Home » Heimkinopaket » Standlautsprecher Magnat Quantum 1009S – Bat-Box für Fledermausohren
13. April 2016von Volker Frech
RedakteurManche Gleichungen sind ganz einfach – etwa diese: Quantum = Premium. Der rheinische HiFi-Hersteller Magnat hat seine audiophile „Quantum“-Reihe 2004 eingeführt und festgelegt, dass dieser Name den hochwertigsten Schallwandlern der Marke vorbehalten bleibt. Nun ist die aktuelle Auflage der Erfolgs-Reihe auf dem Markt. Gilt die Gleichung noch? Was steckt hinter dem ominösen „S“ im Seriennamen? Und was macht den Schallwandler zur Bat-Box? Wir haben zur Klärung dieser Fragen den größten Drei-Wege-Standlautsprecher der Serie bestellt – nicht zu jedermanns Freude …
Der Spediteur hat geflucht. Die Kartons waren nicht nur groß, sondern auch schwer. Richtig schwer. Über 50 Kilo wiegt jede 1009S, da macht das Abladen nur mäßig Freude. Danach haben die Kollegen geflucht, die an dem Tag in der Redaktion waren und die Boxen in den Hörraum schleppen mussten. Keine Frage: Wenn diese Lautsprecher so gut klingen wie sie Pfunde auf die Waage bringen, dann werden wir beim Hörtest richtig Spaß haben!
Davor steht aber erst einmal das „Unboxing“. Das wäre sicher ein Video wert gewesen, so ein Trumm hievt man nicht alle Tage aus der Kartonage. Machen wir es kurz: Drin in jeder Kiste ist eine gut für den Transport gepolsterte Box, dazu gibt es Handschuhe, um die Klangsäulen fingerabdrucklos in die Vertikale und an den rechten Fleck zu bringen; zum weiteren Zubehör gehören eine Bedienungsanleitung, magnetisch haftende Schutzblenden für die Schallwandler und hochwertige, höhenverstellbare Metall-Spikes. Sie sind die Alternative zu den ab Werk montierten, doch etwas zierlich geratenen Gummifüßchen. Diese Alternative sollte man nach Möglichkeit auch nutzen. Durch die Spikes sind die Boxen weiter vom Boden entfernt, und die Vibration der Box, also die unerwünschte Schallenergie, wird definierter gen Untergrund geleitet, diese Schwingungen können auch nicht wieder über den vibrierenden Boden auf die Box rückwirken. In vielen Fällen zahlt sich der Einsatz von Spikes in Form eines definierteren Klangs aus, gerade in den Bässen. Auf harten Böden können die Metallspitzen aber auch zu einem scharfen Klangbild führen. Hier muss man also ausprobieren, was zum besseren Ergebnis führt. Bei uns erweist sich wegen der Auslegeware im Hörraum der Griff zu den Spikes als gute Wahl.
Ausgeprägte Präsenz
Jetzt können wir uns die Box zum ersten Mal in Ruhe anschauen und – sind positiv überrascht: Die Quantum ist zwar ein schwerer Brocken, aber sie wirkt nicht wie ein massiger Klotz. Schlank ist bei Maßen von 1250 x 275 x 390 Millimeter sicher anders, aber durch die leichten Rundungen des Gehäuses ist es den Designern tatsächlich gelungen, eine kastige Anmutung zu vermeiden. Die leicht geschwungenen, aufgesetzten Wangen sorgen sogar für eine zarte Eleganz. Diese wird durch die Lackierung gespiegelt – im wahrsten Sinn des Wortes: Die Quantum hat ein hochglänzendes Piano-Finish, und hier unterstützen beide Varianten, Weiß und Schwarz, die geschmeidig-gediegene Optik. Unser Modell ist in Schwarz gehalten, zusammen mit der Güte der Lackierung verströmt dieser Schallwandler ein leichtes Konzertflügel-Flair. Hier endet aber auch schon die Ähnlichkeit mit dem Tasteninstrument, denn während beim Klavier der Korpus schwingen soll, ist genau das bei einem Lautsprecher unerwünscht. Magnat greift hier zu einer Maßnahme, die das hohe Gewicht der Box erklärt: Die Gehäuse-Seiten sind doppelwandig und variieren in der Materialstärke, dadurch werden Resonanzen und Reflexionen minimiert – wie auch durch die Verstrebungen und Versteifungen im Gehäuseinneren. I-Tüpfelchen der Versteifung: Jeder der drei größeren Lautsprecher hat zusätzlich noch ein eigenes Brett im Nacken, diese Stützen absorbieren Resonanzen, die zwischen Gehäuse und Chassis entstehen können. Überdies sitzt der Hochtöner abgekapselt in einer Extra-Kammer. Magnat hat hier richtig Aufwand betrieben, und der große Materialeinsatz wirkt sich auch auf das Volumen der Box aus: 64 Liter stehen den beiden Bässen zur Verfügung, für den Mitteltöner sind es sechs Liter – also insgesamt 70 Liter. Andere Boxen dieses Fassungsvermögens sind deutlich schmächtiger; jetzt wissen wir, warum.
Die Quantum ist mit ihrer ausgeprägten Präsenz sicher nichts für kleine Studentenbuden, sie passt optisch und insbesondere akustisch in größere Räume, wo ihr genügend Platz für eine „artgerechte Haltung“ gegeben werden kann. Dann integriert sich die Quantum gut in den Wohnraum. Weniger Platzansprüche stellen die anderen Modelle der 1000S-Reihe, also der Center und die Rear-Modelle. Die Serie ist in Gänze ja für Heimkino-Fans gedacht, auch wenn die Standbox 1009S als Solitär ausdrücklich für audiophilen Musikgenuss gemacht ist.
Treiber vom Top-Modell
Die aktuelle Quantum-Reihe führt etwas Neues im (Typen-)Schilde: Ein „S“ prangt da am Ende des Seriennamens. Der Buchstabe führt ein wenig auf die falsche Fährte. Das „S“ steht zwar für „Signature“, es bedeutet aber eigentlich „T“ wie Technologie-Transfer. Die 1009S profitiert von jenem Know-How, das Magnat ursprünglich in die Chassis-Entwicklung für das absolute Spitzenmodell der Reihe, die „Quantum Signature“, investiert hat. Hierauf beruht im Wesentlichen die Weiterentwicklung der Quantum-Serie. Wie die alte 1009 ist die jetzige S-Klasse mit zwei 200-Millimeter-Tieftönern und einem 170 Millimeter-Mitteltöner bestückt, doch nun kommen durchweg Modelle mit inversen Staubschutzkalotten zum Einsatz. Die gewölbte Kalotte ist das zentrale Areal der Membran, ihr fallen auch zentrale Aufgaben zu: Sie ist der Schmutz-Schutz und der Wärmeableiter für die hinter ihr befindliche Schwingspule, sie dient der mechanischen Stabilisierung der gesamten Membran, zudem ist sie auch akustisch einflussreich, sie spielt vor allem beim Abstrahlverhalten höherer Frequenzen eine wichtige Rolle. Normalerweise ist die Kalotte nach außen gewölbt, beim aktuellen S-Modell der 1009 ist die Wölbungen bei den drei Tief- und Mitteltönern hingegen konkav. Diese sogenannte Inverskalotte ist nicht per se besser, sie hat aber bei den aktuellen Magnat-Membranen insgesamt zu positiveren Ergebnissen in der Testphase geführt. Die Kalotte soll die Resonanzen und Teilschwingungen der Membran in den Griff bekommen, die Membran besteht nämlich aus einem Aluminium-Keramik-Kompositum. Beide Werkstoffe bürgen für eine hohe Steifigkeit und damit für ein gleichmäßiges Schwingen der Abstrahlfläche, sie weisen wegen ihrer Materialhärte aber auch ausgeprägte Eigenresonanzen auf. Bei der 1009S macht es nun der Mix: Die Materialen im Verbund sowie die Inverskalotte sollen der Membran alle akustischen Unartigkeiten austreiben. Das ist der sichtbare Teil des Technologie-Transfers, das Weitere von der „Signature“ übernommene Chassis-Know how liegt hinter der Membran verborgen, etwa die pfiffige Schwingspulenbelüftung, die für eine besonders hohe Belastbarkeit bürgt, oder der bestens ventilierte Aluminium-Druckgusskorb, der Luftverwirbelungen und Kompressionseffekte erst gar nicht entstehen lassen soll. Diese Punkte betreffen zuallererst die Basstreiber, weil sie die meiste Luft bewegen. In der 1009S arbeitet ein Duo, das gemeinsam Töne bis 17 Hertz wandelt – damit loten diese Woofer die untere Schwelle des menschlichen Hörvermögens aus.
Höchst-Töner
Der Hochtöner der 1009S stammt ebenfalls von der „Signature“. Es ist ein Tweeter mit einer großen 30-Millimeter-Kalotte. Sie ist aus einem sehr leichten, teilkristallinen Polymer gefertigt, diese Fluor-Kohlenstoff-Verbindung kennt man unter dem Markennamen Teflon. Magnat lässt beim Hochton also nichts anbrennen, der durch die Weltraum- und Pfannenforschung berühmt gewordene Werkstoff soll den Wirkungsgrad, die Präzision und die Impulstreue optimieren, wie auch die auffällig breite Sicke. Das alles macht aus dem Tweeter eine flotte Kalotte. Magnat denkt hier wohl auch an die Tauglichkeit für die immer beliebter werdenden High-Resolution-Files, deren Frequenzspektrum deutlich über die menschliche Hörgrenze von etwa 20 Kilohertz hinausgeht. Da ist die Quantum bestens gewappnet, der Hochtöner soll bis 75 Kilohertz spielen. Das ist Ultraschall, also eine Frequenzregion für Fledermausohren, schließlich verfügt kaum ein anderes Geschöpf auf Erden über ein solch feines Gehör. Die 1009S ist damit quasi eine „Bat-Box“. Aber auch der Mensch profitiert von den Meriten der Höchstton-Wiedergabe: Das Klangbild hochauflösender Aufnahmen erscheint klarer, detailreicher, räumlicher – freilich nur, wenn das Musikfile nicht künstlich aufgeblasen wurde, also nicht nur hochgerechnet ist.
Dieser Zugewinn an akustischen Informationen durch höhere Frequenzen ist für andere Hersteller sogar die Grundlage des Geschäftsmodells: Die kalifornische Firma ENIGMAcoustics etwa bietet einen Super-Tweeter an, den man zusätzlich zu einer konventionellen Box mit begrenztem Hochton betreibt. In miniaturisierter Form erlebt man dieses Prinzip mit dem Kopfhörer Dharma D1000, den wir ebenfalls zum Test in der Redaktion hatten. Die Quantum kann auf derartige Nachhilfe verzichten. Eins fällt beim Tweeter auf: Akustisch spielt er in den höchsten Regionen, räumlich verrichtet er seine Arbeit auf der Schallwand aber unterhalb des Mitteltöners. Diese Platzierung ist bei einer Boxenhöhe von 1,25 Meter eine gute Entscheidung, so befindet sich der Hochtöner eher auf Ohrenhöhe des Hörers.
Was soll das kleine Loch?
Die nächste Auffälligkeit der 1009S entdecken wir auf der Rückseite der Box: Hier sehen wir ganz oben ein kleines Loch, das mit Schaumstoff hinterlegt ist. Sehr merkwürdig. Was soll das? Die Antwort auf diese Frage gibt uns Magnat-Entwickler Christian Gather:
„Die kleine Öffnung führt in die Gehäusekammer des Mitteltöners. Normalerweise ist das Mitteltongehäuse solcher Lautsprecher immer geschlossen. Wir haben es mit dieser Öffnung kontrolliert belüftet, um die Federwirkung des Luftpolsters auf die Mitteltöner-Membran zu reduzieren. Dadurch wird der Mitteltöner in seiner Bewegung nicht durch das rückseitige Luftpolster behindert und kann absolut kompressionsfrei aufspielen. Die Bedämpfung der Öffnung durch den Schaumstoff ist notwendig, damit die Luftgeschwindigkeit im Kanal niedrig bleibt und die Entlüftung nicht aus Versehen zum fehlabgestimmten Bassreflexkanal wird.“
Aha. Wieder was dazugelernt. Der Rest auf der Rückseite ist uns hingegen vertraut: Zwei Bassreflex-Öffnungen sorgen für die Tieftonabstimmung der Box, sie sind großdimensioniert und weisen so gut wie keine Übergangsgrate an den Nahtstellen auf, das vermeidet unnötige Luftverwirbelungen und Strömungsgeräusche. In optischer Anlehnung an diese Luftzufuhr ist die direkt darunterliegende Signalzufuhr gehalten: Das Anschluss-Terminal ist mit hochsoliden, amtlichen Klemmen bestückt, unter dem Acryl sieht man die goldenen Kontaktflächen. Hier finden auch große Kabelquerschnitte Aufnahme, natürlich auch Bananas und Kabelschuhe. Vier Klemmen stehen zur Verfügung, das ist eine Einladung für Bi-Amping und Bi-Wiring-Freunde; ab Werk ist die Quantum aber für den üblichen Betrieb mit einem Verstärker und einfacher Verkabelung eingerichtet. Magnat setzt hier auf Kabelverbindungen statt auf Kurzschlussbrücken. Damit bekommt man einen kleinen Eindruck von der Kabelqualität, die auch innerhalb der Box herrscht: Die gesamte Verdrahtung stammt von Oehlbach. Der renommierte Hersteller ist bekannt für seine hochwertigen Kabel, und er sitzt im gleichen Haus wie Magnat. Beide Firmen gehören zum Markenverbund der Voxx German Holdings GmbH.
Muskeln und Musik: Die Quantum 1009S in Aufstellung und Klang
Wir haben es eingangs schon erwähnt: Diese Box braucht Platz. Nicht nur wegen ihrer raumgreifenden Maße, sondern auch wegen ihrer imposanten akustischen Fähigkeiten. Die Spitzenbelastbarkeit der 1009S liegt bei satten 620 Watt, dementsprechend liegt die empfohlene Verstärkerleistung bei mindestens 30 Watt. Mehr ist hier sicher besser, denn diese Box soll ja nicht nur audiophilen Ansprüchen gerecht werden, sondern auch im Movie-Modus überzeugen. Dementsprechend ist die Quantum für hohe Pegel und kraftvolle Bässe ausgelegt, Magnat betont, dass sich ein Subwoofer hier erübrigt. Konsequenterweise gibt es für die Quantum S-Serie keinen eigenen Tieftonwürfel. Das alles sollte man im Hinterkopf haben, wenn man mit diesem Lautsprecher liebäugelt.
Bei der Aufstellung haben wir der 1009S den nötigen Platz gegeben, wir haben sie im Laufe des Tests immer weiter von den Wänden abgerückt, um den Raumeinfluss auf die Basswiedergabe zu minimieren. Und wir haben einige Zeit mit den Abständen experimentiert, letztlich waren die Boxen dann gar nicht so weit voneinander entfernt, wie wir ursprünglich vermutet hatten. Sie standen 2,20 Meter auseinander, die Entfernung zum Hörplatz betrug dabei 2,50 Meter. Bei der Ausrichtung hat sich gezeigt, dass der Box das typische Einwinkeln nur in geringem Maß bekommt, letztendlich standen beide Schallwandler fast parallel. Beim Hin- und Herrücken und bei der Feinjustierung haben wir natürlich ständig das Gewicht zu spüren bekommen: Die Quantum mag Kraft besitzen, aber die fordert sie auch von ihrem Besitzer ein.
Ihre musikalischen Muskeln kann die 1009S dann gleich bei Dave Weckl zeigen. Der Jazz-Fusion-Drummer gehört zu den besten Schlagwerkern des Planeten, sein phänomenales Können zeigt er direkt mit dem Opener seiner CD „Master Plan“: Beim funkig-groovigen „Tower Of Inspiration“ bearbeitet Weckl eine scheinbar endlose Batterie von Trommeln mit einer unglaublichen Finesse und Leichtigkeit, aber andererseits lässt Weckl es auch ordentlich krachen. Und die Magnat arbeitet dieses Schlagzeug superklar und hyperknackig heraus, mit einer großartigen Dynamik, mit Punch, aber auch im Hochton mit vielen Feinheiten. Da wird nicht nur die phänomenale Beckenarbeit des Drummers präzise abgebildet, sondern auch der Raum: Man sieht förmlich, wo Weckl gewerkelt hat – oder besser: man erlebt den Hallraum, den die Technik dem Trommler unterlegt hat. Die Aufnahme stammt noch aus dem letzten Jahrtausend, diesen Stand der Technik deckt die Magnat gnadenlos auf; man kann die Art der Produktion überaus deutlich hören und so auf das Alter der Aufnahme zurückschließen.
Mit den Progressive-Metallern von Threshold sind wir da schon deutlich aktueller: Ein moderne, fette Produktion macht die musikalisch sehr gelungene Scheibe „Dead Reckoning“ auch zu einem akustischen Hörgenuss. Himmlische Gesangschöre, satt verzerrte, aber sehr transparente Gitarren, raumgreifende Keyboards und dazu eine Rhythmussektion, die von einem eher trockenen Bass und einem fetten Schlagzeug mit toller Bassdrum vorangetrieben wird. Dieses Schlagzeug – und hier ganz besonders die Basstrommel – klingt über die Magnat einfach toll: Das Drumset tönt kräftig und satt, die Qualität des Drummings und der Schlagzeugaufnahme ist uns vorher bei dieser Einspielung nie so recht aufgefallen – ein echter Zugewinn, so macht der Mega-Song „Slipstream“, bis dato eh schon der Ohrwurm der Platte, noch einen Tacken mehr Spaß. Bislang ist uns bei diesem Track vor allem der Gesang haften geblieben, der bei der Produktion in den Vordergrund gestellt worden ist. Richtig so, mit Andrew McDermott steht hier schließlich ein Meister seines Metiers am Mikrofon. Die 1009S gibt seiner angenehmen Stimme den richtigen Raum, der Sologesang wie auch die Chorgesänge entfalten eine himmlische Epik. Eine ausgezeichnete Stimmwiedergabe! Und trotzdem ist McDermott bestens eingebettet im Gesamtsound, da geht nichts von den instrumentalen Leckerbissen verloren. Das Klangbild sehr transparent, trotz der Bassfähigkeit der Box gibt es hier keine akustische Unwucht. Der Bass ist groß, ja; aber er ist präzise, sehr definiert.
Akribischer Herausarbeiter
Kleine Hörpause, denn nun wechseln wir das Genre: Klassik. Und hier nehmen wir eine sehr aparte Aufnahme: Der Ausnahme-Gitarrist John Williams spielt das erste Gitarrenkonzert von Mauro Giuliani – und zwar auf einem seltenen zeitgenössischen Instrument von 1814, gefertigt von der legendären Instrumentenbauer-Familie Guadagnini. Ein sehr charakteristisches Instrument: Es hat einen intimen, feinen, fast beredten Klang. Damit passt es bestens zum Giuliani-Konzert, und die Magnat stellt uns diese Gitarre mit all ihren Eigenarten ausführlich und eindringlich vor. Man hört an den Anschlägen und dem Klangverhalten, an dem direkten, aber leicht belegten Ton, dass dies keine heutige Konzertgitarre sein kann. Wir erleben mit der Magnat also eine beeindruckende akustische Zeitreise in das gitarristische Klangideal der Romantik. Dabei vergisst die Magnat aber nicht den Klangkörper, der hinter Williams sitzt: Das Australian Chamber Orchester hat die richtige Balance, die einzelnen Gruppen sind wunderbar definiert, und die 1009S arbeitet auch schön die Spezialitäten heraus, die Giuliani in die Partitur geschrieben hat. Großartig ist etwa bei ausgesuchten Stellen der akzentuierte, sonore Solo-Einsatz des Kontrabasses – ein sehr gelungener Orchester-Effekt, den die Magnat gekonnt in den Raum stellt. Auch hier wieder: Was für ein toller Bass!
Auch bei großen Orchestern wie dem Concertgebouworkest Amsterdam fällt die große Klarheit des Klangbilds auf, die Magnat versorgt uns beim „Heldenleben“ von Richard Strauss nicht nur mit Musik, sondern auch mit vielen akustischen Informationen über den Raum, in dem musiziert wird. Wie schon am Anfang bei Weckl versetzt uns die Magnat an den musikalischen Tatort, diesmal ist es die Hamburger Laiszhalle – diese Abbildungskraft gehört zu einer gelungenen Wiedergabe dazu, und die Quantum kann es.
Ihre Stärken kann die Box auch bei den hochauflösenden Files beweisen: Das Dunedin Consort hat Johann Sebastian Bachs Brandenburgisches Konzert Nr. 2 in F-Dur eingespielt, und bei den Barockmusikern setzt sich in 192 kHz fort, was wir schon in CD-Qualität (44,1 kHz) erlebt haben: Die Körperhaftigkeit des Ensembles und des Klangraums wirken geradezu livehaftig. Richtig verblüffend ist die gelungene Illusion dann bei „Liquid Spirit“ von Gregory Porter in 96 kHz: „Clap Your Hands Now“ sagt Porter, und das nun folgende Händeklatschen, zeitweilig ohne instrumentale Begleitung, wirkt ungemein realistisch und natürlich. Hier zeigen vor allem der Mitteltöner und der Hochtöner der Quantum ihre Qualität. Wir haben bei all den Musiken immer wieder mal lauter gehört, um zu erleben, wie die 1009S reagiert. Zwischenbilanz: Die Quantum bleibt cool. Jetzt bekommt die Box aber mit Rammstein doch mal so richtig Prügel – wobei sich schnell herausstellt, dass sie die akustischen Watschen an uns austeilt. Denn die Magnat steckt „Mein Herz brennt“ auch in brachialer Lautstärke ganz locker weg. „Nun liebe Kinder, gebt fein acht“ raunt Sänger Till Lindemann – geht klar, denn bei dieser Orkan-Wiedergabe geht es ja gar nicht anders. Aber wir hören genau hin, was sich da im Klang tut: Die Magnat bildet auch bei hohen Pegeln sehr gut ab, ohne dass die tonale Balance verloren geht: Natürlich werden die Bässe prominenter, aber sie überdecken weder die tollen Gitarren, die wie eine Wand stehen, noch ihren Quasi-Klangverbund mit dem Bass und dem Keyboard. Das alles klingt auch bei hohem Pegel wie aus einem Guss, ohne dass die Einzelinstrumente untergehen, das tonale Gefüge bleibt erhalten. Sehr schön!
Fazit
Quantum = Premium – diese Magnat-Gleichung gilt auch für die aktuelle S-Klasse, die 1009S hat es eindrucksvoll bewiesen. Sie ist ungemein bassstark und pegelfest, das durfte man aufgrund ihrer Statur und ihres Gewichts fast erwarten; sie ist aber auch überaus feinauflösend und detailreich in ihrer Abbildung – und damit ist sie für alle Audiophile interessant, die neben der Kraft auch die Klarheit schätzen. Mit ihrem weit hinaufspielenden Hochton ist dieser Lautsprecher eine „Bat-Box“ für ganz feine Ohren, wer den Gehörtest besteht, wird mit akustischen Mehrwert belohnt.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: www.lite-magazin.de
Klasse: Referenzklasse
Preis-/Leistung: angemessen
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Technische Daten
Modell: | Magnat Quantum 1009S |
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Produktkategorie: | Standlautsprecher |
Preis: | 2499,00 Euro / Stück |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | - Piano Schwarz - Piano weiß |
Vertrieb: | Voxx, Pulheim Tel.: 02234 / 807120 www.magnat.de |
Abmessungen (HBT): | 1250 x 275 x 390 mm |
Gewicht: | 51,4 Kg / Stück |
Prinzip: | Drei-Wege-Bassreflex |
Wirkungsgrad: | 94 dB |
Hochtöner: | 30mm, Polymer (PTFE)-Kalottenmembran |
Mitteltöner: | 1 x 170 mm, Keramik/Aluminium-Konusmembran |
Tiefltöner: | 2 x 200 mm, Keramik/Aluminium-Konusmembran |
Frequenzbereich: | 17 - 75.000 Hz |
Übergangsfrequenzen: | 470 Hz, 3.100 Hz |
Lieferumfang: | - Magnat Quantum 1009S - Spikes - Lautsprecherabdeckungen - Bedienungsanleitung - Handschuhe |
Besonderes: | - hohes Gewicht - glasklare Höhen - voluminöser Bass - große Pegelfestigkeit - Bi-Wiring/Bi-Amping-Anschlussfeld - exzellente Hochglanzlackierung |
Empfohlene Raumgröße: | 35 - 70 Quadratmeter |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,0 |
Praxis (20%): | 1,0 |
Ausstattung (20%): | 1,1 |
Gesamtnote: | 1,0 |
Klasse: | Referenzklasse |
Preis-/Leistung | angemessen |