Home » Serie » Tom Hardy Edition – Perfektion im Paket
12. Mai 2016von Martin Sowa
RedakteurMit reichlichen Startschwierigkeiten ins Erwachsenenleben kämpfte sich Tom Hardy über die Leidenschaft zur Schauspielerei an die Spitze der internationalen Darstellerriege. Zeit für eine Sammelbox, die Studiocanal mit den Filmen Bronson, Dame, König, As, Spion und No Turning Back zusammengestellt hat. Wer die Titel nicht kennt: Da haben Sie was verpasst!
Bronson
Mit einem Überfall auf ein Postamt beginnt der 22-jährige Michael Gordon Peterson seine kriminelle Karriere. Mit nicht einmal 27 Pfund fällt die Beute recht spärlich aus, dafür ist die Strafe mit sieben Jahren Zuchthaus umso größer. Doch Peterson, der sich im Zuge einer kurzen Laufbahn als Bareknuckle-Boxer Charles Bronson nennt, wird das Gefängnis so schnell nicht wieder verlassen und sammelt durch gewalttätige Eskalationen immer neue Freiheitsstrafen an. Ob Prügeleien mit Wärtern oder Mitgefangenen oder Geiselnahmen samt absurden Forderungen – Bronson weiß sich die Langeweile zu vertreiben. Die Folge ist immer häufiger Einzelhaft und die später folgenden Entlassungen auf Bewährung sind nur von kurzer Dauer. Zudem wird Bronson mit jeder neuen Provokation von einem Gefängnis zum nächsten gebracht, immer in der Hoffnung, die von ihm ausgehende Gefahr irgendwie in den Griff zu bekommen…
Wo andere Schauspieler eher zurückhaltend reagieren, greift Tom Hardy zu. Die Rolle des als „gewalttätigster Häftling Englands“ verschrienen Charles Bronson (der mittlerweile übrigens einmal mehr seinen Namen in Charles Arthur Salvador geändert hat) traut sich mit Sicherheit nicht jeder Mime zu. Umso erstaunlicher, dass Hardy den schwierigen und kaum einzuschätzenden Charakter scheinbar mühelos aus dem Ärmel schüttelt und dessen immer leicht durchgeknallt wirkendes Auftreten mit einer Darstellung hart am Rande des Overactings gekonnt in Szene setzt. Allein die physische Erscheinung Hardys ist da schon äußerst beeindruckend, wie so oft (z.B. für „The Dark Knight Rises“ oder „Warrior“) trainierte er sich im Vorfeld der Dreharbeiten einige Kilos zusätzlicher Muskelmasse an und verleiht seiner Figur damit eine gute Grundlage für charismatische Auftritte. Interessanterweise beeindruckte Hardy damit auch Charles Bronson selbst, den er zur Vorbereitung zunächst telefonisch kontaktierte und schließlich auch persönlich traf. Noch imposanter ist allerdings die Verwandlung Hardys in einen stets einschüchternd wirkenden Hünen mit Glatze und gezwirbeltem Schnurrbart, dessen zweifelhafter Ruf sofort nachvollziehbar wird. Zartbesaitete und friedliebende Menschen dürften von der Gewalt nicht abgeneigten Inszenierung des dänischen Regisseurs Nicolas Winding Refn vielleicht ab und zu etwas verstört werden, insgesamt gelingt es dem recht fiktional angelegten Biopic allerdings immer wieder, eine gute Portion (schwarzen) Humors einzustreuen.
80 of 100
90 of 100
85 of 100
100 of 100
75 of 100
87 of 100
Dame König As Spion (Limited Edition)
Im Großbritannien von 1973 hat sich der geachtete Spion George Smiley (Gary Oldman) in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet. Doch zu seiner Überraschung werden seine Fähigkeiten wieder gebraucht, um einen Maulwurf an der Spitze des Geheimdiensts MI6 zu entlarven. Der Verräter steht in Diensten des KGB und insgesamt fünf Männer stehen unter konkretem Verdacht. Smiley startet verdeckte Ermittlungen, um den Feind in den eigenen Reihen zu finden, wobei er schnell feststellt, dass er abgesehen von ein paar alten Freunden und seiner Erfahrung kaum etwas in der Hinterhand hat. Offenbar ist der unbekannte Maulwurf ein ebenbürtiger Gegner und verfolgt einen detaillierten Plan.
Mit Dame, König, As, Spion hat es auch ein Film in die Tom Hardy Edition geschafft, in denen Hardy nicht die Hauptrolle übernimmt. Diese wird stattdessen von Gary Oldman ausgefüllt, der schon seit Hardys Jugend dessen Vorbild ist. Mittlerweile hat Hardy schon mehrfach an der Seite seines Idols auftreten dürfen (u.a. in „The Dark Knight Rises“ und „Kind 44“), hier ist er in der Rolle des „Ricki Tarr“ nach dem Blockbuster „Inception“ erneut Teil eines hochkarätig besetzten Ensembles. Benedict Cumberbatch und Colin Firth sind schließlich ebenfalls keine Unbekannten unter Cineasten. Dass die Vorlage zum Film vom erfolgreichen Autor und Ex-Geheimdienstler John Le Carré stammt, tut sein Übriges zu einem grandiosen und hochspannenden Thriller dazu.
95 of 100
90 of 100
90 of 100
95 of 100
75 of 100
91 of 100
No Turning Back
Familienvater Ivan Locke ist Leiter einer Großbaustelle und klärt kurz vor Feierabend noch die Details für den nächsten großen Bauabschnitt am nächsten Tag. Im regnerischen London steigt er anschließend ins Auto, um nach Hause zu fahren und mit der Familie ein wichtiges Fußballspiel zu schauen. Doch dann biegt er an einer Ampel urplötzlich rechts ab und fährt auf die Autobahn. Die Folgen eines einzigen Fehltrittes bringen ihn zu dieser Entscheidung, die sein gesamtes Leben mit einem Schlag auf den Kopf stellt. Während er sich durch den Verkehr kämpft und quer durchs nächtliche England fährt, versucht Locke mit zahlreichen Telefonaten, die Auswirkungen seiner Entscheidung in den Griff zu bekommen…
Ein Film mit nur einem Schauspieler, der noch dazu fast ausschließlich am Steuer seines Autos gezeigt wird – wie soll das spannend sein? Indem man für diese Rolle Tom Hardy auswählt, der mittlerweile weltbekannt ist und das Potenzial dafür auch schon 2013 in No Turning Back zeigte, wenngleich die große öffentliche Wahrnehmung des Dramas ausblieb. Anders als in Dame König As Spion und noch mehr als in Bronson beweist Hardy hier, dass er auch als Einzelkämpfer einen Film tragen kann. Obwohl Hardy hier optisch kaum verändert ist und von den drei Rollen in der Tom Hardy Edition am ehesten wie er selbst aussieht, gelingt es ihm, den introvertierten, ruhigen Ivan Locke als Menschen und nicht bloß als Rolle darzustellen.
Dabei helfen ihm natürlich auch die präzise geschriebenen Dialoge, die immer nur so viele Informationen offenbaren, um das Publikum am Ball zu halten. Auch die vielen Wechsel von einem Gesprächspartner zum nächsten und wieder zurück sind ein gekonnt eingesetztes Mittel, um das Gesamtbild der Situation, in der sich Ivan Locke befindet, langsam zusammenzusetzen und die Beweggründe des Protagonisten immer besser nachvollziehen zu können. Schließlich ist es schon reichlich ungewöhnlich, dass ein in allen Belangen recht erfolgreicher Mann sein gesamtes bisheriges Leben für eine völlig ungewisse Zukunft aufs Spiel setzt.
Auch wenn No Turning Back dabei auf die üblichen Blockbuster-Zutaten wie ein Starensemble oder Knalleffekte verzichtet, ist der Film absolut gelungen – ein Lob, das zu einem großen Teil Hardy gebührt.
90 of 100
90 of 100
95 of 100
100 of 100
65 of 100
88 of 100
Fazit
Für Fans von Tom Hardy ist die Tom Hardy Edition logischerweise besonders interessant, für Filmfreunde allgemein allerdings auch eine absolute Empfehlung. Nicht nur aufgrund der beeindruckenden Bandbreite, die Hardy hier präsentiert, sondern auch schlicht weil die drei enthaltenen Filme an sich schon absolut sehenswert sind.
Die „Tom Hardy Edition“ ist als DVD und Blu-ray im Vertrieb von Studiocanal erhältlich.
Genre
Thriller/Drama
Altersfreigabe
ab 16 Jahren
Laufzeit
ca. 304 Minuten
Regie
Nicolas Winding Refn, Steven Knight, Tomas Alfredson
Cast
Tom Hardy, Gary Oldman, Colin Firth, Benedict Cumberbatch, Mark Strong, Kelly Adams, Olivia Colman, Matt King, James Lance