Home » Tests » Canton C 309 – HiFi-Preiskracher mit Freizeit-Überstunden-Garantie
7. Juli 2017von Roman Maier
Inhaber/GeschäftsführerMit seiner brandneuen C-Serie geht Canton neue Vertriebswege. Ausschließlich im hauseigenen Online-Shop zu beziehen, verspricht die neue Linie ein fast unschlagbares Preis-Leistungsverhältnis. Mit einem Stückpreis von 299 Euro sticht das Flaggschiff der Linie, die große Drei-Wege-Standbox C 309, besonders heraus.
Das Angebot ist vielfältig, die Vertriebswege ebenso. Während Canton seine Top-End-Serien Reference, Vento, Chrono und GLE seit eh und je im stationären Fachhandel platziert und das auch in Zukunft tun wird, geht man in seinem Jubiläumsjahr – Canton feiert 2017 immerhin seinen 45sten Geburtstag – neue Wege und präsentiert eine Linie, die ausschließlich über den hauseigenen Shop erworben werden kann. Das macht Sinn, schließlich hat sich das Kaufverhalten in Sachen Unterhaltungselektronik deutlich verändert. Immer mehr Produkte werden bequem vom Schreibtisch aus recherchiert und schließlich auch von dort bestellt, der sogenannte E-Commerce-Markt ist riesig und wird in Zukunft noch gigantischer. Ein Potenzial, das in den letzten Jahren bereits einige Hersteller der Branche erkannt und kurzerhand eigene Shop-Systeme installiert haben. Im Vergleich dazu geht Canton nun sogar einen Schritt weiter und präsentiert mit seiner C-Serie gleich eine speziell für diesen Markt kreierte Lautsprecher-Range, die sich im unteren Preisbereich ansiedelt und sich gezielt auf die Bedürfnisse preisbewusster Web-Shopper ausgerichtet zeigt. Weiterer angenehmer Nebeneffekt: Der Kauf im Online-Store ist absolut risikolos und versandkostenfrei. Hier legt Canton im Jubiläumsjahr noch einen drauf und bietet seinen Kunden ein 45-tägiges Rückgaberecht, sollten die neuen Boxen aus irgendeinem Grund doch nicht gefallen.
Geschwister mit gewissen Extras
Meine Überraschung war groß, als ich die brandneue C-Serie erstmals auf der High End im Mai 2017 in München entdeckte. Bestehend aus einer Regalbox, einem Center, zwei Subwoofern und einem stattlichen Standlautsprecher offeriert Canton mit der neuen Produktreihe sowohl für den Heimkino- als auch den Stereoeinsatz den passenden Lösungsvorschlag. Besonderes Augenmerk erntete dabei die große C 309. Optisch an die GLE 490 und 496 angelehnt, immerhin zwei der meistverkauften Schallwandler Cantons, zeigt sich die rund 1.05 Meter in die Höhe ragende und opulent bestückte 309 und auch in Sachen Verarbeitung von ihrer besten Seite, wie ich nach dem Auspacken meiner Testmuster schnell feststelle.
„Klar, zeitlos, gradlinig“ sind die ersten Attribute, die mir nach näherer Betrachtung in den Sinn kommen. Tatsächlich ist die C 309 aber noch mehr, sie ist eine auffällig gut verarbeitete Drei-Wege-Box im makellos-schlichten Design. Eine, die HiFi-Freunden gefallen wird, die eher zu klassisch gestalteten Schallwandlern tendieren. Zugleich aber auch eine, die diejenigen neugierig werden lässt, die es eher schlicht und elegant mögen. Kurz zusammengefasst: die C 309 ist mehr als einfach nur ein weiterer Lautsprecher im Canton-Portfolio. Das jedenfalls lassen die Reaktionen unserer Redaktionsbesucher schließen. Jeder, wirklich jeder, der den Hörraum betritt, schreitet früher oder später zur C 309 um sie sich näher anzusehen oder einfach nur zu berühren. Auf einem MDF-Korpus basierend, bietet die hochwertige, leicht strukturierte Folienoberfläche diesbezüglich das richtige Material und zeigt sich ganz nebenbei auch noch als wohlproportioniert. Bei genauerer Betrachtung wird schnell klar: hier regieren vornehme Zurückhaltung und ein zeitlos-raffiniertes Design. Effektiv eingesetzte Details runden das gelungene Äussere der 309 perfekt ab. Dazu gehören die leicht verbreitete Sockelplatte, auf der die Standbox sicher thront und die feinmaschige Frontabdeckung, die sich fast über die gesamte Frontpartie erstreckt und die dahinter befindliche Technik erahnen lässt.
C 309: Technik neuester Stand
Was sich in der Form- und Designgebung auf den ersten Blick bemerkbar macht, setzt sich in Sachen Technik unvermittelt fort. Nach dem Motto „Form follows Function, Function follows Form“ scheinen Design und Technik hier aus einer Feder zu stammen und letztlich eine füreinander geschaffene Einheit zu bilden. Mit ihren mächtigen Mittel- und Tieftönern und dem zwischendrin platzierten, nicht minder beeindruckenden, Hochtöner präsentiert sich die Schallwand tatsächlich wie aus einem Guss. Alles selbstverständlich bündig eingelassen, perfekt zentriert und gut hinter besagtem Metallgitter geschützt. Nun noch die blanken Fakten zu besagter Technik:
Für die Hochtonreproduktion setzt Canton auf einen 25-Millimeter messenden Tweeter mit Alu-Mangan-Kalotte – verwandt dem Modell, wie es z.B. in der deutlich hochpreisigeren Ergo-Linie zum Einsatz kommt. Für die Wiedergabe des anschließenden Frequenzbereiches zeichnet dann der massive Mitteltöner verantwortlich, der seinen Platz im obersten Gehäuseabteil findet. 180 Millimeter durchmessende Titanium-Membranen mit Wave-Sicken zeugen vom steten Technologietransfer der hessischen Audioschmiede und waren in ähnlicher Form bisher der Vento-Serie vorbehalten. Optisch nahezu identisch präsentieren sich die direkt unterhalb des Hochtöners thronenden Basschassis. Der Plural ist bewusst gewählt, schließlich kommen pro Box gleich zwei dieser mächtigen Tieftöner zum Einsatz, die laut Herstelleraussage runter bis 20 Hertz spielen sollen. In Verbindung mit dem darunter platzierten Reflexport verspricht das schonmal reichlich Druck im Basskeller. Das Letztgenannter nicht auf der Gehäuserückseite platziert wurde bietet der C 309 zudem ungeahnte Freiheiten in der Aufstellung. So kann der große Standlautsprecher sogar wandnah positioniert werden. Während sich die Front der brandneuen Canton-Box üppig ausgestattet zeigt, beziehen sich die Besonderheiten der Rückseite lediglich auf das Anschlussfeld. Die hier eingesetzten, großen und großzügig dimensionierten Schraubklemmen in Single-Wire-Ausführung nehmen sowohl Bananas wie unkonfektionierte Kabel bis zu einem Querschnitt von 6mm² auf.
Feinschliff mit positiven Folgen
Nachdem die obligatorische Einspielzeit inzwischen abgeschlossen ist, ist endlich der schönste Teil, der Praxistest, in Sicht. Bevor es aber so richtig losgeht, gilt es, beginnend mit der Ausrichtung der Lautsprecher, ideale Voraussetzungen für den bestmöglichen Klang schaffen. Ein wichtiger Punkt, der lediglich etwas Zeit in Anspruch nimmt, aber dafür sorgen kann, dass die neuen Boxen auch ihr ganzes Potenzial ausspielen können.
Bange muss einem davor ganz sicher nicht sein, folgende Tipps sind selbst von HiFi-Einsteigern schnell und einfach umgesetzt und machen sogar Spaß, die ersten Erfolge stellen sich nämlich schnell ein.
1.) Ganz wichtig: gewähren Sie Ihren neuen Lautsprechern einen jederzeit festen Stand. Dafür nutzen Sie am Besten die mitgelieferten, höhenverstellbaren Spikes. Auf Parkett-, Laminat- oder Fliesenböden empfiehlt sich zudem der Einsatz kleinerer Plättchen unter den gerundeten Spikes, um Beschädigungen des Untergrunds zu vermeiden.
2.) Idealerweise stellen Sie die beiden Lautsprecher nun in der Entfernung zueinander auf, der dem Abstand zum Hörplatz entspricht. Danach richten Sie die C 309 auf diesen aus. Die Boxen „schauen“ dem Hörer nun direkt ins Gesicht. Drehen Sie die Lautsprecher anschließend in kleinen Zentimeterschritten nach aussen, ohne dabei den Abstand zum Hörplatz zu verändern. Die ideale Ausrichtung ist gefunden, sobald der Klang mitten im Raum zu stehen scheint und nicht mehr an den Boxen „klebt“.
3.) Dank frontseitig platzierter Bassreflexöffnung kann die C 309 näher an die Wand gerückt werden als ein Großteil ihrer Mitbewerber. Vermeiden Sie es dennoch die Lautsprecher zu nah an die Rückwand oder zu tief in die Raumecke zu stellen. Je näher ein Lautsprecher der Wand kommt, desto voluminöser erscheint der Bass. Das muss nicht gut sein, der so erzeugte Bass neigt nun nämlich meist dazu unkontrolliert, wummerig und nervig in den Raum entlassen zu werden. Idealerweise sticht der Bass nicht aus dem Klangbild heraus, sondern stellt die Musik auf ein solides Tieftonfundament. Experimentieren Sie deshalb ruhig ein wenig mit der Aufstellung Ihrer neuen Lautsprecher. Schon um einige wenige Zentimeter verschoben, kann sich ein völlig anderes Klangbild ergeben.
4.) Ihr neuer Lautsprecher kann nur so gut klingen, wie es die vorhandene Audio-Kette zulässt. Geizen Sie deshalb nicht am falschen Ende und investieren etwas Geld für hochwertige Lautsprecherkabel. Angst vor einer teuren Investition müssen Sie nicht haben, ordentliche Verbindungen müssen nicht zwingend teuer sein. In unserem HiFi-Test haben wir sehr gute Erfahrungen mit dem QED XT 40 gemacht. Flexibel zu verlegen und mit hochwertigen Steckern bestückt, zeigt sich dieses Kabel klanglich neutral.
Leichtfüssig, straff und kontrolliert
Nachdem beide Lautsprecher nun optimal aufgestellt und ausgerichtet sind, in unserem Hörraum bei einem Abstand von rund 2,60 leicht auf den Hörplatz eingewinkelt, geht es nun endlich in den Hörtest. Zunächst gibt sich diesbezüglich Björk mit „Crying“ die Ehre. Schnell wird hier klar: die Wiedergabecharakteristik entspricht schlichtweg dem Design der C 309: aufgeräumt, geradlinig, und völlig ohne Schnörkel. Die luftig-schnelle und nicht im Ansatz zu warme Gangart des Canton-Duos ist auffällig, auffällig gut. Der Sound ist frisch und energiegeladen in der Ansprache, schiesst dabei aber niemals über das Ziel hinaus. Die dargebotene Spielfreude und die rasante Dynamik gehen unvermittelt unter die Haut und ziehen mich sofort in ihren Bann. Dabei keine Spur von Schönspielerei oder übertriebenem Eifer. Das ist das eigentlich Besondere, denn oft gehen Lautsprecher dieser Preisklasse im Bass und Grundton etwas härter ran, schließlich gilt es Defizite wett zu machen, um im Vergleich zu den teureren Kollegen nicht unterzugehen. Das imponiert vielleicht im ersten Hörtest, macht auf Dauer aber wenig Spaß. Auf die Cantons trifft dieses Phänomen glücklicherweise aber nicht zu. Die Stimme der isländischen Ausnahmekünstlerin steht klar im Raum, nicht zu voluminös, aber eben auch nicht zu dünn. „Ausgewogen“ wäre die passende Beschreibung, die C 309 bearbeiten offensichtlich jeden Frequenzbereich gleichberechtigt. Anstrengende Überpräsenz ist ihnen dabei ebenso fremd wie Vordergründigkeit oder stumpfes Abarbeiten der zugespielten Frequenzen. Das ist alles andere als langweilig, sondern trägt eindeutig der Langzeitwirkung bei. In diesem Zusammenhang zeigen die klassisch gestylten Drei-Wege-Boxen dann auch schnell auf, dass sie sämtliche Nuancen der Musik beherrschen. So stellen sie den Björk-Song sofort auf ein solides Grundtonfundament, sorgen zugleich aber auch für Temperament und Drive, was dieses Stück erst so richtig schwungvoll macht. An Kontrolle vermisse ich dann selbst nach einer Pegelerhöhung nichts, der erste Eindruck in Sachen Räumlichkeit ist ebenfalls ziemlich gut.
Langzeithörtauglich und zackig
Gute Gründe, auf etwas anspruchsvolleres Futter umzusteigen. „Demolition Man” von Grace Jones – über den Auralic Aries LE in 96-kHz-Version zugespielt – eröffnet nun den zweiten Testabschnitt. Ein Titel, der zu großen Teilen von seiner Atmosphäre und der Stimme der 80er-Ikone lebt. Überhaupt scheint die Stimmwiedergabe die große Stärke dieser Box zu sein. Diesen Eindruck hatte ich eben schon und der bestätigt sich nun ein weiteres Mal. Als der Rhythmus schneller und die Instrumentalisierung etwas voller wird, wird dann deutlich wie impulsstark die C 309 eigentlich ist. Ansatzlos peitschen Oberbässe durch den Hörraum, während die obligatorischen Synthie-Klänge den Song zwischen den beiden Klangsäulen schweben lassen. Das ist genau die Stelle, an der andere Lautsprecher gerne mal Schwächen zeigen und es an Differenzierung missen lassen. Nicht so mein heutiges Test-Duo, das diese Passage akustisch locker beherrscht und als zwingend zusammengehörige Einheit darstellt. Punktgenau, facettenreich und das mit all ihren Klangfarben! Und wer noch immer der Meinung ist, Canton-Schallwandler würden es in der Hochtondarstellung gern mal übertreiben, der irrt. Das war vielleicht mal so, ist seit längerer Zeit aber nicht mehr der Fall. Das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, in den letzten zehn Jahren hatte ich so einige Canton-Modelle im Test. Zwar zeigt sich die C 309 in besagtem Bereich präsent, ist dabei aber nie aufdringlich oder nervig. In diesem Zusammenhang muss ich dann auch nochmal auf die eben angesprochene Langzeitwirkung zu sprechen kommen: Meine Testprobanden zeigen sich tatsächlich als absolut langzeithörtauglich. Inzwischen spielen sie seit einer Woche nahezu durchgängig. Im üblichen Praxistest mal etwas lauter und intensiver, dazwischen spielen sie aber auch fast durchgängig als etwas leisere Hintergrundbeschallung. Egal in welchem Einsatz, sie treten immer betriebsam, frisch und greifbar auf, neigen zugleich aber nie dazu einen Frequenzbereich besonders nach vorn zu stellen oder zu unterdrücken. Vom Grundton bis in den Hochton überzeugen sie mit einem antrittsstarken, überraschend kontrollierten Klangbild, wobei ihr dynamisches Musikmaterial offenbar besonders liegt, wie ich später in Daft Punks „Something About Us“ feststellen darf. Auch hier; die Höhen sind präsent, aber auch wohldosiert, Mitten werden sauber und tonal tadellos reproduziert und der Bassbereich stellt sich als tatkräftig, zugleich aber auch temperamentvoll dar. So erlebe ich hier und in den folgenden Testabschnitten eine durchgängig leichtfüßige, flexible und vitale Performance, die einfach Spaß an der Musik macht. Was ganz nebenbei noch auffällt: die C 309 behält eine gewisse Dynamik selbst in leiseren Passagen bei. Das ist wirklich Besonders, während andere Boxen jetzt gern mal leblos oder unmotiviert zu Werke gehen, bleibt die Canton auch hier agil und straff.
Fazit
Die C 309 ist eine uneingeschränkte Empfehlung für HiFi-Aufsteiger mit kleinem Budget. Preislich in der Einstiegsklasse angesiedelt, liefert Canton hier einen Lautsprecher, der in den Disziplinen Klang, Ausstattung und Verarbeitung fraglos in die Spitze der Mittelklasse gehört. Zeitlos-schick gestaltet, macht diese Box in nahezu jeder Wohnumgebung eine exzellente Figur und in der Musikwiedergabe richtig Spaß. Soviel Spaß, dass sich künftige Besitzer mit der 309er sicher demnächst gern ein paar Freizeit-Überstunden mit der eigenen Lieblingsmusik gönnen werden. Dass man die Cantons 45 Tage lang zuhause Probehören und bei Nichtgefallen risikolos und kostenfrei zurückschicken kann, ist ein weiteres Pro-Argument für den Kauf der C 309.
Test & Text: Roman Maier
Fotos: www.lite-magazin.de
Klasse: Mittelklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
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Technische Daten
Modell: | Canton C 309 |
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Produktkategorie: | Standlautsprecher |
Preis: | 299 Euro / Stück |
Ausführungen: | - weiß - schwarz |
Vertrieb: | Canton, Weilrod Tel.: 06083 2870 www.canton.de |
Abmessungen (HBT): | 1050 x 240 x 300 mm |
Gewicht: | 23 kg / Stück |
Hochtöner: | 25 mm Alu-Mangan |
Mitteltöner: | 180 mm, Titanium (Wave-Sicke) |
Tieftöner: | 2 x 180 mm, Titanium (Wave-Sicke) |
Prinzip: | 3-Wege-Bassreflex |
Besonderes: | - feingelochtes Aluminium-Frontgitter - üppige Ausstattung - Doppel-Woofer - sehr gute Verarbeitung - ausgewogener Klang - agiler Grundton - geniales Preis-/Leistungsverhältnis |
Lieferumfang: | - Bedienungsanleitung - selbstklebende Gummifüße - Spikes |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,0 |
Praxis (20%): | 1+ |
Ausstattung (20%): | 1+ |
Gesamtnote: | 1,0 |
Klasse: | Mittelklasse |
Preis-/Leistung | hervorragend |