Home » Heimkinopaket » USB-DAC/Kopfhörerverstärker Meridian Explorer2 – The DAC-Side Of The Moon
22. April 2016von Volker Frech
RedakteurMit seinem „Explorer“ hat Meridian vor wenigen Jahren die audiophile Musik mobil gemacht: Der portable Digital-Analog-Konverter verwandelt scheppernde Laptops in erstklassige Abspielgeräte. Die gleiche akustische Wohltat vollbringt der externe DAC auch an stationären Computern. Nun kommt der Nachfolger, er heißt nicht einfach „Explorer 2“, sondern „Explorer2“. Deutet diese Hochstellung eine exponentielle Verbesserung an? Wir haben getestet, was der neue Explorer kann.
„Du hast Dich ja überhaupt nicht verändert!“ – Mit dieser Begrüßung lobt man die ungebrochene Attraktivität seines Gegenüber, und das Kompliment passt auch im Fall des Explorer: Der DAC, dessen erstes Modell wir vor zwei Jahren im Test hatten, ist in seiner Hoch-zwei-Version optisch der Gleiche geblieben: Eine tolle Figur, schlank und zierlich, und die „Haut“ aus optisch mattem, haptisch leicht rauem und mechanisch robustem Aluminium ist makellos. Wow, mit dieser Edel-Erscheinung und der ausgezeichneten Verarbeitung macht der Explorer echt was her, und er hat nun auch noch deutlich abgenommenen: Wog der Vorgänger 181 Gramm, so bringt das aktuelle Modell gerade mal 44 Gramm auf die Waage. Damit bleibt der Explorer einer der kompaktesten, leichtesten und bestaussehendsten unter den portablen DACs auf dem Markt. Meridian hat damit eine seiner Maximen beibehalten: Produkte aus dem britischen Huntingdon sind zeitlos-stylisch im Design.
Die schöne Hülle allein macht es natürlich nicht, auch der Inhalt, die Technik, muss glänzen. Da besitzen die Briten einen kleinen Vertrauensvorschuss: Das HiFi-Haus Meridian Audio hat sich in den knapp 40 Jahren seines Bestehens einen exzellenten Ruf sowohl bei anspruchsvollen Musikhörern als auch unter Heimkinofans aufgebaut. Die Firma gilt nicht nur als Lieferant ausgezeichneter Unterhaltungselektronik, sondern auch als technischer Innovator. Schon 1984 präsentierte Meridian den ersten audiophilen CD-Player, bald darauf die erste Laufwerk/Wandler-Kombination, und mit MLP, dem „Meridian Lossles Packing“, hat die Marke eines der grundlegenden Tonformate für DVD-Audio und Blu-ray erfunden. Mit Digital/Analog-Wandlern und hochauflösenden Audiodaten kennen sich die Briten also bestens aus, dieses Know-how haben die Digitalspezialisten beim Explorer kombiniert und konzentriert.
Was macht ein portabler DAC?
Kleine, handliche und portable DAC (Digital/Analog-Konverter) erfüllen erst einmal die gleiche Aufgabe wie ihre großen und stationären Verwandten: Sie wandeln digitale Daten in analoge Audiosignale um – ein ganz kniffliger und wichtiger Schritt in der Klangkette modernen Zuschnitts. Herkömmliche HiFi-Anlagen mit CD-Player und Verstärker werden immer häufiger durch Entertainment-Lösungen ersetzt, bei denen die Musik von der Festplatte kommt, vom Computer oder vom Laptop. Und hier geht der Trend hin zu hochauflösenden Musikfiles, die dem CD-Format klanglich überlegen sind. Diese Daten müssen für den anspruchsvollen Musikgenuss hochwertig gewandelt und verstärkt werden – und genau hier liegt die Schwäche der heimischen Digitalausrüstung: PC, Mac und Laptop sind als multimediale Alleskönner konzipiert, nicht aber als audiophiles Equipment, die eingebaute Soundkarte ist meist mäßig. Bei der Digital/Analog-Konvertierung und auch bei der Verstärkung ist qualitativ also viel Luft nach oben. Was soll man nun tun, wenn der Klang unzureichend ist? Große externe DAC- und Verstärkerkisten sind eine Lösung, aber damit wird nicht jeder glücklich: Die alte HiFi-Anlage würde so durch einen neuen raumgreifenden Klang-Turm ersetzt, finanziell liegt man damit leicht im vierstelligen Bereich, und Laptop-Nutzer büßen mit solchen ortsgebundenen Komponenten ihre Bewegungs- und Reisefreiheit ein.
Die portablen DACs liefern hier eine platzsparende, mobile und preisgünstigere Lösung, der Explorer etwa kostet in seiner neuen Version gerade einmal knapp 250 Euro. Das Beste: Viele dieser Wunderkistchen sind nicht nur reine Digital/Analog-Konverter, sie bieten überdies einen integrierten hochwertigen Verstärker, sodass man hier nur noch den Kopfhörer einstecken muss – und fertig ist eine kleine, audiophile Klangkette auch für unterwegs.
Was kann der neue Explorer2?
Auch der Explorer zählt zu diesen „Doppelbegabungen“: Er ist DAC und Amp in einem. Zuerst zum DAC: Der Explorer ergreift das Kommando, als Klang-Kapitän übernimmt er die Funktion der Soundkarte, und er lässt sich bei der Verarbeitung der Daten, die von Laufwerk oder Festplatte kommen, auch nicht den unzuverlässigen Takt vom PC vorschreiben. Der Explorer arbeitet nach seiner eigenen Uhr, dies nennt sich asynchrone USB-Verbindung. Durch den eigenen Taktgeber kann der Explorer störungsfreier, fehlerfreier und damit präziser arbeiten, das schlägt sich in der Qualität der D/A-Wandlung wieder. In Verbindung mit einem hochwertigen Konverter wird hier das Fundament für den guten Klang gelegt. Nun zum Verstärker des Explorer: Die Amp-Sektion erlaubt nicht nur den Anschluss eines Kopfhörers, sondern auch die Speisung eines analogen Vorverstärkers. Dafür liefert der Explorer zwei Signale: An die Kopfhörer-Miniklinken-Buchse geht ein Signal, das in der Lautstärke veränderbar ist; diese Justierung nimmt man allein über den Computer vor, denn der Explorer besitzt keinen einzigen Bedienknopf. Die Lautstärkeregulierung hat Meridian überarbeitet, die Übersetzung der vom PC kommenden Befehle innerhalb des Explorers arbeitet nun noch ein wenig feiner. Das passt gut, denn der Kopfhörerausgang ist mit ausgewiesenen 0,47 Ohm äußerst niederohmig, damit lassen sich auch die empfindlichsten Kopfhörer kontrollieren. Das ist eine deutliche Verbesserung gegenüber dem ersten Explorer, der noch eine relativ hohe Impedanz von 50 Ohm hatte.
An die ebenfalls für Mini-Klinke ausgelegt Line-Buchse liefert der Explorer hingegen ein konstantes Hochpegel-Signal. Trotzdem kommt das kleine Kraftwerk mit dem Strom aus, den es über seine USB-Buchse bezieht. Das macht den Explorer portabel, denn er braucht kein zusätzliches Netzteil. Das macht ihn zugleich aber ungeeignet für den Anschluss an ein Handy oder Tablet, weil sie die nötige Stromversorgung über ihren USB-Bus nicht sicher garantieren können. Deshalb ist der Betrieb mit diesen Geräten zwar nicht durchweg unmöglich, er ist aber von Meridian nicht vorgesehen.
Der reine Line-Ausgang stellt übrigens die größte offensichtliche Veränderung dar. Der alte Explorer bot hier eine Kombi-Buchse, an der man zusätzlich zum analogen Line-Signal auch ein optisches Digitalsignal abgreifen konnte. Das Feature hat sich nicht bewährt. Warum sollte man hinter dem portablen Explorer auch einen weiteren DAC haben wollen? Oder anders gefragt: Wenn man schon einen DAC hat, warum sollte man dann den Explorer brauchen? Meridian hat sich die Frage selbst beantwortet und den digitalen Ausgang gestrichen. Nun dient dieser Line-Ausgang allein dem Anschluss des Explorers an ein externes Audiosystem, also an einen Verstärker. Die weitere große Veränderung ist nicht so offensichtlich: Im Aluminium-Gehäuse arbeiten Chips der neuesten Generation, sie sind leistungsstärker und vorbereitet für die Wiedergabe eines neuen Formats, das Meridian einführen wird: Mit MQA (Master Quality Authenticated) sollen sich große Audiofiles derart verkleinern lassen, dass sie problemlos gestreamt oder hoch- und runtergeladen werden können – angeblich ohne hörbare Einbußen. Das ist im wahrsten Sinne des Wortes Zukunftsmusik; denn derartige Soundfiles werden noch nicht angeboten. Kommen wir zu den Formaten, die der Explorer derzeit wirklich abspielen kann.
Lichtzeichen
Kann man die Qualität des Klangs sehen? Ja! Meridian verzichtet aber auf eine komplizierte Anzeige und setzt stattdessen auf eine reduzierte LED-Kette. Drei Indikatoren verraten uns, was der Explorer leistet. Die innerste LED attestiert mit weißem Licht, dass das Gerät arbeitet und dass es gerade Soundfiles mit Abtastraten von 44,1 kHz oder 48 kHz PCM wandelt und wiedergibt. Leuchtet diese LED grün, so gibt der Explorer MQA-Files wieder, leuchtet sie blau, sind es MQA Studio-Files – wenn die entsprechenden Files denn mal zu haben sein werden. Die mittlere LED glimmt, sobald der Explorer Files der Qualität 88,2 kHz / 96 kHz verarbeitet, die dritte LED strahlt bei den höchsten Abtastraten 176,4 kHz / 192 kHz – alles bei einer Auflösung von vollen 24 Bit. Jenseits solcher audiophilen High Res-Files nimmt sich der Explorer aber auch komprimierter Dateien mit geringerer Auflösung an. Etwas kniffliger wird es bei DSD-Files. Wer Dateien dieses Formats abspielen möchte, muss sie vorher vom Computer in PCM-Files umwandeln lassen. Entsprechende Programme findet man leicht im Internet.
Andocken: Der Explorer2 im Betrieb
Der Explorer funktioniert an jedem Computer, der eine USB-Schnittstelle hat. Der DAC wird über ein kurzes, mitgeliefertes USB Kabel angeschlossen. Diese Lösung hat den Vorteil, dass der DAC nicht mit seinem Eigengewicht die USB-Buchse des Computers mechanisch belastet. Zweites Plus: Der Explorer ragt nicht als Hindernis aus der USB-Buchse heraus. Diese Lösung werden alle lieben, die schon einmal ihren USB-Stick durch Hängenbleiben mechanisch geschrottet haben.
Ganz einfach geht der Anschluss des Explorers bei Mac OS- oder Linux-Rechnern. Hier ist der Vorgang mit der Formel „Plug and Play“ bestens beschrieben. Windows-Benutzer hingegen müssen erst einmal den passenden Treiber von der Herstellerseite herunterladen, vorher sollte der DAC nicht an den PC angeschlossen werden. Also downloaden, entzippen, installieren. Das geht halbwegs zügig, und diese Installation nimmt man ja auch nur einmal vor. Nun muss man am Computer nur noch den Explorer als Standard-Wiedergabegerät auswählen – und schon geht der Musikspaß los.
Klang-Entdeckung mit dem Explorer
Starten wir mit „The Dark Side Of The Moon” von Pink Floyd, dies ist nicht nur eines der meistverkauften Album aller Zeiten, sondern auch eine perfekt produzierte Platte – und die ist natürlich längst in diversen File-Formaten verfügbar. Wir schauen mal, was der Explorer aus einem kleingerechneten File des Songs „Brain Damage“ im komprimierten mpg-Format (320 kBit/s) herausholen kann. Erst mal ein Durchgang mit den Bordmitteln des PC: Ja, ist o.k., kann man sich so anhören. Jetzt klemmen wir den Explorer zwischen Laufwerk und Kopfhörer – und sind ein wenig verblüfft: Selbst als mpg klingt der Song jetzt sehr ordentlich. Der Sound erscheint klarer und lebhafter, als sei die Mattigkeit von den Musikern abgefallen. Roger Waters Stimme spricht uns nun viel direkter an, auch die HiHat-Becken im Hintergrund entfalten eine deutlich größere Räumlichkeit. Das ist dem feinen Hall zu verdanken, der nun viel definierter wahrnehmbar ist. Was für eine Veränderung! Mit dem Explorer erleben wir quasi The DAC-Side Of The Moon. Das klappt nicht nur über Kopfhörer, sondern auch über die an unserem PC angeschlossenen Aktivlautsprecher. Auch in dieser Konstellation wirkt der Klang mit dem Explorer entspannter, auch deutlich brillanter – das verändert natürlich auch die Wahrnehmung der Musik. Das zeigt sich auch bei HiRes-Files und beginnt schon bei Aufnahmen von einzelnen Instrumenten, etwa bei „Infinity“, der 24bit/88.2 kHz-Produktion des Pianisten Roberto Jonat. Beim Hören des Tracks „Sunlight“ wirkte das Klavier klanglich bislang immer ein wenig limitiert, eine hochauflösende Aufnahme steht halt per se nicht immer für eine erstklassige Produktion – dachten wir. Mit dem Explorer hört sich das schon anders an, nun kommt einem schnell eine andere Assoziation in den Kopf: Weite. Das Klavier füllt den Raum, es flutet den Kopf, und der Klang scheint erst am Horizont zu verschwinden.
Bei komplexeren Premium-Produktionen ist der Zugewinn noch größer: Mark Knopflers „Seattle“ im Format 24 Bit/96kHz ist schlicht griffiger, die Gitarre, eh schon prominent abgemischt, gewinnt an Körperhaftigkeit. Wenn Knopfler langsam über die Saiten streicht, hört man jeden Anschlag dieses Arpeggios, jede einzelne Saite mit einer tollen Transparenz. Auch hier wird der etwas verdichtete Sound geweitet, der Klang scheint schlanker, bleibt aber trotzdem rund. Alles klingt eine Spur entspannter, was bei Knopflers stark entschleunigter Musik ein echtes Kunststück ist. Das mag auch daran liegen, dass die Wiedergabe mit dem Explorer extrem rauscharm ist. Gerade bei ruhiger Musik und Aufnahmen mit großer Dynamik fällt diese akustische Wohltat besonders ins Gewicht.
Nur einmal ist es mit dem Explorer etwas anstrengender geworden: Die herausragende R&B-Sängerin Adele scheint bei ihrem Song „Chasing Pavement“ noch weiter im Vordergrund zu stehen, was in den Strophen für mehr Tiefgang sorgt, im Refrain aber ein wenig harsch wirkt, hier hat die Britin eine leicht metallisch-scharfe Note in ihrer Stimme, die der Explorer herausarbeitet – so genau hätten wir es in diesem einen Fall gar nicht wissen wollen. Aber das ist halt Geschmackssache. Man sollte es einfach so sehen: Hier wird nichts wegretuschiert, sondern der Charakter der Aufnahme bewahrt.
Fazit
Der Explorer2 ist eine einfache, schnelle und leichte Möglichkeit, den eigenen Computer für die audiophile Musikwiedergabe fit zu machen. Gerade durch sein geringes Gewicht, seine kompakten Maße und seine Stromversorgung über die USB-Buchse ist er der ideale Begleiter für unterwegs, für den Betrieb per Laptop und über Kopfhörer. Durch seinen Line-Ausgang kann der DAC aber ebenso die stationäre heimische Klangkette aufwerten. So oder: Mit dem Explorer2 entdeckt man seine Musik neu. Und diese Entdeckung ist den Preis Wert, zumal der neue Explorer deutlich günstiger ist als sein Vorgänger.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: www.lite-magazin.de, Herstellerbilder
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: hervorragend
100 of 100
100 of 100
95 of 100
Technische Daten
Modell: | Meridian Explorer2 |
---|---|
Produktkategorie: | portabler DAC + Kopfhörerverstärker |
Preis: | 249,00 Euro |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | silber |
Vertrieb: | Audio Reference, Hamburg Tel.: 040 / 533 203 59 www.audio-reference.de |
Gewicht: | 44 Gramm |
Eingänge: | USB |
Ausgänge: | 1 x 3,5 mm-Klinke (Line, fester Pegel 2 V RMS) 1 x 3,5mm-Klinke (Kopfhörer, variabler Lautstärke, Impedanz 0,47 Ω) |
Ausgangsimpedanz: | 470 mOhm |
Systemanforderungen: | - Mac OS X 10.6.4 (Snow Leopad) - Windows XP SP3, Windows 7 SP1 oder Windows 8 |
Lieferumfang: | - Explorer2 - USB-Kabel (Mikro-B auf USB A) - Transporttasche zur Aufnahme des DAC sowie des Kabels - Bedienungsanleitung |
Besonderes: | - kombinierter Analog-/Digitalausgang - geringes Gewicht, kleine Abmaße - kommt ohne gesondertes Netzteil aus - ausgezeichnete Verarbeitung - Treiber für Windows müssen heruntergeladen werden |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1+ |
Praxis (20%): | 1+ |
Ausstattung (20%): | 1,0 |
Gesamtnote: | 1+ |
Klasse: | Oberklasse |
Preis-/Leistung | hervorragend |