Home » Tests » Standlautsprecher Dali Epicon 6 – Klang-Juwel in Edel-Optik
20. Dezember 2017von Volker Frech
RedakteurDas ist verwegen: Statt das konventionelle Drei-Wege-Prinzip zu pflegen, setzt der Schallwandler-Spezialist Dali bei seinem Edel-Lautsprecher Epicon 6 auf eine 2½ + ½-Wege-Lösung. Klingt kompliziert, verspricht aber einfach eine Premium-Performanz auf High End-Niveau. Dafür sollen Dalis Markenzeichen sorgen: der Hybrid-Hochtöner mit Bändchen-Tweeter und die rotbraunen Konus-Chassis mit Raufaser-Membran. Ob das klappt und was es mit den wundersamen Wegen auf sich hat, verrät unser Test.
Wir geben zu: Die Skepsis bezüglich des Gelingens hält sich in Grenzen. Schließlich haben wir schon diverse beeindruckende Schallwandler der Dänen kennengelernt, etwa die Dali Rubicon 6, sie glänzte mit einer Wandlerbestückung, die der Epicon 6 äußerst ähnlich ist. Mit der Dali Epicon 2 war auch schon eine Kompaktbox aus der Epicon Reihe zu Gast im Hörraum, Kollege Maier kürte sie zum klanglich besten Regallautsprecher, den das lite-Magazin bis dato im Test gehabt habe. Das weckt natürlich Erwartungen, und die sind auch begründet, schließlich ist die Epicon die Flaggschiff-Reihe der Dänen. Dali verspricht hier High End-Lautsprecher, preist sie gar als absolutes Highlight der über dreißigjährigen Hersteller-Historie – und die unterliegt seit eh und je dem Bestklang-Gebot. Davon zeugt der ausgeschriebene Firmenname: Danish Audiophile Loudspeaker Industries. Ein solcher akustische Anspruch sollte dann auch mit der optischen Erscheinung und der Qualität von Material und Fertigung harmonieren – und hier startet unsere Begegnung mit der Dali Epicon 6.
Bildschön durch Formung und Finish
Es gibt Lautsprecher, die schon bei ihrer Enthüllung (vulgo: beim Auspacken) vor Wertigkeit geradezu strahlen. Die Dali Epicon 6 ist dafür das Paradebeispiel: Während wir das schützende Flies von den Boxen abstreifen, erleben wir hautnah die herrliche Hochglanzlackierung. Wow, was für ein edles Schimmern! Man kann gar nicht anders, als über diesen makellosen Körper zu streichen. Dali tut gut daran, diesem Lautsprecher ein Poliertuch beizulegen. Auch bei späterer kritischer Betrachtung gegen das Licht hält die Begeisterung für das fantastische Finish an. Diese glänzende Oberfläche setzt die darunterliegenden Dekorschichten perfekt in Szene: Die Wangen und die Oberseite sind bei unserem Testmodell in rubinrotem Makassar gehalten. Dieses wunderschöne, stark gemaserte Ebenholz ist als Echtholzfurnier aufgetragen. Die Holzflächen werden von schwarzem Klavierlack kontrastiert und quasi gerahmt, denn dieses satte Tiefdunkel beherrscht nicht nur die Front und den rückseitigen Bereich der Box, es zeiht sich auch seitlich mit sanftem Schwung vom Boden zu den Wangen empor. Der Übergang zum Holz ist dabei entlang der gesamten Grenze schlichtweg perfekt. Das zeugt von gewissenhafter Fertigung, Dali ist zurecht Stolz darauf, bei den hochwertigen Lautsprechern zahlreiche Produktionsschritte in aufwändiger Handarbeit durchzuführen. Die Dali Epicon 6 gibt es alternativ mit einem hochattraktiven Walnuss-Furnier. Sie ist auch in reinem Hochglanzweiß oder Hochglanzschwarz zu haben, so wirkt die Epicon 6 ebenfalls sehr edel, hier benimmt man sich allerdings dem wunderbaren Wechselspiel von Holz und Lack.
Die Güte der Gewandung setzt sich bei dem Gehäuse fort. Schon beim ersten Begutachten der Box fällt das große Gewicht auf, jeder Schallwandler wiegt opulente dreißig Kilo. Kein Wunder: Die Seiten bestehen aus sage und schreibe sechs einzelnen, miteinander verleimten Schichten mitteldichter Faserplatte (MDF), die Front bringt es mit zwei Schichten auf respektable 33 Millimeter Wandstärke, bei der Rückseite beträgt sie sogar 63 Millimeter. Ein Verbund innerer Verstrebungen erhöht zusätzlich das Gewicht und verhindert letzte Vibrationsmöglichkeiten. Die sind allerdings schon durch die Gehäusegeometrie minimiert. Das gesamte Wandungsmaterial ist bestens in Form gebracht: Die Front ist sanft geschwungen, die wunderschön gewölbten Wangen finden in sanfter Rundung schließlich übergangslos auf der Rückseite zusammen. Dabei steigen die Seiten nach hinten in leichtem Bogen an, wodurch die Gehäusedecke eine geschmeidige Neigung erfährt. Die gesamte Formung ist sehr organisch, aber auch überaus komplex. Dies lässt sich nur durch eine Erhitzung und die dann mögliche Hochdruck-Verpressung des MDF-Materials erreichen. Heraus kommt ein Gehäuse, dass keine parallelen Flächen aufweist und somit stehenden Wellen keine Chance bietet. Die akustischen Vorteile führen zu einer herausragenden optische Eleganz: Durch Formung und Finish ist die Dali Epicon 6 ein bildschöner Schallwandler. Zur Attraktion dieser kunstvollen Klangsäule tragen aber auch ihre außergewöhnlichen Chassis bei.
Bändchen-Kalotten-Kombi für hoch und höher
Dali gehört zu den Firmen, die ihre Chassis selbst entwickeln und in Eigenregie fertigen – kein Wunder, denn die Dänen verbauen ziemlich außergewöhnliche Schallwandler. Geradezu ein Exot ist der Hybrid-Hochtöner: Für die Wandlung hoher Frequenzen setzt Dali auf gleich zwei Tweeter, hier kooperieren ein Bändchen-Lautsprecher und ein Kalotten-Chassis. Durch die gemeinsame Platzierung auf einer mattierten Aluminium-Platte treten die Tweeter auch optisch als Einheit auf. Diese sehr spezielle Kombination ist seit vielen Jahren DAS Markenzeichen von Dali. Dahinter steckt natürlich auch ein akustischer Sinn. Bändchenlautsprecher sind Spezialisten für die höchsten Töne. Hier schwingt nur ganz wenig Membran-Material, entweder eine ultradünne und federleichte Folie, die von feinen Leiterbahnfädchen durchzogen ist – oder, wie bei Dalis Magnetostat, ausschließlich solche leitenden, dünnen Bändchen. So oder so: Diese Leiter befinden sich mitten in einem Magnetfeld, und wenn nun das Musiksignal in Form von elektrischem Strom durch sie fließt, werden die Bändchen mal angezogen, mal abgestoßen. Durch diese Bewegung verwandelt sich der Musikstrom in Schall. Weil so wenig Masse schwingt, kann ein Bändchenhochtöner ungemein schnell und exakt agieren, deshalb wird er gerne für hohe Schwingungen eingesetzt. Bei der Dali Epicon 6 entwickelt der Magnetostat seine volle Leistungsstärke erst ab 15 Kilohertz aufwärts – das ist ein Frequenzbereich, der für die Luftigkeit und Offenheit wichtig ist.
Die unter dem Bändchen sitzende Kalotte kommt nicht ganz so weit nach oben, sie wandelt aber bis weit über 20 Kilohertz und ist eigentlich für den gesamten „normalen“ Hochton zuständig, also auch für den Bereich, der für die Brillanz und die Präsenz der Wiedergabe wichtig ist. Dieser Tweeter beendet sein Wirken dann bei etwa 2.550 Hertz. Die Wirkungsbereiche von Bändchen und Kalotte überschneiden sich bei Dalis Hybrid-Hochtonmodul also deutlich, der Magnetostat stellt somit das Plus zum elektrodynamischen Hochtöner dar – und so erklärt sich bei Dalis wundersamer Wege-Angabe auch das „+ ½“ quasi als Luftigkeits-Zuschlag bei dem Höhenweg. Im Zusammenspiel sorgen Bändchen und Kalotten für Klarheit, Räumlichkeit und Detailreichtum im Klangbild, aber auch für eine sehr gleichmäßige und breite Abstrahlung in der Horizontalen. Dies sind die akustischen Markenzeichen des Dali-Klangs.
Rote Raufaser für Mitten und Bässe
Unter dem Hybrid-Hochtonmodul schließen sich die Chassis für die Mitten und Bässe an. Hier kommen zwei 165-Millimeter-Speaker zum Zuge, sie sind ebenfalls eine Entwicklung und Fertigung aus eigenem Hause – und sie sind aufgrund ihrer markanten Membran gleichfalls ein Erkennungsmerkmal von Dali-Boxen. Der Konus besitzt eine rotbraune Färbung und erinnert ein wenig an edles Leder. Bei näherer Betrachtung und Betastung stellt man fest: Hier handelt es sich um ein Spezialpapier, das von Holzfasern durchzogen ist. Diese Fasern verleihen der Membranoberfläche eine unregelmäßige Struktur, der Vorteil dieser Raufaser ist mechanischer und akustischer Art: Die Holzfasern erhöhen die Steifigkeit der Membran und sorgen zugleich für eine Reduzierung der Resonanzen. Dali setzt bei der Epicon 6 auf ein kooperatives Duo dieser markanten Chassis, die beiden Speaker teilen sich die Wandlungsarbeit für Mitten und Bässe – allerdings nicht ganz paritätisch: Einer der beiden Mitteltiefton-Lautsprecher agiert als Allrounder, während sich der andere insbesondere dem Frequenzbereich unter 600 Hertz widmet. Entsprechend ihrer differierenden Aufgaben spielen die beiden Chassis auch in zwei getrennten Kammern des Gehäuses und besitzen jeweils eine eigene Bassreflexabstimmung. Dies ist an den beiden Rohrmündungen erkennbar, die wir auf der Rückseite der Dali Epicon 6 finden. Sie sind sogar angeschraubt. Das ist auch selten zu sehen. Über diese Luftaustausch-Wege wird das Bassverhalten der gesamten Box definiert, sie spielt insgesamt runter bis 35 Hertz. Weil sich die Arbeit der beiden Speaker im Mittel- und Tiefton überlappt, spricht man nicht von 2 Wegen, sondern von eineinhalb Wegen. In Addition mit den 1 + ½ Wegen der Höhen kommen wir also endlich auf die merkwürdigen 2 ½ + ½ Wege – und jetzt verstehen wir auch, warum 2 ½ plus ½ im Fall der Dali Epicon 6 nicht 3 ergibt.
Edel-Anschluss: Das Terminal
Auch beim Terminal geht Dali eigene Wege und verwendet ein selbst konzipiertes Anschlussfeld. Es bietet den amtliche Standard der High End-Klasse: Dank des Klemmen-Quartetts ist sowohl Bi-Wiring als auch Bi-Amping möglich. Man kann die Dali Epicon 6 also mit einem Verstärker betreiben, der den Hochton und den Mitteltiefton über zwei verschiedene Kabelpaare antreibt, oder man verwendet für diese separate Ansteuerung der Chassis sogar zwei Verstärker. Wer seine Boxen ganz klassisch über eine Zuleitung an einen einzigen Verstärker anschließen will, greift zu den mitgelieferten Brücken für die Verbindung von High und Low. So bekommen alle Chassis der Box das Signal vom Verstärker. Diese Brücken sind so ästhetisch geformt, dass man meinen könnte, die Kreation stamme von einem Goldschmied. Es ist fast schade, dass diese Edelverbinder dem Blick des Hörers entzogen werden, denn sie werden hinterrücks in die Anschlüsse des Terminals eingesetzt. Dafür haben alle Klemmen eigens eigenen Schlitz, hier können die Brücken passgenau eingefügt und dann mit den großen Überwurfmuttern festgezogen werden. Die Muttern dienen zugleich der Fixierung von Kabelschuhen und blankem Kabel. Gerade bei der Litze geht das sehr materialschonend: Vor den Muttern sitzen freilaufende Andruckscheiben, sie sorgen dafür, dass die Kabel angepresst, aber nicht gedehnt und verzogen werden. Auch Bananenstecker-Benutzer werden die Klemmen lieben: Die Stifte sitzen nach der Einfühung schon per se gut und sicher, doch für noch festeren Halt kann man noch die kleinen Überwurfmuttern der Klemmen anziehen. Nun sitzen die Bananas perfekt.
Aufstellung und Anschluss
Für die Aufstellung haben wir zwei Optionen: Wir können die Dali Epicon 6 einfach mit den mitgelieferten Spikes betreiben, dann haben wir eine sehr gute akustische Ankopplung an den Boden. Wir können aber auch die mitgelieferte Bodenplatte dazwischenschrauben, dann haben die Boxen zusätzlich einen besseren Stand. Durch die starke Verschlankung der Box haben die hinteren Spikes ohne Platte nur einen Abstand von zehn Zentimetern, mit Platte sind es hingegen rund 29 Zentimeter. Dafür steht die eckige Platte schon in einem gewissen Kontrast zu dem organischen gerundeten Design der Box. Wir entscheiden uns für die standsichere Variante, fixieren die Bodenplatte unter der Box mit vier fetten Inbusschrauben und drehen auch gleich die Spikes in die Gewindeaufnahmen der Platte. Die Spikes sind also höhenverstellbar, für die finale Fixierung sorgt eine Überwurfmutter. Man sollte deshalb die Spikes nicht komplett eindrehen, sondern ein wenig Spiel lassen, um etwaige Unebenheiten des Untergrunds ausgleichen zu können. Handelt es sich dabei um einen harten Boden wie Laminat oder Parkett, sorgen ebenfalls mitgelieferte Spike-Teller dafür, dass die extrem spitzen Metalldornen keine Kratzer verursachen. Dali empfiehlt bei der Aufstellung einen rückseitigen Wandabstand von mindestens 25 Zentimetern. Das ist vergleichsweise wenig und wird bei uns mit 44 Zentimetern Wandabstand locker erfüllt. Dabei stehe die Boxen 2,23 Meter auseinander, die Redaktionscouch steht etwas weiter von jeder Box entfernt, insofern halten wir uns nicht ganz an die Regel, dass Boxen und Hörplatz ein gleichschenkliges Dreieck bilden sollen. Ein paar Grad Einwinklung hin zum Hörplatz reichen aus, um ein stabiles, plastisches und größenrichtiges Klangbild zu erzielen. Dafür bedarf es aber auch eines passenden Verstärkers. Im Fall der Epicon 6 rät Dali zu einem Amp, der zwischen 50 und 300 Watt Leistung erbringt. Da trifft es sich gut, dass wir mit dem Hegel H190 einen Antrieb auf Augenhöhe bieten können, dieser High End-Amp liefert 150 Watt auf klanglich höchstem Niveau. Damit ist schon das Stichwort gefallen: Klang.
So spielt die Dali Epicon 6
Zum Ausrichten haben wir „Today Today Today“ von James Taylor gewählt. Es ist der erste Track seines siebzehnten Albums „Before This World“, wir streamen die Musik mit dem Elac Discovery als HiRes-File in der Qualität 96 Kilohertz/24 Bit. Die Nummer ist nicht nur exzellent produziert, sondern auch opulent instrumentiert. Der amerikanische Singer/Songwriter steuert Stimme und Gitarre bei, mit ihm spielt eine mehrköpfige Begleitband, wir hören Geige, Mundharmonika, Banjo und ein zweite Western-Gitarre, dazu noch E-Bass und Schlagzeug sowie einen himmlischen Background-Chor. Mit diesem Song haben wir schnell die ideale Aufstellung der Boxen erreicht – und was uns dieser Lautsprecher dafür im Gegenzug bietet, ist phänomenal. Die Dali Epicon 6 ist bereits eingespielt zu uns in die Redaktion gekommen, deshalb kann sie gleich nach dem Aufwärmen ihre komplette Klangpracht entfalten, und hier fällt uns als erstes der Hochton auf. Dass Magnetostat-Hochtöner bei uns hoch im Kurs stehen, ist kein Geheimnis, dass die Mischung aus Bändchen und Kalotte bestens funktioniert, hat schon die Dali Rubicon 6 gezeigt. Doch das Modul der Epicon 6 mit seiner etwas größerer Folienfläche setzt da noch eins drauf: Die Wiedergabe klingt herrlich locker und luftig, die Boxen setzen der Musik keine Grenzen, James Taylor und seine Band klingen, als würden sie leibhaftig in unserer Redaktion ihre Session abhalten – besser: als wären wir zu Gast im Aufnahmestudio. Das beginnt mit Taylors Gitarre, die schon mit den ersten Tönen eine unglaubliche Präsenz und Körperhaftigkeit besitzt: Bei jedem angeschlagenen Ton können wir exakt sagen, ob Taylor ihn auf einer der blanken Stahlsaiten gespielt hat oder auf einer der metallumsponnenen Stahltrosse. Taylor bekommt bald Unterstützung von der Bassdrum, mit einem Schlag sorgt die Epicon für die Illusion, dass diese Trommel Teil eines realen Drumsets ist. Die Bassdrum besitzt eine sehr schöne Definiertheit, hat zugleich ein volles Volumen – und sie bringt mit ihrem Druck auch andere Teile des Schlagzeugs zum Schwingen. Wer je ein echten Drumset aus der Nähe gehört hat, kennt diese akustische Anregung des gesamten Trommel- und Beckensystems. Genau dieses hintergründige Mitschwingen der Mitspieler ekann man hier heraushören. Großartig! Das zeugt von der herausragenden Auflösung und dem Detailreichtum, den die Dali Epicon 6 liefert.
Wir hören auch Feinheiten, die wir bis dato noch gar nicht registriert haben, obwohl wir den Song nun wirklich oft gehört haben. So setzt der Percussionist Luis Conte in der zweiten Strophe Holzblöcke ein, die Doppelschläge sind effektvoll links und rechts verteilt – ein schöner Effekt, den wir nun zum ersten Mal wirklich aufmerksam genießen. Das ist möglich, weil die Dali Epicon 6 unheimlich klar und transparent wandelt, mittlerweile spielt ja schon die gesamte Band. Die Epicon sorgt hier für eine sehr schöne Tiefe der Darstellung. Wir sehen förmlich, wo die einzelnen Musiker stehen. Hierbei fällt auf, wie exakt das Timing in dieser Wiedergabe ist. Diese Präzision sorgt für einen wichtigen Hörkomfort: Wir haben noch nicht mal die Hälfte des Songs erreicht und sind schon bei der Sitzhaltung im Entspannungs-Modus angelangt. Das gelingt aber nur, weil auch der Bass bravourös mitspielt – und zwar frei von jeglichen Kompressionseffekten. Diesen in halben Noten gespielten, ruhigen Tiefton schiebt die Dali Epicon 6 mit großer Kraft, aber ohne jegliche Anstrengung in den Raum. Durch diese feste, unerschütterliche Reproduktion bekommt das Wort „Bassfundament“ seine vollste Berechtigung. Über allem thront natürlich der Gesang von James Taylors. Die Stimme des amerikanischen Singer/Songwiters ist stets weich, manchmal klingt sein Vortrag etwas glatt, aber hier lohnt es sich, genauer hinzuhören: In den Strophen können wir bei einigen Zeilen auch eine Zärtlichkeit und Verletzlichkeit spüren. Die Schallwandler holen diese Nuancen, die im Wesen des Sängers liegen und in seiner Stimme mitschwingen, mühelos heraus. Dies komplettiert die große Darstellungskunst der Dali Epicon 6. Wir haben beim Hören auch mal den optimalen Platz verlassen und uns etwas seitlich gesetzt. Auch so gelingt die Wiedergabe ausgezeichnet, wenn man nun noch ein wenig nach hinten rückt. Die horizontale Abstrahlung ist auch bei noch größeren Abständen beeindruckend, wir sind also nicht an den Sweet Spot gefesselt.
Die Epicon stellt ihre Klangkultur auch bei klassischer Musik unter Beweis. Wir nehmen das Scherzo aus dem Flötenkonzert von Christopher Rouse, der zeitgenössische amerikanische Komponist kreiert in diesem Satz einen herrlichen Kontrast zwischen der Starflötistin Katherine Bryan und dem Scottish National Orchestra. Es ist ein Frage-Antwort-Spiel, in das immer wieder verschiedene Instrumentengruppen einbezogen sind, so lernen wir nach und nach den gesamten Klangkörper kennen. Da schiebt das Blech von hinten, da peitscht das Schlagwerk von links und lässt uns zusammenzucken, weil die Epicon hier besonders deutlich ihre enorme Dynamikfähigkeit zeigen kann. Von rechts sprechen dann die Bässe ein tiefes, kurzes Machtwort – kurz, knackig, und unter voller Kontrolle der Epicon. Das alles wechselt binnen Sekunden mit dem virtuosen, wieselflinken Flötenspiel von Katherine Bryan, wir können ihre Artistik auch über ihren Atem nachverfolgen, jedes kurze Lufteinsaugen bereitet uns auf ihren nächsten Einsatz vor und hält uns in Spannung. Der Dali Epicon 6 schafft es hier mit Bravour, bei diesem komplexen Klanggeschehen für Überblick und Durchsicht zu sorgen.
Finale Frage: Kann die Dali Epicon 6 es auch krachen lassen? Das loten wir mit AC/DC aus, mit „Big Jack“ von dem Killer-Album „Black Ice“. Wir haben hier allerdings einen kleinen Fehler gemacht: Wir haben erst die Lautstärke aufgerissen und dann den Song gestartet – und der beginnt mit amtlichen Abschlägen der gesamten Band. Den Fast-Herzkasper haben wir uns also selbst zuzuschreiben, die Epicon 6 hingegen macht unbeeindruckt Pegel und bläst uns ins nachhaltig ins Sofa. AC/DC sind berühmt für ihre exakte Rhythmusarbeit, diese Genauigkeit sorgt für die Härte und Wucht ihres Sounds, und all das bietet die Box frei von Verfälschungen oder Limitierungen. Dadurch ist auch der Musikgenuss bei höheren Lautstärken völlig stressfrei – und damit gelingt der Dali Epicon 6 auch bei hohen Pegeln die Meisterleistung, Musik natürlich und selbstverständlich klingen zu lassen.
Fazit
Was für ein herrlicher Schallwandler! Die Dali Epicon 6 ist schon lautlos eine Box zum verlieben, hier führen ein gelungenes Design und eine herausragende Verarbeitung zu einer echten Zimmer-Zierde. Gerade die Holz-Versionen dieser Box sind eine Augenweide. Angeschlossen wird der Standlautsprecher dann auch zur Ohrenweide. In dieser 2½ + ½-Wege-Box sorgt ein schallwandelndes Doppel-Duo für Bestklang: Im Hochton kooperieren ein Bändchen und eine Kalotte, im Mittel- und Tiefton leisten zwei Konus-Lautsprecher Teamwork. Diese Zusammenarbeit funktioniert phänomenal. Der Epicon 6 gelingt eine Darstellung auf High End-Niveau, besonders die Transparenz und die Räumlichkeit der Darstellung sind exzellent. Die dritte gute Nachricht: Gemessen an dem Können der Box und der Klasse, in der sie spielt, ist die Dali Epicon 6 geradezu günstig. Das sind drei gute Gründe, warum es dieses Klang-Juwel in Edel-Optik sein darf, wenn es ein Schallwandler aus der obersten Liga sein soll.
Test & Text: Volker Frech
Fotos: www.lite-magazin.de, Herstellerbilder
Klasse: Referenzklasse
Preis-/Leistung: hervorragend
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Technische Daten
Modell: | Dali Epicon 6 |
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Produktkategorie: | Standlautsprecher |
Preis: | 4.599,00 Euro / Stück |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | - Schwarz hochglänzend - Weiß hochglänzend - Ruby Macassar hochglänzend - Walnuss hochglänzend |
Vertrieb: | DALI GmbH, Bensheim Tel.: 06251 / 9 44 80 77 www.dali-deutschland.de |
Abmessungen (HBT): | 1025 x 232 x 441 mm (mit Bodenplatte: 1062 x 320 x 459 mm) |
Gewicht: | 29,8 kg / Stück |
Impedanz: | 5 Ohm |
Empfindlichkeit: | 88 dB/W/m (Herstellerangabe) |
Hochtöner: | 1 x 10x55 mm (Bändchenlautsprecher) 1 x 29 mm (Gewebekalotte)(Gewebekalotte) |
Tiefmitteltöner: | 2 x 165 mm (Holzfaser-Membran) |
Frequenzbereich: | 35 Hz - 34 kHz (Herstellerangabe) |
Trennfrequenzen: | 700 / 2.550 / 15.000 Hz (Herstellerangabe) |
Lieferumfang: | - Dali Epicon 6 - Montagewerkzeug - Terminalbrücken - Lautsprecherabdeckung (magnetisch haftend) - Bedienungsanleitung (sechssprachig) - Gummidämpfer - Spikes + Teller (mit Filzunterfütterung) - Poliertuch (Mikrofaser) |
Besonderes: | - Hybrid-Hochton-Modul (Bändchen-Kalotten-Kombination) - Tiefmitteltöner mit Holzfaser-Membran - herausragende räumliche Abbildung - agiler, luftiger Hochton - sehr gutes Rundstrahlverhalten - exzellente Verarbeitung - hervorragendes Preis-Leistungs-Verhältnis |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,0 |
Praxis (20%): | 1,0 |
Ausstattung (20%): | 1,0 |
Gesamtnote: | 1,0 |
Klasse: | Referenzlasse |
Preis-/Leistung | hervorragend |
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Standlautsprecher B.M.C. Audio Arcadia – Holografie auf breiter Bühne
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Neat Iota Xplorer – der weltkleinste Standlautsprecher ist gewachsen
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Audio Physic Classic 15 – Gläserner Mantel, glasklarer Klang
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Kompaktlautsprecher B.M.C. Audio PureVox – 3D auf akustischer Breitwand
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Aktiver Hornlautsprecher Adeus Elysium SL MKII – Paradiesischer Klang