Home » Tests » Streaming- und netzwerkfähiger Verstärker Micromega M-One 100 – Die Wunder-Flunder
15. Februar 2017
von Volker Frech
RedakteurSchicker geht es kaum: Der französische HiFi-Hersteller Micromega präsentiert mit dem M-One 100 eine Mélange aus High-End und Haute-Couture. Doch was steckt in der schick-schlanken Hülle? Ein Verstärker? Ja. Ein DAC? Auch. Eine Multimedie-Zentrale? Ebenso. Doch eigentlich ist der M-One 100 ein Brückenbauer : Er verbindet die Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft des Musikhörens. Wie ihm das gelingt, zeigt unser Test.

Schick und edel: Der Micromega M-One passt besonders in ein modernes Ambiente.
Egal, was dieses Gerät macht oder kann: Es sorgt sofort beim ersten Hingucken für den Wow-Effekt. Das hat Micromega prima hinbekommen. Die Franzosen sind seit 1987 mit einem nicht ganz bescheidenen Anspruch angetreten. Unter dem Motto „Der Klang Frankreichs” wollen sie Weltklasse-Leistung zu einem unvergleichlichen Preis-Leistungs-Verhältnis bieten, dabei darf das Design natürlich nicht zu kurz kommen, wir reden hier schließlich von einem Hersteller aus dem Land der Eleganz. Beim M-One-100 haben sich die Franzosen nun selbst übertroffen. Bei der Fertigung und Formung dieses stylishen Multi-Amps haben sie keinen Aufwand gescheut. Das Gehäuse besteht aus massivem Aluminium, und es ist nicht etwa aus Einzelteilen zusammengesetzt, sondern wurde in Gänze aus einem Alu-Block geschnitten. Das trägt nicht unwesentlich zu dem stattlichen Gewicht von neun Kilogramm bei und sorgt dafür, dass sich der Micromega M-One 100 optisch als perfekte Einheit präsentiert, ein Metall-Monolith, der durch Rundungen und Fasungen einen edlen Schliff erhalten hat und durch eine Eloxierung eine edle Oberfläche besitzt. Micromega ist zurecht stolz darauf, seine Produkte von vorne bis hinten im eigenen Land zu produzieren, und das ermöglicht den Franzosen auch, bei der Optik auf Kundenwünsche einzugehen. Wer den Aluminium-M-One 100 noch schicker oder spezieller haben möchte, bekommt ihn in Verbindung mit diversen Farbausführungen, eloxiert in Grau oder Schwarz, lackiert in Rot, Blau, Orange oder in einer eigenen Lieblingsfarbe. Als alternative Oberflächen-Überzüge bietet Micromega sogar Leder und Karbon an. Das ist extraordinaire, und außergewöhnlich ist deshalb auch die Positionierung dieses Multi-Amps: Die stylische Optik verbietet es ja geradezu, ihn in ein Regal zu verbannen, ein solches Gerät ist jenseits seiner klanglichen Qualität auch eine Art Ausstellungsstück. Deshalb kann man dieses High-End-Exponat nicht nur flach auf seinem Board oder Rack deponieren, sondern auch flach hängend an der Wand montieren. Das ist originell und dekorativ – und möglich macht dieses duale Nutzungsmöglichkeit ein technisch-designerischer Kunstgriff.

So geht es auch: Der M-One 100 ist für die Wandmontage geeignet – und als Hingucker in ausgefallenen Oberfächen und Lackierungen zu haben.
Doppel-Display und Fernbedienung
Micromega hat seinem M-One 100 nicht nur eine Anzeige gegönnt, sondern gleich zwei – und das Doppel-Display steht der sonstigen noblen Gehäuseanmutung in nichts nach. Dies erlaubt moderne OLED-Technik. Organischen LED-Paneele bieten ein scharfes Bild mit hervorragenden Schwarz- und Kontrastwerten und ohne Schatten- oder Schimmerbildung, die feine Auflösung vermag Buchstaben und Zeichen so abzubilden, dass sie nicht als pixelig wahrgenommen werden. Eine dieser OLED-Anzeigen befindet sich auf der schmalen Stirnseite des Micromega M-One 100, die andere auf der Oberseite. Beide Displays geben synchron Auskunft über die gewählte Quelle und die aktuelle Lautstärke, aber auch über die Funktionen, die jeweils über vier kleine Bedientasten abgerufen werden können. Sie sind unauffällig zur Linken und Rechten des oberseitigen Display platziert, über diese kleine Knöpfe bewerkstelligt man die Quellenwahl, die Lautstärkeeinstellung und die Balanceregelung, aber auch Benennung der Eingänge und die Veränderung ihrer Empfindlichkeit. Hierdurch können Lautstärke-Differenzen zwischen den verschiedenen Quellen ausgeglichen werden. All diese Funktionen lassen sich auch aus der Ferne steuern: Zum M-One 100 gibt es eine hochwertige, übersichtlich strukturierte Fernbedienung aus Aluminium, dazu bietet Micromega eine App an, mit der das Fernbedienen und Feintunen des Geräts, aber auch das Streaming bequem mit dem Handy oder dem Tablet erledigt werden kann. Damit sind wir schon bei den Möglichkeiten, die dieser Multi-Amp bietet.

Das Doppel-Display sieht nicht nur edel aus, es erlaubt auch die Wandmontage des M-One 100.
Ein- und Ausgänge: analoge Traumausstattung …
Wer den M-One 100 umdreht, sieht erst einmal, dass Micromega an die Obhut der mitunter empfindlichen Kabel und Stecker gedacht hat, deshalb ist das gesamte Anschlussfeld von den Gehäusewangen und dem Deckel eingefasst und gut geschützt – auch vor Blicken, denn Stecker und Kabel rangieren im Ästhetik-Ranking auf den hinteren Plätzen. Es gibt beim M-One 100 auch eine Menge zu behüten: Was sich hier an Eingängen und Schnittstellen aufreiht, ist nicht nur quantitativ, sondern auch qualitativ außergewöhnlich. Da ist zum ersten die analoge Eingangssektion. In einer Zeit, in der nichtdigitale Anschlüsse selten werden und Plattenspieler-Eingänge zur Rarität geraten, bietet der M-One 100 das volle Programm: Für Phono-Freunde gibt es einen Cinch-Eingang, der Signale sowohl von Moving-Magnet- als auch von Moving-Coil-Systemen entgegennimmt, der MM-/MC-Umschalter befindet sich direkt neben den Buchsen – wie auch eine Erdungsklemme, womit das Rundherum-Sorglos-Paket für Vinylisten komplett ist. Damit liegt Micromega im Trend, das vermeintlich gestrige Plattenabspielen erlebt ja derzeit seine Renaissance. Für weitere Analog-Zuspielungen stehen nun noch zwei Line-Eingänge zur Verfügung, ein Cinch-Input für unsymmetrische Signale und ein XLR-Eingang für symmetrische Signale. Dies ist der Königsweg für analoge Verbindungen, weil bei der symmetrischen Übertragung das Signal gleich zweimal durch das Kabel geschickt, einmal normal und einmal um 180 Grad phasengedreht (invertiert). Störungen, die auf das Kabel einwirken und sich als Brummen oder Sirren bemerkbar machen, werden dadurch ausgelöscht. Die symmetrische Signalübertragung bürgt für die beste Qualität und ist deshalb im Tonstudio-Bereich Standard. Wer kann, sollte also diesen hochwertigen Eingang benutzen.

Das opulente Anschlussfeld bietet eine MM/MC-Phono-Sektion sowie erstklassige analoge Eingänge und digitale Schnittstellen.
Nun zur Ausgangssektion des Micromega M-One 100: Hier stoßen wir zuerst auf vier Lautsprecherklemmen für ein Paar Boxen. Diese Polklemmen sind ultrasolide, die gewichtigen Muttern laufen hervorragend auf dem Gewinde – das ist Klasse-Qualität. Eingefasst von den Polklemmen sind die Pre-Out-Buchsen, falls man den M-One 100 mit einer externen Leistungsendstufe oder mit Monoblöcken betreiben möchte. Micromega setzt auch hier wieder eine symmetrische Signalführung per XLR und damit auf die bestmögliche Verbindung. Für Tiefton-Liebhaber hat der M-One 100 überdies einen Subwoofer Ausgang in petto. Der letzte Ausgang befindet sich nicht auf der Rückseite, sondern liegt geschickt kaschiert auf der Front, integriert in die Fläche des Displays: ein Kopfhörerausgang! Die Buchse ist eine 3,5-Millimeter-Ausführung, wer einen Kopfhörer mit 6,35-Millimeter-Stecker hat, benötigt einen Adapter – und sollt sich überlegen, wie er das nun auf der kleinen Buchse lastende Gewicht abfedert. Der Kopfhörer-Ausgang weist eine Besonderheit auf: Er ist kann Musik wiedergeben, die vom Binaural-System kommt, welches Micromega entwickelt hat und optional anbietet. Hierdurch soll bei der Kopfhörer-Wiedergabe die ursprüngliche Klanglandschaft nachgebildet werden. Drei weitere Anschlüsse sollen nicht unerwähnt bleiben: Zum einen die beiden Trigger-Buchsen, um den M-One 100 in ein Hausautomatisierungs-System einzubinden, zum anderen der Mikrofon-Eingang, der aber nur mit dem Einmess-System namens „M.A.R.S.“ aktiv ist. Diese Raumkorrektur per DSP kann man nachrüsten, in den großen Bruder M-One 150 ist sie von Anfang an integriert.

Der Micromega M-One 100 ist aus einem Block Aluminium geschnittten – und das Firmenlogo ist in dieses Metall-Massiv eingraviert.
… und digitales Premium-Angebot
Auf die Analog-Abteilung folgt nun die Sektion der digitalen Eingänge und Schnittstellen, und auch lässt der M-One 100 kaum Wünsche offen. Das liegt nicht nur an offerierten Datenportalen, sondern auch an dem erstklassigen Digital-Analog-Konverter, der im M-One 100 seine Arbeit verrichtet. Die Wandelfähigkeit dieses DAC ist schlichtweg grandios: Am optischen TOSlink-Eingang ermöglicht er die Zuspielung von HiRes-Files mit 24 Bit/192 Kilohertz, am elektrischen koaxialen Cinch-Eingang nimmt er sogar PCM-Signale bis zu einer wahnwitzigen Güte von 32 Bit/768 Kilohertz an. Wir befinden uns hier wir im obersten Bereich der hochauflösenden Musik; für die High Resolution-Formate, die der DAC des M-One 100 handhaben kann, gibt es heute mitunter noch nicht mal die entsprechenden HiRes-Musikfiles. Mit dem Micromega M-One 100 besitzt man also eine überaus zukunftssichere Klangzentrale. Die 32 Bit/768 Kilohertz-Güte garantiert der DAC auch am AES/EBU-Eingang – hoppla, einen solchen Spezial-Input sieht man im Home-Entertainment-Bereich selten. Das komplizierte Kürzel bedeutet ausgeschrieben „Audio Engineering Society/European Broadcasting Union“ und beschreibt ein Format für die Übertragung digitaler Stereo-, Zweikanal- oder Mono-Audiosignale. Dieser Standard wird überwiegend im professionellen Studio- und Rundfunk-Bereich eingesetzt, der Micromega M-One 100 stellt die Schnittstelle in Form eines symmetrischen Eingangs zur Verfügung, deshalb finden wir hierfür eine XLR-Buchse. Direkt daneben sitzt ein USB-Port für den Anschluss des Computers, auf diesem Wege können ebenfalls PCM-Stereosignale bis zu einer Qualität von 32 Bit/768 Kilohertz eingespeist werden oder DSD/DSD-DoP-Signale bis zu einer Güte von 11,2 Megahertz. Das PCM-Format kennt man von der CD, DSD ist hingegen das File-Format, das bei der SACD zum Einsatz kommt. Heute sind PCM und DSD die gängigen Formate für digitale unkomprimierte Musikfiles. Um die Digital-Analog-Wandlung hier ein wenig zu erleichtern, ist der Standard DoP (DSD over PCM) eingeführt worden, hier werden die DSD-Daten in ein spezielles PCM-Format verpackt; der Wandler erkennt diese Speziallieferung und konvertiert das richtige Format wieder in ein Audiosignal.

Mit der Micromega-App läst sich der M-One 100 auch über das Tablet oder das Smartphone steuern.
Zurück zur USB-Buchse unseres M-One 100: Für Mac-User, die OS X oder macOS verwenden, ist mit dem Einstecken eines entsprechenden Kabels die Anschlussarbeit erledigt, Windows-Benutzer müssen zusätzlich einen Treiber von der Micromega-Seite herunterladen und installieren, um die Vernetzung mit dem PC ans Fliegen zu kriegen. Für das Streaming per Kabel besitzt der M-One 100 alternativ eine Ethernet-Buchse: Über diesen LAN-Anschluss ist der M-One 100 für Musik aus dem heimischen Netzwerk empfänglich, hierfür wird er über ein Ethernet-Kabel mit dem Modem/Router verbunden.
Wer eine kabellose Zuspielung möchte, wählt die Bluetooth-Schnittstelle des M-One 100, über diesen Weg lässt sich die Musik von Smartphones, Tablets, Computern oder MP3-Playern per Funk einspeisen. Bis zu acht Zuspieler kann der M-One 100 abspeichern, verbinden lässt sich natürlich immer nur eins. Auch bei diesem Bluetooth-Modul hat Micromega das Beste implementiert: Als Codec kommt aptX zum Zuge, dies ist aktuell der Goldstandard für die Blauzahn-Funkverbindung und garantiert eine wirklich gute Klangqualität. Streaming via WLAN ist grundsätzlich auch möglich, allerdings benötigt man dafür einen zusätzlichen WiFi-Player, dann kann der M-One 100 aber auch Airplay. Verbleiben noch die beiden USB-A-Eingänge, sie sind nicht für Audiofile-Zuspielungen gedacht, sondern dienen allein der Aktualisierung der Betriebssoftware – so bleibt der M-One 100 auch in Zukunft aktuell. Momentan ohne Funktion sind die beiden HDMI-Buchsen für I2S (Inter-Integrated Circuit), dies ist ein Kommunikationsweg, über den Integrierte Schaltungen serielle digitale Audiodaten austauschen. Diese Schnittstellen sind künftigen Micromega-Produkten vorbehalten – hier denken die Franzosen wohl schon an den medialen Datentransfer von morgen.

Trotz eingeschränkter Platzverhältnisse wartet der Micromega mit hochwertigen und großzügig dimensionierten Anschlussklemmen auf.
Klang-Kraftwerk: der Verstärker
Wovon war noch gar nicht die Rede? Vom Verstärker! Als solcher wird der M-One 100 ja annonciert, durch seine vielen Möglichkeiten und Funktionen gerät das aber fast in Vergessenheit. Dabei müsste einem beim Anblick des Geräts eigentlich gleich eine Frage durch den Kopf gehen: Wo soll bei diesem Slim-Design neben dem Display, dem Netzwerk-/Bluetoothmodul und dem Anschlussfeld denn bitteschön noch ein Stereo-Verstärker samt Netzteil hin? Die Franzosen haben es jedoch geschafft, auf kleinstem Platz sogar ein Klang-Kraftwerk unterzubringen, das an acht Ohm 2 x 100 Watt Leistung bietet, an vier Ohm sogar 2 x 200 Watt. Es handelt sich bei aller Digitaltechnik, die in diesem Gerät verbaut ist, überraschenderweise um eine klassische Class AB-Verstärkerschaltung. Diese verbreitete und beliebte Art der Amplifikation ist trickreich modifiziert und implementiert worden. Ein ausgeklügeltes Abluftsystem samt ultraleisem Ventilator verhindert die Überhitzung der Leistungstransistoren, die Wärme wird über das Gehäuse selbst, aber auch durch die seitlichen Lüftungsschlitze abgeführt. Neben der konstanten Thermik haben die Franzosen auch für Stabilisation der Schaltung gegenüber der Stromversorgung gesorgt. Bei der Elektrizitätsabteilung bot sich sogar noch Platz, für jeden der beiden Stereo-Kanäle eine separate, unabhängig arbeitende Stromzufuhr einzubauen. In punkto Miniaturisierung und Platzoptimierung macht den Franzosen also keiner was vor.

Die Fernbedienung ist wie der M-One 100 aus Aluminium gefertigt und beherrscht alle Befehle.
Aufstellen und Anschließen
Der M-One 100 wäre aufgrund seiner Maße natürlich wie gemacht dafür, ihn im Regal zu verstecken – aber dafür ist dieser Multi-Amp natürlich viel zu hübsch. Außerdem benötigt er seitlich ein wenig Platz, weil hier die Lüftungsschlitze sitzen, zur Abführung der Wärme sollten ihm zu jeder Seite zehn Zentimeter Platz gewährt werden, auch das Gehäuse wird fühlbar warm, weshalb eine Unterbringung in geschlossenen Möbelstücken ebenfalls ausscheidet. Wer den M-One 100 aufhängt, ist dieser Probleme natürlich ledig.
Nun zur Verkabelung. Dafür sollte man den M-One 100 erst einmal mit der Rückseite zu sich gewandt hinstellen, sonst gerät das Anschließen der Kabel und Stecker an die versenkten Buchsen zu einer kniffligen Fummelarbeit. Bei der Ethernet-Buchse weist die Nase für die Entsicherung des Steckers nach oben, wer hier den Stecker wieder ziehen möchte, muss mit sich mit einem Werkzeug behelfen – aber das macht man ja alles nur einmal, also: kein Drama, genauso wenig das Anschließen der Boxenkabel. Durch die Schlankheit des Gehäuses ist der Aktionsradius der Finger beim Muttern-Festziehen zwar begrenzt, trotzdem finden blanke Litzen oder Kabel mit Kabelschuhen letztlich ohne Probleme amtlichen halt; mit Bananas ist die Anschlussfrage eh kein Thema.

Auf der Unterseite sind alle Anschlüsse samt ihrer Funktion abgebildet.
So klingt der Micromega M-One 100
Fangen wir mit der vermeintlichen Vergangenheit des Musikhörens an, die mittlerweile ja wieder schwer angesagt ist: mit dem Plattenabspielen. Auf den Teller kommt eine Scheibe, die noch zu Vinyl-Hochzeiten erschienen ist: „Power Windows“ von Rush aus dem Jahr 1985. Die kanadischen Prog-Rocker haben für ihr elftes Studioalbum ordentlich Geld in die Hand genommen und erstmals mit Peter Collins kooperiert. Der Starproduzent hat der Band einen Synthesizer-reichen, ungemein komplexen Sound angedeihen lassen, da ist jeder Hördurchgang des Albums eine Entdeckungsreise – und hier gelingt es dem M-One 100 ausgezeichnet, die komplexen Klangschichten für uns quasi abzuschälen, ohne den Gesamtklang in Einzelteile zerfallen zu lassen. Die E-Gitarre, die bei Songs wie dem großartigen „Grand Designs“ hinter vielen Effekten fast versteckt ist, wirkt nun wunderbar konturiert, gerade die komplexen, manchmal fast unverständlichen Harmoniefolgen klingen in der Wiedergabe des M-One 100 nun vollkommen logisch. Auch die extreme Arbeit mit dem Stereo-Panorama, die vielen Sound-Wandereffekte, wirken nun nicht mehr affektiert-artifiziell, sondern vollkommen stimmig. Plattenwechsel: Alison Kraus & Union Station haben mit „So Long So Wrong“ ein vorzügliches Country/Bluegrass-Album eingespielt, hier sind die Instrumente ungemein plastisch aufgenommen – und so gibt sie der Micromega M-One 100 auch wieder: Das Gitarren- und Mandolinenpicking ist schlicht atemberaubend in seiner Lebendigkeit und Greifbarkeit. Dann setzt Alison Kraus mit ihrer klaren, engelsgleichen Stimme ein, und dieser ungemein zarte, zerbrechliche Gesang scheint eine Ewigkeit im Raum zu stehen, jeder zarte Hauchlaut der zierlichen Sängerin ist kostbares Klangjuwel. Das ist ein Gänsehautmoment, beim Zuhören hält man fast den Atem an. Was hier, aber auch bei den anderen Aufnahmen auffällt: Der M-One 100 spielt mit einer unendlichen Ruhe. Schon ohne Musiksignal können wir den Amp bis zum Stehkragen aufreißen, das ist bei „99“ – absolute Stille. Das ist die eine Ruhe. Die andere Ruhe betrifft die Wiedergabe: Mit dem M-One 100 klingt Musik, als müsste es genau so sein, natürlich und entspannt.

Perfekt ablesbar: Das Display lässt sich in einen Modus umschalten, der die Schrift vergrößert darstellt.
Das erleben wir auch bei der nächsten Aufnahme, jetzt wechseln wir zur Digitalsektion und legen das Klavierkonzert von Edvard Grieg auf, Herbert Schuch ist der Solist, er spielt mit dem WDR Sinfonieorchester Köln. Und was der M-One 100 hier wiedergibt, ist toll. Gleich mit dem Paukenwirbel und dem ersten Tutti erwirbt sich dieser schlanke Verstärker unseren vollen Respekt: Volumen und Dynamik sind von feinsten. Gleich mit den nachfolgenden Klavierkadenz beweist der M-One 100, dass er auch ein Meister der Raumabbildung ist. Binnen weniger Akkorde ist die Konzerthalle perfekt akustisch ausgeleuchtet. Dabei ist die Wiedergabe über den optischen und den elektrischen Eingang schlicht überragend, ein Vergleich mit der Zuspielung über den analogen Line-Eingang gibt einem das Gefühl, man höre eine andere Aufnahme. Der DAC des M-One 100 leistet hier perfekte Arbeit. Das fällt uns auch auf, wenn wir über einen WiFi-Player HiRes-Musik einspeisen. Das superb produzierte Solo-Album „Privateering“ von Mark Knopfler ist in 96kHz/24 erhältlich, und gleich bei „Redbud Tree“, dem leicht nach Folk und Country klingende Eröffnungssong, erleben wir die tolle Räumlichkeit und Transparenz dieser Aufnahme, die Instrumente – Western-Gitarre, Pedal-Steel-Gitarre, Bass, Schlagzeug – sind perfekt positioniert, Knopflers Stimme besitzt eine tolle Präsenz, und bei seinem göttergleichen Gitarrensolo hören wir die die feinsten Nuancen seines Fingerspiels. Das ist hohe Kunst, und nicht weniger virtuos gelingt dem Micromega M-One 100 die Wandlung und Verstärkung dieser Signal gewordenen Virtuosität.

Der schlanke M-One 100 sorgt für optische Leichtigkeit auf dem Sideboard.
Fazit
Mit dem M-One 100 hat Micromega eine wahre Wunder-Flunder kreiert: eine Mischung aus Klang-Kraftwerk und Multimedia-Zentrum. Im schlanken und schicken Edelgehäuse sitzen nicht weniger als ein High-End-Verstärker, ein Premium-Digital-Analog-Konverter, der in Dimensionen wandelt, die heute HiRes-File noch gar nicht erreichen, und ein opulentes Anschlussfeld, das vom Vinylfreund bis zum Streaming-Fan alle Musikhörer bedient – und dann besitzt der M-One 100 auch noch eine hervorragende Klangkultur: Er spielt dynamisch, voluminös, vor allem aber natürlich und mit unerschütterlicher Ruhe. Musikhören ist mit diesem Verstärker ein absoluter Genuss und pure Entspannung.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: www.lite-magazin.de, Herstellerbilder
Klasse: Referenzklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
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87 of 100
90 of 100

Technische Daten
Modell: | Micromega M-One 100 |
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Produktkategorie: | HiFi-Verstärker, streaming- und netzwerkfähig |
Preis: | 4.000,00 Euro |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | - Grundfarben:Grau, Schwarz - Premiumfarben: Carrara-Weiß, Lack-Schwarz, Rot. Orange, Blau - Individualfarben aus dem RAL-Spektrum |
Vertrieb: | Audio Reference, Hamburg Tel.: 040 / 53320359 www.audio-reference.de |
Abmessungen (HBT): | 56 x 430 x 350 mm |
Gewicht: | 9 kg |
Leistung | 2 x 100 Watt / 8 Ohm |
Maximale Samplingraten/ Auflösungen | Koax: 32 Bit/768 kHz (PCM) - TOSlink: 24 Bit/192 kHz (PCM) - AES/EBU: 32 Bit/768 kHz (PCM) - USB: 32 Bit/768 kHz (PCM), 11,2 MHz (DSD/DSD-DoP) |
Eingänge analog: | 1x Phono (Cinch) 1 x Line unsymmetrisch (Cinch) 1 x Line symmetrisch (XLR) 1 x Mikrofon für Raumeinmessung 1 x 5V-12V Trigger (3,5 mm Klinke) |
Eingänge/Schnittstellen digital: | 1 x elektrisch (Koax, Cinch) 1 x optisch (TOSlink) 1 x USB (Typ B) 1 x AES/EBU (XLR) 1 x LAN Ethernet 1 x Bluetooth (mit aptX-Codec) |
Ausgänge analog: | 1 x Line (Cinch) 1 x Pre Out (XLR) 1 x Subwoofer (Cinch) 1 x 5V-12V Trigger (3,5 mm Klinke) |
Lieferumfang: | - Micromega M-One 100 - Fernbedienung incl. Batterie - Netzkabel - Bedienungsanleitung |
Besonderes: | - hervorragender Klang - integrierter DAC - Streaming via LAN und Bluetooth - ausgezeichnete Verarbeitung - kompakte Abmessungen - auch für Wandmontage geeignet |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,0 |
Praxis (20%): | 1,2 |
Ausstattung (20%): | 1,1 |
Gesamtnote: | 1,1 |
Klasse: | Referenzklasse |
Preis-/Leistung | angemessen |