Home » Tests » Kompaktlautsprecher Canton C 302 – Bestmögliche Starthilfe für HiFi-Fans
29. Oktober 2017von Martin Sowa
Redakteur
Auch im Zeitalter topmoderner Wireless Speaker sind klassische HiFi-Lautsprecher gefragt – vielleicht sogar mehr denn je. Für Einsteiger sind die Preise edler Top-End-Boxen aber oft ein paar Nummern zu groß. Das ist aber ganz sicher kein Grund, auf besten Stereo-Klang zu verzichten – wenn es doch so wunderbare Lösungen wie die C-Serie von Canton gibt. Insbesondere der preisgünstige Kompaktlautsprecher C 302 offeriert einen attraktiven Einstieg in die HiFi-Welt.
Das Flaggschiff von Cantons C-Serie, die Drei-Wege-Standbox C 309, hatten wir bereits zum Test geladen. Sehr beeindruckend, was uns da klanglich für einen Stückpreis von nicht einmal 300 Euro geboten wurde. Wer sich allerdings mit noch knapperem Budget auf die Suche nach besseren Lautsprechern macht, wird an dieser Stelle womöglich schon abwinken. In einem finanziell sehr eng begrenzten Rahmen hat man es aber ohnehin meist eher auf kompakte Schallwandler abgesehen und die hat Canton natürlich auch im Portfolio. Eine gute Nachricht, die aber noch besser wird: Die C 302 sind für gerade einmal 129 Euro pro Stück erhältlich und damit zu jeder ansatzweise realistischen Preisvorstellung kompatibel. Auch wenn die Skeptiker natürlich schon in den Startlöchern stehen und anzweifeln, dass bei solchen Preisen vernünftige Qualität geboten wird. Keine Sorge, darüber muss man sich bei Canton nun wirklich keine Gedanken machen. Seit 45 Jahren ist der Hersteller aus Weilrod mittlerweile im Geschäft und seit vielen Jahren sogar Deutschlands Marktführer, wenn es um hochwertige HiFi-Schallwandler geht. Wenn da irgendetwas nicht gut genug für die Welt außerhalb der eigenen Räumlichkeiten ist, verlässt es diese auch nicht. Die C-Serie tut dies allerdings sehr wohl und zwar ausschließlich auf direktem Wege. Die Einstiegs-Linie ist nämlich im Gegensatz zu den im Fachhandel erhältlichen Serien ausschließlich online über Cantons Website zu beziehen. Bequemer geht es nicht und auch nicht günstiger, der Versand erfolgt nämlich kostenfrei. Zudem gibt es die Möglichkeit, die bestellten Lautsprecher bei Nichtgefallen innerhalb von 45 Tagen – eine Referenz ans eigene Jubiläum – problemlos zurückzugeben. Bedeutet: Komfort und null Risiko! Ein großzügiges Angebot seitens Canton, das aber vermutlich nur sehr selten in Anspruch genommen wird … dafür sind die C 302 einfach zu gut, als dass man diese Kompaktlautsprecher einfach so wieder auf die Rückreise schicken würde.
Perfektion mit geringen Mitteln
Bereits beim Auspacken verflüchtigen sich die ersten Vorbehalte, sollten sie denn überhaupt vorhanden sein, sofort. Optisch beweist Canton mit seinen C 302 wieder aufs Neue, dass sie die schlichte, zielgerichtete Designgebung perfekt beherrschen. So zeitlos die grundlegende Gestaltung der Cantonschen Schallwandler ausfällt, so elegant werden kleine Details eingestreut und wirkungsvolle Akzente gesetzt. Das Ergebnis ist ein grundsätzlich sehr edler Look, selbst in dieser Preisklasse, die den Einsatz hochpreisiger Materialien wie Echtholzfurnier oder Hochglanzlackierung schon rein wirtschaftlich nicht zulässt. Das fällt allerdings erst bei genauem Hinsehen auf, die C 302 macht nämlich sogar einen deutlich teureren Eindruck. Die Schallwand ist matt lackiert, der stabile Holzkorpus aus mitteldichter Faserplatte (MDF) ist ansonsten mit einer leicht strukturierten Folie bezogen. Das Farbspektrum ist genauso zeitlos wie die Konstruktion an sich: Die C 302 ist wahlweise in Weiß oder Schwarz erhältlich.
In beiden Farbvarianten kommt eine schwarze Aluminium-Blende zum Einsatz, die ganz einfach in die sauber gefräste Nut der Schallwand gesteckt wird – eine Hommage an die früheren LE- bzw. GLE-Serien. Das filigrane Lochgitter ist sowohl effektiver Schutz vor mechanischer Beschädigung als auch visuell durchlässiges Designelement. Die leichte Rundung am unteren Rand der gewölbten Blende greift das beliebte Stilmittel der Canton-Lautsprecher auf, sodass die Herkunft der C 302 auch ohne das in dieser Rundung positionierte Hersteller-Logo sofort erkennbar ist. Dementsprechend konsequent wurde auf ein zweites Logo in der Schallwand auch direkt verzichtet. So gehört die Front unter dem Schutzgitter allein den beiden Treibern, die sich ebenfalls sehen lassen können.
Pluspunkt Technologietransfer
So edel das Design, so hochwertig die Austattung: Die C 302 profitiert in allen Belangen vom Technologietransfer aus den höherpreisigen Produktserien Cantons und dem damit verbundenen Know-How. Der Zwei-Wege-Lautsprecher kommt deshalb in den Genuss von Cantons Alu-Mangan-Hochtonsystem, das einen Frequenzbereich von bis zu 40 kHz abdecken soll. Für ein kontrolliertes Abstrahlverhalten des 25-Millimeter-Tweeters darf die obligatorische Transmission Front Plate natürlich nicht fehlen. Ebenso auffällig sind die hochwertigen Titaniumchassis. Die gibt es selbstverständlich in den 160-Millimeter-Mitteltieftönern, die zudem mit einer dreifach gefalteten Wave-Sicke der neuesten Generation ausgestattet sind. Die Kombination verspricht ein sehr kontrolliertes Schwingverhalten bis zum Maximalhub und ermöglicht laut Hersteller die Wiedergabe bis in einen Frequenzbereich von bis zu 33 Hertz.
Für ausreichend Druck in den tieferen Frequenzen sorgt zudem der rückseitig positionierte Bassreflexport. Der fordert zwar ein wenig Freiraum und damit Wandabstand, verspricht dafür allerdings auch ungeahnte Vorzüge in Sachen Dynamik und Energie. Dementsprechend robust und „erwachsen“ fällt auch das Anschlussfeld aus, das mit zwei großzügig dimensionierten, versilberten Schraubklemmen Eindruck schindet. In dieser Preisklasse sind solche Exemplare keineswegs selbstverständlich sondern stellen eine lobenswerte Ausnahme dar. Anschluss finden hier sowohl Bananenstecker als auch unkonfektionierte Kabel mit größerem Querschnitt.
Letztere erfordern zwar weniger Wandabstand als die Banana-Variante, zu nah sollte man die C 302 allerdings nicht an vertikale Flächen heran schieben. Der Grund ist der rückseitig positionierte Bassreflexport, der sozusagen das Volumen des Tieftons vergrößert. Das ist aber nicht per se und unbegrenzt gewünscht, denn im ungünstigen Fall kippt der Bass in ein wummerndes Dröhnen ab, sollten die Boxen der Rückwand zu nah kommen. Abhilfe schaffen aber meist schon ein paar Zentimeter Spielraum, sodass auch für die C 302 gilt: Probieren geht über Studieren. Testen Sie einfach verschiedene Positionen aus und Sie werden schnell feststellen, in welcher Lautsprecherposition der Klang zum Zuhören einlädt.
Anschließend geht es an den Feinschliff. Der besteht zunächst aus einem sicheren und rutschfesten Stand, den vier selbstklebende Füßchen ermöglichen, die jedem Lautsprecher beiliegen. Mit ihnen schützen Sie ganz nebenbei auch die Folierung der C 302 und auch das darunter befindliche Mobiliar. Alternativ fühlen sich die Canton-Boxen auch auf Lautsprecherständern wie den passenden LS 300 (Kostenpunkt: 99 Euro pro Stück) von Canton wohl.
Unabhängig von der gewählten Standfläche sollten die Lautsprecher in ihrer finalen Position gleichmäßige Abstände einhalten – zueinander und zum Hörplatz. Im Idealfall handelt es sich dabei immer um dieselbe Distanz. Die Lautsprecher werden dabei so auf den Hörplatz ausgerichtet, dass man von dort direkt auf ihre Front blickt. Gegebenenfalls muss auch hier noch ein wenig nachjustiert werden, wobei Fingerspitzengefühl gefragt ist und die Lautsprecher nur in kleinen Schritten nach außen gedreht werden sollten. Sobald der Klang sauber im Raum steht und sich gefühlt von den Boxen löst, ist die Experimentierphase zumindest vorerst beendet und man kann sich entspannt zurücklehnen und einfach der Musik lauschen – schlagartig hat sich alle Mühe gelohnt.
Mehr Klang geht nicht – muss aber auch nicht
Selbst wenn man bei der Aufstellung der C 302 ein bisschen länger gebraucht haben sollte, ist das spätestens nach einer Minute vergessen. Dafür sorgt das für Canton typische Klangbild, das sich allgemein sehr geradlinig und aufgeräumt präsentiert. Hier gibt es weder Schönfärbereien noch unerwünschte Betonungen – die C 302 agiert so ausgewogen und mit dem Blick fürs Gesamtbild, wie man es von einem guten Lautsprecher erwartet. Spätestens jetzt ist endgültig klar, dass der Kompaktlautsprecher definitiv nicht in die niedrige Preisklasse gehört, in der die C 302 angeboten wird. Umso schöner für den stolzen Besitzer, der sein Geld hier zweifellos gut angelegt hat. Damit können wir auch all diejenigen beruhigen, die klassischen HiFi-Lautsprechern ein modernes Klangbild – aus welchen Gründen auch immer – nicht zutrauen. Die C 302 überzeugen quasi aus dem Stand vom Gegenteil und liefern einen von schier unbändiger Energie und Frische geprägten Sound, der „Worry“ von Jack Garratt sehr temperamentvoll präsentiert. Besonders die im Stakkato intonierten Melodien dieses Titels kommen dadurch besonders eindrucksvoll zur Geltung und bewirken sofort ein unwillkürliches Kopfnicken. Der Refrain wartet mit einer zusätzlichen Portion Verve auf, die selbst bei niedrigen Pegeln eine Menge Stimmung aufkommen lässt. Das ist durchaus eine bemerkenswerte Qualität der C 302, die völlig unabhängig von der gewählten Lautstärke enorme Spielfreude versprüht und mit ihrem agilen Auftreten bestes Entertainment verspricht.
So gut die Wiedergabe in leiseren Sphären klingt, so stabil bleibt die Kulisse auch bei hohen Pegeln. Ein wichtiger Aspekt, gerade wenn man eine schwungvolle Darbietung wünscht und diese nicht durch einen etwaigen Kontrollverlust getrübt wird. Die Gefahr besteht bei der C 302 allerdings nicht einmal im Ansatz, auch deutlich über Zimmerlautstärke bleiben alle Vorzüge des Kompaktlautsprechers erhalten – keine Selbstverständlichkeit bei preislich vergleichbaren Boxen. Wo mancher Konkurrent ab einer bestimmten Dezibelzahl hörbar angestrengt zu Werke geht, ist der C 302 lediglich ehrliche Begeisterung anzumerken. So geht es auch bei Incubus und „Circles“ mit Vollgas weiter, ohne dass unsere Testprobanden auch nur im Geringsten an Präzision oder Dynamik einzubüßen. Während die Instrumentalisten der Rockband absolut greifbar ihre Saiten bearbeiten, behält die C302 erfreulich mühelos die Übersicht und positioniert alle Mitglieder der Gruppe sauber und präzise auf der virtuellen Bühne. Auch der Einsatz des Gesangs fügt sich hier nahtlos ein, ohne wie ein Fremdkörper zu wirken – stattdessen bleibt es bei einer exzellenten Räumlichkeit, die alle Facetten des Gesamtkunstwerks gleichermaßen deutlich beleuchtet.
Selbst Titel mit Fokus auf eine kraftvolle und belastbare Tieftonwiedergabe stellen die C 302 nicht vor Probleme. Wir lassen hier, wie so oft, A Perfect Circle mit „The Package“ den Beweis antreten. Ein voller Erfolg! Kaum setzt der Bass im ausführlichen Intro ein, folgt auch gleich der übliche „Aha“-Effekt, der sich immer dann einstellt, sobald ein Lautsprecher zeigt, wo „der Hammer hängt“. Im Falle der kompakten Canton-Boxen ist dieser Hammer übrigens einer der ausgewachseneren Sorte. Einer, der nicht nur dazu dient, einen Nagel in die Wand zu schlagen, sondern der auch gute Dienste beim Durchbrechen dieser Wand leistet. Nun gut, wir haben den Technologie-Transfer der C-Serie ja schon thematisiert und dementsprechend sind die vielseitigen Qualitäten der C 302 nicht allzu überraschend. Aber es ist ja trotzdem immer wieder schön, wenn theoretische Gedankenspiele in der praktischen Überprüfung bestätigt werden.
Fazit
Selten passte der Spruch „Mehr Lautsprecher für das Geld geht nicht“ so gut wie auf die C 302. Für gerade einmal 129 Euro pro Box bekommt man bei Canton kompakte Schallwandler, die in allen Belangen vom Know-How ihres Herstellers profitieren und klanglich mindestens eine Klasse über ihrem Preisschild auftreten. Das dezent-edle Design sowie die hochwertige Ausstattung stechen deutlich aus der Masse hervor und machen die C 302 zu einer absoluten Empfehlung.
Test & Text: Martin Sowa
Fotos: www.lite-magazin.de
Klasse: Einstiegsklasse
Preis-/Leistung: hervorragend
98 of 100
98 of 100
98 of 100
Technische Daten
Modell: | Canton C 302 |
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Produktkategorie: | Kompaktlautsprecher |
Preis: | 129 Euro / Stück |
Ausführungen: | - weiß, foliert - Esche schwarz, foliert |
Garantie: | 5 Jahre |
Vertrieb: | Canton, Weilrod Tel.: 06083 2870 www.canton.de |
Abmessungen (HBT): | 29,5 x 17 x 26 cm |
Gewicht: | 6,5 kg / Stück |
Hochtöner: | 1 x 25 mm, Alu-Mangan |
Tieftöner: | 1 x 160 mm, Titanium (Wave-Sicke) |
Prinzip: | 2-Wege Bassreflex |
Besonderes: | - feingelochtes Aluminium-Frontgitter - sehr gute Verarbeitung - versilberte Schraubklemmen - Transmission Front-Plate - ausgewogener, präziser Klang - hohe Dynamik - herausragendes Preis-/Leistungsverhältnis |
Lieferumfang: | - Bedienungsanleitung - selbstklebende Gummifüße |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1+ |
Praxis (20%): | 1+ |
Ausstattung (20%): | 1+ |
Gesamtnote: | 1+ |
Klasse: | Einstiegsklasse |
Preis-/Leistung | hervorragend |
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