Home » Rezensionen » Rage – Alles muss man selber machen…
8. Oktober 2016von Martin Sowa
RedakteurAls die Frau des Ingenieurs Stanley Hill bei einem Überfall ermordet wird und die Polizei nichts unternimmt, wird Stanley von seiner Vergangenheit eingeholt – und die ist ziemlich blutig…
Das Ehepaar Hill aus Columbus, Ohio hat nicht nur ein schönes Haus und eine hübsche, erwachsene Tochter, sondern ist auch beruflich noch immer erfolgreich. Stanley (John Travolta) hat gerade gute Chancen auf einen Job als Manager einer Fabrik und seine Frau Vivian (Rebecca De Mornay) prüft im Auftrag des Gouverneurs von Ohio (Patrick St. Esprit) ein Gutachten über den Bau einer Pipeline. Doch urplötzlich wird das Glück zerstört. Als Vivian ihren Mann am Flughafen abholt, hat das im Parkhaus abgestellte Auto einen Platten. Als Stanley sich gerade an die Reparatur macht, wird das Paar von einem zwielichtigen Mann (Luis Da Silva) angesprochen, der sie um Geld bittet. Stanley ist misstrauisch und schickt den Fremden weg. Doch plötzlich wird er von zwei weiteren Männern niedergeschlagen und brutal verprügelt, während der Fremde Vivian kaltblütig ermordet. Doch der Albtraum ist für Stanley noch nicht zu Ende. Obwohl er den Täter eindeutig identifizieren kann, lässt die Polizei ihn laufen. Was Stanley nicht weiß: Der Fall wird von den zwei korrupten Detectives Gilmore (Sam Trammell) und Walker (Asante Jones) bearbeitet, die sowohl für den Gouverneur als auch den Gangsterboss Lemi (Paul Sloan) arbeiten.
Da Stanleys Trauer mittlerweile immer stärker von Zorn und Rachegelüsten verdrängt wird, macht er sich auf den Weg zu seinem alten Freund Dennis (Christopher Meloni), der einen Friseursalon betreibt. Allerdings steckt hinter der Fassade deutlich mehr – die beiden waren früher Elitesoldaten und führten gemeinsam diverse Special Operations durch. Dennis hat die Branche nie ganz verlassen und versorgt Stanley mit Informationen über die drei Mörder seiner Frau. Obwohl Dennis ihn davon abbringen möchte, macht sich Stanley auf den Weg, um mit Selbstjustiz für Gerechtigkeit zu sorgen. Das geht fast schief, doch Dennis ist seinem alten Kumpel gefolgt und erweist sich sowohl als schlagkräftige Unterstützung als auch als zuverlässig, wenn es um die Entsorgung der nun recht schnell anfallenden Leichen geht. Doch auf ihrem Kreuzzug stellen die beiden fest, dass weit mehr hinter dem Mord an Vivian steckt als angenommen und sie einer handfesten Verschwörung auf der Spur sind…
Mehr Action als Thriller
Während Regisseur Chuck Russell seinem Hauptdarsteller John Travolta zu Beginn des Films noch ausgiebig Gelegenheit gibt, seine Figur zu entwickeln und sich vom liebenden Ehemann und Vater zum von Trauer und Hilflosigkeit gebeutelten Witwer zu wandeln, ist es spätestens mit dem Auftauchen von Dennis damit vorbei. Nun bleibt kaum noch Zeit für Details und die beiden Kumpel nehmen nach und nach so ziemlich jeden Bösewicht auseinander. Auch wenn die grundlegende Handlung schon des Öfteren als Basis eines Actionthrillers gedient hat, kommt die angedeutete Verschwörung doch ziemlich kurz. Auch was genau Stanley und Dennis in ihrer Vergangenheit so angestellt haben, bleibt zum großen Teil im Dunkeln. Alles nicht so schlimm, schließlich macht die eigene Fantasie hier einiges wett. Wesentlich kritischer zu betrachten ist allerdings, dass Stanley seine Trauer dann doch erstaunlich schnell bewältigt zu haben scheint und mit dem zugegeben konsequent zynisch auftretenden Dennis den einen oder anderen lockeren Spruch austauscht – natürlich erst, nachdem sie gerade wieder einen Gegenspieler mit Blei vollgepumpt haben. Ironischer Weise kann dies allerdings auch als Beleg für Dennis‘ Einschätzung dienen, als er Stanley trotz dessen anderslautender Beteuerungen vorwirft, einzig und allein von Rache getrieben zu sein. Lässt man den Anspruch an einen Politthriller allerdings außen vor, macht Rage durchaus Spaß, was natürlich vor allem an den beiden Haudegen John Travolta und Christopher Meloni liegt, die den ansonsten nicht allzu bekannten Cast routiniert anführen. Allerdings verkörpern ihre Gegenspieler – allen voran Sam Trammell, Luis Da Silva und Paul Sloan – die bösen Jungs auch verdammt gut.
Technisch gibt es an der Blu-ray von Rage nichts auszusetzen, das Bild ist trotz der actionreichen Szenen sehr ruhig und detailliert und Kontrast und Farben funktionieren ausgesprochen gut. Insbesondere dunkle Szenen sind hervorragend gelungen, was häufig ganz anders aussieht. Ähnlich positiv ist der Ton ausgefallen, der schon allein durch die Filmmusik überzeugt und ebenso dynamisch wie nachdrücklich auftritt. Die Schießereien und Kampfszenen kommen ausnahmslos krachend und sehr effektvoll rüber, wie es sich für einen Actionthriller gehört. Lediglich bei einigen Telefonaten sind die Gesprächspartner am anderen Ende der Leitung mitunter etwas zu leise, so dass man dann etwas genauer hinhören muss. Dieser Umstand und das mit ein paar Trailern sehr dürftige Bonusmaterial sind hier aber auch die einzigen Kritikpunkte.
Fazit
Als Thriller fehlt Rage ein wenig Tiefgang, Action gibt es allerdings satt. Travolta und Meloni bilden ein sehr gut funktionierendes und schlagkräftiges Duo, das nicht lang fackelt und immer einen flotten Spruch auf den Lippen hat. Zusammen mit der technisch einwandfreien Blu-ray verspricht das einen unterhaltsamen Filmabend, der dank der eher sekundär behandelten Verschwörung lediglich bei den Antagonisten für Kopfzerbrechen sorgt.
„Rage – Tage der Vergeltung“ ist als DVD und Blu-ray im Vertrieb von Ascot Elite erhältlich.
Genre
Action
Altersfreigabe
ab 16 Jahren
Laufzeit
ca. 91 Minuten
Regie
Chuck Russell
Cast
John Travolta, Christopher Meloni, Amanda Schull, Rebecca De Mornay, Sam Trammell
75 of 100
90 of 100
90 of 100
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