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Die ferngesteuerten Drohneneinsätze der US-Armee sind mittlerweile Routine, gezielte Tötungen verdächtiger Personen ebenfalls. Doch als ein Drohnenpilot aufgrund einer Zivilperson im Zielgebiet einen Abschuss... Eye in the Sky – Rechenspiele mit dem Tod

Die ferngesteuerten Drohneneinsätze der US-Armee sind mittlerweile Routine, gezielte Tötungen verdächtiger Personen ebenfalls. Doch als ein Drohnenpilot aufgrund einer Zivilperson im Zielgebiet einen Abschuss verweigert, beginnt ein politisches Tauziehen um die richtige Lösung der Situation.

Colonel Katherine Powell (Helen Mirren) leitet von England aus eine Mission zur Ergreifung von al-Shabaab-Terroristen in Nairobi. (© Universum Film)

Colonel Katherine Powell (Helen Mirren) leitet von England aus eine Mission zur Ergreifung von al-Shabaab-Terroristen in Nairobi. (© Universum Film)

 

Die Jagd auf Terroristen ist längst keine einfach strukturierte Mission mehr, überall auf der Welt sind Einheiten verschiedener Armeen und Geheimdienste miteinander vernetzt, um den internationalen Terror zu bekämpfen. Das gilt auch für das Team, das Terroristen der al-Shabaab, die einen Undercover-Agenten ermordet haben, in Nairobi festzusetzen will. Missionsleiterin ist Colonel Katherine Powell (Helen Mirren), die von England aus arbeitet. Unter ihrem Kommando stehen sowohl Reaper-Drohnen, die aus Nevada ferngesteuert werden, sowie kenianische Agenten in Nairobi, die mit Miniaturdrohnen vor Ort die Aufklärung unterstützen. Die Aufnahmen werden schließlich von Biometrie-Experten auf Hawaii ausgewertet. Primäres Ziel innerhalb der Terroristengruppe, die in einem Safe House im von der Miliz kontrollierten Gebiet vermutet wird, ist die britische Konvertitin Susan Helen Danford (Lex King). Diese kann durch die Aufnahmen einer Miniaturdrohne identifiziert werden, die der kenianische Agent Jama Farah (Barkhad Abdi) in das beobachtete Gebäude fliegt. Dadurch erkennt Powell außerdem, dass im Haus Sprengstoff für einen unmittelbar bevorstehenden Selbstmordanschlag vorbereitet wird, was sie dazu bewegt, das Ziel der Mission zu ändern und sämtliche Terroristen mit einem Präventivschlag töten zu wollen.

Da der Einsatz der bereits in der Nähe stationierten kenianischen Spezialeinheit für zu riskant befunden wird, soll der in Nevada stationierte Drohnen-Pilot Steve Watts (Aaron Paul) mit seiner jungen Co-Pilotin Carrie Gershon (Phoebe Fox) das Gebäude per Luftschlag attackieren. Allerdings benötigt Powell dafür eine neue Einsatzgenehmigung, da zuvor explizit die Festnahme der Terroristen Ziel der Mission war. Zum Entscheidungsgremium gehören unter anderem der US-amerikanische und der britische Außenminister sowie der amerikanische Rechtsberater der Regierung und Generalleutnant Frank Benson (Alan Rickman). Durch die durch bürokratische Umwege bedingte Wartezeit verändert sich die Situation vor Ort, als Watts schließlich die Freigabe zum Luftschlag bekommt. Mittlerweile befindet sich das Mädchen Alia (Aisha Takow) aus dem Nachbarhaus im Zielgebiet und verkauft vor dem anvisierten Gebäude Brot. Watts bricht den Einsatz daraufhin ab und fordert weitere Instruktionen an. Unter den plötzlich gar nicht mehr so resoluten Entscheidungsträgern entbrennt in der Folge eine Diskussion um das weitere Vorgehen: Soll man abwarten, bis Alia den Gefahrenbereich verlassen hat und damit unter Umständen die Flucht der Terroristen ermöglichen oder den Luftschlag dennoch durchführen und zivile Opfer in Kauf nehmen? Für Powell sind die Prioritäten eindeutig und sie versucht mit allen Mitteln, ihre Vorgesetzten zu einer Entscheidung zu drängen…

Für Aufklärung sorgt eine Reaper-Drohne, die in Nevada von den Piloten Steve Watts (Aaron Paul) und Carrie Gershon (Phoebe Fox) gesteuert wird. (© Universum Film)

Für Aufklärung sorgt eine Reaper-Drohne, die in Nevada von den Piloten Steve Watts (Aaron Paul) und Carrie Gershon (Phoebe Fox) gesteuert wird. (© Universum Film)

Die Logik des Krieges

In Filmen braucht man Helden – aber kann es sie unter diesen Umständen geben? Feige Vertreter einer perversen Bürokratie und Militärs mit abgestumpftem Moralempfinden taugen nicht wirklich für diese Rolle. Wer derart ungerührt über Leben und Tod entscheidet, kann vom gesunden Menschenverstand keine Sympathie erwarten. Und wer diese Entscheidung aufgrund von mathematischen Berechnungen trifft, legitimiert sie höchstens für sich selbst. Oder der durch Befehle zum seinem Gewissen widersprechenden Handeln gezwungene Soldat – kann dieser wirklich ein Vorbild sein oder ist er doch eher ein tragischer Held? Eye in the Sky folgt hier vielleicht zu sehr der Logik des Krieges (nach der es nur Verlierer gibt), um an den Rahmenbedingungen eines Films gemessen werden zu können.

Im folgenden Absatz wird ein relevanter Teil der Handlung vorweg genommen – wenn Sie den Spoiler trotzdem lesen möchten, klicken Sie einfach diesen Satz an.

Wichtig ist allerdings auch, dass es in Eye in the Sky grundsätzlich um die verworrenen Einsatzregeln geht und nicht darum, zivile Opfer zu vermeiden. Bereits nach kurzer Zeit geht es nicht mehr um Pro und Contra des Luftschlags selbst, sondern um dessen Folgen. Auch die Neuberechnung der Überlebenschancen bei alternativem Ziel wird nur gemacht, um den Luftschlag gegenüber den Vorgesetzten zu rechtfertigen – indem man nicht von den gegebenen Faktoren ausgeht, sondern vom gewünschten Ergebnis. Zudem wird letztlich trotz dieser Neuberechnung kurzerhand eine zweite Rakete abgefeuert, die ohnehin sämtliche Kalkulationen überflüssig macht. Allerdings zeigt Eye in the Sky gerade durch diese Vorgänge eindrücklich auf, wie menschenverachtend der Drohnenkrieg im schlimmsten Fall ist – die eigenen Soldaten sind in völliger Sicherheit fernab der Ziele, während fremde Agenten die Drecksarbeit vor Ort erledigen und für Zivilisten im Zielbereich der Raketen nicht einmal die Chance besteht, sich rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.

Unter den Terroristen befindet sich auch eine britische Konvertitin, die seit Jahren im Visier von Powell ist. (© Universum Film)

Unter den Terroristen befindet sich auch eine britische Konvertitin, die seit Jahren im Visier von Powell ist. (© Universum Film)

Wesentlich weniger kritisch zu betrachten weil lediglich dramaturgisch relevant ist das doch arg konstruiert wirkende Schlüsselelement der Story. Ohne das Auftauchen einer Zivilperson würde der Luftschlag wie geplant durchgeführt und die Terroristen ermordet – reichlich unspektakulär also und dementsprechend ungeeignet für einen Thriller. Allerdings lässt das gezeigte Dilemma Fragen offen, etwa ob wirklich gar keine Möglichkeit besteht, Zivilpersonen aus dem Umfeld des Zielgebäudes zu entfernen und natürlich, ob das Risiko ihrer Tötung bei einem derartigen Ziel überhaupt jemals auszuschließen ist (was eine vergleichsweise schnelle erste Zustimmung konterkarieren würde). Dazu kommt, dass die „simple“ Abwägung zwischen der Inkaufnahme eines möglichen Anschlags mit Dutzenden Toten und der sicheren Tötung weniger Unschuldiger prinzipiell und unabhängig vom Ergebnis zu verabscheuen ist, weil sie schlichtweg aus politischen und nicht aus ethischen Gründen stattfindet – es geht hier nicht um die betroffenen Personen, sondern um das Image der Entscheidungsträger. Und natürlich schwebt letztlich über allem die Frage, ob ein Drohneneinsatz in einer solchen Situation grundsätzlich angebracht ist.

In Nairobi wird der Agent Jama Farah (Barkhad Abdi) eingesetzt, um zusätzliche Informationen zu beschaffen. (© Universum Film)

In Nairobi wird der Agent Jama Farah (Barkhad Abdi) eingesetzt, um zusätzliche Informationen zu beschaffen. (© Universum Film)

Realer als man denken möchte

Sieht man von diesem Element der Story einmal ab, sind die geschilderten Ereignisse allerdings alles andere als realitätsfremd (auch wenn die im Film genutzte Technologie natürlich erst für zukünftige Einsätze vorstellbar ist und aktuell nicht genutzt wird) und die gejagte Terroristin hat in der Britin Samantha Lewthwaite ein nach gegenwärtigem Kenntnisstand noch lebendes Vorbild. Weitaus erschreckender ist dennoch der Gedanke daran, dass sich ähnliche Szenen wie die Diskussionen der Entscheidungsträger regelmäßig in den Kommandozentralen dieser Welt abspielen. Die Bilder aus dem Situation Room bei der Tötung von Osama bin Laden dürften hier noch als bekanntestes Beispiel dienen. Man mag sich kaum vorstellen, wie dies demnächst aussehen könnte, wenn jemand anderes  an Barack Obamas Platz sitzt…

Weil Farah entdeckt, dass die Terroristen Selbstmordanschläge vorbereiten, bekommt Watts den Feuerbefehl. (© Universum Film)

Weil Farah entdeckt, dass die Terroristen Selbstmordanschläge vorbereiten, bekommt Watts den Feuerbefehl. (© Universum Film)

Unterstützt wird die Darstellung der schwankenden und überforderten Politiker in Eye in the Sky sehr gut durch den vom leider schon verstorbenen Alan Rickman verkörperten ebenso kühlen wie entschlossenen Generalleutnant, dessen Meinung über die bürokratische Einmischung in militärische Aktionen sehr schnell sehr deutlich und später sogar explizit ausgesprochen wird. Ebenso entschieden geht Helen Mirren bei der Darstellung der Missionsleiterin vor, wenngleich ihr diese Kompromisslosigkeit sicherlich keine Sympathien beim Publikum einbringen dürfte – sie wird es verschmerzen können, zumal sie durch ihre wie immer hervorragende Vorstellung auch dem Unerfahrensten der Hauptdarsteller – Aaron Paul – durch das Zusammenspiel eine Chance gibt, sich auf neuem Niveau zu beweisen. Und diese Chance nutzt der noch immer vor allem auf seine Rolle in „Breaking Bad“ reduzierte Paul vortrefflich, indem er den Piloten Watts nicht bloß zur Marionette seiner Vorgesetzten macht und alles in seiner Macht stehende tut, um alle Beteiligten vor schweren Fehlern zu bewahren sowie gemeinsam mit Phoebe Fox die psychischen Folgen für die sich in physischer Sicherheit befindenden Drohnenpiloten darstellen darf. Den besten Eindruck hinterlässt allerdings auch unter diesem Aspekt der aus Somalia stammende Barkhad Abdi („Captain Phillips“), der den Field Agent Jama Farah verkörpert, der fast völlig auf sich allein gestellt mehr erreicht als sämtliche Entscheidungsträger.

Doch weil sich mittlerweile auch ein kleines Mädchen im Zielgebiet befindet, verweigert Watts den Luftschlag - Powell muss die Situation neu bewerten. (© Universum Film)

Doch weil sich mittlerweile auch ein kleines Mädchen im Zielgebiet befindet, verweigert Watts den Luftschlag – Powell muss die Situation neu bewerten. (© Universum Film)

Obwohl Eye in the Sky deutlichen Bezug zum modernen Krieg hat, ist der Thriller größtenteils eher ruhig erzählt, was natürlich an der Abwesenheit der meisten Protagonisten vom Schauplatz liegt. Das war übrigens auch der Grund dafür, dass sich die Hauptdarsteller während der Dreharbeiten gar nicht begegneten und ihre Szenen an unterschiedlichen Drehorten gefilmt wurden. Diese ruhige Erzählweise wirkt sich auch auf das Bild der Blu-ray aus, das größtenteils sehr klar ist und in den militärischen Einrichtungen kühl gefiltert klarmacht, dass der Job keine gemütliche Angelegenheit ist. In Sachen Schärfe fehlt vielleicht ein wenig Brillanz, dafür gibt es kaum Unterschiede zwischen normalen Bildern und denen der verschiedenen Drohnenkameras – den Zuschauer freut’s.
Klanglich setzt sich das vorwiegend ruhige Gesamtbild fort, allerdings wird es in den wenigen Actionszenen respektabel laut und sofort kommt Actionatmosphäre auf. Das Bonusmaterial ist mit 51 Minuten sehr umfangreich, insbesondere die Interviews mit Cast und Crew geben einige interessante Einblicke und zeigen, dass Helen Mirren mit der Sichtweise ihrer Rolle mal so gar nichts gemeinsam hat. Zusätzliche Hintergrundinformationen gibt es durch kurze Featurettes und ein B-Roll.

Währenddessen versucht Generalleutnant Frank Benson (Alan Rickman), die Entscheidungsträger aus der Politik zu einer Entscheidung zu drängen. (© Universum Film)

Währenddessen versucht Generalleutnant Frank Benson (Alan Rickman), die Entscheidungsträger aus der Politik zu einer Entscheidung zu drängen. (© Universum Film)

Fazit

Eye in the Sky ist ein unkonventioneller Thriller, der keine Schlachten inszenieren muss, um den dreckigen Charakter des Krieges prägnant einzufangen. Der namhafte Cast setzt das zwar grundsätzlich etwas konstruierte aber dennoch packende Drehbuch hervorragend um und macht Eye in the Sky zu einem sehr spannenden und kurzweiligen Film, dessen Ereignisse durchaus im Gedächtnis bleiben.

„Eye in the Sky“ ist als DVD und Blu-ray im Vertrieb von Universum Film erhältlich.

Genre
Thriller

Altersfreigabe
ab 16 Jahren

Laufzeit
ca. 102 Minuten

Regie
Gavin Hood

Cast
Helen Mirren, Aaron Paul, Alan Rickman, Barkhad Abdi, Phoebe Fox, Iain Glen

85 of 100

90 of 100

90 of 100

95 of 100

90 of 100

90 of 100

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