Home » Tests » Dali Opticon 2 – es kommt nicht immer auf die Größe an
17. November 2017von Jonas Bednarz
RedakteurDalis Opticon-Serie gilt als Geheimtipp unter anspruchsvollen Musikfreunden mit kleinem Budget. Besonders neugierig macht die Opticon 2, sie ist eine elegant gekleidete Regalbox in beeindruckender Verarbeitung und üppiger Ausstattung. Aber kann man für einen Paarpreis von rund 900 Euro tatsächlich einen Klang auf höherem HiFi-Niveau erwarten? Ja, man kann!
Langsam aber sicher arbeite ich mich durch das Dali-Produktprogramm nach oben. Nach meinen Tests der Dali-Einstiegsserie namens Spektor, die – gemessen an ihrem unglaublich niedrigem Einstandspreis – Maßstäbe setzt, ist nun die große Regalbox aus der nächstgrößeren Serie bei mir zu Gast. Ohne zuviel vorweg zu nehmen: die schicke Opticon 2 setzt in Sachen Klang und Verarbeitung noch eins drauf. In meinem Hörraum spielt sie in Begleitung eines Pärchens optional erhältlicher Lautsprecherständer. Ein pfiffiges, elegant gestyltes Zubehör das sie gelungen in Szene setzt und bei der optimalen Entfaltung ihrer klanglichen Eigenschaften unterstützen soll.
Der Tradition verpflichtet
Aus Hingabe zur Musik produziert Dali seit 1983 Lautsprecher. Das dänische Unternehmen bietet in seinem aktuellen Portfolio diverse hochwertige und in allen Preisbereichen angesiedelte Lautsprecher, die in ihren jeweiligen Klassen immer ganz vorne mit dabei sind – davon konnten wir uns in diversen Tests bereits mehrfach überzeugen. Angefangen bei der preisgünstigen, erstaunlich gut klingenden Spektor-Serie, bis hin zur ganz großen Epicon, der Speerspitze des Produktportfolios, greifen alle Schallwandler auf gemeinsame Technologien zurück. So vertreten sie eine einheitliche Linie mit Wiedererkennungswert, optisch wie akustisch. Seit seiner Gründung hat die Marke eine enorme Entwicklung vollzogen, seiner Heimat jedoch nie den Rücken gekehrt. Bis heute arbeitet ein Großteil der Mitarbeiter in der Firmenzentrale in Nørager, einem kleinen Örtchen im Norden unseres nördlichen Nachbarlandes. Dort werden alle Lautsprecher geplant, designet, entwickelt und viele auch gebaut.
Zeitlos, praktisch, durchdacht
In der Produkthierarchie ordnet sich die Opticon-Serie exakt mittig ein und bildet damit, zumindest in der firmeneigenen Hierarchie, die Mittelklasse. In der Entwicklung lag der Fokus darauf, eine möglichst universell einsetzbare und wohnraumfreundliche Lautsprecher-Serie zu entwickeln. Außerdem sollte sie möglichst viele der hauseigenen Technologien in sich vereinen und weitgehend im Werk in Dänemark zu fertigen sein. Der gute Klang und ein günstiger Preis verstehen sich natürlich von selbst. Kein kurzes Lastenheft, doch scheint das Vorhaben gelungen. Die fertige Serie umfasst nun fünf klassische Lautsprecher, einen Center und einen flachen Wandlautsprecher. Das alles in jeweils den Farbvarianten Schwarz, Weiß und Walnuss, da sollte für jeden Geschmack und jede Wohnumgebung etwas Passendes dabei sein. Die mir zum Test gelieferte Opticon 2 ist die zweitkleinste in der Familie oder anders ausgedrückt: Der große Regallautsprecher. Groß beschreibt in diesem Fall eine Grundfläche von knapp 20 x 30 Zentimetern, bei einer Bauhöhe von gut 36 Zentimetern. Ausgestattet unter anderem mit einem 165 Millimeter messenden Tiefmitteltöner. Eine massive Einheit, eher selten in Regallautsprechern dieser Größe, die auf tiefreichende Basseinlagen hoffen lässt. Das Gehäuse zeigt sich äußerlich schlicht, auch das ist Teil der Firmenphilosophie. Ein Dali-Lautsprecher soll sich in seine Umgebung einbringen und sie gegebenenfalls aufhübschen, er soll sich aber keinesfalls visuell in den Vordergrund stellen. Die Bemerkung bezüglich der „Schlichtheit“ ist also keinesfalls negativ gemeint, darüber hinaus ist die Opticon 2 nämlich irgendwie auch modern, geradlinig und schnörkellos. Die Oberfläche, die auch nach genauerem Hinsehen einen Schleiflack vermuten lässt, ist laut Herstelleraussage eine Vinylfolie. Eine fast perfekte „Fälschung“, die echtem Lack optisch kaum nachsteht. Der eigentliche Hingucker dieses Lautsprechers ist aber seine Frontplatte: Ihr Hochglanzfinish setzt sich von dem ansonsten eher matten Gehäuse ab, was wiederum einen netten optischen Kontrast bildet. Ein solcher ist auch die Metallapplikation auf der Front, die die Hochtonkalotte einfasst und die symbolische Verbindung zum Tieftöner darstellt. Wer dieses Design nicht so sehr mag oder aber die eingesetzte Technik nicht sehen möchte, der kann die Front hinter vollflächigen Gewebeabdeckungen verstecken. Anders als zumeist üblich sind diese jedoch nicht in Lautsprecherfarbe sondern für alle Farbvarianten mit schwarzem Stoff bespannt. Rückseitig geht dagegen etwas klassischer zu: Im oberen Drittel der Rückwand thront die große Bassreflex-Öffnung. Ein nicht ganz unwichtiges Feature, hilft es der Box doch im Bass etwas tiefer hinunter zu spielen. Dazu gleich mehr. Direkt darunter findet das hochwertige und solide Anschlussterminal seinen Platz. Zur Aufnahme der Lautsprecherkabel bieten sich zwei robuste Schraubklemmen an, die allen Arten von Verbindern Anschluss gewähren. Nur Bi-Wiring oder Bi-Amping ist, in Ermangelung eines zweiten Paares Klemmen, hier nicht möglich. Mit Blick auf das Preisschild der Opticon 2 ist das aber keineswegs als Kritikpunkt zu werten. Zumal es mit zwei Kabeln auch im Lautsprecherfuß Connect E-600 dann auch knapp wird. Der Name kommt nicht von ungefähr, der schicke Lautsprecherständer – der passend zur Box in weißer oder schwarzer Ausführung zu haben ist – verfügt nämlich im Innern des Standrohrs über einen Kabelschacht, durch den die entsprechenden Signalleiter nach oben geführt werden. In ihm lassen sich Kabel bis etwa 10 Millimeter Durchmesser elegant verstecken und direkt zum Lautsprecher führen, so dass sie einer freien Aufstellung der Lautsprecher im Raum optisch nicht hinderlich sind. Eine praktische wie elegante Lösung.
Opticon 2: Besonderheiten auf eigenem Wege
Vom Anschlussterminal aus geht es für das Musiksignal ins Innere des Lautsprechers über die direkt hinter den Anschlüssen liegende Frequenzweiche zu einem der beiden genannten Chassis. Sämtliche Frequenzen bis 2000 Hertz werden dem Tieftöner übergeben und von ihm in Schall gewandelt. Bei ihm handelt es sich übrigens um ein echtes Marken-Original, durch seine rotbraune Farbe ist er selbst aus einiger Entfernung als Dali-Produkt identifizierbar. Die ungewöhnliche Einfärbung kommt durch die hier eingesetzten Materialien zustande, bei Dali setzt man seit vielen Jahren auf Holzfasern für die Produktion der eigenen Schwingsysteme. Richtig gelesen, als einer der ganz wenigen Lautsprecherhersteller entwickeln, planen und fertigen die Dänen ihre Membranen bis heute selbst. Der hier verwendete Materialmix ist leicht, stabil und weist eine hohe Dämpfung auf – idealer Voraussetzungen für ein Schwingsystem das Leistung, Schnelligkeit und Kontrolle bieten soll. Für den entsprechenden Antrieb sorgt ein sogenannter SMC-Magnet. Die Abkürzung steht für „Soft Magnetic Compound“ und bezeichnet ein stark magnetisch aber schlecht elektrisch leitendes Granulat, aus dem beliebig geformte Magnete erstellt werden können. Der klangliche Vorteil des Materials resultiert unter anderem daraus, dass die Entstehung von Wirbelströmen eingeschränkt wird. Wirbelströme sind, ohne sie mit technischen Details langweilen zu wollen (Dali erklärt das hier ganz hervorragend unter https://www.dali-speakers.com/media/2800/dali_opticon_whitepaper_de.pdf), zum Beispiel der Grund dafür, dass Töpfe kontaktlos auf Induktionskochfeldern erhitzt werden können. Sie induzieren Wirbelströme in den Boden der Kochgerätschaften, die darauf durch Erhöhung ihrer Temperatur reagieren. Der gleiche Vorgang findet, hier allerdings ungewollt, auch in Lautsprecherantrieben statt und erwärmt den Magneten, wodurch zumeist ungewollte Verzerrungen auftreten und den Klang leiden lassen. Genau dem tritt Dali mit dem Einsatz des SMC-Magneten entgegen.
Nicht weniger aufwändig ist die über dem Tiefmitteltöner angeordnete Hochtonkalotte gefertigt. Sie wandelt alle Frequenzen ab zwei Kilohertz bis über die Hörschwelle hinaus. Damit auch ihr magnetischer Antrieb nicht überhitzt, wird er von einer magnetischen Flüssigkeit gekühlt. Da aber selbst der eigenentwickelte Holzmix für die filigrane Membran zu schwer und auch zu grob ist, setzt man im Hochtöner auf ein besonders leichtes Gewebe, das die bewegte Masse gering und damit die Impulstreue hoch hält.
Einfach, effektiv, überraschend
Nach der ausführlichen Beschreibung des Aufbaus bleibt noch all die technischen Features endlich in der Praxis zu erleben. Bevor es aber losgeht, gibt die umfangreiche Anleitung hilfreiche Tipps zu Aufstellung und Einrichtung der Lautsprecher. Wirklich benötigt wird diese aber nicht, insbesondere in Verbindung mit den passenden Connect Stands gestaltet sich die Aufstellung als wunderbar einfach und schnell erledigt. Die etwa 60 Zentimeter hohen Lautsprecherständer sorgen schonmal dafür, dass die Opticon 2 direkt auf der richtigen Höhe platziert sind. In meinem Hörraum passt das schonmal perfekt! In Sachen Verortung sollte man sich dann aber, zumindest grob, an die Vorgabe der Anleitung halten und die Boxen möglichst symmetrisch zum Hörplatz aufstellen – auf den Millimeter kommt es hier aber glücklicherweise aber nicht an. Auch in Bezug auf den Wandabstand zur Rückwand sind die Opticon 2 flexibel, hier kommt jetzt tauch die Bassreflex-Öffnung ins Spiel. Etwas näher an der Wand bedeutet etwas mehr Bass, weiter in den Raum gerückt macht den Klang etwas schlanker, zugleich nimmt die Tiefenstaffelung der räumlichen Wiedergabe zu. Welches ih Ihrem Fall die korrekte Positionierung ist, hängt vom bevorzugt gehörten Musikgenre und natürlich vom Hörgeschmack ab. Idealerweise experimentieren Sie ein bisschen mit dem Wandabstand. Auf jeden Fall beachtet werden sollte aber die Empfehlung zur Ausrichtung auf den Hörplatz. Hier empfiehlt der Hersteller die parallele Aufstellung zur Rückwand, die Boxen „strahlen“ dann somit nicht auf den Referenzplatz, sondern rechts und links am Hörer vorbei. Das wiederum ist dem guten Rundstrahlverhalten der Opticon 2 zu verdanken.
An dieser Stelle ein großes Lob an die Entwickler in Dänemark, ich kenne wirklich kaum eine Lautsprecher-Marke, dessen Serien die durch die Reihe so aufstellungsunkritisch sind wie alle Dalis. Ich habe die Opticon 2 für meinen Test zunächst nach Augenmaß aufgestellt und wurde direkt mit einer nahezu perfekten Räumlichkeit belohnt, die kaum noch zu optimieren war. Einmal in Aktion scheint es den Lautsprechern auch ziemlich egal, ob sie schlampig produzierten deutschen Post-Punk von „Love A“ oder highendigen Prog-Rock von Pink Floyd wiedergeben, in Sachen Räumlichkeit sind sie schlichtweg eine Bank. Egal, ob vier oder vierzig Instrumente, das Klangbild wirkt jederzeit aufgeräumt und strukturiert. Das ist besonders aufgrund der kompakten Größe der Lautsprecher erstaunlich, der Bass erscheint auch bei Abständen von mehr als einem halben Meter zur Rückwand angenehm voluminös. Zugleich wirkt der Sound, dem üppigen Pegel und beeindruckenden Tiefgang zum trotz, keinesfalls aufgeblasen und schon gar nicht unpräzise.
Ganz das Gegenteil ist der Fall, die Opticon 2 bleibt er selbst unter hohen Lautstärkeeinstellungen strukturiert und konturiert, so dass selbst feinere Bassläufe nicht untergehen. Stimmig auf dem Grundton aufgebaut stehen auch Mittel- und Hochtonanteile dem beeindruckenden Basstreiben in nichts nach. Die schicke Regalbox ist also neutral abgestimmt, ohne bestimmte Frequenzbereiche oder Musikstile zu bevorzugen. Nochmals unterstrichen wird dieser Einruck dann im Verlauf des Tocotronic Klassikers „K.O.O.K.“, mit dem die Hamburger das ganze Spektrum von leise und melancholisch bis laut und stürmisch abdecken. Die kompakten Dalis folgen der Stimmung auch hier. Sie geben auch die ganze Bandbreite des Songs in entsprechender Dynamik wieder, ohne sich echte Schwächen zu leisten. Es scheint, als hätte sich der Aufwand für Dali gelohnt, die Opticon 2 ist ein hervorragend klingender Lautsprecher, der klanglich so richtig Spaß macht.
Fazit
Dass man es bei Dali versteht hervorragende Lautsprecher zu bauen, das wusste ich bereits. Dennoch hat mich die Opticon 2 überrascht, ja meine Erwartungen sogar übertroffen. Sie klingt noch besser als vermutet und ist mit einem Preis von rund 900 Euro pro Paar auch noch erfreulich bezahlbar. Das schicke, schnörkellose Design, die hochwertige Ausführung und die imposante Ausstattung tun ihr Übriges. Kurzum: die Dali Opticon 2 ist ein rundum gelungener Lautsprecher. In Verbindung empfehlenswert sind die praktischen Connect E-600 Standfüße. Sie runden das Gesamtpaket stimmig ab und setzen die zeitlos-schicken Regallautsprecher bei freier Aufstellung perfekt in Szene.
Test & Text: Jonas Bednarz
Fotos: www.lite-magazin.de, Herstellerbilder
Klasse: Oberklasse
Preis-/Leistung: hervorragend
96 of 100
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93 of 100
Technische Daten
Modell: | Dali Opticon 2 |
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Produktkategorie: | Regallautsprecher |
Preis: | 449,00 Euro / Stück |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | - Esche Schwarz - Weiss seidenmatt - Walnuss |
Vertrieb: | DALI GmbH, Bensheim Tel.: 06251 / 9 44 80 77 www.dali-deutschland.de |
Abmessungen (HBT): | 351 x 195 x 297 mm |
Gewicht: | 7,8 kg / Stück |
Impedanz: | 4 Ohm |
Hochtöner: | 28 mm (Gewebekalotte) |
Tiefmitteltöner: | 1 x 165 mm (Holzfaser-Membran) |
Frequenzbereich: | 59 Hz - 27 kHz (Herstellerangabe) |
Trennfrequenz: | 2.000 Hz |
Lieferumfang: | - Dali Opticon 2 - Gewebeabdeckungen - Bedienungsanleitung |
Optionales Zubehör: | - Connect Stands Lautsprecherständer (179 Euro/Paar) |
Besonderes: | - dynamischer Grundton - hervorragende Raumdarstellung - sehr gute Verarbeitung - Tiefmitteltöner mit Holzfaser-Membran - beindruckendes Rundstrahlverhalten - exzellentes Preis-/Leistungsverhältnis |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,0 |
Praxis (20%): | 1,0 |
Ausstattung (20%): | 1,1 |
Gesamtnote: | 1,0 |
Klasse: | Oberklasse |
Preis-/Leistung | hervorragend |