Home » Rezensionen » Generation der Verdammten – Die Folgen des Krieges
24. August 2017von Martin Sowa
RedakteurMit dem ersten der beiden Weltkriege begannen die dunkelsten Jahre des europäischen Kontinents. Die Miniserie „Generation der Verdammten“ beleuchtet das Schicksal derer, die an der Schwelle zum Erwachsenwerden in die Konflikte hineingezogen werden.
Als in Europa im Jahre 1914 der Krieg ausbricht, unterschätzen viele Menschen das Ausmaß dieses Ereignisses. Einige trifft der Beginn der bewaffneten Auseinandersetzungen völlig unerwartet, einige sehen darin nur eine vorübergehende Unruhe und wieder andere sind fasziniert von den Geschehnissen. Zu den letzteren zählen vor allem junge Männer, die Gefallen an dem Gedanken finden, ihrem Land zu dienen und sich damit möglicherweise neben einem attraktiven Sold auch Ruhm und Ehre zu erarbeiten. Auch die beiden 17-jährigen Jugendlichen Michael (Jack Lowden) und Thomas (Patrick Gibson) wollen sich zum Militärdienst melden – jedoch unter verschiedener Flagge. Michael ist Deutscher, Thomas Engländer.
Doch beide eint eine große Portion Naivität, mit der sie sich sogar entgegen des Wunsches ihrer Eltern für den Dienst an der Waffe entscheiden. Unabhängig voneinander ziehen sie für unterschiedliche Parteien in einen Krieg, der so gar nicht mit ihren Vorstellungen übereinstimmt. Statt Heldentum erwartet sie ein grauenvoller, verlustreicher und scheinbar endloser Kampf, der von verlustreichen Schlachten, Giftgas und dem Tod geprägt ist. Aus dem vermeintlich kurzen Abenteuer wird ein jahrelanger Albtraum, der nicht nur die beiden Leben von Michael und Thomas entscheidet prägt, sondern dazu führt, dass die beiden sich sehr ähnlichen jungen Männer schlussendlich begegnen – als Feinde auf dem Schlachtfeld in einem Krieg, den keiner von beiden je gewollt hat…
Dass die beiden Weltkriege zu den düsteren Kapiteln der jüngeren Geschichte gehören, ist keine Überraschung. Allerdings steht der Zweite Weltkrieg dabei meist stärker im Mittelpunkt als der kürzere Konflikt von 1914 bis 1918. Anlässlich des 100. Jahrestages konzentrierte sich die BBC jedoch auf den Ersten Weltkrieg und erzählte in Form der Mini-Serie Generation der Verdammten die Geschichte zweier Jugendlicher, die noch als Jugendliche ins Grauen der Schlachten hineingezogen werden. Besonders außergewöhnlich ist dabei nicht nur die reale Grundlage, denn das Drehbuch basiert auf den Aufzeichnungen von Zeitzeugen und selbst an Kampfhandlungen teilnehmenden Soldaten. Auch die Herangehensweise und Perspektive des Kriegsdramas ist bemerkenswert, denn die englische Produktion verzichtet auf die übliche Schwarz-Weiß-Malerei und das damit verbundene „Gut-Böse-Schema“. Nicht zuletzt deshalb wirkt Generation der Verdammten mitunter wie eine Dokumentation, was den Schrecken des Krieges extrem greifbar macht.
Dazu tragen auch die Darsteller bei, allen voran die beiden Hauptpersonen Jack Lowden (als der Deutsche Michael) und Patrick Gibson (als der Engländer Thomas). Während sie zunächst als unbeschwerte Jugendliche von den Vorboten des Krieges Kenntnis nehmen, werden sie im Laufe der Jahre von Kämpfen, Tod und Trauer massiv geprägt – doch man vergisst schnell, dass das alles nur gespielt ist. Auch wenn die Erlebnisse der Figuren auf realen Ereignissen beruhen, ist es keine Selbstverständlichkeit, dieses auch so realistisch zu verkörpern. Das gilt vor allem auch für die Perspektive der Familienangehörigen der Soldaten, die fernab der Front um ihre Söhne und Männer bangen und trauern. Da ist es fast schon wohltuend, dass Regisseur Brendan Maher manchmal etwas zu viel Theatralik inszeniert und einen so daran erinnert, dass man eben nicht eine reine Dokumentation sieht. Dennoch wird das zentrale Motiv dadurch nicht verwässert und die eindeutige Aussage von Generation der Verdammten – nämlich wie sinnlos Kriege sind und welch unvorstellbare Folgen sie auf ganze Nationen wie einzelne Personen haben – bleibt klar.
Da es sich bei Generation der Verdammten um eine TV-Produktion aus dem Jahre 2014 handelt, ist die Qualität zumindest klanglich etwas eingeschränkt. Die Tonspur liegt nämlich „nur“ als reiner Stereo-Sound vor. Auch das unterstützt den dokumentarischen Charakter der Serie, Heimkino-Fans werden dadurch aber unter Umständen Effekte und akustische Intensität vermissen. Dafür liegt die Bildqualität auf hohem Niveau und überzeugt vor allem mit sehr guter Schärfe und hohem Detailgrad. Passend zum oft eher trostlosen Setting des Krieges sind Farben und Kontraste bisweilen sehr entsättigt oder schwach, was allerdings als Stilmittel gelten darf. Etwas enttäuschend ist lediglich der ebenfalls etwas dünne Umfang des Bonusmaterials, das mit ein paar entfernten Szenen tatsächlich sehr überschaubar ausfällt – angesichts der Gesamtspieldauer von fast drei intensiven Stunden allerdings ist auch das zu verschmerzen.
Fazit
Auch wenn die Kernaussage von Generation der Verdammten nicht neu ist, schildert die Mini-Serie auf besonders intensive Art und Weise das Grauen des Ersten Weltkriegs. Der dokumentarische Ansatz und die neutrale Erzählperspektive mit Blick auf zwei Jugendliche mit unterschiedlicher Herkunft und demselben Schicksal zeigen eindrucksvoll auf, welchen Einfluss der Krieg auf die Menschen hat und warum es diese Erfahrungen um jeden Preis zu verhindern gilt…
„Generation der Verdammten“ ist ab dem 25. August 2017 als DVD und Blu-ray im Vertrieb von Pandastorm Pictures erhältlich.
Genre
TV-Serie/Kriegsdrama
Altersfreigabe
ab 16 Jahren
Laufzeit
ca. 180 Minuten
Regie
Brendan Maher
Cast
Patrick Gibson, Jack Lowden, Erika Karkuszewska, Sabrina Bartlett
90 of 100
95 of 100
80 of 100
90 of 100
50 of 100
85 of 100