Home » Tests » Fidue A83 – In-Ear-Highender aus dem Reich der Mitte
27. Juni 2017von Stefan Meininghaus
RedakteurEine riesengroße Nation, eine riesengroße Wirtschaft und unfassbar viele clevere Ideen – so könnte man die Entwicklung Chinas in den letzten Jahren kurz zusammenfassen. Infolgedessen verwundert es nicht, dass auch im HiFi-Segment nach und nach mehr chinesische Produkte in oberen Qualitätsklassen auftauchen. Zum Beispiel der schicke In-Ear-Kopfhörer A83 von Fidue …
Der anstehende Test des Fidue A83 macht neugierig. Ich bin gespannt, womit ich es genau zu tun bekomme, schließlich wird Fidue erst seit relativ kurzer Zeit in Deutschland über die Kopfhörer-Spezialisten von Headsound vertrieben. So ist die junge Marke für mich persönlich nun echtes Neuland. Eines kann ich aber schon mal verraten: Mit billiger Massenware habe ich es hier beileibe nicht zu tun. Fidue hat einen hohen Anspruch an sein Flaggschiff, den A83 – dementsprechend liegen auch meine Erwartungen durchaus weit oben. Also mach ich mich mal schl au…
Fidue, was machen die eigentlich? Und wer ist Benny Tan?
Vermutlich wird Ihnen der Name Fidue bisher noch nicht geläufig sein. Kein Wunder, schließlich ist das Unternehmen mit Sitz in Dongguan unweit von Hongkong erst seit gut einem Jahr mit seinen Produkten auf dem deutschen Markt vertreten. In dieser kurzen Zeit haben die Chinesen uns Europäern allerdings schon beeindruckende In-Ear-Kopfhörer geboten, die u.a. durch einen außergewöhnlich klaren, dynamischen und natürlichen Sound punkten können. Die innovative Technik, die dahinter steht, geht vor allem auf einen gewissen Benny Tan zurück, seines Zeichens oberster Ingenieur bei Fidue und seit rund 20 Jahren einer der weltweit renommiertesten Kopfhörer-Designer. Tan hat während seiner Entwicklungsarbeit immer das finale Gesamtpaket, bestehend aus bestmöglicher Technik und Verarbeitung und einem attraktiven Design, im Blick. Davon, dass diese Arbeit durchaus ansprechende Früchte trägt, konnten wir uns bereits überzeugen, als wir mit dem A65 einen federleichten In-Ear testen durften, der seinerzeit mit einer glatten 1 benotet wurde. Nun möchte ich wissen, ob es bei der aufwändigeren Drei-Wege-Konstruktion des A83 tatsächlich noch ein klangliches Steigerungspotenzial gibt. Also schau ich mir mal an, was Benny Tan und seine Kollegen aus dem „Reich der Mitte“ hier auf die Beine gestellt haben!
Fidue A83: Design, Material und Verarbeitung
Bevor es aber an den Hörtest geht, mache ich mir erstmal ein Bild von der äußeren Beschaffenheit dieses kleinen und auf den ersten Blick bereits ansprechenden Kopfhörers. Geliefert wird dieser in einem ultrastabilen Pelican-Transportcase aus robustem Kunststoff. Die wertvolle Fracht erfreut sich somit einer qualitativ hochwertigen Verpackung und ist zuverlässig geschützt. „Perfekt geschützt“ wäre die ideale Beschreibung, denn ein solch stabiles Transportbehältnis ist uns bei einem Kopfhörer bislang noch nicht untergekommen. Was zum Vorschein kommt sobald man besagte Box dann öffnet, ist schlichtweg Qualität – in einem Design, das sich mehr als sehen lassen kann! Alles was im Lieferumfang enthalten ist (sechs Paar Silikon-Eartips, vergoldeter 6,5 Millimeter Klinkenadapter, vergoldeter Flugadapter und natürlich der Kopfhörer inklusive seinem mehrfach verdrilltem, rund 130 Zentimeter langem Kabel mit 3,5 Millimeter Klinkenstecker und Ohrbügel) macht auf mich schon auf den ersten Blick einen extrem wertigen und beständigen Eindruck. Die Haptik stimmt ebenfalls, die einzelnen Komponenten fühlen sich einfach gut an und zeigen sich obendrein als sorgfältig verarbeitet. Hinzu kommt, dass mir auch das Design ausgesprochen gut gefällt. Natürlich ist das immer ein Stück weit Geschmackssache – dennoch ist zu vermuten, dass die elegante Kombi aus Metall- und Kunststoffelementen bei einer breiten Mehrheit auf Zustimmung stoßen wird. Die gelungene Materialwahl verleiht dem A83 somit ein Image, was irgendwo zwischen sportlich, elegant und modern liegt – eine absolut gelungene Mischung! Ein besonders cleverer Akzent sind die unterschiedlich gefärbten Gehäuse der Ohrstöpsel. Diese machen es einfach auf Anhieb den richtigen Stecker ins richtige Ohr zu stecken (blau nach links, rot nach rechts), ohne auf die üblicherweise klitzekleinen Hinweisbeschriftungen auf den Gehäuseinnenseiten suchen zu müssen. Kurz zusammengefasst erweist sich der A83 nach der ersten ausgiebigen Beäugung als schicker Hingucker mit eindeutigen Qualitätsmerkmalen. Meine Neugier auf den Sound wächst …
Chillen in entspannter Atmosphäre: Ein musikalisches Erlebnis auf der Terrasse
Pünktlich zu diesem Test hält zum Glück der Sommer Einzug in nordrhein-westfälische Gefilde. So schnappe ich mir mein Smartphone und die Kopfhörer und entscheide mich zunächst für einen gemütlichen Open-Air-Test. Am Anfang steht jedoch zunächst die „handwerkliche Feinabstimmung“, bei der ersten Inbetriebnahme dauert es nämlich einige Minuten, bis ich bei der großen Auswahl an Eartips die für mich Passenden gefunden habe. Letztlich sitzen die auserwählten In-Ears dank perfekter Passform und der praktischen Ohrbügel dann aber sehr gut und schließen das Ohr exakt ab. Es kann also losgehen: Zu Beginn starte meinen Hörtest zunächst noch ohne Musik, dafür aber mit der Stimme von Christoph Maria Herbst in „Das neue total gefälschte Geheim-Tagebuch vom Mann von Frau Merkel“ (übrigens sehr empfehlenswert). Während ich so im Sommer in meinem Liegestuhl chille und dem Herbst zuhöre, fällt schnell auf: Mir geht’s schon ziemlich gut! Dazu trägt nicht nur das Wetter bei, sondern vor allem auch der angenehme Klang meiner obendrein bequem sitzenden Testprobanden. Diese erweisen sich als erstklassige Spielpartner für mein Handy, extrem klar und lebensecht bringt der A83 die markante Stimme des begnadeten Sprechers direkt in mein Ohr. Was ebenfalls auffällt, der Fidue dämmt passiv sehr gut ab – so gut, dass ich von meiner Umwelt so gut wie gar nichts mitbekomme.
Bereits jetzt bin ich hochzufrieden, im nächsten Schritt gilt es nun allerdings herausfinden, ob dieses angenehme „von der Außenwelt abgeschnitten sein“ auch in der Musikwiedergabe funktioniert. Dazu wähle ich zunächst einen echten Klassiker aus meiner Playlist: The Best of „Nothing Has Changed“ von Mister David Bowie. Schon beim ersten Track, dem zunächst eher zurückhaltenden „Space Oddity“ bin ich geflasht! Was mich neben der punktgenauen Aussteuerung von Höhen und Tiefen und dem kristallklaren Charakter der Musik vor allem begeistert, ist der beeindruckend dreidimensionale Sound. Sämtliche musikalischen Akzente sind so akkurat auf beide In-Ears verteilt, dass zwischen beiden Ohren echte musikalische Kommunikation entsteht und das Gehirn in der Mitte einfach nur genießen kann. Dieser Eindruck setzt mit den folgenden Songs wie „Changes“, „Ziggy Stardust“ oder „Ashes To Ashes“ dann unvermindert und in gleicher Weise fort – genial! Der Fidue liefert jederzeit einen klaren, vollen, ausgewogenen Sound, der sich – gepaart mit dem bereits angesprochenen hohen Tragekomfort – auch noch als absolut langzeittauglich darstellt!
Die eingangs gestellte Frage nach dem klanglichen Steigerungspotenzial gegenüber dem A 65 ist somit fast geklärt. Zu guter Letzt gilt nun noch herauszufinden wie sich der A83 verhält, wenn er an seine Leistungsgrenze gehen muss. Diesbezüglich wähle ich mit „Are You Gonna Go My Way“ von Lenny Kravitz einen echten Rock-Klassiker. Gesagt, getan. Bei nun deutlich gehobener Lautstärke spielt der schicke In-Ear allerdings weiterhin sauber, aufgeräumt, vital und stimmig. Sehr gut, doch nun geht es ans Eingemachte: Diesbezüglich drehe ich dann (fast) voll auf. Nun entfalten meine Testprobanden ihre volle Dynamik und einen kraftvollen und zugleich perfekt dosierten Bass. Das nennt man dann wohl Partystimmung im Ohr. Was aber noch Wichtiger ist: von nervigem Scheppern und Kratzen keine Spur. Stattdessen sind da „nur“ die harten Gitarrenriffs, die ich weiterhin so „konzertecht“ erlebe, wie die typische Röhre des Sängers und besonders das treibende Schlagzeug. Alles ist perfekt abgestimmt und lässt mich auf der Terrasse im Schatten liegend mitrocken. Ein echtes Erlebnis!
Fazit
Die kleinen In-Ear-Kopfhörer aus dem Hause Fidue vereinen eine ganze Reihe positiver Eigenschaften in sich: Sie sind design- und materialtechnisch im obersten Bereich anzusiedeln, hervorragend verarbeitet und sitzen perfekt im Ohr. Hinzu kommt ihre musikalische Kompetenz. Egal, ob Sie laut, leise oder „nur“ ein Hörbuch hören, die A83 holen jederzeit das Optimum aus der zugespielten Aufnahme heraus. Nachhaltig begeistert haben die Klarheit und die Dichte des Sounds. Ihr Preis von 298 Euro mag auf den ersten Blick vielleicht nicht gerade günstig erscheinen, betrachtet man allerdings die vielen Besonderheiten in Sachen Material, Verarbeitung und Klang, muss man für ähnliche Produkte teilweise deutlich tiefer in die Tasche greifen. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist entsprechend mehr als gut. Mir haben die A83 obendrein viel Spaß gemacht, ich bin davon überzeugt, dass es Ihnen nicht anders gehen wird. Die Fidue A83 sind für mich ein echter Geheimtipp für Freunde wirklich guter In-Ear-Sounds!
Test & Text: Stefan Meininghaus
Fotos: www.lite-magazin.de
Klasse: Spitzenklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
96 of 100
92 of 100
91 of 100
Technische Daten
Modell: | Fidue A83 |
---|---|
Produktkategorie: | Kopfhörer, In-Ear |
Preis: | 298,00 Euro |
Garantie: | 1 Jahr |
Ausführungen: | gold |
Vertrieb: | Headsound Audio, Berlin 030 / 89635295 www.headsound.de |
Frequenzbereich: | 9 - 31.000 Hz |
Anschluss: | - Kabel (ca. 1,30m, abnehmbar) |
Kabelfernbedienung: | nein |
Freisprecheinrichtung: | nein |
Kompatibel mit: | - iOS - Android - Windows-Phone - etc. |
Impedanz: | 11 Ohm |
Lieferumfang: | - Fidue A83 - Pelican Transport-Case - 6 Silikon Ohradapter - Flugzeugadapter - 6,5mm-Klinkenadapter |
Besonderes: | - federleicht - farbliche Markierungen - bequemer Tragekomfort - exzellente Verarbeitung - ausgewogene Klangkulisse - hohe Dynamikeigenschaften - hybrides Treiberkonzept |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,0 |
Praxis (20%): | 1,1 |
Ausstattung (20%): | 1,1 |
Gesamtnote: | 1,1 |
Klasse: | Spitzenklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |