Home » Tests » Over-Ear-Kopfhörer Denon AH-D7200 – Zurück in die Zukunft der Referenzklasse
10. September 2017von Martin Sowa
Redakteur
Je länger sich ein Hersteller mit einem bestimmten Produkttyp beschäftigt, desto mehr Fachwissen steckt logischerweise auch in jedem einzelnen Modell. Im Falle des AH-D7200 von Denon sind es sogar mehr als fünf Jahrzehnte wertvoller Erfahrung, die den Over-Ear-Kopfhörer zu einem herausragenden Vertreter seiner Zunft machen.
Grundsätzlich ist das bei einem traditionsreichen Haus wie Denon keine Überraschung. Schon der AH-D7000 hatte allgemein positive Resonanz hervorgerufen – aber auch Erwartungen für die Zukunft geschürt. Prompt kam der AH-D7100 nicht mehr ganz so gut an, mehr oder weniger gerechtfertigte Kritik war die Folge. Aber Rückschläge sind ja nicht schlimm, solange man daraus etwas macht. Also forschte Denon nach den Ursachen, überdachte Konzepte, besann sich auf seine Stärken und entwickelte mit dem AH-D7200 ein neues Modell, das mit frischer Energie den Siegeszug des Vor-Vorgängers fortsetzt. Dabei sind die Ansprüche an Design, Tragekomfort und Klang auch angesichts des Stückpreises von rund 750 Euro wahrlich nicht geringer geworden – doch Denon war und ist darauf vorbereitet. Durchaus nachvollziehbar und absolut gerechtfertigt also, dass der japanische Hersteller seinen AH-D7200 in Hinblick aufs eigene Portfolio selbst als Referenz-Kopfhörer klassifiziert.
Schlicht luxuriös
Wie es sich für ein Referenzmodell gehört, strahlt der AH-D7200 auf den ersten Blick Luxus und Eleganz aus. Das Design verbindet auf sehr gelungene Art und Weise klassische Elemente mit modernen Details. Primär liegt der Fokus natürlich auf den Ohrschalen, die aus natürlichem und matt belassenem Walnuss-Echtholz gefertigt sind. Das verspricht nicht nur hohe Qualität, sondern auch Individualität – obwohl dieser Denon-Kopfhörer ja ohnehin nicht gerade für den Massenmarkt gebaut wird. Das hohe Niveau der Materialwahl setzt sich dementsprechend konsequent fort, so kommt als Halterung und Übergang zum Kopfbügel eine äußerst filigrane Konstruktion aus mattsilbrigem Druckguss-Aluminium zum Einsatz.
Diese Haltevorrichtung wiederrum ist an einem Kugellager befestigt, das direkt in die nummerierten Raststufen übergeht, mit denen der AH-D7200 an die unterschiedlichen Kopfgrößen und -formen angepasst werden kann. Damit er dort gut und bequem sitzt, ist der flexible Bügel selbst primär mit schwarzem Schafleder überzogen. Auch dieses zeichnet sich durch seine Natürlichkeit aus und ist besonders weich – ein weiterer Luxusfaktor des Over-Ear-Kopfhörers. Um besonders komfortabel und sicher auf dem Kopf zu sitzen, ist die Innenseite des Bügels mit abgestepptem Kunstleder bezogen, das mit sehr sauber verarbeiteten Nähten ebenso hohen Design-Ansprüchen genügt. Das gilt auch für die farblich zum Kopfbügel passenden Ohrpolster, die ebenfalls mit Kunstleder bezogen sind und damit einen guten Tragekomfort ermöglichen.
Bitte das Beste!
Unter dem Kunstlederbezug der Ohrpolster kommt beim AH-D7200 übrigens Memoryschaum zum Einsatz, der besonders weich und anpassungsfähig ist, wodurch sich der Over-Ear-Kopfhörer noch besser der Kopfform seines Trägers anpassen kann. In Sachen Tragekomfort erfüllt der AH-D7200 deshalb alle Anforderungen an einen hochwertigen Kopfhörer. Der weich gepolsterte Bügel schmiegt sich angenehm an den Kopf an, ohne zu drücken – nicht einmal an der bekannten Stelle direkt oben auf dem Schädel spürt man etwas vom mit 385 Gramm gar nicht mal so leichtgewichtigen Kopfhörer. Dabei sitzt dieser dennoch erfreulich fest und sicher, so dass er auch beim Kopfnicken im Takt nicht verrutscht. Selbst bei empfindlichem Haupt macht sich der Over-Ear dadurch auch erst nach sehr ausdauernden Hörsessions zurückhaltend bemerkbar. In dem Fall rückt man den Bügel halt ein paar Millimeter vor oder zurück und kann bequem fortfahren. An den Ohren ist der AH-D7200 sogar noch weniger spürbar, hier leistet der Memoryschaum ganze Arbeit. Die weichen Ohrpolster sind auch deshalb so konstruiert, damit sie akustisch besonders gut abschließen, um ein ungestörtes Klangbild zu ermöglichen. Dazu trägt auch das Holzgehäuse der Ohrschalen bei, das sowohl zunächst selbstdämpfend ausgelegt ist als auch vibrationsdämpfende Harzlager beherbergt, die wiederrum die Treiber des AH-D7200 aufnehmen. Auf diese Weise sollen unerwünschte Vibrationen eliminiert werden und die Treiber einen möglichst warmen und lebhaften Klang erreichen.
Bei den Treibern fiel die Wahl auf die FreeEdge-Technologie, die im AH-D7200 in Form einer besonders robusten und leichten Nanofaser-Membran zum Einsatz kommt. Hier geht die Konstruktion schon ziemlich Richtung Lautsprecherbau: Die von einem feinen Gitter geschützte, 50 Millimeter große und weich eingebettete Membran ermöglicht dank ihrer besonders engmaschigen Textur präzise Bewegungen und minimiert Verzerrungen, um auch hier unerwünschten Vibrationen entgegenzuwirken. Dazu sind auch die dezent farblich markierten Anschlüsse des abnehmbaren Kabels in schwebenden Buchsen untergebracht, die dafür sorgen sollen, dass man Kontaktgeräusche wie etwa Berührungen nicht hört – ganz lassen sich diese zwar nicht eliminieren, allerdings erweist sich das Kabel als deutlich weniger anfällig für Stöße als der Großteil seiner Kollegen. Wir haben es hier übrigens mit einem hochreinen 7N-Kupferkabel zu tun, das Denons eigenen Spezifikationen folgend in Japan hergestellt wurde – inklusive eines optisch nicht unwichtigen Zier-Rings aus Kupfer sowie einer Gewebeummantelung, effektiven Knickschutzes und eines langlebigen Metallsteckers. Den stöpseln wir aber nicht einfach so irgendwo ein, da haben wir einen ganz besonderen Spielpartner zur Hand…
Niveauvoller Spielpartner
Bevor wir zum Praxistest schreiten, verstärken wir unser Setup noch ein wenig – in Form des „Mojo“ aus dem Hause Cord. Bei diesem feinen Gerät handelt es sich um die Kombination aus einem Digital-Analog-Wandler und einem Kopfhörerverstärker. Das klingt zugegeben etwas sperrig, fällt in Hinblick auf das tatsächliche Volumen allerdings angenehm kompakt aus. Aus einem Stück Aluminium gefräst bringt das 8,2 x 6,0 Zentimeter kleine Zauberkästchen gerade einmal 180 Gramm auf die Waage, ist also sogar für den Einsatz unterwegs geeignet. Im konkreten Fall ist das allerdings weniger relevant, da der AH-D7200 vorzugsweise in den eigenen vier Wänden zum Einsatz kommt – beispielsweise als Ideallösung, wenn adäquate Lautsprecher aus Rücksicht auf Mitbewohner (egal ob in der eigenen oder der Nachbarwohnung) keine Option darstellen.
Am Mojo finden Zuspielgeräte Anschluss über drei mögliche Eingänge für wahlweise jeweils ein Mikro-USB-, optisches Digital- oder Koaxial-Kabel. Die Unterschiede und Vorteile haben wir im Test des Chord Mojo bereits ausführlich beleuchtet und verweisen an dieser Stelle gerne nochmal darauf, bevor wir hier zu sehr abschweifen. Schließlich müssen wir uns für unseren Hörtest auch erst noch schnell einen Adapter organisieren, um den 6,3-Millimeter-Stecker des Kopfhörerkabels auf die 3,5-Millimeter-Eingänge des Mojo anzupassen.
Freiheitsliebender Sound
Zum Glück ist ein solcher Adapter schnell gefunden und wir können loslegen. Wer übrigens keinen passenden Stecker zur Hand hat, muss sich keine Sorgen machen, denn der AH-D7200 klingt auch ohne zusätzlichen Kopfhörer-Verstärker ausgezeichnet. Direkt am Laptop oder Smartphone kann das beiliegende Kabel mit 6,3-Millimeter-Klinke dann aber natürlich nicht genutzt werden. Wir haben zum Glück alle Freiheiten und die nutzt der Denon-Kopfhörer ganz vortrefflich. Ganz allgemein ist sein Klang von einer raumgreifenden und sehr natürlichen Darstellung charakterisiert, die einen warmen Sound begünstigt. Dabei arbeitet der AH-D7200 mit extrem hoher Präzision und mit maximaler Übersicht. Kein noch so kleines Detail entgeht seiner Aufmerksamkeit und wird prompt an seinen Platz auf der virtuellen Bühne gestellt. Besonders beeindruckend ist die ausgewogene Darbietung über alle Frequenzen hinweg, die ein Zusammenspiel sowohl filigraner Feinheiten als auch kraftvollen Basses gleichermaßen ermöglicht.
Das testen wir zunächst mit ein paar Tracks aus der Diskografie der Band Tool, die bekanntlich recht komplexe Kompositionen zustande bringt. Der AH-D7200 fühlt sich von diesen allerdings keinesfalls überfordert, sondern scheint vielmehr froh darüber zu sein, all seine Stärken auf einen Schlag präsentieren zu dürfen. So bietet er dem knackigen Schlagzeug, dem satten Bass, den agilen Gitarren und den förmlich im Raum tanzenden Gesangsstimmen eine perfekte Bühne, die besser wohl kaum klingen könnte. Selbst die parallel zur Hauptstimme auftretenden Hintergrund-Vocals können die saubere Staffelung nicht durcheinander bringen, obwohl sie teilweise fast schon unverschämt schnell von links nach rechts springen oder sich allmählich mit stetig wachsendem Pegel nähern. Wenn der Kopfhörer da nicht mitspielt, ist jede noch so sorgfältige Arbeit im Tonstudio umsonst – nicht aber mit dem AH-D7200, der offensichtlich exakt das tut, was von ihm verlangt wird.
Dazu muss er sich allerdings nicht zwangsläufig umständlich geltender Titel bedienen, auch oft belächelte Pop-Musik macht schnell klar, dass der AH-D7200 grundsätzlich mit Blick aufs Detail arbeitet. Dadurch trägt er im Zweifelsfall sogar dazu bei, dass Künstler fortan mit ganz anderen Augen beziehungsweise Ohren betrachtet werden. Ein guter Kandidat dafür ist der oft als „Schmusesänger“ verschriene und viel zu oft unterschätzte Bosse, der so viel mehr abliefert als nur ein bisschen Radio-Pop. Offiziell zählt er ja sowieso zum Genre des Indie-Pop, was er der unkonventionellen Leichtigkeit seiner inhaltlich sehr starken Musik verdankt. Außerdem steckt in den vermeintlich simplen Liedern des gebürtigen Braunschweigers eine ganze Menge mehr als das Radio im Auto oder in der Küche normalerweise hörbar macht. Diese vielen Facetten treten erst zutage, wenn man sie über vernünftige Lautsprecher oder eben über einen exzellenten Kopfhörer wie den AH-D7200 hört. Vor allem die Live-Versionen von Bosses Liedern klingen spektakulär gut weil extrem natürlich, so dass man sich direkt ins Publikum versetzt fühlt und Gänsehautstimmung aufkommt. Insbesondere Aufnahmen von „Außerhalb der Zeit“, „Steine“ oder „Istanbul“ kommen überragend zur Geltung, indem der Denon-Kopfhörer auch jedes noch so kleine Detail des mehrstimmigen Gesangs und der instrumentalen Palette zum Vorschein bringt und ganz nebenbei wie im Refrain von „Schönste Zeit“ oder „Alter Strand“ mit krachender Bass Drum auch noch beweist, dass Bosse extrem rocken kann, wenn er denn möchte.
Fazit
Mit der Bezeichnung „Referenz-Kopfhörer“ für den AH-D7200 hat Denon sich auch selbst ein wenig unter Druck gesetzt, hält diesem aber eindrucksvoll Stand. Design, Verarbeitung, Materialauswahl, Sound – der Over-Ear-Kopfhörer liefert in allen Belangen höchste Qualität und wird den an ihn gestellten Ansprüchen absolut gerecht. Vor allem der natürliche und von hohem Detailgrad geprägte Klang sowie der exzellente Tragekomfort sorgen dafür, dass das Prädikat „Referenz-Kopfhörer“ hier zweifellos völlig berechtigt ist.
Test & Text: Martin Sowa
Fotos: www.lite-magazin.de, Herstellerbilder
Klasse: Referenzklasse
Preis-/Leistung: gut - sehr gut
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Technische Daten
Modell: | Denon AH-D7200 |
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Produktkategorie: | Over Ear-Kopfhörer |
Preis: | 799,00 Euro (UVP) |
Garantie: | 2 Jahre |
Ausführungen: | Walnuss |
Vertrieb: | D+M, Nettetal Tel.: 02157 / 1208-0 www.denon.de |
Gewicht: | 385 Gramm |
Treiber: | 50 mm, FreeEdge-Treiber |
Eingangsimpedanz: | 25 Ohm |
Frequenzgang: | 5 – 55.000 Hz |
Besonderes: | - Kopfhörergehäuse aus Naturholz - Memoryschaum-Ohrpolster - maximale Klangqualität - perfekte Verarbeitung - sehr hoher Tragekomfort - flexible Anpassung |
Lieferumfang: | - AH-D7200 - Anschlusskabel - Mikrofaser-Reinigungstuch - Sicherheitshinweise |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,0 |
Praxis (20%): | 1,1 |
Ausstattung (20%): | 1,0 |
Gesamtnote: | 1,0 |
Klasse: | Referenzklasse |
Preis-/Leistung | gut - sehr gut |