Home » Tests » Pioneer XDP-02U – Internetradio, Tidal, Bluetooth und HiRes-Sammlung im Hosentaschenformat
11. Mai 2018von Roman Maier
Inhaber/GeschäftsführerDer XDP-02U ist der kleinste Sproß im Pioneer Mobilplayer-Portfolio. Obwohl auf das Wesentliche reduziert, superkompakt und in frische Farben getaucht ist er viel mehr als ein nettes HiFi-Accessoire. Im Gegenteil, der kleine Player ist in der Lage hunderte Alben zu speichern, HiRes-Files abzuspielen und dem Smartphone auch in Sachen Komfort und Größe Paroli zu bieten.
Nie wurde mehr Musik gehört als heute. Egal, ob zuhause, am Bahnhof oder in der Shopping-Mall, wir sind überall von Musik umgeben. Hört man seine Lieblingssongs am liebsten an jedem Ort und bevorzugt für sich allein, nutzt man einen Kopfhörer und das vermutlich meistgenutzte Wiedergabegerät aller Zeiten; das Smartphone. Der Grund für den Erfolg des cleveren Kommunikators ist einfach: es passt in jede Hosentasche, ist Kamera, Computer und Musikwiedergabegerät in einem und bietet die Möglichkeit immer und jederzeit auf tausende von Songs zuzugreifen. Vorteile, die es selbst den bestklingendsten Mobilplayern bis heute schwer machen, dem Smartphone ersthaft Paroli zu bieten. Das verwundert vielleicht, schließlich sind dedizierte Mobilplayer in der Lage HiRes-Dateien abzuspielen und sie klingen durch die Bank auch noch deutlich besser als Handy & Tablet. Dagegen steht der Ruf nicht kompakt genug, nicht leicht genug und auch nicht hübsch genug zu sein, um so richtig durchzustarten.
Als Spezialist für mobile Wiedergabegeräte hat Pioneer in den letzten Jahren einiges an Knowhow gesammelt, beispielsweise mit dem bereits von uns getesteten XDP-300R. Die gewonnenen Erfahrungen und den eigenen Anspruch an die bestmögliche Klangqualität haben die japanischen Audiospezialisten nun in ein superkompaktes Gehäuse gesteckt. Das Ergebnis ist der XDP-02U. Ein Mobilplayer, der weniger Platz in Anspruch nimmt als ein iPhone 5s und mit seinen 125 Gramm fast schon als Fliegengewicht daher kommt. Das sehr schicke Kunststoffgehäuse macht einen robusten Eindruck, wirkt zugleich aber auch elegant, ja fast schon feminin. Optisch ist für jeden Geschmack übrigens auch etwas dabei, das XDP-02U passt sich in den Farbvarianten Navy Blue Metallic, Pearl Pink und Matte White nahezu jedem Outfit an.
K + K = XDP-02U
In der Entwicklung XDP-02U haben sich die Pioneer-Ingenieure die Rosinen aus HiRes-Mobilplayer und Smartphone herausgepickt. Der Player ist superkompakt, leicht und konsequent für ein herausragendes Klangerlebnis konzipiert. Dabei verzichtete man konsequent auf Ausstattungsmerkmale wie Internetbrowser, Fotofunktion, Kalender etc., die einen mobilen Audioplayer nur größer, schwerer und teurer machen. Der Fokus liegt also ganz klar auf den beiden „K“, Komfort und Klang. Unterstützend implantierte man seinem XDP-02U einen festen Speicher von 16 Gigabyte, der sich mittels MicroSD-Karten auf bis zu 528 GB erweitern lässt. Genial, so finden rund 135.000 Titel im MP3-Auflösung oder rund 18.000 Musikstücke in CD-Qualität Platz auf dem Pioneer – dieses Ausstattungsmerkmal kommt also beiden „K“ zu Gute. Die Auswahl wird aber noch größer, denn dank WiFi-Kompatibilität lässt sich der kleine XDP-02U auch direkt mit vorhandenen TuneIn-, Deezer-, Tidal- oder Onkyo-Music-Accounts verbinden. Bedeutet: Zugriff auf rund 40 Millionen Songs – selbstverständlich auch unkomprimiert oder in HiRes. Diesbezüglich ist der Pioneer in der Lage DSD 5,6-Dateien oder Songs in einer Auflösung von bis zu 192 Kilohertz zu verarbeiten. Hi-bit 32 verspricht eine zusätzliche Klangverbesserung – und zwar bei komprimierten und unkomprimierten Dateien. So sollen selbst ältere Titel besser klingen.
Das integrierte Bluetooth-Modul erlaubt die kabelfreie Ausgabe an einen entsprechenden Kopfhörer. Alternativ lassen sich entsprechende Files aber auch über den klassischen Kopfhörerausgang – hier als Line-Out bezeichnet – oder über den USB-Port ausgeben. Wird ein kabelgebundener Kopfhörer betrieben, empfehlen sich Modelle mit einem Widerstand von bis zu 600 Ohm. Audiosignale werden diesbezüglich über zwei Wege ausgegeben: über einen analogen Ausgang in 3,5-Millimeter-Ausführung und einen symmetrisch ausgelegten Ausgang.
Füllen, füllen, füllen
Ist der XDP-02U einmal mit Strom versorgt, das geschieht über das zum Lieferumfang gehörige USB-Kabel (einen USB-Netzstecker legt Pioneer allerdings nicht bei), kann es auch direkt losgehen. Anders als bei vielen Mitbewerbsprodukten muss hier nicht erst umständlich ein Account angelegt werden, sondern die Musik wird einfach per Drag & Drop auf den XDP-02U geladen.
Im Detail funktioniert das so:
1. Player via USB-Kabel mit dem Rechner verbinden
2. „Auf USB-Massenspeicher-Modus umschalten?“ → Ja
3. XDP-02U gibt sich als externe Festplatte zu erkennen
4. Gewünschte Musikstücke vom Computer auf den Pioneer ziehen
Das war es auch schon. Nachdem diese vier einfachen Schritte erledigt sind, befinden sich die gewünschten Musikstücke/Alben auch schon auf dem XDP-02U. Jetzt steht der Wiedergabe nichts mehr im Wege.
Unbegrenzte Musikvielfalt
Die eigene Sammlung auf dem Gerät bzw. auf einer SD-Karte abzulegen ist praktisch, manchmal darf die Musikauswahl aber auch gern etwas umfangreicher sein. Kein Problem für den XDP-02U, der sich via WiFi-Verbindung ganz einfach mit Ihrem Deezer- oder Tidal-Account verbindet und den Zugriff auf rund 40 Millionen Songs erlaubt. Benötigt werden dazu lediglich eine entsprechende E-Mail-Adresse und das zugehörige Passwort. Noch eine Spur einfacher – und ganz ohne eigenen Account – lässt es sich dagegen in die Welt des Internetradios eintauchen. Hier stehen Ihnen rund 20.000 Sender aus aller Herren Länder zu Verfügung, der Pioneer wird somit also auch zum Weltempfänger. Egal, ob beliebte Regionalsender wie SWR3 und WDR2 oder das hierzulande eher unbekannte Radio Atoll 96.0 von den Malediven, über den XDP-02U holen Sie sich jeden Sender ins Haus bzw. auf die Ohren.
Temperament und Druck
Das erste „K“ (für Komfort) wäre also geklärt, kommen wir zum zweiten „K“, das den Klang beschreibt. Um mehr über den Klang zu erfahren, muss sich mein Testgast an zwei unterschiedlichen Kopfhörern beweisen. Zunächst geht es mit dem AKG Y50 los, einem federleichten, etwas wärmer spielenden On-Ear-Modell. Genauer gesagt, ein angenehm klingender Daily-Rocker, kreiert für den täglichen Einsatz in Bus und Bahn. Mit „Morph The Cat“ zeigt die gewählte Kombi dann gleich ihr Potenzial und offenbart das, wofür dieser Song steht: Volumen und Dynamik. Drückenden Bässe werden von der ersten Sekunde an tief und kontrolliert über den Pioneer wiedergegeben. In der Summe erlebe ich so eine Performance voller Substanz, mit Temperament und richtig Punch. Übertreibung oder aufgesetzte Betriebsamkeit sind dem XDP-02U dabei fremd. Er reproduziert ohne dem Stück auch nur im Ansatz Gefühl oder Ausdruckskraft zu nehmen. Im Gegenteil, das was ich hier an Feindynamik und Offenheit erlebe, geht direkt nach vorn und macht so richtig Spaß. Allein das ist schon eine Empfehlung wert.
Die anschließend angespielte Elektro-Hymne „Get Lucky“ von Daft Punkt bestätigt den gewonnenen Eindruck dann innerhalb weniger Augenblicke. Das jetzt generierte Klangbild offenbart die unzähligen kleinen Beats, die den Gesamtrhythmus maßgeblich unterstützen. Dabei fokussiert der Pioneer zwar Einzelheiten, setzt sein besonderes Augenmerk aber auf das große Ganze. Das er dabei nicht ausgesprochen neutral zur Sache geht, kommt der Wiedergabe zu Gute. Statt analytisch zu klingen, geht der Sound direkt ins Blut über, was mich schnell zu einer deutlichen Lautstärkeerhöhung verleitet. Offenbar kein Problem für meinen Testgast, dem es trotz des deutlichen Pegelanstieges auch jetzt noch gelingt diesen Gute-Laune-Song unverzerrt und voller Leben und Temperament ans Ohr zu liefern.
Fein aufgelöst und dreckig
Im nächsten Testabschnitt wechsle ich dann vom AKG Y50 auf den Pioneer SE-MHR5, dem ich mit Biffy Clyros „Saturday Superhouse“ in 96-Kilohertz dann auch gleich echtes HiRes-Futter zuspiele. Offenbar eine gute Entscheidung, denn jetzt beweist der XDP-02U, dass man auch mit einem ultrakompakten und vergleichsweise preisgünstigen Pocketplayer und einem ordentlichen aber preislich keineswegs überzogenen Kopfhörer durchaus höchste Audiogefilde erreicht. Das Pioneer-Duo ist ein echtes Team und beleuchtet jeden Winkel der weit aufgespannten Klangbühne. Zugleich portraitiert es ein natürliches, niemals überzogenes Obertonspektrum. Stimmen und kleinste Details werden durchgängig akkurat und sauber transportiert, keine Spur von Markenklang oder sonstiger Beeinträchtigung. Ganz nebenbei behalten Kopfhörer und Player die volle Übersicht und Souveränität, ohne dabei auch nur den kleinsten Hauch an Kraft oder Kontrolle zu verlieren. Das geht mit den schweizer Dynamikspezialisten von Yello weiter: Mit „You Better Hide“ aus meiner Playlist, diesmal als FLAC-Datei in 44,1 Kilohertz, erlebe ich jetzt eine neue Überraschung. Auch wenn dieser Song in einer geringeren Auflösung vorliegt, wird mir jetzt mehr Dynamik und Energie geliefert als zuvor. Das ließe sich ja noch mit der Art der Abmischung begründen, dass dieser Track seinem Vorgänger in Sachen Feingefühl und Abbildungsgenauigkeit aber in nichts nachsteht, zeigt wie gut der implantierte Wandler arbeitet und selbst Stücke in typischer CD-Auflösung auf ein neues Niveau hebt. Über den kleinen Mobilplayer wiedergegeben, werden Ausdrucksstärke, Kraft und Grundtondynamik sauber herausgearbeitet – eben so, wie man es von besseren HiFi-Systemen kennt. Der Sound ist satt und kraftvoll, zugleich werden aber auch die kleinen Details wie die zwischenzeitlich einsetzenden Becken und Trompeten nicht verdrängt oder vernachlässigt. Alles ist da, einzeln beleuchtet und doch als großes Ganzes dargestellt. Um es auf den Punkt zu bringen: Das Musikhören macht über den XDP-02U einfach richtig Spaß. Soviel Spaß, dass ich meine Testsession um ein paar weitere Titel des Yello-Albums „Touch“ erweitere. Dabei wird mir ganz nebenbei bewusst, dass diese Kombi auch noch absolut langzeittauglich ist. Selbst nach rund zwei Stunden Dauertest wird weder der Kopfhörer lästig, noch die Wiedergabe ermüdend. Ich erlebe eine Soundqualität, an die kein im Smartphone implantierter Audioplayer auch nur ansatzweise heranreicht.
Zu welch beeindruckenden Dynamikleistungen unser Test-Duo letztlich aber tatsächlich imstande ist, wird in vollem Umfang deutlich, als ich mit „Killing In The Name“ von Rage Against The Machine zu härterem Futter greife. Jetzt geht es so richtig zur Sache, laut, dreckig und absolut temperamentvoll. So kraftvoll und energiegeladen, dass ich mich zu einem weiteren (unvernünftigen) Dauerdruck auf die Plusseite der in der rechten Gehäuseseite eingelassenen Lautstärkewippe genötigt fühle. Und jetzt geht es ab; vier angeschlagene Akkorde, plötzliche Drum-Attacken, gepaart mit harten Gitarrenriffs und über allem schwebend, die unverkennbare Stimme von Zack de la Rocha. Das alles absolut dynamisch und schnell. Bässe kommen impulsiv und verschwinden so schnell wie sie gekommen sind. Grundton und Tiefbass sind zu jeder Zeit satt und trocken, fast so, wie man es von guten Abhörmonitoren kennt. Der Sound ist lebendig und keinesfalls beschnitten oder auf Gardemaß gestutzt. Die Klangwand steht: Gitarren kommen stilistisch verzerrt, Bässe peitschen und die wütende Stimme ist scharf. Genial, dieser Sound reisst mit und geht unter die Haut. Wer auf dreckigen Rock steht, kommt hier vollends auf seine Kosten und erlebt eine kraftvolle, agile und unbändige Performance. Eine, die man diesem brav ausschauenden Mobilplayer auf den ersten Blick ganz sicher nicht zutraut.
Fazit
Wer den XDP-02U anfasst und hört, wird anschließend keinen Spaß mehr an der Smartphone-Musikwiedergabe haben. Er ist superkompakt und passt in jede Hosentasche. Dabei ist er auch noch hübsch, praktisch und liegt gut in der Hand. Um zwei SD-Karten erweitert, fasst der Pioneer beispielsweise bis zu 18.000 Titel in CD-Qualität, bietet zugleich aber auch Zugriff auf Streaming-Dienste und Internetradio. Mindestens ebenso positiv fallen die intuitive Bedienung und der hohe Komfort auf. Der Pioneer lässt sich kinderleicht bedienen, spielt nahezu jedes Audioformat bis hin zu 192-Kilohertz-Dateien ab und klingt obendrein auch noch richtig gut. All das zusammengefasst ergibt eine uneingeschränkte Empfehlung für Musikfreunde, die unterwegs nicht auf beste Klangperformance verzichten wollen, denen ein zusätzlicher Mobilplayer bislang aber zu groß, zu schwer und zu umständlich war.
Klasse: Mittelklasse
Preis-/Leistung: hervorragend
94 of 100
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Technische Daten
Modell: | Pioneer XDP-02U |
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Produktkategorie: | HiRes-Digital-Audioplayer |
Preis: | 299 Euro (UVP) |
Garantie: | 1 Jahr |
Ausführungen: | - Pink - Weiss - Blau |
Vertrieb: | Pioneer & Onkyo Europe, Willich Tel.: +49 2154 / 913 13-0 www.pioneer.de |
Abmessungen (BHT): | 64.5 x 98.2 x 16 mm |
Gewicht: | 125 g |
Display: | - 42,4 Zoll - 320x240 Punkte |
Wiedergabezeit: | - ca. 15 Stunden Laufzeit |
Speicherplatz: | - 16 GB (erweiterbar auf 528 GB) |
D/A-Konverter: | - Twin ESS SABRE ES9018C2M DACs |
Unterstützte Audioformate: | - DSD 5.5 - MQA - D-IFF - FLAC - ALAC - WAV - AIFF - MP3 - AAC |
Ausgänge/Schnittstellen: | - 3,5 mm Kopfhörerausgang und Analog- / Line-Ausgang - 2,5 mm symmetrischer Kopfhörerausgang - Micro-USB-Anschluss zum Aufladen und zur Datenübertragung - USB / OTG - Dual microSD Kartensteckplatz - Bluetooth - WiFi |
Lieferumfang: | - XDP-02U - Micro-USB-Kabel (1m) - Kurzanleitung - Garantiekarte |
Besonderes: | - Pocketformat - Wiedergabe bis zu 192kHz/24 Bit - Zugriff auf lokale DLNA-Server - Zugang zu Streaming-Diensten - dynamischer Sound - erweiterbarer Speicher - 10-Band-EQ |
Benotung: | |
Klang (60%): | 1,0 |
Praxis (20%): | 1+ |
Ausstattung (20%): | 1+ |
Gesamtnote: | 1+ |
Klasse: | Mittelklasse |
Preis-/Leistung | hervorragend |