss) – einem hochrangigen Lobbyisten – sogar der in Kürze freiwerdende Posten des Senators angeboten. Doch auch dieses Angebot kann Ellis nicht stoppen.
In seinem Heißhunger nach Sex kaum aufzuhalten, gerät er anschließend fast in eine Falle des FBI, das den illegalen Escort-Service noch am gleichen Tag aushebt. Während das FBI offensichtlich aber keine Beweise für Sams illegales Handeln hat, besitzt der Journalist Coaker (Ray Winstone) kompromittierende Fotos, die den Staatsanwalt mit diversen Callgirls zeigen. Zu allem Überfluss zwingt der Schreiberling Sam nun dazu, seiner Frau Jeannie alles zu beichten und auch ihm die ganze Geschichte zu erzählen. Nur wenn er diese Forderungen erfüllt, will Coaker noch einmal darüber nachdenken seine Story eventuell – aber auch nur eventuell – nicht zu veröffentlichen. Nun droht der erfolgsverwöhnte Bundesbeamte aufzufliegen, Familie und sein Saubermann-Image zu verlieren, was mit allen zu Verfügung stehenden Mitteln verhindert werden muss. Nach anfänglicher Enttäuschung und Wut erkennt aber auch Sams Ehefrau Jeannie den Ernst der Lage, in deren Folge auch sie alles zu verlieren droht. Also ist nun auch sie gefragt, zu verhindern, was zu verhindern ist…
Sex ohne Höhepunkt
Mit Zipper erzählt Regisseurin Mora Stephens in ihrer ersten Film-Regiearbeit eine auf dem Skandal des US-Governeurs Eliot Spitzer beruhende Geschichte. Spitzer stand seinerzeit unter Verdacht, auch öffentliche Gelder für seine Obsession eingesetzt zu haben. Ein Vorwurf, der Sam Ellis in Zipper nur unterschwellig unterstellt wird, obwohl der Thriller ansonsten einige Anspielungen auf Spitzer bereithält. Satte, warme Bilder und die leicht unruhige Kamerafahrt unterstreichen hier den inneren Kampf des Protagonisten, der einfach nicht anders kann als seine Sucht zu befriedigen. Sex (mit wechselnden Geschlechtspartnerinnen) ist für ihn die Droge, die es zu beschaffen gibt, koste es was es wolle. Obwohl ohne Ablenkung oder sinnlose Nebenstränge strukturiert und sauber erzählt, will der Funke aber nie so richtig auf das Publikum überspringen. Eine Tatsache, die darauf beruht, dass der Film gänzlich ohne echte Höhepunkte auskommt. Das ist eher unverständlich, schließlich bieten Story, besagte Kameraführung, reichlich nackte Haut und die Schauspieler diverse Möglichkeiten, dieses Manko auszugleichen.
Apropos Schauspieler
Zwar verzichtet Mora Stephens in Zipper auf die allererste Garde Hollywoods, bietet mit Patrick Wilson („Watchmen“, „The Conjuring“) aber einen glaubwürdigen Charakter, der sein Potential für größere Aufgaben offenbart. Obwohl nur in der Nebenrolle der Ehefrau des Staatsanwaltes zu sehen, liefert Lena Headey („300“, „Game Of Thrones“) die wohl beste schauspielerische Leistung des Films ab. Liebevolle Mutter, geschäftstüchtige Anwältin oder enttäuschte, wutbeseelte Ehefrau – ohne den Hauch eines Zweifels nimmt man ihr jede dieser hier Rollen ab. Ebenfalls positiv fällt der Brite Ray Winstone („Indiana Jones“, „The Departed“) als Journalist Coaker auf, dessen ruhiges Wesen in lediglich einer Szene ins Wanken gerät.
Bild, Ton & Bonus
Wie in vielen Filmen, die sich ums Thema Sex drehen, setzt die Regie auch hier auf warme, sauber durchgezeichnete Bilder, die die Blu-ray-Version von Zipper auch sehr gut zu transportieren weiß. Besonders wissen dabei Kontrast und Tiefenschärfe zu überzeugen. Die teilweise wacklige Kamerafahrt dient als Stilmittel, um Ellis Sucht visuell nochmals zu unterstreichen. Da Zipper fast ausschließlich auf Dialogen beruht, bekommen die hinteren Lautsprecher des Mehrkanal-Setups – mit punktuellen Ausnahmen des ebenfalls zurückhaltend gewählten Soundtracks – kaum etwas zu tun. Stimmen und kleine Details wie Schritte, Motorengeräusche etc. werden aber nichtsdestotrotz sauber dargestellt. Echtes Surround-Feeling kommt aber nicht auf. Zurückhaltend zeigt sich die Blu-ray-Version von Zipper auch in Sachen Extras. Neben eines Originaltrailers, eines deutschen Trailers und einer kleinen Auswahl herausgeschnittener Szenen bietet das Menü noch den Zugriff auf drei Trailer anderer Filme.
Fazit
Zipper ist ein handwerklich gut gemachter und schauspielerisch ordentlich umgesetzter Film. Allerdings einer, der ohne große Höhepunkte oder straff gespannten Spannungsbogen auskommen muss. Da er sich auch tontechnisch schwer zurückhält, ist er ganz sicher keine Empfehlung für Sammler, die sich auf ein Sound- und Spannungsspektakel in ihrem Heimkino freuen. Dafür aber eine für einen lockeren Filmabend mit Freunden im Wohnzimmer. Ein Thriller, der zudem noch einiges an Gesprächsbedarf bietet.
„Zipper“ ist als DVD und Blu-ray im Vertrieb von Universum Film erhältlich.
Genre
Thriller
Altersfreigabe
ab 12 Jahren
Laufzeit
ca. 113 Minuten
Regie
Mora Stephens
Cast
Patrick Wilson, Lena Heady, Ray Winstone, Richard Dreyfuss
75 of 100
90 of 100
80 of 100
80 of 100
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