Home » Tests » Magnat Humidor – Edel bis ins Mark, Regallautsprecher für Genießer
26. Januar 2018
von Jonas Bednarz
RedakteurDer perfekte Abend vor dem Kamin: Zu einem guten Glas Rotwein oder dem edlen Scotch und der Zigarre passt hier insbesondere natürlich Musik. Bevorzugt die eigene Lieblingsmusik in bester Qualität. Für diese und andere schöne Musikmomente hat Magnat seit November einen besonders edlen Kompaktlautsprecher namens Humidor im Programm. Nur was hat dieser Schallwandler mit der Klimabox für Zigarren zu tun?

Verspricht mit jeder Faser Genuß pur: die Magnat Humidor.
Wenn Sie sich zu den Zigarrenliebhabern zählen, kennen Sie sich vermutlich mit Humidoren aus. Wer mit dem Begriff wenig anfangen, für den möchte ich kurz anschneiden wozu ein Humor im eigentlichen Sinne gut ist: Hochwertige Zigarren bestehen ausschließlich aus Tabak. Bei diesen Zigarren besteht das sogenannte Umblatt, anders als bei Zigaretten oder Zigarillos, ebenfalls aus Tabak. Damit Umblatt und Füllung nicht brüchig werden bzw. einen unangenehmen Geschmack entwickeln, sondern ihre Feuchtigkeit behalten, sollten sie in einem speziellen Klima- bzw. Feuchthaltebehälter aufbewahrt werden. Idealerweise in einem, der konstant eine genau definierte Luftfeuchtigkeit garantiert, das verspricht ein Humidor. Entsprechende Humidore (der Name stammt aus dem Lateinischen und bedeutet soviel wie „feucht“) sind meist ziemlich aufwendig und edel gefertigt und sie sind aus Zedernholz gemacht – ebenso wie der Magnat-Kompaktlautsprecher, um den es hier geht.
Die alten Stärken
Die Marke Magnat ist vielen HiFi-Fans u.a. als Hersteller ausufernder Car-HiFi-Anlagen bekannt, dabei handelt es sich jedoch nur um einen kleinen Teil des Produktsortiments und noch dazu um eine kurze Episode. Genau genommen startete Magnat nämlich bereits im Jahre 1978 mit der Markteinführung seiner ersten HiFi-Lautsprecher. Zwischendurch – und aus naheliegenden Gründen – widmeten sich die Entwickler im Nordrhein-Westfälischen Pulheim dann auch den fahrbaren Beschallungsanlagen. Dieser Abschnitt ist inzwischen allerdings Geschichte, mittlerweile hat sich Magnat wieder zu einem reinen Spezialisten für hochwertige Home-HiFi-Produkte entwickelt. Neben einigen Elektronik-Serien in Hybridbauweise, also in der Kombination aus klassischen Elektronenröhren und modernen Transistoren wie beim RV 4, besteht das heutige Sortiment aus einem beachtlichen Programm an Lautsprechern für die bestmögliche Stereo- und Surroundreproduktion.
Die neue Humidor nimmt dabei aktuell eine Sonderstellung ein, dieser Kompaktlautsprecher ist nämlich der einzige mit Echtholz-Finish und damit die perfekte Ergänzung für eine kleine, edle HiFi-Anlage. In unserem Testaufbau spielt sie übrigens mit der ebenfalls erst kürzlich vorgestellten Kombination aus Hybrid-Stereo-Receiver MR 780 und CD-Player MCD 750, die wir vor einigen Wochen ausführlich unter die Lupe genommen haben.

Optisch wie klanglich: die Humidor passt klanglich wie optisch perfekt zur Magnat-Kombi MR 780/MCD 750.
„Edle Produkte verdienen eine edle Verpackung“
So heißt es auf der Produkthomepage der Magnat Humidor. Mit „edle Verpackung“ ist jedoch keineswegs der kleine Karton gemeint, in dem die Lautsprecher geliefert werden. Obwohl es auch auf den zuträfe, der Karton ist hochglänzend bedruckt und hebt sich damit vom tristen Einheitsbraun der weiteren Testware in unserem Lager ab. Gemeint ist das edle Gehäuse der Humidor, das ist, genau wie das der namensgebenden Holzbox für die Zigarrenlagerung, aus Zedernholz gefertigt. Zumindest gilt diese Aussage für den sichtbaren Teil, unter der perfekten Oberfläche besteht das Gehäuse nämlich aus dem beliebtesten aller Lautsprecherwerkstoffe: MDF. Das ist jedoch keinesfalls ein Zeichen mangelnder Qualität. Im Gegenteil, dieses Material weist nämlich, anders als Naturholz, exakt spezifizierte Eigenschaften auf und eignet sich daher ideal für die präzise Herstellung von Lautsprechergehäusen. Das edle Zedernholz-Furnier ist dagegen für das edle Erscheinungsbild verantwortlich. Und das ist so perfekt gearbeitet, wie es besser kaum sein könnte. Eine Tatsache, die sich auf den ersten Blick auf die Kanten der Lautsprecher erkennen lässt, sie sind rundum präzise und im besten Sinne scharfkantig.
Selbst die optisch und fühlbar strukturgebende Maserung des Holzes ist fehlerlos ausgerichtet und schließt an ihren Übergängen perfekt an. Es hat fast den Eindruck, als wäre der Lautsprecher aus einem einzelnen Stück Holz gefertigt. Bei den kompakten Abmessungen von 14 x 25 Zentimetern Grundfläche und einer Höhe ebenfalls 25 Zentimetern wär das ja sogar möglich. Die Richtung der Maserung und der markante Zierstreifen aus hellem Holz, der in Längsrichtung ein mal um den Lautsprecher reicht, verraten allerdings, dass dem nicht so ist. Letztgenannter besteht allerdings nicht, wie zunächst vermutet, aus Birkenholz oder ähnlichem, sondern aus einer anderen Art der Zeder. Ein nettes Design-Highlight, das das Design perfekt abrundet und der Erscheinung des Lautsprechers den letzten Schliff gibt.

Das Echtholz-Furnier der Magnat Humidor ist sauber aufgetragen.
Widmen wir uns der Technik: ohne die kommt natürlich selbst die Magnat Humidor nicht aus. Glücklicherweise ist sie allerdings so stilvoll und sauber integriert, dass es fast schon natürlich wirkt. Alle sichtbaren Bauteile sind absolut bündig und mit perfekten Spaltmaßen in das beschriebene Gehäuse eingelassen: Auf der Gehäuse-Oberseite thront das Magnat-Logo, gelasert auf eine ovalen Metallapplikation. Rückseitig finden sich das hochwertige Anschlussterminal sowie der Bassreflexport. Die Front beherbergt dagegen die beiden Schallwandler: Einen 110 Millimeter messenden Tiefmitteltöner, darüber die hübsch gestaltete Gewebe-Hochtonkalotte im Durchmesser von 25 Millimetern – beide in metallisch schimmernde Metallringe gefasst. Das schaut edel aus und lässt ganz nebenbei die unumgängliche Verschraubung aus dem Sichtfeld verschwinden. Magnat beschreibt die Farbe besagter Metallelemente als Champagner. Eine gute Wahl, so sind die Metallapplikationen ideal auf das Holz abgestimmt und das passt dementsprechend hervorragend zum Finish der Lautsprecher.

Besser geht es kaum. Auch das Anschlussmodul ist sauber ins Gehäuse eingelassen. Die beiden massiven Schraubklemmen nehmen Lautsprecherkabel größeren Querschnitts auf.
Details bilden den Charakter
Auch das Anschlussfeld, im untersten Bereich der Rückwand platziert, ist eine Augenweide. Durch die Kombination hochwertiger Schraubklemmen, der metallenen Basisplatte und dem umschließenden edlen Zedernholz entsteht ein technischer und zugleich ästhetischer Look. Der elegante Auftritt setzt sich frontseitig mit den schick eingefassten Chassis fort. Selbstverständlich sind auch sie von entsprechender Qualität und stammen aus der eigenen Entwicklungsabteilung, passend zum Gehäuse eben. Bei den Schwingsystemen handelt es sich übrigens um gute Bekannte aus der Quantum-Serie, also der größten und aufwendigsten Linie aus dem Magnat-Produktportfolio. Wie bei der Top-End-Familie wurde das optimale Schwingverhalten der Alu-Keramik-Membran während des Entwicklungsprozesses mittels Klippel-Lasermessung überwacht. Ein aufwändiges Messverfahren, das selbst minimalste Abweichungen vom Soll erkennt. Während der Entwicklung wurde aber auch den Schwingspulen, die die Lautsprechermembran schließlich in Bewegung halten, besondere Aufmerksam zuteil: Sie sind niederohmig ausgelegt und recht wirkungsgradstark. Das hat einen simplen Grund, so lassen sich die Humor auch von leistungsschwächeren Verstärkern gut antreiben.
Beispielsweise sollte sich die Humidor so auch für den Betrieb an Röhrenvollverstärkern eignen.
Und selbst bei den Kleinigkeiten haben die Ingenieure bei Magnat an so ziemlich alles gedacht: Entnimmt man die Humidor ihrer hochwertigen und sicheren Verpackung, fallen einem die kleinen aber sehr soliden Gummifüße auf der Unterseite des Lautsprechers auf. Sie sind nicht geklebt, sondern verschraubt und somit fest montiert. Man kann die Humidore also direkt an ihrem künftigen Spielort aufstellen, ohne sich Gedanken um Beschädigungen jedweder Stellflächen machen zu müssen. Selbst kleine Unebenheiten lassen sich über die grauen Gummifüßchen ausgleichen.
Die zierliche Box bietet also visuelle Anreize und ausgefeilte Technik – und zwar in ziemlich perfekter Harmonie. Um die Technik bei Bedarf aber noch weiter in den Hintergrund rücken zu lassen, liegen den beiden Zwei-Wege-Boxen entsprechende Front-Abdeckungen bei, die zum Design-Anspruch der Lautsprecher passen. Sie sind etwas kleiner als die Frontfläche. Das hat seinen Grund, denn so bleibt rundherum noch etwas von der tollen Holzoberfläche sichtbar. Bespannt sind die magnetisch gehaltenen Abdeckungen mit einem Stoff, man könnte ihn cremefarben nennen, der an längst vergesse Lautsprecherklassiker erinnert. Ob mit oder ohne Abdeckung ist, wie so oft, eine Frage des Geschmacks. Ich jedenfalls kann mich nicht entscheiden in welcher optischen Variante ich die Lautsprecher besser finde, mit stilvoller Abdeckung oder ohne.

Selbst mit ihren aufgesetzten Gewebe-Abdeckungen gehört die Humidor noch zu den edleren Schallwandlern.
Knackig, intensiv und mit überraschendem Volumen
Für den anschließend folgenden Praxistest habe die zierlichen Lautsprecher zunächst so aufgestellt, wie ich es üblicherweise mit Standlautsprechern mache: Gute zwei Meter auseinander und einen halben Meter von der Rückwand entfernt. Während diese freie Aufstellung eher größeren Lautsprechern zugute kommt, fällt es freistehend platzierten Kompaktlautsprechern häufig schwerer ein adäquates Bassvolumen zu erzeugen. Unter diesen Voraussetzungen ist die gewählte Aufstellungsvariante für die kleine Humidor also nicht optimal. Aber ein bisschen Probieren muss erlaubt sein. Angeschlossen am neuen Stereo-System aus gleichem Hause und mit dem Elac Miracord 90 Anniversary als Zuspieler, setzen sie Magnats mit den ersten Tönen dann gleich ein Statement: Trotz ihrer kompakten Abmessungen zeigen sie sich selbst bei vollkommen freier Aufstellung durchaus in der Lage, einen ausgewogenen und raumfüllenden Klang abzuliefern. Mit ausgewiesener Präsenz verstehen sie es den Hörer sofort für sich zu gewinnen und in ihren Bann zu ziehen. Die gewählte Lautstärke muss dazu übrigens nicht sonderlich hoch sein, auch unter niedrigem Pegel spielen die Humidore straff und agil. Es ist schlichtweg beeindruckend, wie detailliert und wahrhaftig Bob Dylan selbst deutlich unter Zimmerlautstärke im Hörraum zu stehen scheint. Der Sound ist knackig und intensiv, hier fehlt nichts und es wird auch nichts hinzugefügt. Die extrem präsente und schön detaillierte Spielweise ist dabei aber keineswegs mit übertriebener Analytik oder einer unangenehmen Hochtonwiedergabe zu verwechseln. Im Gegenteil, stattdessen lässt sich der Klangcharakter der Humidor eher als „neutral“ und „angenehm ausgewogen“ skizzieren. Ich würde sie sogar als Feingeistig beschreiben. Insbesondere klassisch-akustische Instrumente, zum Beispiel die Streicher auf „Christmas In The Heart“, setzt die kleine Magnat-Box liebevoll in Szene. Selbst ein ganzes Orchester, wie auf dem Toten-Hosen-Album „Willkommen in Deutschland“, mit dem Sinfonieorchester der Robert-Schumann-Musikhochschule eingespielt, wird von unseren Testprobanden akustisch fein differenziert im Hörraum platziert. Bassintensive Impulse wie Paukenschläge werden mit erforderlichem Volumen glaubhaft dargestellt.

Edel bis ins Mark: Das Mgnat-Logo thront auf einer Metallplatte. Diese wiederum ist bündig in die Gehäuseoberseite eingelassen.
Für Jazz gemacht
Ähnlich gut verträgt sich das Magnat-Duo aus Pulheim dann mit Jazz. Für meinen Test wähle ich diesbezüglich den Fusion-Klassiker „In A Silent Way“ des Großmeisters Miles Davis. Ein Song, der mit seiner Stimmung offensichtlich ganz wunderbar zur Philosophie der Humidor und dem eingangs erwähnten Abend mit Rotwein vor dem Kamin passt – eine tolle Performance voller Gefühl und Temperament. Dass sie aber auch andere Genres, beispielsweise Rock, beherrscht, zeigt sich dann nur wenige Minuten später. Erst bei härterer Gangart setzt die Physik dann irgendwann ihre Grenzen und bringt die kleinen Tiefmitteltöner langsam ans Limit. Um größere Räume permanent mit Hard-Rock zu beschallen gibt es tatsächlich geeignetere Lautsprecher, aber das geht wohl auch in Ordnung so, für Konzert-Lautstärken sind diese kleinen Lautsprecher auch nicht gemacht. Bei wandnäherer Aufstellung legen die Humidore dann erwartungsgemäß im Bass noch etwas zu, die Tiefenstaffelung verliert zugleich aber an Präzision. Idealerweise experimentieren Sie bei der Aufstellung ein bisschen mit dem Wandabstand (eine Empfehlung für jeden Lautsprecher). Richtig ist, was gefällt: mehr Bass oder weniger Bass, dafür dann aber mehr Kontrolle, Staffelung und Kontur.

Regallautsprecher mit Charakter: die Magnat Humidor klare optische Akzente.
Fazit
Die neue Magnat Humidor ist ein Kompaktlautsprecher für anspruchsvolle Genießer: Mit besonderer Liebe zum Detail und aus edlen Materialen gefertigt, wird das Auge durch das anspruchsvolle Echtholz-Finish und die harmonische Farbwahl überzeugt. Für das Ohr ist sie dank sorgfältig entwickelter und hochwertiger Chassisbestückung aber mindestens ebenso imposant. Kurz zusammengefasst: die Magnat Humidor ist, gerade in Verbindung mit der hauseigenen Röhrenelektronik, die perfekte Wahl für den Einsatz in kleinen bis mittelgroßen Räumen, die stilvoll und angenehm mit Klang gefüllt werden sollen. Das wiederum lädt dann geradezu dazu ein den Abend mit gutem Wein, einer Zigarre und der eigenen Lieblingsmusik zu genießen.
Test & Text: Jonas Bednarz
Fotos: www.lite-magazin.de, Herstellerbilder
Klasse: Mittelklasse
Preis-/Leistung: sehr gut
95 of 100
96 of 100
92 of 100

Technische Daten
Modell: | Magnat Humidor |
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Produktkategorie: | Regallautsprecher |
Preis: | 799,00 Euro / Paar |
Garantie: | 5 Jahre |
Ausführungen: | - zweifarbiges Zedern-Echtolzfurnier |
Vertrieb: | Audiovox, Pulheim Tel.: 02234 / 807120 www.magnat.de |
Abmessungen (HBT): | 258 x 140 x 245 mm |
Gewicht: | 4,5 Kg / St. |
Hochtöner: | 25mm Gewebekalotte |
Tief-/Mitteltöner: | 110mm |
Anschluss: | Schraubklemmen (Single-Wire) |
Lieferumfang: | - Humidor - schraubbare Gummifüsschen - Abdeckungen - Anleitung |
Besonderes: | - edles Design - sehr gute Verarbeitung - flexible Aufstellung - enorme Spielfreude - sehr gute Hochtonauflösung - schraubbare Gummifüsse - magnetisch gehaltene Gewebeabdeckung |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,0 |
Praxis (20%): | 1,0 |
Ausstattung (20%): | 1,1 |
Gesamtnote: | 1,0 |
Klasse: | Mittelklasse |
Preis-/Leistung | sehr gut |