Home » Tests » Vollverstärker Krell Vanguard/Digital Vanguard – Audiophile Avantgarde
4. Januar 2017von Volker Frech
Redakteur„Den habe ich doch schon mal gesehen!“– dieser Gedanke mag einem beim Anblick des Krell Vanguard in den Sinn kommen. Kann das sein? Ja. Und nein. Denn wer glaubt, mit diesem optisch markanten Vollverstärker sein Déjà-vu zu erleben, ist einerseits auf dem Holzweg – und andererseits auf der heißen Fährte, welchen Kurs Krell bei der aktuellen Generation seiner High-End-Komponenten verfolgt.
Krells Masterplan ist die logischen Folge einer vernünftigen Frage: Warum für jedes Gerät alles neu erfinden, wenn man für etliche Konstruktionseinheiten bereits eine erstklassige Lösung entwickelt hat? Die Antwort führt zu einem Produktkonzept, das aus der Automobilbranche bekannt ist und nun auch im HiFi- und High End-Bereich Einzug hält: Customizing. Auf der Grundlage eines Basismodells oder einer gemeinsamen Plattform werden verschiedene oder individuelle Produkte realisiert, so lassen sich die immensen Kosten für immer neue Einzelentwicklungen vermeiden – ein cleveres Prinzip, um auch in heutigen Zeiten höchste Qualität zu angemessenen Preisen bieten zu können. Diesen Ansatz greift etwa die Hamburger Edelboxen-Manufaktur Inklang auf, deren Flaggschiff 17.2 derzeit unsere Redaktion beschallt, und auch Krell, Amerikas großer und renommierter High End-Hersteller, setzt bei seiner aktuellen Serie auf das modulare Prinzip: So verschieden die einzelnen Modelle sind – ihre Gehäuse und manche Funktionseinheiten sind grundsätzlich die gleichen. Am konsequentesten hat Krell dieses Konzept im Vanguard umgesetzt, und so trägt der Vollverstärker seinen Namen durchaus mit Recht: Vanguard bedeutet „Avantgarde“.
Modularer Mehrwert
Die Modularität dieses Verstärkers beginnt bei seinen ureigenen Bestandteilen. Krell betreibt mit dem Vanguard nämlich ein optisches und technisches Rosinenpicken: Design, Konstruktion und Technologien stammen von bereits existenten Geräten des Krell-Portfolios. Pate standen der Vorverstärker/Soundprozessor „Foundation“, der Streaming Player „Connect“ und der Vorverstärker „Illusion“. Der Krell Vanguard ist also quasi ein Best-Of-Amp. Dank dieser multiplen Mitgift ist der Vanguard in seiner Vollausstattung ein ungemein vielseitiger Verstärker, der analog und digital kaum Wünsche offen lässt. Das Wort „Vollausstattung“ deutet es schon an: Man kann diesen Verstärker in zwei verschiedenen Konfigurationen bekommen. Auch diese Wahlmöglichkeit ist Teil des modularen Konzepts.
Analog für Puristen …
Wer einen reinrassigen Analog-Amp möchte, greift zur die Basis-Version des Vanguard. In dieser Variante bietet der Verstärker vier Hochpegel-Eingänge, Schallplattenhörer brauchen also zusätzlich einen Phono-Vorverstärker. Drei der Line-Inputs sind unsymmetrisch als Cinch-Buchsen ausgeführt, dazu kommt als Leckerbissen ein Profi-Input: ein symmetrischer Eingang in Form eines XLR-Buchsenpaars. Dieser Audio-Eingang bürgt für die beste Übertragungsqualität. Bei der symmetrischen Signalübertragung wird das Signal nämlich gleich zweimal durch das Kabel geschickt, einmal normal (nicht invertiert) und einmal um 180 Grad phasengedreht (invertiert). Störungen, die auf das Kabel einwirken und sich als Brummen oder Sirren bemerkbar machen, lassen sich dadurch auslöschen. Die symmetrische Signalübertragung ist im Tonstudiobereich Standard, wer kann, sollte also diesen hochwertigen Eingang des Krell Vanguard nutzen. Über einen „Level Trim“ lassen sich alle Eingänge aufeinander abstimmen, so dass beim Umschalten zwischen verschiedenen angeschlossenen Geräten keine Lautstärkeunterschiede auftreten. Vorzügliche Qualität bietet auch der Ausgang: Die Polklemmen sind die aktuellen amtlichen Modelle des Buchsen- und Stecker-Spezialisten WBT. Sie sind für Bananas und Kabelschuhe ausgelegt, wer bislang pure Litze eingesetzt hat, sollte seine Kabel entsprechend umrüsten oder die Kabelenden crimpen. Der Krell Vanguard besitzt vier Klemmen, damit erlaubt er den Betrieb eines Lautsprecherpaars. Der Amp bietet noch drei weitere Anschlüsse auf der Rückseite, sie dienen dem gesteigerten Bedienkomfort: Wer seinen Vanguard im Verbund mit anderen Geräten bedienen möchte, findet hierfür einen IR-Input, dadurch wird der Krell Vanguard mit fremden Ferngebern und ganzen Remote Control-Systemen kompatibel, wenn die Befehle gemäß dem RC-5 Standard codiert sind. Über die daneben eingebaute 12-Volt-Trigger-In-Buchsen hingegen wird der Amp von anderen Komponenten aufgeweckt oder in den Schlaf geschickt, über die entsprechende Out-Buchse läuft es genau anders herum: Der Verstärker wird nun zum Versender dieser An/Aus-Appelle. Soweit die Vanguard-Variante für analoge Puristen.
… oder analog-digital für Allrounder
Wer den Vanguard mit dem optionalen Digital-Modul ausstatten lässt, erlebt die Verstärker-Verwandlung zum „Digital Vanguard“. Nun steht zusätzlich ein umfangreiches Angebot an digitalen Schnittstellen zur Verfügung, mit denen der Amp erst so richtig Spaß macht. Über den elektrischen, koaxialen Digital-Eingang nimmt der Verstärker PCM-Signale bis zu einer Qualität von 192 kHz/24 Bit an, über den optischen Eingang in TOSLINK-Ausführung reicht die Güte bis zu 96 kHz/24 Bit. Der Krell Digital Vanguard ist also fit für HiRes-Files, die den Musikgenuss in hochauflösender digitaler Qualität bieten. Wer einen CD-Spieler, einen DAT-Recorder oder ähnliche Geräte mit Digitalausgang besitzt, sollte deshalb diese Wege zur Datenübertragung nutzen; die Wandlung der Signale übernimmt dann der erstklassige Digital-Analog-Konverter des Krell Vanguard. Dieser bordeigene DAC bearbeitet auch den Input von den weiteren Schnittstellen. Da ist zum einen der USB-Eingang auf der Front des Vanguard für alle, die ihre Musik vom Stick oder von einer externen Festplatte abspielen möchten. Der Clou des Vanguard ist aber der Ethernet-Port auf der Rückseite. Über diese RJ45-Schnittstelle lässt sich der Vanguard in das heimische Mediennetzwerk integrieren, so lässt sich die eigene Musiksammlung vom Computer oder von einem Server einspeisen. Man kann sich über diese Schnittstelle aber auch von den Streaming-Diensten Deezer und Tidal beliefern lassen oder den Internet-Radiodienst vTuner in Anspruch nehmen, diese Möglichkeiten eröffnet das von Krell bereitgestellte aktuelle Software-Update. Durch solche Auffrischungen und Erweiterungen bleibt der Krell Digital Vanguard aktuell und wird damit abermals seinem Avantgarde-Anspruch gerecht. Nicht zuletzt lässt sich über diese Schnittstelle die Steuerung des Verstärkers auf den Computer verlagern – moderner geht’s nicht.
Und was ist mit der Musik, die auf dem eigenen Smartphone gespeichert ist? Auch kein Thema, dafür besitzt der Digital Vanguard ein Bluetooth-Modul, mit dem man seine Stücke von Handy, Tablet und Co. abspielen kann – natürlich über den aptX-Codec, der die Funkübertragung der Audiosignale in guter Qualität meistert.
Geht noch mehr? Ja! Der Digital Vanguard besitzt zwei HDMI-In und einen HDMI-Out und ist damit auch für die Heimkino-Fraktion interessant. Über diese Schnittstellen wird der Kino-Ton eingespeist, gewandelt und verstärkt, während die Bilddaten an den Fernseher durchgereicht werden. Umgekehrt kann der Krell Digital Vanguard auch den Fernsehton in Empfang nehmen, weil sein HDMI-Out mit dem dafür nötigen Audio-Rückkanal ausgestattet ist.
Massives Metall: die Fernbedienung
Egal, ob man den Verstärker nun in der analogen Version oder als „Digital Vanguard“ ordert: Zum Lieferumfang gehört auf jeden Fall die Fernbedienung – und so einen robusten Befehlsgeber bekommt man nicht alle Tage in die Hände: Diese Signalsender-Hantel besteht komplett aus massivem Metall, sie bringt sage und schreibe 348 Gramm auf die Waage. Passend zum Gewicht der Fernbedienung ist ihre Größe: Mit den Maßen 20-6-2 gehört sie in die Kategorie Triple-X. Die Beherrschung der 36 Tasten gelingt trotzdem auch mit zierlichen Händen. Diese Tasten bestehen ebenfalls aus Metall, sie sind kreisrund und klein. Das ist ein wenig gewöhnungsbedürftig und ein haptisches Erlebnis, heutzutage sind wir ja auf große weiche Kunststoff-Knöpfe konditioniert. Krell hat aber auch bei der Fernbedienung nicht gespart, die Edeltasten glänzen nicht nur wegen ihres Materials, sondern auch durch einen hervorragend definierten Druckpunkt. Passend zur Massivität des Befehlsgebers ist die Art und Weise, wie man hier die Batterie wechselt: Da greift man zum mitgelieferten Torx-Stiftschlüssel und schraubt die komplette Unterschale ab. Die könnte sofort in jedem PKW als Gaspedal eingebaut werden und wäre wohl das langlebigste Bauteil des Autos.
Technik und Fertigung vom Feinsten
Was für die Fernbedienung gilt, kennzeichnet den gesamten Vanguard: Wir erleben hier ein Gerät von ungemein hoher Fertigungsqualität. Damit steht dieser Verstärker ganz in der Unternehmenstradition: Krell besitzt seit Dekaden den Ruf, mit üppigem und erstklassigem Materialeinsatz Geräte für die Ewigkeit zu bauen. Das schlägt sich im Gewicht nieder: ein Krell ist immer ein Schwergewicht. Im Fall des Vanguard kommen da fast 18 Kilo zusammen. Das sieht man dem Amp erst einmal nicht an, er ist ein durchweg schlank gehaltener Vollverstärker, das hochwertige, schwarze gebürstete Metallgehäuse betont diese Schlankheit und sorgt zudem für Eleganz. Trotzdem kommt der Vanguard mit breiter Brust daher, das liegt an dem dominanten, silberfarbenen Zentral-Quader: Er ragt leicht gewölbt und fast reliefartig aus der Front heraus, und er beherbergt eine vorgesetzte Blende, die in großen Lettern den Herstellernamen in den Mittelpunkt stellt. Hinter dieser Blende liegt die Beleuchtung, diese indirekte Illumination signalisiert in Rot den Standby-Zustand und in Blau die Betriebsbereitschaft des Verstärkers. Insgesamt also ein überaus markantes Design, das sicherlich den Déjà-vu-Effekt bewirkt: Ein Gerät der aktuellen Krell-Serie erkennt man auf Anhieb wieder. Zurück zum Licht: Erhellend ist auch das rechtsseitige Display: Mit seiner gut lesbaren, aber auch etwas grob anmutenden Matrix-Anzeige informiert uns der Vanguard über seinen aktuellen Betriebszustand. Zur Linken bietet der Vanguard mit einem übersichtlichen Bedienfeld alle Möglichkeiten, diesen Betriebszustand zu verändern – inklusive des Standby/On-Tasters. Hier harmoniert die Gerätefront mit der Anmutung der Fernbedienung – sehr schön, das ist selbst in der höchsten Liga, in der der Krell spielt, keine Selbstverständlichkeit.
Aber woher rührt nun das hohe Gewicht des Verstärkers? Ein Blick durch die Lüftungsschlitze gibt uns die Antwort: Unter der Haube steckt ein mächtiger, silbern schimmernder Ringkerntransformator. Er ist das Herzstück der Stromversorgung, und dieses Herz ist groß und stark. Der massige Umspanner hat einen Durchmesser von 18 Zentimeter, er nimmt damit fast ein Viertel des gesamten Gehäusevolumens ein. Diese Proportionen korrespondieren mit der Potenz des Trafos, er kann satte 750 Voltampere zu liefern. Dankbarer Abnehmer ist die Vorstufen-/Endstufensektion, sie übersetzt diese Energiezufuhr in ein Leistungsvermögen von 200 Watt an acht Ohm, an vier Ohm sind es sogar 400 Watt – pro Kanal. Die Vorstufe ist dabei überaus Krell-typisch: Es handelt sich um eine reinrassige Class-A-Schaltung, die besonders verzerrungsarm arbeitet und damit für sauberen Klang bürgt. Dieser Verstärkertyp ist quasi ein Krell-Credo und gehört bei den Amerikanern seit Jahr und Tag zum guten Ton. Im Fall des Vanguard geht das Schaltungskonzept der Vorstufe auf den Krell Illusion zurück, den die Amerikaner gern als ihren Flaggschiff-Vorverstärker ausweisen. Die klanglichen Meriten einer Class-A-Schaltung sind unumstritten, man erkauft den akustischen Vorteil allerdings mit einem geringen Wirkungsgrad und einer großer Verlustleistung. Ein solcher Amp produziert ordentlich Abwärme und ist eigentlich mehr Heizung als Verstärker. Auch die nachfolgende Endstufe des Krell Vanguard, die im Class AB-Betrieb arbeitet, treibt die Temperatur in die Höhe – obwohl der Vanguard als sogenannter Schaltverstärker hier schon so effizient hitzearm wie möglich arbeitet. Diese ganze Wärme muss nun also abgeleitet werden, und hier kommt der zweite Pfundskerl des Vanguard ins Spiel: Fast ein Drittel des gesamten Innenraums beansprucht ein voluminöser Kühlkörper. Damit er nicht noch größer ausfällt, setzt Krell zusätzlich zwei Ventilatoren ein, die die warme Luft aus dem Gehäuseinneren absaugen. Durch diese Wohltemperierung herrscht im Vanguard ein angenehmes Betriebsklima. Im Innern des Vanguard setzt sich fort, was wir schon der sichtbaren Erscheinung attestiert haben: Die Materialgüte und Verarbeitung ist von exzellenter Qualität. Krell gibt nicht umsonst fünf Jahre Garantie auf seine Geräte. Soweit die erstklassigen Voraussetzungen – jetzt sind wir gespannt, was der Vanguard daraus macht.
Der Krell Vanguard Digital in der Praxis
Wer sich das Gehäuse des Vanguard anschaut, weiß schnell, was bei der Aufstellung angesagt ist: Lüftungsschlitz oben und an beiden Seiten geben uns zu verstehen, dass der Verstärker hier ein wenig Freiraum fordert. Auch von der Wand sollte man ihm etwas Abstand gönnen, denn auf der Rückseite des Gehäuses befinden sich die Öffnungen für die beiden Ventilatoren, die die Hitze aus dem Gehäuse abführen. Diese Lüfter erweisen sich im Betrieb als extrem leise, auch bei sonstiger Stille im Raum sind die beiden Kleinpropeller kaum vernehmbar. Diese Stille ist bemerkenswert: Der Vanguard ist ein extrem ruhiger Verstärker, im Leerlauf ist so gut wie kein Rauschen zu hören, selbst bei großen Volumen-Werten. Respekt! Was gleich am Anfang auffällt: Der Vanguard startet stets bei der Lautstärke „000“ – und das Maximum liegt wirklich bei 100. Das ist eine ungemein feine Lautstärke-Abstufung. Sie wirkt zuerst ein wenig irritierend, erweist sich aber als sehr sinnvoll. Die Vorzüge dieser sensiblen Anpassung haben wir im Langzeittest schätzen gelernt. Wir haben mit einer Aufnahme begonnen, die dem Krell Vanguard diese Nuancierung auch eindrucksvoll ermöglicht: Die sagenhafte Holberg-Suite von Edvard Grieg mit dem WDR Sinfonieorchester Köln unter Eivind Aadland. Diese exquisite Einspielung ist auch ausgezeichnet aufgezeichnet worden, die Aufnahme glänzt durch ihre Dynamik, ihre räumliche Abbildung, ihr volles, aber austariertes Klangbild. Hier kann der Krell sein Können demonstrieren – und das tut er. Toll, wie er gleich zum Auftakt des Präludiums die galoppierenden Geigen mit einer ungemeinen physischen Präsenz und Präzision in den Raum stellt – binnen weniger Bogenstriche sitzen wir im Klaus-von-Bismarck-Saal des Kölner Funkhauses. Diese beeindruckende Abbildung erweitert sich nach und nach mit den von links nach rechts wandernden Pizzicati der Streicher, den Läufen der Bläser und dem Einstieg des Schlagwerks zu einem großartigen Gesamtbild des Orchesters. Der Krell präsentiert uns das WDR-Sinfonieorchester mit einer wunderbaren Durchsichtigkeit und Klarheit, wir können auch die kleinsten Details und Nebenthemen der einzelnen Instrumentengruppen mitverfolgen. Geradezu grandios ist dann der Aufschwung zum Tutti. Der Krell besitzt die Kraft, diese Steigerung mühelos und wie selbstverständlich abzubilden, wir erfahren die ganze Macht und Majestät des kompletten Klangkörpers – das ist schlicht und einfach ein erhebender Moment.
Diesen Musikgenuss lässt der Krell Vanguard ja auf verschiedenen Wegen zu, also über verschiedene Eingänge. Beim Vergleich der beiden analogen Audio-Inputs – symmetrisch und unsymmetrisch – erweist sich der symmetrische XLR Eingang als überlegen, bei der Wahl zwischen den analogen und den digitalen Eingängen fällt die Wahl klar zugunsten der letzteren aus. Das spricht nicht gegen die analogen Verstärkerfähigkeiten des Krell Vanguard, sondern ist ein Ausweis für die Qualität des bordeigenen Digital-Analog-Wandlers, der seine Arbeit besser erledigt als der DAC des Zuspielers. Das stellen wir nicht nur bei klassischer Musik fest, sondern auch im Pop-Bereich, und hier gerade bei Titeln mit Gesang. „Did Trouble Me“ von Tom Jones klingt über den optischen Eingang deutlich konturierter und crisper, über den elektrischen Input sogar noch eine Spur klarer. Der Gesang des britischen Barden offenbart nun einen sagenhaften Detailreichtum, wir hören nicht nur feinste Atemgeräusche, sondern auch zarteste Schmatzgeräusche der sich öffnenden Lippen. Die empfindlichen Mikrophone im Studio haben all diese Nebengeräusche, die für eine realistische Wiedergabe unabdingbar sind, gnadenlos eingefangen – und der Vanguard gibt sie wieder her. Das ist sehr beeindruckend!
Nun klinken wir den Krell Vanguard über seine Ethernet-Schnittstelle in unser Redaktions-Netzwerk ein. Sehr schön: Im Auslieferungszustand ist der Vanguard so konfiguriert, dass er sich die IP-Adresse des LAN selbst sucht. Wir möchten erst mal Musik von Handy abspielen. Dafür müssen wir unser Mobiltelefon mit einem Player ausrüsten, Krell empfiehlt mconnect, weil nur mit diesem Player sämtliche Funktionen des Vanguard benutzbar sind. Die Software gibt es als kostenfreie App für Smartphone und iPhone, aber auch als kostenpflichtige Vollversion für knapp 6 Euro, mit dieser Variante lassen sich dann Dateien nicht nur vom Handy sondern auch vom Computer oder NAS (Network Attached Storage, zu deutsch: netzgebundener Speicher) abspielen. Die Vernetzung funktioniert prima: Einfach die installierte Software aufrufen, den Vanguard als Ziel für die Musikübermittlung auswählen, nun noch die gewünschte Musik aussuchen – und schon lassen es AC/DC mit „War Machine“ im Hörraum krachen. Besser: Der Vanguard lässt es krachen, er setzt die australischen Hardrocker bei hohem Pegel bestens in Szene. Auch hier glänzt der Verstärker nach wie vor mit einer ungemeinen Dynamik, so frisch und druckvoll haben Angus und Co. schon lange nicht mehr geklungen! Auch bei Ausflügen in die elektronische Musik zeigt der Vanguard Kraft und Klasse: „Scorpio Rising“ von Yello deckt mit seinen Synthie-Flächen und Sample-Einwürfen das gesamte Tonspektrum ab, der Krell führt uns souverän durch diese atmosphärisch-dramatischen, unendlichen Klangwelten. Es ist ein Fest der Frequenzen, dabei massiert uns der Verstärker mit den abgründigen Tiefton-Tupfern dieses Tracks ordentlich den Magen. Der kraftvolle Krell meistert das alles hingegen völlig entspannt, er hält mühelos die Schallwandler unter Kontrolle. Ihm gelingt damit, was die Schweizer Klangtüftler von Yello hier beabsichtigt haben: Sie lassen die Musik zwischenzeitlich gefrieren – und wir wissen nun, wie vereiste Musik klingt.
Fazit
Der Krell Vanguard ist ein grandioser Vollverstärker: Er hat Kraft und Kontrolle, er bietet Dynamik und Detailreichtum, er glänzt mit Klarheit und klanglichem Ebenmaß. Das zeichnet den Verstärker als vorzüglichen Analog-Amp aus. Trotzdem sollte man keine halben Sachen machen, denn den vollen Spaß bietet er als vollausgestatteter Digital Vanguard: Die zahlreichen Schnittstellen des Digital-Moduls sind das Tor zum zeitgemäßen und zukunftsfähigen Musikgenuss. Mit diesen vielfältigen Einbindungsmöglichkeiten erweist sich der High End-Verstärker als audiophiler Avantgardist.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: www.lite-magazin.de
Klasse: Referenzklasse
Preis-/Leistung: angemessen
98 of 100
94 of 100
91 of 100
Technische Daten
Modell: | Krell Vanguard / Digital Vanguard |
---|---|
Produktkategorie: | Stereo-Vollverstärker |
Preise: | 5.940,00 Euro (Basis-Version „Vanguard“) 7.840,00 Euro (Version „Digital Vanguard“) |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | Schwarz/Silber |
Vertrieb: | Audio Reference, Hamburg Tel.: 040 / 53320359 www.audio-reference.de |
Abmessungen (HBT): | 105 x 434 x 445 mm |
Gewicht: | 17,7 kg |
Leistung: | 200 W / 8 Ohm |
Maximale Samplingrate/ Auflösung: | 192 kHz/24 Bit bzw. 96 kHz/24 Bit |
Eingänge analog: | 3 x Cinch 1 x XLR 1 x IR 1 x 12 VDC Remote Trigger |
Eingänge digital: | 1 x Toslink (optisch) 1 x Cinch (elektrisch; koaxial) 1 x USB Typ A 1 x Bluetooth 2 x HDMI 1 x Ethernet (RJ45) |
Ausgänge analog: | 1 x Lautsprecher 1 x 12 VDC Remote Trigger |
Ausgänge digital: | 1 x HDMI |
Lieferumfang: | - Krell Vanguard/Digital Vanguard - Fernbedienung - 2 Batterien (AAA) - Torx-Stiftschlüssel (T-10) - Triggerkabel (Miniklinke, 2 m) - Netzkabel - Bedienungsanleitung - Garantie-Registrierungskarte |
Besonderes: | - exzellente Auflösung und Abbildung - ausgezeichnete Verarbeitung - zahlreiche Eingänge und Schnittstellen in der Version „Digital Vanguard“ - LAN-fähig durch Ethernet-Schnittstelle - kompakte Abmessungen trotz großer Leistung - hochqualitative Fernbedienung |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,0 |
Praxis (20%): | 1,0 |
Ausstattung (20%): | 1,1 |
Gesamtnote: | 1,0 |
Klasse: | Referenzklasse |
Preis-/Leistungsverhältins: | angemessen |
-
Stereo-Vollverstärker Advance Acoustic X-i75 – Audiophilie à la française
-
Hegel Röst – Netzwerkfähiger Vollverstärker für analogen Anspruch und digitales Streaming
-
Vollverstärker Lyngdorf TDAI-2170 – Raumeinmessung für Ideal-Akustik, 4K für bestes Bild
-
Advance Acoustic X-i120 – Retro-Charme und Zukunftsausstattung