Home » Tests » Quadral Phase 180 – Ein Wandlautsprecher, der auch mal an die Decke geht
14. Mai 2017von Martin Sowa
Redakteur
Quadral ist grundsätzlich eine sehr gute Anlaufstelle, wenn man auf der Suche nach akustisch wie optisch hervorragenden Lautsprechern ist. Vor allem aber dann, wenn man vielleicht auch etwas ausgefallenere Wünsche hat: Besonders flache Schallwandler zum Beispiel, die klanglich aber einiges zu bieten haben und sich problemlos an die Wand oder sogar an die Decke montieren lassen. Diesbezüglich hätten wir mit dem Modell Phase 180 einen veritablen Kandidaten …
Die Modelle der Phase-Serie von Quadral sind echte Allzweckwaffen, sobald klassische Lautsprecher an ihre Grenzen stoßen. In erster Linie dient die genannte Linie der Erweiterung von Surround-Sets, etwa in Richtung Dolby Atmos, wofür sich die Modelle A5 und A10 hervorragend eignen. Doch auch als Alternative zum typischen 5.1-Set kommen Phase-Mitglieder gern mal zum Einsatz, zum Beispiel in Form des Phase 16, der wahlweise als Dipol, Bipol oder Direktstrahler genutzt werden kann. Zugleich ein Lautsprecher, der insbesondere als Diffusschallquelle überall dort zum Einsatz kommt, wo klassische Surround-Sets aufgrund der räumlichen Bedingungen nichtmehr genutzt werden können. Sofern die Abmessungen des Hörraums aber kein Problem darstellen und lediglich das Platzangebot eingeschränkt ist, offeriert Quadral gleich drei Wand- und Deckenlautsprecher in unterschiedlichen Größen, die die Bezeichnungen Phase 150, Phase 180 und Phase 190 tragen. Alle drei Modelle verfügen über ein flaches und geschlossenes Gehäuse, das sich eher unauffällig zeigt, aber auch ganz wunderbar in etwas anspruchsvoller konstruierten Wohnraumkinos zur Geltung kommt.
Immer wieder schön
Beim Auspacken des Phase-180-Duos haben wir dann ein kleines Déjà-vu, schließlich hatten wir die kleinen Geschwister, die Phase 150 bereits als Teil eines Surround-Sets im Test. Und optisch unterscheiden sich die beiden Lautsprechermodelle auf den ersten Blick kaum, wenngleich die 180er erwartungsgemäß etwas größer ausfallen. Mit fast 41 Zentimetern Höhe und einer Grundfläche von 22,5 mal 12,2 Zentimetern überragen sie die 150er vor allem vertikal um rund zehn Zentimeter relativ deutlich. Dennoch wirken auch die Phase 180 immer noch kompakt und schlank. Kein Wunder eigentlich, schließlich eigenen sich auch die größeren Modelle sowohl für die Wand- als auch Deckenmontage. Und da will man nun wirklich keine klobigen Boxen befestigen.
Die Phase-Modelle sind darum auch allesamt sehr hübsch anzuschauen. Bereits die bei Lieferung aufgesetzte, leicht transparente Stoffabdeckung mit ihrer eleganten Abschlussleiste am unteren Rand hinterlässt mächtig Eindruck. Nicht zuletzt deshalb, weil besagte Leiste aus gebürstetem Aluminium gefertigt ist und zentral das dezente Herstellerlogo präsentiert – selbstverständlich angemessen und zugleich zurückhaltend. Selbst, wenn man die Phase 180 einfach vergleichsweise unspektakulär auf ein weißes Lowboard stellt, geben die flachen Lautsprecher aufgrund ihres zurückhaltenden Designs eine tolle Figur ab. Das gilt selbst dann noch, sobald man die vollflächigen Frontblenden abnimmt und damit den Blick auf die Schallwand freigibt. Dank magnetischer Befestigung kommt diese ohne entsprechende Halterungsmechanismen oder Löcher aus, hier wirkt alles sehr sauber, ohne optischen Bruch und geradlinig. Stattdessen fällt der Blick nun direkt auf den Hoch- und den Mitteltieftöner, die mit ihrem filigranen Schutzbügel beziehungsweise ihrer silbrig schimmernden Beschichtung auf sich aufmerksam machen.
Auf Vielseitigkeit ausgelegt
Beide Treiber kennen wir bereits aus unserem Test der Phase 150, der 25-Millimeter-Hochtöner mit Aluminiumkalotte kommt auch unverändert im Modell 180 zum Einsatz. Für die Wiedergabe von Mittel- und Tiefton bleibt Quadral selbstverständlich bei seiner titanbeschichteten Polypropylen-Membran, spendiert dem größeren der beiden Lautsprecher allerdings einen 180-Millimeter-Treiber. Der weist damit ein Zoll mehr auf als das Gegenstück der Phase 150 – dem größeren Platzangebot im geschlossenen Gehäuse sei Dank. Das sorgt auch dafür, dass der Frequenzbereich der Phase 180 umfangreicher ausfällt. Dieser reicht hier von 40 bis hinauf zu 38.000 Hertz und ist damit vor allem im unteren Segment nochmal besser aufgestellt.
Selbstverständlich kann man die Phase 180 natürlich auch ganz einfach auf ein Regal oder Sideboard aufstellen, grundsätzlich sind die flachen Lautsprecher allerdings vor allem für die Wand- oder Deckenmontage (hier ist zusätzliches Zubehör notwendig) ausgelegt. Sogar die Integration in Leichtbauwände ist dank des geschlossenen Gehäuses möglich – dann verschwinden die Phase 180 fast unsichtbar aus dem Sichtfeld. Aber das ist selbstverständlich kein Muss, auch im Einsatz als klassischer Regallautsprecher ist die Quadral-Box absolut zu empfehlen. Aufgrund der geringen Grundfläche im Verhältnis zur Höhe sollte man bei der klassischen Aufstellung aber auf jeden Fall darauf achten, ein standfestes Möbelstück als Basis einzusetzen. Das relativ leichte Pressspan-Mobiliar aus schwedischer Produktion beispielsweise könnte im Zweifel etwas zu wenig Eigengewicht mitbringen, um einen sicheren Stand zu gewährleisten – insbesondere, wenn spielende Kinder den Phase 180 zu nahe kommen.
In diesem Fall erweist sich die Wandmontage als vergleichsweise unkomplizierte Alternative, diesbezüglich ist die integrierte, doppelte Schlüssellochaufhängung eine ebenso einfache wie effektive Option. Zwar ist das notwendige Befestigungsmaterial in Form von Schrauben und Dübeln nicht im Lieferumfang enthalten und ein wenig Talent im Umgang mit Zollstock und Wasserwaage gefragt, grundsätzlich sollte diese Art der Montage aber auch für unerfahrene Handwerker kein größeres Problem darstellen. Dank der ausgesparten Kabelführung auf der Rückseite des Gehäuses muss man sich auch über das Verlegen der Lautsprecherstrippen oder den Einsatz von Abstandshaltern keine Gedanken machen. Der Anschluss der Kabel erfolgt einfach und bequem über die großzügig ausfallenden Schraubklemmen im – wie von Quadral gewohnt – hochwertigen Anschlussterminal.
Klanglich gewappnet
Kaum sind Aufstellung und Anschluss erledigt, wird man umgehend mit einem der Verarbeitungsqualität der Phase 180 angemessenen Klang belohnt. Gut, ein wenig Einspielzeit sollte man dem Wandlautsprecher-Duo schon zugestehen, dann liefern sie allerdings ein hervorragendes, akustisches Erlebnis. Den Anfang unseres Hörtests machen wir mit Mark Knopfler und dem Titel „Beryl“, der sich durch seinen sehr schönen Groove und satten Tiefton auszeichnet. Qualitäten, die die Phase 180 schnell klar und deutlich zum Vorschein bringen, inklusive einer großzügig und präzise aufgespannten Stereobühne. Die Raumabbildung wird sogar noch beeindruckender, als wir mit „Naive“ von The Kooks ein noch dynamischeres Stück anspielen, das besonders durch sehr klar definierte Positionen auf der virtuellen Bühne begeistert. Der Gesang steht absolut perfekt im Zentrum der Wiedergabe und selbst kleine Details bringen die Quadrals perfekt zur Geltung. Die knackige Bassdrum klingt unglaublich natürlich, was sich bei härteren Genres, zu denen wir im weiteren Verlauf unseres Praxistests wechseln, sogar noch imposanter gestaltet.
Mit „A Deathless Song“ von Parkway Drive stellen wir anschließend aber zunächst die Kraftreserven der Phase 180 auf die Probe. Eine Hürde, die den kompakten Lautsprechern aber gerade mal ein müdes Lächeln entlockt. Selbst bei höheren Pegeln behalten sie auch hier ihre besagten Qualitäten bei und spielen durchgehend unbeeindruckt und souverän auf. Selbst der abrupte Wechsel von melodiösem Intro hin zum krachenden Metal gelingt vergleichsweise geschmeidig. Wow! Ähnlich sieht es auch beim hymnischen „Howl“ von Biffy Clyro aus, dessen fast schon exzessiv eingesetzter Background-Gesang in der Vergangenheit so manch Lautsprecher vor Probleme stellte. Nicht jedoch die beiden zeitlos gestylten Quadral-Schallwandler, die jede Nuance stattdessen agil und mit Begeisterung zum Vorschein bringen. Voller Tatendrang legen die kompakten Phase 180 hier eine Dynamik an den Tag, die man ihnen auf den ersten Blick wohl kaum zugetraut hätte, schließlich wirkt ihr edel-moderner Look dafür fast etwas zu kühl. Akustisch sind die Phase 180 allerdings alles andere als gefühlskalt, was sich auch bei der Wiedergabe ruhigerer Klänge wunderbar bestätigt. Mit dem akustischen „Into The Sun“ zeigt The White Buffalo, dass es für ehrliche Musik nicht mehr braucht als eine Gitarre und eine markante Stimme, die der US-Musiker definitiv besitzt. Und die strömt jetzt so klar und authentisch in den Hörraum, dass man sich fast wie bei einem Privatkonzert fühlt – nicht unbedingt die schlechtesten Voraussetzungen für einen Lautsprecher, um Karriere zu machen …
Fazit
Klanglich agieren die Phase 180 auf dem gewohnt hohen und immer wieder beeindruckenden Quadral-Niveau. In Bezug auf den Platzbedarf sortieren sie sich allerdings ziemlich weit unten ein, was für ihren Einsatzzweck logischerweise extrem vorteilhaft ist. Bereits als klassische Regallautsprecher machen die Phase 180 eine sehr gute Figur, reizen ihr volles Potenzial allerdings beim Einsatz an Wand oder Decke aus. Dabei ist es völlig egal, ob man sie als Teil eines Surround-Sets oder als Stereo-Setup zum Musikhören einsetzt – das Ergebnis ist in jedem Fall beeindruckend. Wenn auch Sie keine Lust mehr auf klobige Schallwandler im Wohnzimmer haben, dann sind die 180er eine ganz heiße Integrations- und Klangempfehlung.
Test & Text: Martin Sowa
Fotos: www.lite-magazin.de
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
97 of 100
93 of 100
96 of 100
Technische Daten
Modell: | Quadral Phase 180 |
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Produktkategorie: | Wand-/Deckenlautsprecher |
Preis: | ca. 700 Euro/Paar |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | - Weiß, Schleiflack - Schwarz, Schleiflack |
Vertrieb: | Quadral, Hannover Tel: 0511 / 7 90 40 www.quadral.com |
Abmessungen (HBT): | 409 x 225 x 122 mm |
Gewicht: | 5,3 kg/Stück |
Hochtöner: | 1x 25 mm, Aluminiumkalotte |
Tieftöner: | 1x 180 mm, Titanium-PP |
Prinzip: | 2 Wege, geschlossen |
Besonderes: | - extrem flache Bauweise - Montage an Leichtbauwänden möglich (optionales Zubehör vorausgesetzt) - extreme Präzision - hohe Dynamik - sehr gute Raumdarstellung - hervorragende Verarbeitung - elegantes Design |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,0 |
Praxis (20%): | 1,1 |
Ausstattung (20%): | 1,0 |
Gesamtnote: | 1,0 |
Klasse: | Oberklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |